Tatort: Kleine Herzen (BR)

Sonnabend, 22. Dezember 2007

Kein Schlußgag, kein versöhnlicher Übergang zu Anne Will, keine Sonntagabendunterhaltung: „Kleine Herzen“ hat zwar eine sozialkritische Botschaft, bleibt aber ganz bei seiner sehr sicher erzählten Geschichte und bis zum Schluß unversöhnlich.

Wir nehmen teil am Leben von Anne Kempf (Janina Stopper) und dem ihres Sohnes, den sie bereits mit 14 bekam. Sie hat mehrere schlecht bezahlte Jobs, um ihren und den Unterhalt ihres Kindes zu finanzieren und kämpft ständig gegen die Uhr. Betreuung für ihr Kind muß gesichert werden, die Bekannten und Verwandten sind langsam genervt und so verkommt der Junge (Felix von Opel) zum bloßen Anhängsel.

Zwar belügt sie ihre ganze Umgebung, wenn es ihr weiterhilft, die Perspektive des Filmes liegt jedoch so stark bei ihr, daß sie dem Zuschauer dadurch nicht unsympathisch wird. Nein, wir befinden uns so sehr auf ihrer Seite, daß es einem ganz übel wird, als der Druck auf sie immer größer wird. Und als sie dann irgendwann auch einmal an ihr eigenes Vergnügen denkt, da verschwindet das Kind hinter der Tür in der fremden Wohnung, sie schließt ab — und ist frei.

Was nun folgt, ist klar — Perspektivwechsel zwischen Mutter, der die Kommissare immer mehr auf den Leib rücken (sie hat ihre Freundin im Streit den Abhang hinabgestürzt — tot) und dem Kinde, das allein im fremden Zimmer ist, und wild auf den Telefontasten herumdrückt und tatsächlich jemanden erreicht. Es versteht jedoch nur gerade so viel vom Telefonieren, daß danach im Radio nach Tim gesucht wird, in dessen Umgebung es regnet. Ja, natürlich wird das Kind am Ende gerettet, die Story selbst ist also nicht besonders verzwickt, aber dieser Film ist so bei sich und seinen Figuren, so sicher und ohne Zeigefinger inszeniert, daß es einen freut.

Seltsam nur die völlig kontrastarmen und zu hellen Bilder und der schlechte Ton. Man hat den Eindruck die Filmrolle sei bei der Entwicklung beschädigt worden.

[Erstsendung: 16. Dezember 2007]

2 Responses to “Tatort: Kleine Herzen (BR)”

  1. olim devona says:

    Ich habe wohl selten so einen brutalen Tatort gesehen wie diesen. Ohne das dabei auch nur ein Schlag ausgeführt wurde oder das geringste Blut floss. Das grundsätzliche Lob, das ich über den Film zu sagen hätte, das hast Du nun schon erwähnt: die Erzeugung von Empathie, eine jede Figur in sich verständlich und wunderbar gespielt. Das einzige was der Kürze der Zeit zu schulden kam ist die gedrängte Abfolge der dramatischen Veränderung von der leicht genervten Anne bis hin zur Anne in Agonie und Kindsverleugnung. .. Das kam ein wenig zu gedrängt, aber es sollte ja nicht nur ein brutales Sittenbild geben, sondern auch noch was zu ermitteln… toller und untypischer Tatort, die in München sind wirklich wohl fast jedes Mal exzellent!!!

  2. Gerald says:

    Hallo ,

    am kommenden Freitag wird der Tatort wiederholt. Wer gerne noch einmal das Priview des Tatorts sehen möchte kann sich bei uns das Video anschauen: http://tatort-fans.de/tatort-folge-683-kleine-herzen/

    gruß

    euer Gerald

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