Archiv für die Kategorie „Unfrei“

Dok-Leipzig 2009 (xviii): Mám ráda nudný život

Sonnabend, 31. Oktober 2009

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Mám ráda nudný život (I Love My Boring Life) (Jan Gogola, Tschechien, Deutschland 2009, 26 min.) — Breathless — Dominance of the moment — Deutsch-tschechisches Dokumentarfilmprojekt

Wir tauchen ein in das Tagebuch von Alena Nemcová, die Radio hört, Gymnastik macht, ihre Umgebung beobachtet und überall Zusammenhänge sieht, die teils übersinnlich sind. Amüsant.

Dok-Leipzig 2009 (xvii): Es wird einmal gewesen sein

Sonnabend, 31. Oktober 2009

Im Breathless-Projekt sind bei einer Ausschreibung von DOK Leipzig, ZIPP deutsch-tschechische Kulturprojekte, der Kulturstiftung des Bundes sowie dem Dokumentarfilminstitut Prag sechs Dokumentarfilme zum Thema Zeit entstanden, die alle in Leipzig Premiere hatten.

Es wird einmal gewesen sein

Es wird einmal gewesen sein (Anca Miruna Lazarescu, Deutschland 2009, 28 min.) — Breathless — Dominance of the Moment — Deutsch-Tschechisches Dokumentarfilmprojekt

In der Burchardikirche in Halberstadt wird das längste Orgelstück aufgeführt: John Cages „As slow as possible“ wird eine Dauer von 639 Jahren haben. Seit dem Beginn im Jahr 2000 gab es bisher acht Klangwechsel auf der Orgel, die während des Stückes nach und nach aufgebaut wird. Der Film zeigt das Projekt, das über die menschlichen Vorstellungen hinausreicht, in ruhigen Bildern, die Zeit lassen, den Fragen, die das Projekt aufwirft, nachzuspüren: Was wäre denn „As slow as possible“ wirklich? Ist es egal, ob es 639 oder nur 250 Jahre sind? Wird John Cage in 300 Jahren noch als Avantgarde wahrgenommen werden? Ist es wirklich noch ein Konzert, wenn abends die Kirchentüren abgeschlossen werden und kein Publikum da ist?

Schnitt und Kamera sind dem Stück angemessen und lassen kluge Menschen zu Wort kommen, u.a. den Musiktheoretiker Heinz-Klaus Metzger, der die Aufführung mitinitiierte und der in dieser Woche verstorben ist.

Dok-Leipzig (xvi): Kansakunnan olohuone

Sonnabend, 31. Oktober 2009

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Kansakunnan olohuone (The Living Room of the Nation) (Jukka Kärkkäinen, Finnland 2008, 74:00 Min.) — Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Die Katalogankündigung — „Aki Kaurismäki meets Ulrich Seidl“ — macht eher skeptisch und anfangs kommt auch eher der Verdacht auf, daß hier ein Episodenfilm der gefälligen Sorte gezeigt würde. Erst nach einer Weile wird klar, daß hier ernste Geschichten erzählt werden, Geschichte von Liebe, Treue, Verrat, Verzweiflung, vom Altern und vom Tode. Verschiedene Protagonisten, über ganz Finnland verteilt, leben ihr Leben vor einer fast immer stillstehenden Kamera. Die Spannung und das Drama gewinnt „Kansakunnan olohuone“ durch den Schnitt, der immer wieder überraschende Zusammenhänge herstellt.

Dok-Leipzig (xv): Aktorzy

Sonnabend, 31. Oktober 2009

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Aktorzy (Actors) (Tomasz Wolski, Polen 2009, 28:00 Min.) — Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

In einem polnischen Altersheim für Schauspieler wird ein Film gedreht. Amüsant, witzig und galant, aber auch intrigant.

Dok-Leipzig 2009 (xiv): The Time of Their Lives

Donnerstag, 29. Oktober 2009

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The Time of Their Lives (Jocelyn Cammack, Großbritannien 2009, 69:43 Min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Eine Journalistin, eine Friedensaktivistin und eine kommunistische Schriftstellerin, die gemeinsam im Altersheim leben und zwischen 87 und 102 Jahren alt sind. Wunderbare britische alte Schachteln mit Witz und Engagement. Allerdings leidet der Film doch sehr unter seinem schlechten Ton, so daß man vieles nicht versteht.

Dok-Leipzig 2009 (xiii): Gerhold Selle — Rentner

Donnerstag, 29. Oktober 2009

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Gerhold Selle – Rentner (Aron Lehmann, Deutschland 2009, 14:54 Min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Ein Berliner Rentner, der seeehr viel Zeit hat in einem Film, dem so ein bißchen die Idee fehlte, die mich berührt hätte.

Dok-Leipzig 2009 (xii): Hotel Sahara

Donnerstag, 29. Oktober 2009

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Hotel Sahara (Bettina Haasen, Deutschland 2008, 90:00 Min.) — Doc Alliance Selection.

Warum können Europäer einfach durch Afrika trampen oder mit dem Fahrrad fahren, während Afrikaner, um nach Europa zu kommen, Hotelbuchungen und viel Geld vorweisen müssen?

