Dok Leipzig (iii): Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2

Dienstag, 6. November 2007

Gegenüber den abendfüllenden Dokumentarfilmen fallen die Animationen etwas ab. Während die ersteren häufig mit sehr viel Herzblut in eine dem Zuschauer bis dato unbekannte Welt einführen, wirken die Animationen dagegen häufig blasser. Das liegt aber wahrscheinlich nur zum Teil an den Animationen selbst, zum größeren am Kontrast gegenüber den Dokfilmen.

Migration Assistée (Pauline Pinson, F 2006, 4.34 min.): Zugvögel auf Reisen, die Saison der Liebe und der Feiern beginnt. Allerdings können nicht alle mitfliegen. Wer zum Beispiel eine Stickstoffallergie hat, wird im Flugzeug in eine Art Ferienlager geflogen, das fast genauso schön ist, wie der echte Zielort. Aber eben nur fast. Schnell, sehr witzig, gute Musik.

Silizium – Schaltkreis 5 (Nordholt, Steingrobe, D 2007, 6.30 min.): Sehr aufwendig gemachter Film, der die Entstehung einer digitalen Komposition beschreibt. Der Grundgedanke ist leider, daß Silizium im Sand am Wegesrand und in Mikrochips vorkommt. „Was sich aus ihnen rechnet, abbildet und zu Klang wird, sind symbolische Strukturen als Verzifferung des Realen“. Wäre das nicht alles so wirr, hätte es ein schöner Film sein können.

Zudusi Snega (Vladimir Leschiov, LV, S 2007, 7.50 min.): Menschen gehen eisfischen und trinken dabei viel Alkohol. Sehr schräg, sehr schön.

Liebeskrank (Spela Cadez, D, SLO 2007, 8.30 min.): Wunderschöner Puppentrickfilm in bester tschechischer Tradition. Patienten beim Arzt, die nicht mehr aufhören zu Weinen, deren Herz gebrochen ist oder denen der Kopf verdreht wurde. Auch schöne Musik.

Tong (Real, Cellier, Limouson, F 2006, 9 min.): Computeranimation, allerdings weder ästhetisch besonders, noch mit guter Geschichte.

Doshd swerchu wnis (Ivan Maximov, RUS 2007, 7.45): Lauter kleine Phantasiewesen, die in den Bergen leben und von einem Regenguß überrascht werden. Sehr Skurril, viel Bewegung, schön gezeichnet und gute Musik.

The Designer (John Lewis, AUS 2007, 9.30): Düstere Stop-Motion-Geschichte über einen Schöpfer und seine Kreaturen in der Savanne. Leider hält die Geschichte nicht, was die Animation verspricht.

Jegyzökönv – Mansfeld Péter emlekere (Zoltán Szilágyi Varga, H 2007, 7 min.): Die Geschichte des 18jährigen Péter Mansfeld, der 1959 im Zusammenhang mit dem Ungarnaufstand hingerichtet wird. Schön gezeichnet, der Film setzte aber Geschichtskenntnisse voraus, die beim Zuschauer nicht vorhanden waren.

Asef (Sorry) (Martin Putto, NL 2007, 3.15) Der hat mir am besten gefallen. Eine ganz einfache Idee, die aber die ganze Geschichte tragen kann. Ein des holländischen nicht mächtiger Mensch ruft bei einer Frau an und fragt auf arabisch, ob er einen Holländisch-Sprachkurs bekommen kann. Sie versteht ihn nicht, er insistiert und am Ende hat sie Angst vor Terroristen. Gezeigt wird ein Oszilloskop, das die Sprache der beiden darzustellen scheint, aber Wellen des Mannes kommen von links, die der Frau von rechts und vor allem bestehen seine Wellen aus arabischen, ihre aus lateinischen Buchstaben. Mehr nicht. Klingt jetzt vielleicht banal, ist aber sehr überzeugend.

Milk Teeth (Tibor Banoczki, GB 2007, 11.20 min.) Düster gezeichneter Angstfilm, in dem ein kleiner Junge nachts seiner Schwester folgt, die in einem Maisfeld ihren Liebhaber trifft. Verworrend.

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