Jüngerinnen und Jünger

Sonntag, 30. Oktober 2011

Eine jener Taufen, bei denen die Angehörigen die Liturgie nicht mehr kennen. Die Paten lesen den Taufbefehl (Mt. 28) in einer Form, in der in Vers 16 von den „Jüngerinnen und Jüngern“ die Rede ist, die sich zum Berg aufmachen. Ich vermute, daß der Text aus der „Bibel in gerechter Sprache“ (gibt’s nicht online) stammt, die leider häufig über zu viel Gerechtigkeit die Sprache vernachlässigt.

Abgesehen davon, daß die „-innen und“-Form sprachliche Blähung ist und auf Verwechslung von grammatischem mit biologischem Geschlecht beruht, waren die elf übriggebliebenen Jünger ja wirklich Männer. Hier noch Jüngerinnen hinzuzuerfinden ist unhistorisch. Das kann man ungerecht finden oder aber Ausdruck der damaligen Zeit. Aber alles was heute anders ist (oder sein soll), weichzuspülen und zu verstecken, macht mich unmündig. Vielleicht reicht es, sich einfach daran zu erinnern, daß auch die Bibel von Menschen geschrieben worden ist.

Nach Leipzig!

Freitag, 21. Oktober 2011

Dieses Jahr wegen der Kinder etwas kürzer als sonst, aber nun endlich doch nach Leipzig zur Dokfilmwoche. Die elektrische Programmübersicht ist leider unübersichtlich wie immer, sonst herrscht Freude und Hoffnung auf eineinhalb Tage großes Kino!

Puh FAZ, …

Dienstag, 4. Oktober 2011

… es ist ja schön, daß es auf Deinen Seiten nicht mehr wie 1995 aussieht. Daß ich als Abonnent keinen Zugriff auf die Texte der aktuellen Druckausgabe mehr habe, ist schade, aber das könnt Ihr vielleicht verschmerzen. Und auf dem N8 läßt sich die winzige Schrift von FAZ-mobil nicht vergrößern. Doch wer testet schon noch auf Symbian-Geräten.

Aber daß alle Links zu Artikeln von vor dem 3. Oktober jetzt kaputt sind, ist schon echt mutig.

Cool URIs don’t change.

Nein, lieber ADFC, …

Sonntag, 2. Oktober 2011

… der Mensch ist nicht die Schwachstelle. Und wenn immer wieder Fahrradfahrer durch rechtsabbiegende Autos ums Leben kommen, dann sollte langsam klarwerden, daß Sonderregeln nichts bringen und Fahrradfahrer weder auf Radwegen noch auf Sonderstreifen, sondern schlicht auf der Straße am sichersten sind.

Aber dann wird auch die ständige Forderung des Verbandes nach mehr Geld für den Fahrradverkehr sinnlos.

Keine Verlängerung

Mittwoch, 28. September 2011

Erinnerung der Grünen an ihr Wahlversprechen: Demonstration vor der Landesdelegiertenkonferenz, die die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen beschließen soll gegen die Verlängerung der Stadtautobahn.

Treffen diesen Freitag 16.15 Uhr vor dem Konzertsaal der Hochschule Universität der Künste, Bundesallee 1-2.

Erwachsenendinge tun

Sonntag, 25. September 2011

Die kurzen Momente des Atemholens: bevor der Kleine Hunger hat oder die Große vom Mittagsschlaf erwacht, am Fenster sitzen, das schräg auf die Straße geht, Zeitung lesen, Deutschlandfunk hören und der Herbstsonne auf der Fassade zuschauen. Erwachsenendinge tun.

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In der ganzen Straße sind zwar die historischen Fassaden wiederhergestellt worden, allerdings hat man alles mit einem plumpen Rauhputz überzogen — diesen hätten sich die Putti zur Bauzeit wohl nicht träumen lassen.