Nebenbei zeigt „Hotel Sahara“ die unglaubliche Verlogenheit, die hinter einem europäischen Begriff wie „illegale Einwanderung“ steht und das Gegenteil der immer wieder hochgehaltenen Freiheit bedeutet. Vor allem aber werden Menschen gezeigt, die in der nordmauretanischen Nouhadibou stranden und auf eine Überfahrt auf die europäischen Kanarischen Inseln hoffen. Menschen, die die Hoffnung auf ein besseres Leben haben, Menschen, die die Welt kennenlernen wollen, Menschen, die schon hoffnungslos sind, weil sie es schon vergeblich versucht haben.

In jedem Falle aber Menschen, die sich der Ursachen für die Beschränkung ihrer Reisefreiheit sehr bewußt sind. Zentraler Punkt: Pater Jérôme, der sie von der sehr riskanten Überfahrt abbringen will, aber auch in seinen Messen immer wieder die Ungerechtigkeit und ihre Ursachen deutlich beim Namen nennt.

Ruhige Bilder, die dem Publikum Zeit geben, sich auf die Menschen einzulassen und ihren Lebensgeschichten zuzuhören.

Doc Alliance ist eine Organisation verschiedener Dokfilmfestivals, die hier in Leipzig ein eigenes Programm zeigt. Sehr interessant ist auch das Downloadportal bei docalliancefilms.com.

Dok-Leipzig 2009 (xi): Robotnicy ’80

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Robotnicy ’80 (Workers ’80) (Michał Bukojemski, Andrzej Chodakowski, Andrzej Zajączkowski u.a., Polen 1980, 94 Min.) — Transit ’89. Danzig, Leipzig, Bukarest

… uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun.

Der Filmtitel spielt an auf Robotnicy ’70, einen Film, den Krzysztof Kieślowski über den Danziger Werftarbeiterstreik von 1970 gedreht hat. Robotnicy ’80 ist ein beeindruckendes Zeitdokument über den 1980er Streik und die darauffolgenden Verhandlungen zwischen Regierung und Arbeitern, ausgelöst durch die Kündigung der Kranarbeiterin Anna Walentynowicz.

Bewegte und bewegende Schwarz-Weiß-Bilder zeigen ein beeindruckendes Klassenbewußtsein der Danziger Arbeiter, die sich mit ihren Forderungen (Streikrecht, unabhängige Gewerkschaften, Einschränkung der Zensur, ein Ende der Verfolgung der Streikenden, ein Denkmal für die gefallenen Arbeiter von 1970) nicht kleinkriegen lassen, die genau wissen, daß ohne sie als Arbeiter nichts läuft, die aber auch die eisernen Grenzen des Systems genau kennen — das Militärbündnis im Warschauer Pakt.

Dazu ein ruhiger, charismatischer und in den Verhandlungen unglaublich gewitzter Lech Wałęsa, der sich einerseits den Regierungsvertretern nicht die Butter vom Brot nehmen läßt, andererseits, als sie das Streikrecht bekommen haben, weiß, daß ihnen nun nichts mehr geschehen kann (1981, mit Einführung des Kriegsrechtes, ist Solidarność dann doch bis 1989 verboten worden, aber das ist nicht mehr Teil des Filmes).

Robotnicy ’80 ist ein Dokument aus einer anderen Zeit, einer Zeit, in der Arbeitersolidarität noch eine Rolle spielte und Zusammenhalt etwas bewirkte. Zusammenhalt gegen die herrschende Nomenklatura, die vermeintlich im Namen der Arbeiter handelte.

Dok-Leipzig 2009 (x): 17 awgusta

Donnerstag, 29. Oktober 2009

17_August

17 awgusta (17 August) (Aleksandr Gutman, Rußland, Polen, Finnland 2009, 62:30 Min.) — Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Das Gefängnis ist ein Ort extremer Erfahrung. Gefangen in einem begrenztem Raum und erschlagen von der nicht endenwollenden Zeit, ist der Häftling auf sich selbst geworfen. Der Film “17 August” gibt einen Einblick, wie der zu lebenslang Verurteilte Häftling Besotetschestwo seinen Tag verbringt. Einblick ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn die Szenen aus der Zelle sind gerahmt von der Luke, mit der auch die Wärter in die Zelle schauen. Darin versucht Besotetschestwo mit grimmiger Verzweiflung, seinen Tag zu strukturieren: Gymnastik und Kraftübungen wechseln sich ab mit Selbstgesprächen und Gebeten. Das Highlight ist ein kurzer Ausgang auf einen engen Hof.

Während das Gefängnisinnere in schwarz-weiß gedreht ist, sind die Außenaufnahmen in Farbe. Ein Pferd wartet auf einem Hof. Erst am Ende des Films wird klar, daß es einen Sarg transportieren wird. Der Ausgang des Films, der sich an nüchterne Beschreibung hält, ist zutiefst pessimistisch. Dieses Gefängnis, das wie eine Festung direkt am Ufer eines Flusses liegt, verläßt niemand lebend.

