Tatort: Der tote Chinese (HR)
Sonnabend, 10. Januar 2009Der reiche chinesische Geschäftsmann Tony Wang (Chike Chan) streitet sich in einer Bar des Frankfurter Flughafens mit anderen chinesischen Teilnehmern an einem Handelskongreß. Nachdem diese ihn verlassen, trifft ihn der Tadschike Shavkat Nazarov, grandios leger und sehr witzig gespielt von Kida Khodr Ramadan. Nach einem Besäufnis von Wang und Nazarov betrunken, wird Wang im Fitneßraum unter einem Gewicht ermordet. Nazarov stolpert weiter durch den Film und taucht immer mal wieder als Running Gag auf. Am nächsten Tag wird Wang von dem chinesischen Putzmann Wen Hai Wan gefunden, der seine Chance sieht und mit Wangs Paß und seinem Flugticket versucht, aus seinem Zwangsarbeitsverhältnis heraus- und zu Frau und Tochter nach Amerika hinzukommen.
Allerdings ist Wang schon ein völlig verpeiltes Gauner-Duett, wunderbar gespielt von Andreas Schmidt und Thorsten Merten, auf den Fersen und nimmt statt seiner nun eben den ihm ähnlichen (und auch von Chan gespielten) Wan mit. Und so entwickelt dieser Film, an dessen Anfang eine Verwechslung zwischen einem stinkreichen und einem bitter armen Chinesen steht, ein farbenprächtiges Bild einer globalisierten Welt, in dem Menschen wie Ware gehandelt werden und jeder sein Glück versucht, aber nur wenige die Chance haben, es zu finden.
Zusätzlich zur oben schon genannten Starbesetzung und dem ständigen Frankfurter Personal spielt Matthias Brandt den Kongreßleiter mit der weißen Weste und auch Wangs ahnungslose Witwe Stefanie ist mit Johanna Wokalek ausgezeichnet besetzt.
Beim „Toten Chinesen“ stimmt auch die Musik und die Inszenierung (Handloegten) ist wie üblich in Frankfurt sehr genau und hält den Zuschauer in Bann. Besonders erwähnt werden muß auch die sichere und einfallsreiche Kamera von Peter Przybylski.
Schön auch die Idee, den Film fast ausschließlich auf dem Flughafen spielen zu lassen, dort aber ganz unterschiedliche Menschen, Milieus und Tageszeiten einzubeziehen. Es wird sehr dicht dadurch.
[Erstsendung: 28. Dezember 2008]
Matthias Brandt, bitteschön … ;-) Und Dankeschön für die sehr lesenswerte Rezension!
Stimmt.
Hübsch auch, daß im Film mehrfach darauf angespielt wird, daß Europäer Asiaten schlecht auseinanderhalten können (und umgekehrt) und dann Wang und Wan vom gleichen Schauspieler gespielt werden und uns das beim Sehen nicht aufgefallen ist.
wenn hier schon verbessern angesagt ist, dann auch bitte ist Nazarov Tadschike (er kommt aus Dushanbe) und die Gauner zählen zwar für drei in ihrer grandiosen Spielweise, sind aber nur zu zweit …
Danke! Gemeinsam schaffen wir es! Sehr schön aus der Affäre gezogen haben sich monsters & critics: “Als sie den aus einer ehemaligen Sowjetrepublik stammenden Geschäftsmann Shavkat Nazarov verhören”