Aus den Zeitungen
Sonnabend, 12. April 2008Das dollste Stück zuerst: Georg Blume, China-Korrespondent der Taz hat den chinesischen Unternehmensberater Wang Wenning auf seinem Weg durch Afrika begleitet. Sollte man unbedingt lesen.
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Sie zahlen den Marktpreis, keinen Solidaritätspreis. Sie machen es richtig. Der Westen hat den Schwarzen Kontinent mit seiner Entwicklungshilfe das falsche Wirtschaften gelehrt. Fürs richtige Wirtschaften in den Zeiten der Globalisierung braucht Afrika heute die Chinesen.
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Außerdem packt die Taz neuerdings zu den kompletten Artikeln auch die Fotos online. Schön das.
[Den Gegensatz zu diesem doch sehr euphorischen Artikel möge dieser Text von Human Rights Watch über chinesische Waffenlieferungen und Zwangsarbeit im Sudan darstellen. Schwierige Welt, das.]
Ich habe hier schon öfter auf die Aktivitäten der BISS gegen die Autobahn durch Treptow hingewiesen (es lohnt sich übrigens immer noch, zu spenden). Inzwischen gibt es auch mehr Echo, der BUND will politisch und juristisch gegen die Autobahn vorgehen und Frau Junge-Reyer verstrickt sich in Widersprüche: sie glaubt, aus demographischen Gründen würde der Autoverkehr langfristig zurückgehen, will aber aus politischen Gründen an der Autobahn festhalten (sprich: die teuerste Straße Deutschlands wird vom Bund bezahlt und nicht von ihr). (Anna Lehmann, Taz).
- Jean-Baptiste Oudry: Das Nashorn Clara in Paris 1749
In der FAZ (S. 35) ein wunderschöner Text von Frank Pergande über das Nashorn Clara. Die zahme Clara wurde 1741 von dem holländischen Seemann Douwe Mout van der Meer aus Indien nach Europa gebracht und dort an den Königshöfen gezeigt. Dabei mußte Mout seine Route genau planen, weil das Nashorn im Unterhalt sehr teuer war und nur Könige bereit waren, genügend Geld für das Ansehen zu bezahlen.
In Paris ist es dann von Jean-Baptiste Oudry für den Ersten Chirurgen des französischen Königs, der auch Direktor des botanischen Gartens war, in einer Größe von 2,5m×4m (!) gemalt worden. Der starb allerdings frühzeitig, so daß Oudry das Gemälde zusammen mit einer ganzen Menagerie von Gemälden exotischer Tiere an den Hof von Mecklenburg-Schwerin verkaufte.
- Albrecht Dürer: Rhinocerus (1515)
Interessanterweise gab es schon 230 Jahre vorher ein berühmtes Nashorn in Europa, das 1515 von Dürer geschnitten wurde. Dürer hat das Nashorn aber nicht selbst gesehen, sondern sich beschreiben lassen.
Oudrys Nashorn, das im Kriege beschädigt wurde, ist jetzt vom Getty Museum Los Angeles restauriert worden. Im Gegenzug wurde die gesamte Menagerie in Amerika ausgestellt und sorgte dort für großes Staunen. Jetzt kommt alles zurück und die Schweriner Gemäldegalerie, die die Bilder ausstellt, veranstaltet ein Fest, im Schloß gibt es das Begleitprogramm „Biester Monster Ungeheuer“, in Güstrow „Einhorn, Elefant und Löwe“ mit Gemälden vor allem von de Vos und in Ludwigslust „Schaulust und Studium bei Riedinger“.
Außerdem ist das Bildnis (Bild auf der Titelseite, Bericht S. 33, Freddy Langer) eines Pflanzenblattes aufgetaucht, das die älteste Photographie der Welt sein könnte und wahrscheinlich schon vom Ende des 18. Jahrhunderts stammt. Bisher hielt man die Aufnahmen, die Nicéphore Nièpce 1825 gemacht hat, für die ältesten erhaltenen Photographien. Allerdings hat Thomas Wedgewood (1771–1805) schon mit Silberchlorid Bilder auf Papier gebannt. Ihm fehlte nur ein Verfahren zum Fixieren, weswegen die Bilder nur bei Kerzenschein angeschaut werden durften.
Des weiteren: Teure Lebensmittel mehren den Hunger, die ungute Stammzellentscheidung des Bundestages (Georg Paul Hefty), die Fahrradhändler leiden unter der Konkurrenz der Discounter (FAZ S. 18, Oliver Hollenstein), dabei kommen die hochwertigen Teile im Fachhandel inzwischen aus Taiwan, während der billige Ramsch in Deutschland produziert wird.
Auf Seite 41 der Hinweis von Tobias Rüther auf den morgigen Polizeiruf mit Edgar Selge. Wird wohl großartig und grausam.
Und: Thomas Thiel hat Don Alphonso besucht, sich die Ingolstädter Mauer angesehen und Tee getrunken. Außerdem war er bei Robert Basic und Tillmann Allmer. Aber ach. Der Text ist in „Bilder und Zeiten“, der Sonnabend-Beilage für die junge Generation erschienen und entsprechend gefällig und nichtssagend.
Update: Konrad Litschko schreibt in der Taz über die Gedenkstätte Berlin-Marienfelde, wo sich einst das Aufnahmelager für DDR-Flüchtlinge befand. Das ist wirklich eine sehr gut gemachte Ausstellung – ich war da auch schon mal.
Update 2: Ach ja, und die FAZ scheint neuerdings darauf hinzuweisen, wenn sie mit dem Inhalt eines Artikels wirtschaftlich oder anderweitig verbunden ist. Find ich gut. Ich warte allerdings noch darauf, daß die unsäglichen Strizz-Cartoons als INSM-U-Boot enttarnt werden.