(Dieser Text ist ein Gastbeitrag von S.M.)

Dok-Leipzig 2009 (ix): Altzaney

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Altzaney

Altzaney (Nino Orjonikidze und Vano Arsenishvili, Georgien 2009, 30:40 Min.) — Internationaler Wettbewerb Dokumentarfim

Die zwei Regisseure begleiten die über 80-jährige Altzaney durch ihren Alltag. Sie ist Heiratsvermittlerin, Schlichterin, Vertrauensperson. Ihr gilt das Vertrauen der tschetschenischen Bewohner von fünf kleinen Dörfern, die isoliert vom Rest Georgiens im Gebirge liegen.

Es ist die Kamera, die diesen Film hervorhebt. Sie zeigt vor allem Ausschnitte, ist immer fast zu dicht dran, fokussiert auf Gesichter und Gesten und lenkt den Blick aufs Detail. Nino Orjonikidze und Vano Arsenisvili, die Regisseure, verzichten auf den großen Kontext. “Altzaney” ist eine Studie im besten Sinne, die im Kleinen die Akte und Mechanismen menschlichen Zusammenlebens zeigt.

(Dieser Text ist ein Gastbeitrag von S.M.)

Dok-Leipzig 2009 (viii): Disko ja tuumasõda

Mittwoch, 28. Oktober 2009

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Disko ja tuumasõda (Disco & Atomic War) (Jaak Kilmi, Estland/Finnland 2009, 78 Min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Ein flottes Stück über den kalten Krieg im zwischen finnischem und estnischem Fernsehen. Finnland und Estland (damals sowjetisch) sprechen sehr ähnliche Sprachen und sind nur durch den schmalen finnischen Meerbusen voneinander getrennt. Disko ja tuumasõda ist ein sehr flottes unterhaltsames Stück über den Propagandakrieg zwischen den beiden Ländern, der auch für Finnland, das immer unter sowjetischer Bedrohung stand, nicht ganz risikolos war. Es geht dabei sowohl um Propaganda und Gegenpropaganda als auch um die estnischen Tüftler, die immer neue Erfindungen ersannen, um weiter finnisches Fernsehen empfangen zu können.

Einzig die Guido-Knopp-haften Realfilmnachspielungen sind an manchen Stellen etwas übertrieben.

Dok Leipzig 2009 (vii): Lift Arzutanowa: S rutschnoi kameroi wdogonku sa genijem

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Artsutanow

Lift Aurzutanowa: S rutschnoi kameroi wdogonku sa genijem (Artsutanov’s Elevator: With a Hand Camera in Pursuit of a Genius) (Daria Emeljanova, Rußland 2009, 14 Min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Noch einmal sowjetische Weltraumgeschichte: Der Weltraumfahrstuhl — die Idee einer lange Leine, an der Raumschiffe ohne Rakete ins All gebracht werden können, von Konstantin Ziolkowski Ende des 19. Jahrhunderts erdacht, wurde von Juri Arzutanow weiterentwickelt: in seinem Aufsatz in der Komsomolskaja Prawda von 1960 (PDF) schlägt er vor, ein Diamantkabel durch einen Satelliten hochzuziehen. Nachdem amerikanische Wissenschaftler die Idee aufgriffen, wurde sie 1978 im Roman „The Fountains of Paradise“ von Arthur C. Clarke sehr populär. Heute wird in den USA, Japan und Australien mit Milliardenbeträgen am Weltraumfahrstuhl geforscht, 1957 bekam Arzutanow 14 Rubel für seinen Aufsatz.

Der Film begleitet den alten Arzutanow durch Moskau und zeigt, wie stolz er darauf ist, sich damals mit Clarke getroffen zu haben und daß Clarke seine Idee bekanntgemacht hat. Leider aber ist der Film etwas zu klamaukig geraten — Arzutanow wird für meinen Geschmack etwas zu sehr als der lustige alte Zausel gezeigt, so daß man zu wenig von ihm selbst erfährt.

Dok-Leipzig (vi): Fliegerkosmonauten

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Fliegerkosmonauten (Marian Kiss, Deutschland, Polen 2009, 88 Min.) — Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm

Während der politischen Eiszeit 1976 startete die Sowjetunion das Interkosmos-Programm: Kosmonauten aus den Bruderstaaten Polen, Tschechoslowakei, DDR, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Mongolei, Vietnam, Afghanistan und Kuba flogen gemeinsam mit Sowjetkosmonauten ins All. Die Inszenierungen in den verschiedenen Ländern gleichen sich einerseits sehr: die Kosmonauten wurden sorgfältig ausgewählt — intakte Familie, Arbeiter- oder Bauernherkunft, sie wurden nach ihrer Rückkehr als Helden gefeiert und sollten die Macht der jeweiligen Staatsführer stärken.

