Dok-Leipzig 2010: Hein Petersen — Bilder aus dem Leben eines Schiffsjungen
Donnerstag, 21. Oktober 2010Hein Petersen – Bilder aus dem Leben eines Schiffsjungen (Deutschland 1917/1921, 19 min.) — Regie und Regiment
Regie und Regiment – Deutschland und das Militär in dokumentarischen Filmen von 1914 bis 1989, das ist diesjährige Retrospektive, kuratiert vom Bundesarchiv gemeinsam mit dem Militärhistorischen Museum Dresden.
Das Thema ist eine schöne Wahl — aus verschiedenen Gründen: Zum einen wird hier besonders deutlich, daß Dokumentarfilm nicht objektiv ist, sondern immer Meinung transportiert, sich aber wegen der scheinbaren Objektivität besonders für Propaganda eignet. Zum anderen ist das Thema Krieg in diesen Jahren für Deutschland so aktuell wie schon lange nicht. Und drittens eignet sich das 20. Jahrhundert wunderbar für diese Schau, weil hier fünf politische Systeme zum Vergleich stehen, für die alle — mit Ausnahme der Weimarer Republik vielleicht — Militär eine herausgehobene Bedeutung hatte.
Die Retrospektive zeigt Blöcke mit Filmen aus den unterschiedlichen Zeiten zu jeweils einem Thema. Erster Block: Werbefilme deutscher Streitkräfte.
Der Stummfilm Hein Petersen – Bilder aus dem Leben eines Schiffsjungen wurde während des ersten Weltkrieges als Werbefilm für die Marine gedreht, ist dann aber 1921 für die neuen Bedingungen des Versailler Vertrages noch einmal umgeschnitten worden. Die Originalfassung ist nicht mehr bekannt. Hein Petersen, ein Junge vom Dorfe möchte etwas erleben und bewirbt sich bei der Marine. Begeistert erfährt er, daß er angenommen wird, seine Familie beglückwünscht ihn, es gibt begeisterte Abschiedsszenen und er kommt zur Marineschule.
Der Film lebt vor allem durch Massenszenen, in denen sportliche Übungen auf dem Schiff gezeigt werden, in denen möglichst viele Matrosen synchron und rhythmisch auftreten. Auch in einer stummen Vorführung merkt man dem Film an, daß er auf möglichst große Wirkung mit Musikbegleitung hin komponiert wurde.
Das Matrosendasein wird als harte Arbeit, vor allem aber als freudiges Abenteuer geschildert. Der Krieg selbst kommt nicht vor.