Wo bleiben die Vogonenschiffe?

Mittwoch, 28. November 2007

In den letzten Tagen eskalierte der Streit um den Uferweg am Grundstück von Michael Stalherm nocheinmal. Der lokale Entwicklungsträger Wasserstadt GmbH — eine private Tochtergesellschaft des Landes, die vor allem Schulden angehäuft hat — und zum Jahresende ihre Geschäfte einstellt, will vorher noch den geplanten durchgehenden Uferweg fertigbauen.

Während Walter Kracht (nach dessen Vorfahren in Stralau auch eine Straße benannt ist) nach langem Tauziehen einen Vergleich geschlossen hat und den Uferstreifen seines Grundstückes abgibt, läuft bei Michael Stalherm die Verhandlung um seinen Widerspruch gegen die Enteignung erst Mitte nächsten Jahres.

Herbert Helle von der Wasserstadt GmbH will nicht solange warten und hat nun festgestellt, daß ein Streifen um die Ufermauer sog. „Vorlandfläche“ ist. Man muß sich das so vorstellen, daß durch den Bau der Ufermauer vor dem Grundstück Land hinzugekommen ist, das nicht zum Grundstück selbst sondern dem Land Berlin gehört. Das Amtsgericht Lichtenberg stützt diese Position, allerdings hat die Wasserstadt jetzt angefangen zu bauen, ohne Stalherms Berufung dagegen abzuwarten.

Und jetzt gehts los: Die Bauleute greifen, da sie nicht auf Stalherms Grundstück kommen, vom Wasser aus an. Herr Stalherm wiederum verteidigt vom Lande seine Position mit dem Wasserschlauch.

Und ich ärgere mich, daß ich keine Zeit zum Fotografieren habe.

6 Responses to “Wo bleiben die Vogonenschiffe?”

  1. frl eichhorn says:

    Mm, dann werd ich doch glatt mal einen Spaziergang auf Stralau machen. Mit Kamera natürlich.

  2. pixelqueen says:

    Die Art mit der die Vertreter der Wasserstadt und die Polizei vorgehen, ist unfassbar und für jeden erschreckend!
    So geschehen heute früh: Polizisten packten Herrn Stalherm und trugen ihn von seinem Grundstück, als er versuchte sein Eigentum zu schützen, in dem er sich an den Zaun setzte, den die Arbeiter um 7:30 Uhr ohne Vorankündigung einzureißen begannen .

    Wenn der Staat auf rechtlichem Wege nicht bekommt was er haben will, nimmt er es sich mit Gewalt??!!!

    Ich dachte, wir leben in einem Rechtsstaat und nicht in einem Polizeistaat, wo Polizisten nur willfährige Ausführer sind: Es werden kurzerhand mit physischer Gewalt Tatsachen geschaffen!

    Aktueller Artikel im Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/berlin/Alt-Stralau-Uferweg;art270,2429063

    • postbit@web.de says:

      Er muss schon damit zufrieden sein, das er ein Blick auf die Spree hat. Einen Uferweg im Stadtzentrum zu blockieren wäre einfach unfair gegenüber der Mitmenschen.
      Alle Häuser an der Ufer (außer der Kirchhof) haben keinen direkten Zugang zur Spree. Wie kam es eigentlich dazu, dass ausgerechnet nur Herr Kracht sich die ganze Uferzone vor dem Grundstück privatisieren durfte?

      • stralau says:

        So sehr ich persönlich einen durchgehenden Uferweg für wünschenswert halte, ist der Fall allerdings ein wenig komplexer:

        Es gab schon noch ein paar mehr Grundstücke, die bis zum Wasser gingen. Herr Kracht hat da auch nichts „privatisiert“, sondern das Grundstück ging schon immer bis zum Wasser und man mußte ihm jetzt etwas wegnehmen für den Uferweg. Stralau war einst stark von Industrie geprägt – daß da Leute am Wasser spazierengehen wollen, ist eine relativ junge Entwicklung.

        Um Kracht geht es aber bei der momentanen Querele gar nicht, sondern um Michael Stalherm. Und auch wenn man eine Enteignung im Sinne des Gemeinnutzes gutheißen mag, ist nicht auszuschließen, daß es der Wasserstadt GmbH und Herrn Helle auch um einen persönlichen Triumph geht.

        Denn die Gerichtsverhandlungen für Berufung und Einspruch von Herrn Stalherm sind für Februar bzw. September nächsten Jahres angesetzt. Eine Zeit, die lächerlich gering ist, verglichen mit den Uferwegplanungen, die seit über zehn Jahren laufen.

        Daß die Wasserstadt hier nicht abwartet, kann ich mir im Moment nur mit Ehrgeiz erklären, denn die Wasserstadt GmbH wird zum Jahresende aufgelöst. Danach würde zwar der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg den Weg weiterbauen, aber es wäre eben nicht mehr der Erfolg der Wasserstadt und Helles.

  3. antitante says:

    Warum eigentlich gibt die Kirche nichts von ihrem Grundstück ab? Ich dachte, gerade einer Kirche müsste am Gemeinwohl gelegen sein.

  4. stralau says:

    Direkt am Wasser sind Gräber. Aber der Weg über den Friedhof würde sich tatsächlich dafür eignen.

    Und ich habe auch gehört, daß der Pfarrer vor ein paar Jahren vorgeschlagen hatte, auf beiden Seiten des Friedhofs (der ja bisher schon von der Straße aus öffentlich zugänglich ist) Zugänge einzurichten, so daß man den Uferspaziergang fortsetzen kann. Ich habe auch gehört, daß es in Teilen der Stralauer Bevölkerung Widerstand dagegen gab, weiß aber nicht warum (und kann mir bisher auch keinen Grund vorstellen).

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