Wer schließt sich ab?

Dienstag, 10. März 2009

Oliver Tolmein über Walter Jensens Demenz und die Schwierigkeiten von Hans Küng und Tilman Jens:

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Wir reden laut und öffentlich über Patientenverfügungen und Sterbehilfe, nicht aber über neue Modelle der Demenzpflege, andere Wohnformen und die Stabilisierung der Psyche von Menschen, die erleben müssen, wie sie ihr Denkvermögen verlieren.

Die Ars moriendi ist wichtig (und wird seit Jahren viel diskutiert), weitaus schwerer tun wir uns aber gegenwärtig in den gar nicht so seltenen Extremsituationen des Lebens mit der Ars vivendi. Um auf das von Küng gebrauchte Bild des Eingeschlossenen zurückzukommen: Walter Jens hat sich nicht selbst irgendwo und vor uns eingeschlossen, er hat sich auch nicht selbst eine eigene Welt gesucht – im Gegenteil: Wo ihm die Gelegenheit geboten wird, nimmt er, so wie er es heute kann, offenbar gerne teil am allgemeinen Leben. Die Tragödie des dementen alten Mannes ist, dass er aus unserer Welt schon weitgehend ausgebürgert worden ist – als Fall Walter Jens, als einer, der, nach Meinung vieler, besser schon längst gestorben wäre.

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