Andererseits mußte die Inszenierung den Ländern angepaßt werden: der mongolische Kosmonaut war Nomade, also wurde in dem Land, in dem es kaum Fernseher gab, über die die Neuigkeit gewürdigt werden konnte, eine eigene Stadt mit dem Namen Kosmos in der Wüste als Pilgerort errichtet. In Rumänien verschwand der Kosmonaut sofort von der Bildfläche, um nicht den Glanz der Ceaușescus zu beeinträchtigen. Um der Unzufriedenheit in den jeweiligen Ländern (Streiks in Polen, 10 Jahre Prager Frühling in der ČSSR) zu begegnen, sollten der polnische und der tschechoslowakische Kosmonaut (der — sorgfältig inszeniert — einen tschechischen und einen slowakischen Elternteil hatte) zuerst fliegen. Am Ende wurden dem polnischen Kosmonauten die gesunden Mandeln entfernt, damit der Tscheche vor ihm fliegen konnte.

Bei Sigmund Jähn erinnere ich mich, wie sehr in meiner Kindheit betont wurde, daß er der erste Deutsche im All sei, wo doch sonst in den Achtzigern jeglicher Bezug auf Deutschland tabu war.

Der Film sucht die Kosmonauten auf, erzählt, wie sie jetzt leben, begleitet einige von ihnen nach Sternenstadt, wo sie vom damaligen Training erzählen und ihre sowjetischen Ausbilder wiedertreffen. Der kubanische Kosmonaut ist heute im Verteidigungsministerium, der mongolische bewahrt die Kapsel inzwischen in seinem Wohnzimmer auf, seit in den Neunziger Jahren „die Mongolei privatisiert wurde“ und aus dem Verkehrsmuseum ein Einkaufszentrum wurde. Der afghanische Kosmonaut floh nach dem Abzug der sowjetischen Truppen vor den Mudschaheddin und lebt in der Nähe von Stuttgart. Sigmund Jähn arbeitet in Sternenstadt bei Moskau und bereitet heute internationale Kosmonauten auf ihren Einsatz vor.

„Fliegerkosmonauten“ hat Geschichten zu erzählen und hält eine gute Ausgewogenheit zwischen der Ernsthaftigkeit, die dafür nötig ist und der Leichtigkeit des Themas. Die Gespräche mit den Kosmonauten werden durch wunderschöne Aufnahmen aus den jeweiligen Ländern und Archivmaterial der sowjetischen Raumfahrt und aus Propagandafilmen ergänzt. Musik und Schnitt sind flott, drängen sich aber nie vor die erzählte Geschichte. Einzig die Erzählerstimme (Anna Thalbach), die aus Ich-Perspektive der ungarischen Autorin spricht, könnte an wenigen Stellen etwas mehr zurückgenommen sein.

Im anschließenden Gespräch weiß Bertalan Farkas, der ungarische Kosmonaut, der zur Premiere gekommen ist, noch einige sehr interessante Ergänzungen.

Dok-Leipzig 2009 (v): A Place Without People

Mittwoch, 28. Oktober 2009

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A place without people (Andreas Apostolides, Griechenland 2009, 52 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Nachdem Bernhard Grzimek die Wildnis der Serengeti für sich entdeckt hatte, hat die britische Kolonialverwaltung und nach ihr der tansanianische Staat einen Nationalpark eingerichtet. Die Massai jedoch, die seit hunderten von Jahren mit den wilden Tieren zusammenleben, wurden dabei vertrieben und sind jetzt landlos mit allen Konsequenzen.

Der Film widmet sich dem ganzen Irrsinn: daß die Savanne schon immer eine menschengemachte Landschaft war und die Nationalparkverwaltung inzwischen selbst Feuer entfachen muß, um diese zu erhalten, aber die Massai zunächst wegen genau dieser Feuer vertrieben wurden. Daß immer noch gejagt wird, allerdings kostet der Abschuß eines Löwen jetzt 80000 $ — was bedeutet, daß nur noch wegen der Trophäe gejagt wird, diejenigen jedoch, die das Fleisch brauchen könnten, nicht mehr jagen dürfen.

A place without people ergreift Partei, tut dies jedoch auf eine stille, behutsame Weise. Die Musik allerdings nimmt den Zuschauer emotional zu sehr an die Hand.

Dok-Leipzig 2009 (iv): A Blooming Business

Mittwoch, 28. Oktober 2009

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A Blooming Business (Ton van Zantvoort, Niederlande 2009, 52 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Die Schönheit der Rose, die der europäische Großstädter seiner Angebeteten schenkt, ist vergiftet.

Sag mir, woher die Blumen sind: Seit immer mehr Blumenfarmen in Kenia Rosen für Europa produzieren, trocknet der See aus. Das Wasser ist kontaminiert, die Arbeiterinnen müssen mit den Vorarbeitern schlafen, um ihre Stelle zu behalten und verlieren diese, wenn das Gesicht von den Chemikalien verunstaltet ist, denen sie ausgesetzt sind. Firmen mit Fairtrade-Siegel vergeben Aufträge an andere ohne Siegel mit schlimmen Arbeitsbedingungen.

Ein dichter, guter Film, weil er sich fast jeglichen Kommentars enthält und nur durch seine Protagonisten spricht. Diese sind beweisen großen Mut, daß sie öffentlich in einem solchen Film auftreten.

