Dok-Leipzig 2010: De gode kapitalistene
Mittwoch, 3. November 2010De gode kapitalistene (The Good Capitalists) (Line Hatland, Norwegen 2009, 55:00 min.) — Money matters — Geldangelegenheiten
Der norwegische Pensionsfonds, der das Geld aus der Ölförderung für die Zeit nach dem Öl anlegt, ist mit 400 Mrd. $ der zweitgrößte Staatsfonds der Welt. Der Moralphilosoph Henrik Syse leitet den Ethikbeirat des Fonds, der Empfehlungen abgibt, aus welchen Investitionen der Fonds sich zurückziehen sollte. Üblicherweise hält sich die Finanzministerin an diese Empfehlungen. So wurden in der Vergangenheit Unternehmen wie Wal-Mart, EADS oder Boeing ausgeschlossen, was nicht nur bedeutet, daß der Fonds sein Geld zurückzieht. Die Entscheidung wird veröffentlicht und andere Großanleger vollziehen sie nach. Vor der Entscheidung wird lange untersucht, dann haben die Unternehmen die Gelegenheit zur Stellungnahme.
Im Film geht es um die Untersuchung von Kinderarbeit auf den Feldern von Monsanto und Bayer in Indien. Wir erleben, wie die Firmen beteuern, vieles zu verbessern und wie Syse und seine Leute gleichzeitig auf die Felder fahren und vorher Wetten abschließen, wie lange es dauert, bis alle umliegenden Felder gewarnt sind. Wir sehen die Beteuerungen der Manager und dagegengeschnitten die Befunde der Ethikrat-Untersuchungen, die trotzdem immer wieder Kinder auf den Feldern finden. Dazwischen immer wieder Henrik Syse, der den Kindern in der Sonntagsschule das Gleichnis vom Hausbau erzählt (Matth 7, 24). Das alles ist spannend gemacht und trotz des Ernstes des Themas durchzieht den Film ein fröhlicher Optimismus. Und es ist ja auch hübsch anzusehen, wie der Philosoph am Tisch mit den Unternehmenslenkern betont, wie gern der Fonds sein Geld doch weiterhin im Unternehmen belassen würde, wenn es da nicht gewisse Probleme gäbe.
Am Ende entsteht ein moralisches Dilemma: nach vielen Verhandlungen und Untersuchungen sind die Probleme immer noch vorhanden und der Ethikrat gibt eine Empfehlung zum Rückzug. In den Gesprächen mit Monsanto und Bayer wird aber klar, daß das Problem auf der Ebene einzelner Unternehmen nicht zu lösen ist, sondern Wege gefunden werden müssen, die alle Baumwoll-Unternehmen in Indien betreffen. Ein Rückzug würde zwar den Regeln des Fonds entsprechen, nicht in Unternehmen zu investieren, die Kinderarbeit zulassen. Aber das wäre eine einmalige Aktion, nach der der Fonds keinen Einfluß auf Verbesserungen mehr hätte. So wird gemeinsam mit der Finanzministerin entschieden, das Investment sogar noch zu erhöhen und die neun Unternehmen, an denen der Fonds Anteile hält, werden auf Druck des Fonds zusammengebracht, das Problem gemeinsam zu lösen.