Polizeiruf 110: Wie ist die Welt so stille (BR)

Dienstag, 15. April 2008

Ja.

Eine Familie (Eltern und erwachsener Sohn) liegt brutal erschlagen in ihren Betten. Und während die Presse das ganze Programm fährt, wird Tauber schlecht. Er kriegt die Bilder nicht mehr aus seinem Kopf, weigert sich, die Fotos anzusehen und kann nicht schlafen. Er stürzt sich in die Arbeit und trinkt Koffein-Drinks (in einem amerikanischen Krimi hätte er wohl Speed genommen).

Es ist mal wieder der Streit zwischen der Vernunft, der Ermittlung, wie sie im Buche steht und Taubers genialen Ein-Mann-Methoden. Natürlich macht er dabei einen Fehler nach dem anderen, verstrickt sich und bricht irgendwann weinend in einer Kaffeelache zusammen.

Bis dahin haben wir einen bunten Reigen von Verdächtigen vorgeführt bekommen (wunderbar gespielt: der trinkende Bruder der Toten). Einen von ihnen treiben Taubers Fehler in den Tod: er soll so richtig unter Druck gesetzt werden und so macht die Polizei seine versteckte homosexuelle Beziehung zum Mordopfer öffentlich.

Nach dem Zusammenbruch sitzt Tauber am See, genießt die Behandlung in der Kurklinik („Wir müssen nur aufpassen, daß das Drogendezernat nichts davon mitbekommt.“) und ärgert seine Kollegin mit beißenden Bemerkungen („Mist, zuviel gewollt.“).

Insgesamt: großartige Bilder (Kamera: Matthias Fleischer), Tempo und Rhythmus stimmen (Regie: Alain Gsponer), vor allem aber die Musik (feine Variationen auf das Lied aus dem Titel — Marius Felix Lange) ist ganz wunderbar. Nettes Detail: Das Stoiber-Foto im Arbeitszimmer des unsympathischen Staatsanwaltes.

Man könnte kritisieren, daß die Münchner Polizeirufe sich zu sehr um die Person Taubers drehen und sich dabei Wiederholungen einschleichen. Aber das ist ja auch der Grund, warum Edgar Selge im nächsten Jahr leider aufhört und ich mags dennoch.

Was allerdings wirklich etwas bemüht zufällig daherkam war die Rettung des Falles durch einen Bauern, der die Tatwaffe beim Pflügen ausgräbt. Aber der Film rettet sich dann doch noch in ein fulminantes Doppelverhör: der leugnende Täter und seine Freundin, die ihm das falsche Alibi gab, bekommen live vorgespielt, was der jeweils andere für Schlechtigkeiten auspackt.

[Erstsendung: 13. April 2008]

One Response to “Polizeiruf 110: Wie ist die Welt so stille (BR)”

  1. Marius Felix Lange says:

    Na, da mal herzlichen Dank für das Lob! Und auch noch aus der Heimat!
    Beste Grüße,
    Marius Lange

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