Dok-Leipzig 2009 (iii): Berlin-Stettin

Dienstag, 27. Oktober 2009

Berlin-Stettin

Berlin-Stettin (Volker Koepp, Deutschland 2009, 110 min.) — Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm

Zwischen Berlin und Stettin leben so wenige Menschen, daß die Uckermark nach EU-Kriterien als unbesiedelt gilt. Volker Koepp sucht in seinem neuen Film die Menschen auf, die es eigentlich nicht gibt. Darunter sind Protagonisten seiner früheren Filme wie die zwei Schweißerinnen aus Wittstock, die inzwischen in Rente sind, Textilarbeiterinnen in Umschulung, ein kauziger Bürgermeister, Anetta Kahane und Fritzi Haberlandt. Wie immer bei Koepp ist die Landschaft handelnde Person und man kann die Kontinuität spüren — mit der Revolution 89 ist eben nicht alles abgebrochen, sondern die Menschen sind immer noch die gleichen.

Seine Grund-Themen Besatzung und Vertreibung werden wieder im Guten (Erinnerungen mit einer alten Klassenkameradin in Karlshorst) und im Schlimmen (eine Frau berichtet von Vergewaltigung und Totschlag nach dem Einmarsch der Russen, Anetta Kahane erzählt von Chauvinismus und Ausgrenzung in der DDR-Gesellschaft) erzählt.

Koepps Stimme — und die norddeutsche Landschaft — sind die Bindeglieder zwischen den Zeitaltern seiner Filme. Seine Erzählung ist wie eine gute Gutenachtgeschichte: das Schlimme hat seinen Platz, dazwischen ist Ruhe.

Dok-Leipzig 2009 (ii): Orgesticulanismus

Dienstag, 27. Oktober 2009

Orgesticulanismus

Orgesticulanismus (Mathieu Labaye, Belgien 2008, 9:29 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Bewegung ist Ausdruck, körperlich behinderte Menschen bewegen sich anders, drücken sich also anders aus. Hübsche Bewegungs-Ideen, um mich zu berühren fehlte aber etwas.

Dok Leipzig 2009 (i): Eröffnung

Dienstag, 27. Oktober 2009

Ein Jahr ist um, ich halte den noch nach Klebstoff riechenden Katalog in der Hand und bin sehr erregt darüber, eine Woche lang abzutauchen. In diesem Jahr sind die Texte freilich familienbedingt kürzer als früher.

Am Anfang des Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm gibt es Reden, aufregend ist das nicht, bis auf die leise aber sehr leidenschaftliche Eröffnungsrede Claas Danielsens, in der er privat wird und das Fernsehen auffordert, Haltung und Anspruch zu zeigen.

So setzt in den Dokumentationen des Formatfernsehens nach 30 Sekunden der Kommentar ein und zieht sich atemlos durch bis zu Minute 43, oder bei internationalen Produktionen bis Minute 52, unterbrochen nur von Interviews – alles muss leicht und eindeutig verständlich sein. Im Streben nach berechenbaren Einschaltquoten und sicherem „Audience Flow“ ist das Programm durchformatisiert worden. Festgefügte Sendungsrezepte haben das Medium erstarren lassen. Hinter diesen Formatfassaden verstecken sich die verantwortlichen Redakteure und machen sich unangreifbar. Eine redaktionelle Handschrift jedoch können sie nicht mehr hinterlassen. Sie zeigen sich nicht mehr.

[…]

Wann haben Sie im deutschen Fernsehen den letzten untertitelten Film gesehen? Auf ARTE? Vor 0.00 Uhr? Fremdsprachen werden in Deutschland nicht untertitelt, sondern wegsynchronisiert.
Machen wir uns mal klar, was da passiert: Den Menschen vor der Kamera wird ihre Stimme genommen! Und wir als Zuschauer können ihre Emotionen nicht mehr hören. So werden wir sowohl des authentischen Gefühls als auch des Wohlklangs ihrer Stimmen und ihrer Sprachen beraubt. Wie unsere Zeit, so auch das Fernsehen: Rationales Verständnis statt sinnlichem Erleben.

[…]

Und doch kann ich als sehender und hörender Mensch nicht umhin festzustellen, dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen freiwillig zum reinen Massenmedium hat degradieren lassen. Wir nähern uns dem kleinsten gemeinsamen Nenner und bekommen das geboten, was am wenigsten weh tut. Wir mauern uns mental ein und erzeugen ein Wir-Gefühl der Verängstigten. Seien wir ehrlich: Die vordringlichste Aufgabe des Fernsehens ist nicht mehr Bildung, Aufklärung und gesellschaftliche Teilhabe, sondern die Ruhigstellung der vielen sozial absteigenden Menschen.

[…]

Ich fordere die Kolleginnen und Kollegen in den von uns allen finanzierten Funkhäusern auf: Steuern Sie um und widerstehen Sie. Zeigen Sie sich! Zeigen Sie ihre Frustration und Wut, die ich in Gesprächen mit intelligenten Redakteuren immer wieder höre.

