Das Wort als Waffe

Freitag, 3. August 2007

Absurd: Gegen einen Mitarbeiter des Institutes für Stadt- und Regionalsoziologie der Humboldt-Universität, der sich mit der Stadterneuerung in Ost-Berlin nach der Wende, der damit einhergehenden Verdrängung von Bewohnern und den Machtstrukturen befaßt, wurde ein Haftbefehl von der Bundesanwaltschaft erlassen.

Ihm wird zur Last gelegt, eine seiner Veröffentlichungen enthalte „Schlagwörter und Phrasen, die in Texten der ‘Militanten Gruppe’ ebenfalls verwendet werden. Die Häufigkeit der Übereinstimmung ist auffallend und nicht durch thematische Überschneidungen erklärlich.“

Die „Militante Gruppe“ hat in der Nacht von Montag auf Dienstag einen Brandanschlag auf Bundeswehrfahrzeuge verübt. Die Schlußfolgerungen der Ermittler sind allerdings erstaunlich. Über einen weiteren Beschuldigten heißt es:

Als promovierter Politologe [ist er] intellektuell in der Lage, die anspruchsvollen Texte der ‘Militanten Gruppe mg’ zu verfassen. […] Ihm stehen als Mitarbeiter eines Forschungszentrums Bibliotheken zur Verfügung, die er unauffällig nutzen kann, um die zur Erstellung der Militanten Gruppe erforderlichen Recherchen durchzuführen.

[Zit. nach Taz]

6 Responses to “Das Wort als Waffe”

  1. Bitte dranbleiben!

    Da wird ein Exempel statuiert – und zwar an einem wichtigen Aktivisten gegen Privatisierungen, der sich für soziale Belange einsetzt. Mehr dazu und zu einigen Hintergründen steht in den blumen & zitronen.

    Wenn er ein Terrorist ist, dann sind wir es alle.

    http://ostprinzessin.de/bz/2007/08/03/dann-sind-wir-es-alle

  2. Das Textklo says:

    Partisanenrhetorik…

    Wie es scheint, kann einen mittlerweile schon eine ausgeprägte Partisanenrhetorik in das Dunstfeld terroristischer Vereinigungen bringen.
    Aus diesem Grund distanziert sich das Textko hiermit von allen Arten des Terrorismus, insbesondere den folgenden…

  3. ozean says:

    Hier noch mal ein wichtiger Nachtrag: es gibt mittlerweile eine Unterstützungswebsite und einen offenen Brief an die Generalbundesanwaltschaft, der von einer beeindrucken Zahl hochrangiger und international annerkannter Sozialwissenschaftler und Urbanisten unterschrieben wurde. Der offene Brief und mehr Info findet sich unter http://einstellung.so36.net/en.

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