Tatort: Wolfsstunde (WDR)
Sonntag, 16. November 2008Das ist so eine Sache mit Sexualopfern. Sadistischer Mord nach mehrfacher Vergewaltigung ist einerseits ein Schocker am Beginn und die Ermittlungen werden durch die Empörung in der Presse unter Druck gesetzt — was gut ist für’s Tempo. Andererseits sind weibliche Sexualopfer im Tatort häufig — und so auch in Münster — mit einem Schuß Voyeurismus inszeniert und verleiten die Autoren (Kilian Riedhoff und Marc Blöbaum) zu tendenziösen Settings: hier das unschuldige, schwache Opfer, dort das Böse schlechthin. Einige der hiesigen Zuschauer beklagen auch die Verharmlosung sexueller Gewalt in Filmen wie diesem oder „Eine Maria in Stettin“.
Davon abgesehen ist „Wolfsstunde“ eine Wohltat. Münster hat endlich einen nachvollziehbaren Kriminalfall und Axel Prahl bekommt neben dem Familien-Fernseh-Klamauk eine Rolle, in die er hineinpaßt. „Wolfsstunde“ ist solide und sehr spannend inszeniert, auch wenn der Serientäter (prima gespielt von Arnd Klawitter) sofort erraten wird, wie es immer geschieht, wenn ein berühmter Schauspieler erst spät auftaucht. Auch bleibt seine Motivation, sein Seelenleben dem Zuschauer verborgen, wodurch er zum allein Bösen wird, eine schlechte Abkürzung im Drehbuch.
Ganz vorzüglich fand ich das Schauspiel von Katharina Lorenz, die ein früheres Opfer des Vergewaltigers spielt, das mit dem Leben davongekommen ist. Sie arbeitet in der Bank, will nicht aussagen, steht aber extrem unter Spannung. Lange ist nicht klar, was von dem, was sie sagt, phantasiert ist, und was stimmt. Diese Ambivalenz wird bei den Ermittlern gespiegelt, unter denen Thiel (Axel Prahl) der einzige ist, der an der Serientäterthese festhält.
[Erstsendung: 9. November 2008]
Schönes Detail: Das Böse hört Phil Collins.
hahaha!