Mehdorns Gruft

Donnerstag, 24. Mai 2007

Zuviel Meckern ist nicht gesund und macht vor allem auch keinen guten Eindruck. Wenn man aber die Berliner Planungen miterlebt hat und weiß, daß es Alternativen gegeben hätte, dann kann man manchmal nicht anders als wehmütig-wütend sein. Eine sehr gute Architekturkritik des neuen Lehrter Bahnhofes schreibt Rainer Fischbach in der morgigen Ausgabe des Freitag.

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Ohnehin schon Mitglieder einer Minderheit, erfahren Bahnfahrer in diesem Bahnhof erst recht ihre Bedeutungslosigkeit. Er gibt sich als in Beton, Stahl und Glas verdichtete Verachtung ihrer wesentlichen Bedürfnisse zu erkennen.

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Um die drei Ladenetagen zu ermöglichen und, ein durch die Planung selbst generierter Zwang, die Spree zu unterqueren, mußte das Nord-Süd-Gleis 15 Meter unter die Erde verlegt werden – mit den bekannten kostentreibenden und bauzeitverlängernden Folgen. Dabei wies das Gelände an Gleisdreieck, Potsdamer Platz, Tiergarten, Spreebogen und Spandauer Schiffahrtskanal, durch das die Nord-Süd-Verbindung führt, zum Konzeptionszeitpunkt keine Bebauung auf, die einer oberirdischen Anlage im Wege gestanden hätte.

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Hierzu ist vielleicht noch anzumerken, daß der Tiergartentunnel die Verwirklichung eines Teils der umstrittenen Planung für die Auto-Westtangente ist und die Bahnlinie durch den Tunnel in den Neunzigern auch als Argument gegen die Kritiker dieser Planung herhalten mußte.

Die heutigen Reisenden baden also auf ihren Umwegen gleichsam ein Stück Berliner Streitgeschichte aus.

Allerdings ging es in den damals besprochenen Alternativen weniger um eine oberirdische Streckenführung durch den Tiergarten als eher um ganz andere Verläufe.

5 Responses to “Mehdorns Gruft”

  1. The Exit says:

    Vielen Dank für den Link zur BI-Westtangente.

    Weißt du zufällig, wo die alternativen Bahnplanungen für Berlin (Alternativen zum Pilzkonzept) dokumentiert sind? Die Wikipedia schweigt sich beim Pilzkonzept aus.

  2. The Exit says:

    Oh! Vielen Dank für die Info. Vielleicht sollten wir einfach diese Infos mal zusammenfassen und in die Wikipedia schreiben. Das wäre mal ein Anfang; weitere Infos würden dann ja rasch zusammengetragen :)

  3. kid37 says:

    Neulich ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie schäbig dieser Bahnhof wirkt, wenn man von der Ostseite her auf ihn schaut. Im Grunde ein gläserner Schuhkarton – nichts Imposantes, nichts, was wirklich nach einer Vision aussähe.

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