[…]

Ein Schwerpunkt ist in diesem Jahr der afrikanische Dokumentarfilm, es gibt eine Dokfilmretrospektive zu Joris Ivens, die Reihe Transit ’89: Danzig, Leipzig, Bukarest, die Ergebnisse zweier Ausschreibungen: „Innere Sicherheit“ und „Breathless“, eine Animationsfilmretrospektive zu Andrei Chrschanowski, portugiesische Animationsfilme und ein Programm über das Schaffen von DDR-Animationsfilmern nach der Wende. Außerdem internationaler, deutscher und Nachwuchswettbewerb für Dokumentarfilm, Internationaler Wettbewerb Animationsfilm, Internationales Programm Dokumentarfilm, Internationales Programm Animationsfilm, Neue Deutsche Animation, Animadok, Anima für Kinder sowie Pink Elephant, the best of young international animation scene.

Nach meinem Eindruck sind wieder deutlich mehr politische Filme als im letzten Jahr dabei und insgesamt wirkt das Programm fokussierter als im vorigen Jahr.

Und jetzt eintauchen.

Archipel Gulasch

Sonntag, 18. Januar 2009

Bei der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es für kleines Geld die hervorragende DVD-Sammlung „Auf den Spuren einer Diktatur“, enthaltend Sendungen des SFB/ORB/RBB-Magazins „Kontraste“ über die DDR/Ostdeutschland aus den Jahren 1987 bis 2001.

Spannend, Gesichter von damals wiederzusehen, die man schon längst vergessen hatte. Und ich spüre bei den Sendungen immer noch die Angst der späten Achtziger Jahre, obwohl ich doch weiß, daß es am Ende gut ausgegangen ist.

Ein hübscher (und vielleicht von den Machern der Sendung gar nicht bemerkter Witz) ist ein Interview mit Stefan Krawczyk nach seiner Ausreise, in dem dieses Beschlagnahmeprotokoll gezeigt wird, während er über dumme DDR-Beamte herzieht:

Archipel Gulasch

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Gomorrha

Freitag, 26. Dezember 2008

Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra, Toto (Salvatore Abruzzese)

In den Straßen von Kampanien herrscht Krieg. Krieg zwischen einer lokalen Gang und der Camorra. Du kannst Dich nicht heraushalten, du kannst nur auf der einen Seite stehen oder auf der anderen.

Diesen Film, gedreht nach dem Buch von Roberto Saviano, der seit zwei Jahren von der Camorra bedroht im Untergrund lebt, lege ich Euch sehr ans Herz. In Episoden werden Menschen gezeigt, die in den Kreislauf von Korruption und mörderischer Gewalt hineinwachsen und keine Chance haben, sich ihm zu entziehen.

Der junge Totó, schmerzhaft schön gespielt von Salvatore Abruzzese, will nicht mehr nur Botengänge für seine Mutter erledigen und schließt sich den Gangstern an. Später wird er in einer herzzerreißenden Szene eine Kundin seiner Mutter, die sich losgesagt hat, verraten. Zwei Jungen wollen aus pubertärem Übermut selbst Macht erlangen und werden von einer Gruppe alter Männer kaltgestellt. Der Boß des Clans organisiert die Müllabfuhr, ist charmant zu alten Menschen und absolut skrupellos. Zwischen dem Ernst gibt es einen teilweise unglaublichen Humor, zum Beispiel als der alte Schneider nachts in einer geheimen Fabrik eingeflogenen chinesischen Arbeiterinnen seine Schnitte erläutert.

Gomorrha schildert all diese Geschichten in einer sehr dichten Erzählung, mit ungewöhnlichen und herausragenden Bildern, einem guten Timing, das sich sehr viel Zeit nimmt, guter Musik und einem teilweise sehr ungewöhnlichen Ton, der den Zuschauer förmlich in den Film hineinsaugt. Es ist dies ein Mafiafilm, der ohne die Glorifizierung der ehrenwerten Gesellschaft auskommt und auf erschreckende Weise zeigt, wie alltäglich der Krieg im Süden Italiens ist.

Leider läuft Gomorrha — Reise in das Reich der Camorra nur in wenigen Kinos. Es ist der beste Film, den ich seit langem gesehen habe.

Trailer:

Dok-Leipzig 2008 (xliii): Bedragaren

Sonntag, 2. November 2008

Dok-Leipzig 2008: The Swindler

Bedragaren (The Swindler) (Johan Palmgvren, Åsa Blanck, Schweden, Finnland, Norwegen 2008, 85 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Ein gut gemachter, kurzweiliger und spannender Film über ein schräges Thema: Mitte der Neunziger Jahre taucht in Malmö ein katholischer Priester als Gesandter des Vatikans auf. Er ist sehr charmant, äußerst großzügig, gewinnt schnell Freunde und verheiratet diverse Paare. Er erzählt, daß er im Auftrag des Vatikan mit Kunst handelt und bietet an, in diesem Bereich das Geld seiner Freunde zu vermehren. Und tatsächlich funktioniert es: aus 2000 Kronen werden schnell 4000. So vertrauen ihm die Freunde immer mehr Geld an. Als sie ihm ihr ganzes Vermögen geben, verschwindet er jedoch.

