Dok-Leipzig 2009 (iii): Berlin-Stettin

Dienstag, 27. Oktober 2009

Berlin-Stettin

Berlin-Stettin (Volker Koepp, Deutschland 2009, 110 min.) — Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Zwischen Berlin und Stettin leben so wenige Menschen, daß die Uckermark nach EU-Kriterien als unbesiedelt gilt. Volker Koepp sucht in seinem neuen Film die Menschen auf, die es eigentlich nicht gibt. Darunter sind Protagonisten seiner früheren Filme wie die zwei Schweißerinnen aus Wittstock, die inzwischen in Rente sind, Textilarbeiterinnen in Umschulung, ein kauziger Bürgermeister, Anetta Kahane und Fritzi Haberlandt. Wie immer bei Koepp ist die Landschaft handelnde Person und man kann die Kontinuität spüren — mit der Revolution 89 ist eben nicht alles abgebrochen, sondern die Menschen sind immer noch die gleichen.

Seine Grund-Themen Besatzung und Vertreibung werden wieder im Guten (Erinnerungen mit einer alten Klassenkameradin in Karlshorst) und im Schlimmen (eine Frau berichtet von Vergewaltigung und Totschlag nach dem Einmarsch der Russen, Anetta Kahane erzählt von Chauvinismus und Ausgrenzung in der DDR-Gesellschaft) erzählt.

Koepps Stimme — und die norddeutsche Landschaft — sind die Bindeglieder zwischen den Zeitaltern seiner Filme. Seine Erzählung ist wie eine gute Gutenachtgeschichte: das Schlimme hat seinen Platz, dazwischen ist Ruhe.

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