Dok-Leipzig (viii): Der Himmel auf Erden
Donnerstag, 8. November 2007Wenn man sich nicht teilen kann, kommt man nicht auch nur annähernd dazu, alle der vorgestellten Filme des beeindruckenden Programms zu sehen. Man kommt nicht einmal dazu, in alle Reihen auch nur hineinzuschauen.
Lost Paradise Found war eine Sonderreihe, deren Filme alle irgendwie mit dem Paradies zu tun haben. Kann man machen, wenn man will. Der Himmel auf Erden wiederum ist im Rahmen von Lost Paradise Found eine Sammlung von Kurzfilmen, die das Paradies schon gefunden haben. Mehr Gemeinsamkeit gibt es leider nicht.
Mit Mutti ins Paradies (Bettina Schoeller, D 1996, 4 min.) Die Filmemacherin fährt mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter nach Gran Canaria. Dort naschen sie verbotene Früchte. Eine einfache, witzige Idee, die trägt.
Proximity (Inger Lise Hansen, N 2006, 4 min.) Zeitrafferaufnahmen einer Küstenlandschaft, wobei als Besonderheit das Bild um π/2 gedreht ist, der Himmel also unten und das Land oben ist. Das ganze ist so artifiziell und langweilig, wie es sich anhört.
Himmelfilm (Jiska Rickels, D 2004) Menschen aus verschiedenen Ländern erzählen vom Himmel ihrer Kindheit. Dazu sieht man Landschaftsbilder. Nuja.
Isgnanije is raja (Ustinov, Nikolajeva, RUS 2004, 2 min.) Filmisches Dokument einer Kunstaktion: Ein nacktes Paar geht wie Adam und Eva zu McDonalds in St. Petersburg und nascht von den Tellern der Gäste bis sie rausfliegen. Das wirkt besser als es klingt, auch wenn der Film nur eine reine Dokumentation der Aktion ist.
Teekond Nirvaanasse (Mait Laas, EST 2000, 13 min.) Eine große Menge von Tricks aus der Geschichte des Animationsfilms wird angewendet, um — nun ja, eine nicht allzu spannende Drogenphantaise zu inszenieren.
Mast Qalandar (Till Passow, D 2003, 29 min.) Mast Qalandar ist ein heiliger der muslimischen Sufi, der im 13. Jahrhundert in Pakistan lebte und dort noch heute verehrt wird. Der Film begleitet ohne Kommentar Pilger auf ihrem Weg zum Heiligtum. Das ist sehr überzeugend: wir sehen Chaos, Buntheit, Drogenräusche, Euphorie, Sterben, blutige Selbstgeißelungen mit Messerbündeln und seltsamen Gesang — aber die Gesichter und Gesten der Menschen suggerieren dem europäischen Zuschauer, daß in dieser für ihn so fremden Welt alles in Frieden und bester Ordnung ist.
Ach, es ist so schön, ein Käfer zu sein (Dagie Brundert, D 1995, 3 min.) Ahem. Der Film wäre vielleicht als Scherz einer achten Klasse durchgegangen. Was die Veranstalter geritten haben mag, ihn aufzunehmen, weiß der Geier.