Der Film verfolgt die Spuren eines Hochstaplers: Der Ungar György Zemplényi brachte als Trainer die ungarische Schwimmannschaft bei der Olympiade in Barcelona zu ihrem höchsten Erfolg, obwohl er selbst nicht schwimmen konnte. Während der Olympiade verschwindet er mit dem Geld der Mannschaft. In Israel erschleicht er sich als orthodoxer Jude das Vertrauen von Diamanthändlern, die er eines Tages bestiehlt und verschwindet.

Nach Schweden reist er ohne Paß ein, als ihm alle hinterher sind, begeht er Selbstmord. Kurz darauf begibt er sich jedoch in die Hände der ungarischen Justiz und verstirbt, kurz bevor er ins Gefängnis muß. Auf dem Grabstein stehen jedoch nur die Namen seiner Eltern. Interpol führt in als „Z“, wo er heute ist, weiß keiner.

Dok-Leipzig (xlii): Kategorie C

Sonntag, 2. November 2008

Dok-Leipzig 2008: Kategorie C

Kategorie C (Franziska Tenner, Deutschland 2008, 83 min.) — Fokus Sachsen

Leipzig als Stadt der Kämpfe und der Ruinen. So habe ich es anfang der Neunziger empfunden und so steht es noch viel härter bei Clemens Meyer. Daß es diese leidenschaftlichen, ernsten Kämpfe immer noch gibt (und auch schon vor der Wende gab), zeigt Franziska Tenner in ihrer beeindruckenden Studie über die Hool-Szene von Lok und Chemie Leipzig.

„Kategorie C“ bewegt sich um das Leben dreier Hooligans, die umfangreich zu Wort kommen. Dabei bezieht der Film weder gegen noch für sie Stellung, auch der Rechtsradikalismus der Leipziger Fans wird nicht angesprochen. Das tut dem Film, der sich eher den Mechanismen, Beziehungen und Männlichkeitsritualen widmet, aber sehr gut, denn so kommt es zu einem Blick auf die anderen Phänomene: die Verbundenheit, der Idealismus, die Wut auf die Polizei. Diese kommt mit zwei Beamten auch umfassend zu Wort und auch hier werden keine Verlautbarungen abgegeben, sondern der Blick von innen gezeigt.

Man merkt mehrmals, daß das Verhältnis zwischen Hools und dem Filmteam recht angespannt ist. Franziska Tenner nimmt die Protagonisten zwar sehr ernst und will sie nicht vorführen, aber bei konkreten Aktionen wird das Team dennoch mehrmals unsanft ausgeladen.

Eine wunderbare Idee war es, den Film während der Weltmeisterschaft 2008 in Leipzig zu drehen. Während die Hooligans, die mit Leidenschaft Losermannschaften unterstützen, Innenstadtverbot bekommen, trifft sich die Mittelschicht zum Kommerz und Beckenbauer äht. Eine weitere gutgemachte Collage ist die Zusammenstellung von Politikerblasen bei der aktuellen Stunde im sächsischen Landtag zur Gewalt beim Fußball.

„Kategorie C“ ist ein mutiger, ein schmerzhafter, ein guter Film. Leider hat er es etwas schwer: der MDR lehnt eine Fernsehausstrahlung ab, weil das angeblich nicht sein Thema sei.

Dok-Leipzig 2008 (xxxviii): Moving Still

Sonntag, 2. November 2008

Moving Still (Santiago Caicedo de Roux, Frankreich 2007, 2:22 min.) — Internationales Panorama Animationsfilm

Ein Zugfahrt durch eine sich wiederholende und verwandelnde Stadt. Schon wieder so eine Computeranimationsübung ohne Reiz.

Dok-Leipzig 2008 (xxxvii): Epizod

Sonntag, 2. November 2008

Dok Leipzig 2008: Epizod

Epizod (Episode) (Agata Gorządek, Polen 2007, 6 min.) — Internationales Panorama Animationsfilm

Der Zeichentrickfilm Epizod beschreibt eine Schizophrenie, unruhig, hoffnungsvoll, grausam.

Dok-Leipzig 2008 (xxxvi): A Letter to Colleen

Sonntag, 2. November 2008

Dok Leipzig 2008: A Letter to Colleen

A Letter to Colleen (Carolyn London, Andy London, USA 2007, 8:36 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Andy schreibt in einem Brief an Colleen die Erinnerungen an die traumatischen sexuellen Erlebnisse an seinem 18. Geburtstag nieder. Schön, aber vielleicht ein bißchen zu gefällig.

Dok-Leipzig 2008 (xxxv): Muto

Sonntag, 2. November 2008

Muto (Blu, Italien 2008, 6:45 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Der italienische Künstler Blu macht ungewöhnliche, ganz eigene Arbeiten, die häufig den öffentlichen Raum einbeziehen und manchmal, wie hier, etwas größenwahnsinnig sind: In Baden und Buenos Aires hat Blu die einzelnen Bilder seines Animationsfilmes auf Hauswände, Böden, Zäune etc. gemalt.

