Tatort: Rabenherz (WDR)

Montag, 26. Januar 2009

Das mystische Mysterium. Ich seh das Universium. Und ich bin nicht allein.

Oha. Da hatte jemand gar kein Gefühl für Timing. Aus Gründen, die man leider erst am Ende erfährt, wird „Rabenherz“ immer mystischer. Dabei verlangsamt sich der Film, der schon nicht besonders rasant begonnen hat, zum Ende hin immer mehr, so daß man irgendwann sehr nervös auf seinem Stuhl herumrutscht. Und einerseits werden Geschichten nicht zu ende erzählt, andererseits wird an allen Ecken und Enden Zeit geschunden.

Ein Bereitschaftsarzt im Krankenhaus wurde mit einem Medikament vergiftet. Leider gibt es kein Motiv und im Prinzip könnte es jeder gewesen sein. Der Psychologe benimmt sich irgendwie seltsam und außerdem gibt es noch die mystische Krankenschwester Maria, die zwar überhaupt keinen Verbindung zum Toten hatte, aber schon deswegen eine Rolle spielen muß, weil sie von Anna Maria Mühe gespielt wird.

Es wird ein bißchen herumermittelt, die Krankenschwester kann durch Handauflegen heilen und den Konflikt zwischen dem Wunsch nach persönlicher Betreuung und dem Zeitdruck nicht lösen und Ballauf hat so seine Wehwehchen.

Am Ende taucht das Gift noch einmal auf und die Zeit bleibt stehen. Leider ohne Spannung. Kamera auf Krankenschwester am Dachfenster. Kamera auf Psychologen. Kamera zurück. Keiner spricht. Krankenschwester geht weg vom Fenster. Psychologe guckt raus. Sieht Ampulle. Kamera auf Psychologen. Kamera wieder auf Ampulle. Kamera wieder ins Dachzimmer. Krankenschwester geht duschen. Kamera auf Orangensaft. Könnte Gift drin sein. Kamera aber noch dreimal zwischen Psychologen und Orangensaft hin und her.

Das Ende dann verblüffend enttäuschend. Entweder haben wir alle etwas verpaßt oder aber es geht nicht mit rechten Dingen zu: Krankenschwester trinkt Orangensaft — wir denken, gleich ist sie tot — sie vögeln, dann aber ist der Psychologe vergiftet. Wie das?

Hübsch: der Erschreckspaß im Keller, bei dem der Film einmal hinter die dräuende Mystik zurücktritt.

Nachtrag: Entscheidendes ist mir entgangen. Mehr dazu in den Kommentaren.

[Erstsendung: 25. Januar 2009]

11 Responses to “Tatort: Rabenherz (WDR)”

  1. somlu says:

    Waren wir wohl nicht die einzigen, die mit diesem Tatort goes Mysterie nix anfangen konnten.

  2. ozean says:

    ? Der Psychologe hat doch vorher die leere Ampulle gesehen und wusste also, dass die Schwester mit den großen Augen und den heilenden Händen sich umbringen wollte und hat geahnt, dass sie das Gift in den Saft getan hat. Also hat er den Saft ausgetrunken, während sie geduscht hat. Dann hat er sie für sich ja quasi “entweiht”, also mit ihr gevögelt – und zwar mit besonderer Wonne, da das Medikament ja euphorisiert bevor es tötet. Aber für diesen Akt der Sünde hat er dann gleich – willentlich – mit dem Tod gesühnt.

    Und zu den heilenden Händen: es gab am Anfang auch kurz die Information, dass an dem wundersam geheilten Patienten eine neue Therapie ausprobiert wird… es gab also genug Gründe ihre Selbsteinschätzung als Täuschung zu sehen.

    Ich fand’s insgesamt so ganz nett. Ein bisschen zu großäugig, aber nett – schön langsam! ;)

    • stralau says:

      Aha!

      Ist mir das Austauschen des Orangensaftes entgangen oder wurde es gar nicht gezeigt?

      • ozean says:

        Es wurde nicht gezeigt. Nur der Blick von ihm auf das Glas, nachdem er die leere Ampulle auf dem Dach gesehen hat.

        • stralau says:

          Ah, siehste. Interessante Interpretation. Da war ich wohl zu voreilig mit meiner Kritik an der Langsamkeit.

          Aber warum hat er sich für sie geopfert? Er hätte das Glas mit dem Gift doch auch wegschütten können.

          • ozean says:

            Kennt man doch, diese Psychologen: haben selbst schon genug Probleme ;)

            Ne, ich glaub eigentlich hat er sich selbst den Dingsbumstrunk eingegossen, weil er wusste, dass sie ihn nicht liebt. Und irgendwie wollte er wohl auch dafür sühnen, dass er ihre Situation ausnutzt. Sie schien ja vor allem mit ihm schlafen zu wollen, weil er so nett zu ihr wahr und sie beschützt hat.

            Vielleicht war er ja auch Mittäter oder -wisser beim ersten Mord? Geahnt hat er es ja jedenfalls fast sofort.

          • stralau says:

            Mh. Die Mittäter-Idee (Psychologe als Helfer von Maria) klingt gar nicht so schlecht — dann erscheint der Suizid auch plausibel.

  3. Felix says:

    Da spricht der an Buffy geschulte Blick! Es spricht doch für den Krimi, wenn das Rätselraten erst nach dem Tatort einsetzt. Zugegeben: Gestern habe ich noch über die Slow Mystery gespottet, aber nun bin ich auch ein bisschen mehr überzeugt. Nur Anna Maria Mühe, die möchte ich das nächste Mal bitte in einem knallharten Action-Film erleben!

  4. otmar says:

    Und warum hieß der Film eigentlich Rabenherz??

  5. Claudia says:

    Es hat mich echt geärgert, dass weder mein Freund noch ich das Ende durchblicken konnten: wieso stirbt der Psychologe, wenn doch SIE den Saft trinkt?
    Die Ampulle auf dem Dach haben wir als die Ampulle vom ersten Mord interpretiert…
    Alles in allem ziemlich wirr, phasenweise zu bemüht und langsam – einfach kein gutes Drehbuch!

    In England arbeiten sie übrigens in den Krankenhäusern mit den Geistheilern/Handauflegern zusammen – hab ich zumindest mal gelesen, also “ohne Gewähr”.

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