Am Karlfreitag …
Freitag, 21. März 2008… hat jemand Primeln ans Stralauer Karl-Marx-Denkmal gestellt. Karl Marx lebte hier als Student von 1837 bis 1838. Auf einem der beiden Halbreliefs des Denkmals (Hans Kies 1964) sieht man Marx den Stralauer Fischern den Kommunismus erklären.
Das andere Relief zeigt Stralau 60 Jahre später: inzwischen industrialisiert wurde von hier der Generalstreik der deutschen Glasarbeiter ausgerufen.
- Aufstand der Stralauer Glaswerker aus der DDR-Sicht der sechziger Jahre. Hübsches Detail: Der Kapitalist mit Melone, der die Pickelhauben gegen die Arbeiter hetzt. Klicken macht groß.
Südöstlich des Denkmals befindet sich ein Grundstück mit einem kleinen Bootshafen. Auch hier wurde der Wasserzugang zugunsten des Uferweges aufgegeben. Allerdings mußte wegen des Hafens eine Fußgängerbrücke gebaut werden. Die Arbeiten an der Brücke fanden lange Zeit nur nachts statt — man erzählt sich, den Auftrag hätte eine Firma bekommen, die sonst Ausbesserungsarbeiten im Berliner U-Bahn-Netz ausführt und die ihre Arbeiter nur für Nachtarbeit angestellt hätte. Obs denn stimmt?
Jedenfalls ist die Brücke fertig und damit die letzte Lücke im durchgehenden Uferweg geschlossen. Stralau kann jetzt de facto komplett am Ufer umrundet werden, auch wenn es über den rechtlichen Status des Durchgangs am Stalherm-Grundstück unterschiedliche Meinungen gibt.
Stahlherm-Grundstück? Ist das das, an dem man sich als Fußgänger vorbeiquetschen muss, weil sie ihren Zaun unbedingt so dicht wie möglich ans Ufer setzen wollten?
Es ist das Grundstück, an dem der Zaun dicht am Ufer steht, ja. Außerdem ist es ein Zankobjekt, mehr steht z.B. hier.
Ich versteh das rechte Denkmal (von der Wasserseite her gesehen) anders: Nicht Marx erklärt den Kommunismus, sondern Marx “steht auf” gegenüber einem an Zylinder und Gehstock zu erkennenden Kapitalisten/Fabrikboss/Grossbürgerlichen. Marx war ja als Student auf Kur auf Alt-Stralau, daher passt das vom Alter her. Das linke Bild hingegen scheint mir den Buddlemakerstreik zu zeigen.
Dazu passt auch die etwas ulkige Inschrift, die einen Zusammenhang zwischen Marxs Kur und dem Streik Jahrzehnte später zieht. The spirit never dies ;-)
Ich habe recht, denn ich sehe gerade, daß es meine Formulierung in die Wikipedia geschafft hat :-)
Im Ernst: nach meiner Erinnerung trug Marx, den man ja auch am Barte gut erkennt, in DDR-Schulbüchern auch Zylinder. Allerdings kann ich im Netz kein solches Bild finden — vielleicht irre ich mich also. Kapitalisten erkennt man aber vielleicht eher an der Melone (linke Seite)?
Buddelmakerstreik: ja klar, ist ja auch nur ein anderes Wort für den Streik der Glaswerker.
Ich sehe aber, daß Deine Interpretation auch hier vertreten wird. Interessant.
Bei Luise Berlin findet sich eine recht einleuchtende Interpretation: Die erste Stele zeigt auf der einen Seite ein Marx-Porträt von Karl Möpert und auf der anderen eine Gruppe Männer an einem Gartentisch, Marx in der Diskussion mit Junghegelianern versinnbildlichend.