Dok-Leipzig 2008 (xxxii): Quidam dégomme

Sonntag, 2. November 2008

Quidam dégomme (A Sheep on the Roof) (Rémy Schaepman, Frankreich 2007, 6:45 min.) — Internationales Panorama Animationsfilm

Digitale Cut-Out-Animation über einen Mann, dessen Leben sich entscheidend ändert, als überall verrückte Tiere auftauchen. Etwas unruhig und nicht im Rhythmus.

Dok-Leipzig 2008 (xxxi): Last Time in Clerkenwell

Sonntag, 2. November 2008

Dok Leipzig 2008: Last Time in Clerkenwell

Last Time in Clerkenwell (Alex Budovsky, USA 2007, 3:55 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Laut und aufdringlich. Musikalische Kanarienvögel haben wir letztes Jahr schon wesentlich schöner gesehen.

Dok-Leipzig 2008: Die Preisträger

Sonnabend, 1. November 2008

In diesen Minuten werden die Preise des 51. Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm verliehen. Auf dieser Seite werden in den nächsten Stunden noch diverse Filme besprochen werden, es laufen ja auch morgen noch Filme. Hier aber schon einmal die Preisträger:

Dok Leipzig 2008: René

Die Goldene Taube für Dokumentarfilme, Langmetrage (> 45 min.), dotiert mit 10000 €, geht an René (Helena Třešiková, Tschechien 2008, 83 min.). Der Film beobachtet René in den Jahren von 1989 bis 2008. In dieser Zeit ist er meist im Gefängnis und nur kurze Zeit in Freiheit. René erhält außerdem den MDR-Filmpreis in Höhe von 3000 €.

Die Goldene Taube für Dokumentarfilme, Kurzmetrage (< 45 min.), dotiert mit 5000 €, bekommt Do bólu (… Till it hurts) (Marcin Koszałka, Polen 2008, 25 min.)

Dok Leipzig 2008: Hochburg der Sünden

Die Goldene Taube im deutschen Wettbewerb Dokumentarfilme, dotiert mit 10000 €, geht an Hochburg der Sünden (Thomas Lauterbach, Deutschland 2008, 78 min.), einem Film über eine türkische Hausfrau in Stuttgart, die ihrem Alltag entflieht, indem sie an einer „Medea“-Inszenierung des Stuttgarter Staatstheaters teilnimmt, für die Laiendarstellerinnen gesucht werden. Die Theaterarbeit stellt ihr Weltbild in Frage.

Die Talent-Taube für den Dokfilm-Nachwuchs, dotiert mit 10000 €, für das nächste Dokfilmprojekt ging bereits gestern an den Film Goleshovo (Ilian Metev, Vereinigtes Königreich, Bulgarien 2008, 34 min.).

Dok Leipzig 2008: Skhizein

Die Goldene Taube für den besten Animationsfilm, dotiert mit 5000 €, erhält Skhizein (Jérémy Clapin, Frankreich 2008, 13:35 min.) über Henry, der, nachdem er von einem Meteoriten getroffen wurde, 91 cm neben sich lebt.

Dok Leipzig 2008: Rabbit Punch

Die Silberne Taube Animationsfilm, 2000 €, geht an Rabbit Punch (Kristian Andrews, Vereinigtes Königreich 2008, 5:30)

Dok Leipzig 2008: Das Herz von Jenin

Der Förderpreis der DEFA-Stiftung (4000 €) geht an Das Herz von Jenin (Marcus Vetter, Leon Geller, Deutschland, Israel 2008, 89 min.). Im palästinensischen Flüchtlingslager in Jenin erschoß ein israelischer Soldat den Jungen Ahmed Khatib. Sein Vater Ismael beschließt, Ahmeds Organe für israelische Kinder zu spenden. Zwei Jahre später besucht er mit dem Filmteam die Familien dieser Kinder.

Dok Leipzig 2008: Oblivion

Der Preis der ökumenischen Jury geht an El Ovido (Oblivion) (Heddy Honigmann, Niederlande, Deutschland 2008, 93 min.) über Menschen aus Peru, die in ihren Berufen anderen dienen. El Ovido bekommt außerdem den Preis der Fédération internationale de la presse cinématographique.

Der Preis der Jugendjury der Filmschule Leipzig geht an Pizza in Auschwitz (Moshe Zimmermann, Israel 2008, 66 min.).

Den Mephisto-Publikumspreis erhält KJFG No. 5 (Aleksej Aleksejew, Ungarn 2007, 2 min.)

Dok Leipzig 2008 (xxx): Ona koja mjeri

Sonnabend, 1. November 2008

Dok Leipzig 2008: She who measures

Ona koja mjeri (She who measures) (Veljko Popovic, Kroatien 2008, 6:40 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

3D-Computeranimationen leiden, wenn sie nicht von Pixar sind, manchmal daran, zu perfekt, zu glatt, zu unnatürlich zu sein. Popovic, der von sich sagt, den kreativen Geist der Amigaszene in die heutige Welt tragen zu wollen, schafft es, einen anrührenden, rumpeligen, kratzigen Film über Shopping-Sklaven ohne freien Willen zu machen. Dazu gute Musik von Hrvoje Stfotic.