Tatort: Racheengel (MDR)

Mittwoch, 30. Mai 2007

Aha, das scheint zur Tradition zu werden: Am Pfingstmontag, dem Tag nach dem Wave-Gotik-Treffen gibt es einen Leipziger Tatort, in dem es um Bücher geht und in dem düstere Menschen vorkommen. Standortmarketing á la MDR.

Die Literaturagentin Ulrike Oppermann (Jutta Fastian) ist tot — nach SM-Spielen mit dem Polizisten Matthias Erler (Johannes Brandrup) am Bett gefesselt. Sie vertrat die Erfolgsautorin, die unter dem Namen Mimi Blaise auftrat. Doch wer Mimi Blaise ist, weiß man nicht. Zunächst gehen alle davon aus, daß Oppermann selbst hinter Mimi Blaise steckte, doch dann taucht Mechthild Bläser (Tina Engel) auf der Buchmesse auf, die wohl die wahre Autorin ist.

Die Polizistin Anna Stein (Annika Blendl) ist mit dem zunächst verdächtigen Erler befreundet und will seine Unschuld beweisen. Eigenmächtig schlüpft sie in die Rolle der Mimi Blaise und konfrontiert die verschiedenen Nebenverdächtigen mit ihrer Existenz. Am Ende gibt es dann eine ganz okaye Geldübergabe mit Gerenne und ein (naja) überraschendes Tatmotiv.

Eigentlich könnte man die Leipziger Ermittlungsgemütlichkeit, das Ruhen im Weltschmerz Bruno Ehrlichers (Peter Sodann) hinnehmen. Nicht jeder Tatort muß ja spektakulär sein. Gestört haben allerdings die Ausstattung — der MDR läßt fast alle Folgen (auch die aus Halle) in zu klischeehaft-luxuriösen Etablissements spielen, der Ton — die Musik (Karim Elias) war viel zu dominant abgemischt und teilweise das Schauspiel — insbesondere die Emotionen der befreundeten Polizisten Erler und Stein waren etwas zu übertrieben.

Auch Buch (Mario Giordano und Andreas Schlüter) und Inszenierung (Hannu Salonen) sind leider oft niedlich unbeholfen und zu dick aufgetragen: eine alberne Dark-Wave-Szene im Völkerschlachtdenkmal sowie eine sehr unglaubwürdige McGyver-Bombenentschärfung am Ende.

Sprache: Die Beamte würde viel besser klingen als die Beamtin.

Und: den Titel gabs schonmal in einer Folge des Saarländischen Rundfunks zum Abschied von Palu.

[Erstsendung: 28. Mai 2006]

One Response to “Tatort: Racheengel (MDR)”

  1. stralau says:

    Hab noch was vergessen: Meines Wissens der erste Tatort, in dem ein Mac vorkommt: ein Powerbook wurde beschlagnahmt. Dazu paßt dann wiederum die hanebüchene Geschichte mit dem farbenblinden Bombenbastler, der nur weiße Kabel verwendet.

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