Tatort: In eigener Sache (SWR)
Montag, 18. August 2008Nach dem etwas faden ersten Fall kommt Schwung in den neuen Stuttgarter Tatort. Der Film beginnt mit einer Schießerei im Hotelzimmer, ausgelöst von der Drogenfahndung. Bei dem nicht abgesprochenen Einsatz sterben Polizist und ein Dealer; ein verdeckter LKA-Ermittler wird schwer verletzt. An seinem Körper wird ein Aufnahmegerät mit durchtrenntem Draht gefunden. Und so wird dieser Film zu einem hübschen Puzzle, in dem das Geschehen im Zimmer aus den unvollständigen Aufnahmen rekonstruiert wird.
Das ist nötig, weil auch die beteiligten Polizisten ihre eigenen Pläne verfolgen und nicht die Wahrheit sagen. Aber nicht nur sie, auch eine abhängige Kleindealerin hat versucht, LKA und Drogenfahndung bei ihren Eitelkeiten zu packen und zu steuern. Und so muß sie und die Drogenfahnder, die ihre Aussagen offensichtlich abgesprochen haben, dazu gebracht werden, die Wahrheit herauszurücken. Das geschieht einmal direkt und einmal hinterlistig.
„In eigener Sache“ hat eine sehr überzeugende Geschichte (Buch: Holger Karsten Schmidt) zu erzählen, die auch sehr auch gut umgesetzt ist (Regie: Elmar Fischer). Die Schauspieler sind bis in die Nebenrollen richtig gut (hübsch: Miranda Leonhardt und Jürgen Hartmann als Dialektsprecher mit Schlafzimmerblick). Anstrengend sind allerdings die Musik, die vieles zukleistert und der Ton, der die Sprache hin und wieder unverständlich werden läßt. Irgendjemand scheint bei manchen Tatorten am Ende der Produktion noch mal so richtig die Bässe aufzudrehen.
Die Auflösung fand ich persönlich etwas fade, das schadet dem Film aber kaum. Bißchen doof allerdings, daß hier (und an anderen Stellen) sichtbar Zeit geschunden wurde, um auf 90 Minuten zu kommen. Kann man doch auch einfach den Tatort kürzer machen, wenn’s nicht reicht.
Ein Stuttgarter Drogenfahnder, verheiratet, zwei Kinder, bekommt 1800 € netto. Puh.
Interessant ist die Pressediskussion um fehlende Ortsverbundenheit des neuen Stuttgarter Tatorts, benennt sie doch weniger eine Schwäche des jetzigen Teams, sondern zeigt mit Abschiedsschmerz, wie außergewöhnlich gut und sicher die Bienzle-Tatorte waren.
[Erstsendung: 17. August 2008]
Ich fand den auch gar nicht so schlecht – also solange ich ihn gesehen habe… bin natürlich wie fast immer zwischendrin eingeschlafen (nach der Party der Nachbarin, als Meister Nase sie abblitzen lässt. Ja, schlechte Träume.). Immerhin diesmal nicht ganz so knapp vorm Ende, das fühlt sich dann nicht ganz so bescheuert an.
Wie war denn bitte die Auflösung? Bestimmt war’s der böse Polizist, der für meine Begriffe dem jungen Kommissar viel zu ähnlich sah. Ich komm’ ja leicht durcheinander, übrigens.
Die Auflösung (Achtung, jetzt wird die Auflösung verraten): Der Drogendealer hatte das Feuer nicht eröffnet, sondern wurde im Sitzen erschossen, also faktisch Hinrichtung (hübsche Computeranimation mit Einschußwinkeln). Der sinistre LKA-Boß hatte zwar alles mögliche am Stecken, war’s aber nicht.
Die beiden Drogenfahnder haben den Dealer hingerichtet, weil er vor Jahren zwei minderjährige Mädchen mißbraucht hat, was man ihm aber nicht richtig nachweisen konnte. Wer jetzt genau auf ihn geschossen hat — öhm — weiß ich gar nicht mehr.
Ich dank recht schön! Und bin saufroh, jetzt zu wissen, wo ich das nächste Mal nachfragen kann. Passiert mir nämlich, äh, öfter.
Natürlich der bösere von den beiden Polizisten! (War der Name „Wolf“?)
Das Buch war gut, die Story überzeugend, sicher, rein fiktiv, wenn wir mal die haarstäubende Auflösung weglassen. Aber mal ehrlich, auf einem ehemaligen Werksgelände steht in Stuttgart ein Kiosk, in dem in der Zeitung Drogen vertickt werden, der Kiosk ein totaler ungesicherter Bretterverschlag. Das gibts ja nicht mal im ähnlich aussehenden Christiania in Kopenhagen.
Und ein Kommissar der coolness in persona spielt und dann mit seiner Nachbarin noch nicht mal kiffen will, geschweige denn pimpern, ts ts ts…
Naja rein fiktional ginge das wohl…
Ohne das jetzt weiter begruenden zu koennen ,muss ich sagen, dass das einer der besten Tatorts seid langem war. Ok, doch ein bisschen Begruendung: Ich fand die Dialoge richtig gut, ich fand es gut gespielt, und spannend und mitreissen auch.
Und das mit der Nachbarin: Das ist doch sicher eine spannende Geschichte, die weiter aufgebaut wird. Ich freu mich sehr auf den Nachfolger!