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Der außer der Reihe am Freitagabend ausgestrahlte „Polizeiruf 110: Denn sie wissen nicht, was sie tun“ ist ein sehr gutes Stück deutsches Fernsehen: packend, rhythmisch, mit anrührender Kamera und einem großartigen Matthias Brandt. Sehr ärgerlich ist die Begründung für die Verschiebung auf den späten Abend aus Jugendschutzgründen: brutalere Bilder gab es schon in einigen anderen Sonntagabendfilmen. Der andere angegebene Grund, daß der Staat komplett versagt und es keine klare Unterscheidung zwischen Gut und Böse gibt, spielt deutlich in die Hände derer, die bei Jugendschutz immer gleich Zensur schreien: Im Film gibt es Kompetenzstreitigkeiten zwischen Münchner Polizei, LKA und Verfassungsschutz. Ein paar Dinge werden unter den Teppich gekehrt und der Anschlag, der hätte verhindert werden können, am Ende Al-Kaida in die Schuhe geschoben. Es gibt einen Innenminister und seinen Staatssekretär, denen die öffentliche Meinung wichtiger als die Kriminalitätsverhinderung ist.

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Es sieht so aus, als hätten sich SPD und Grüne auf eine stille Beerdigung der A100 geeinigt. Schön! Liquid Democracy hin oder her, aber etwas Haltung in dieser Frage hätte der Piratenpartei gutgetan. So kann man nur froh sein, daß es am Ende doch noch für Rot-Grün gereicht hat.

Flake — Mein Leben

Montag, 12. September 2011

Inhaltlich nichts neues, aber ein paar neue Bilder und ganz hübsch erzählt.

Teil eins:

Teil zwei:

Teil drei:

Durchsage

Montag, 8. August 2011

Nonsense ist kein deutsches Wort. Deutsche Übersetzungen des englischen nonsense (nach dict.leo.org):

  • Nonsens
  • Flause
  • Humbug
  • Kokolores
  • Mumpitz
  • Quatsch
  • Schmus
  • Stuß
  • Unsinn
  • Widersinn

Sie wurden belehrt.

Ein kleiner Bruder

Donnerstag, 28. Juli 2011

Gestern hat unsere Tochter einen kleinen Bruder bekommen.

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Auf dem Krankenhausflur ein Paar, er ein Schrank von einem Mann, tätowiert, T-Shirt mit dem in Neonazikreisen beliebten Spruch der WK-2-Fallschirmjäger „Klagt nicht, kämpft“. Auf der Geburtsstation urst komisch.

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Eine Geburt ist ein so schwieriger und erstaunlich fragiler Prozeß, daß man sich fragt, warum es die Menschheit überhaupt noch gibt.

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Das Krankenhaus Friedrichshain wird von alten Leuten die Knochenburg genannt. Auch Paula hat dort die Geburt ihres dritten Kindes nicht überlebt. Aber Paula ist Legende und außerdem ist dort jetzt alles neu und so ist unsere erste Tochter in Friedrichshain zur Welt gekommen — keine gute Idee (zumindest die Kinderintensivstation).

Nun also St. Joseph in Tempelhof — ein Unterschied wie Tag und Nacht. Man hat Zeit, es gibt keine Sinnlosbehandlungen, nur weil die Technik dafür vorhanden ist. Dafür gibt es Ansprache. Der Krankenhausrhythmus tritt zurück und wir werden als Individuen behandelt.

Nachrichtenmelodik

Dienstag, 26. Juli 2011

Mein kleiner Bruder macht schöne Sachen. Zum Beispiel Features zum Studiengang Nachrichtenmelodik:

Forum Campus by Scott Hühnerkrisp

Aufm Finanzamt

Sonnabend, 23. Juli 2011

Finanzamt Friedrichshain-Kreuzberg am Mehringdamm

Tagebuch eines Landpfarrers

Montag, 20. Juni 2011

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Du bewohnst einen winzigen Ausschnitt von Welt; kauerst gewissermaßen in deiner Hundehütte und wartest auf den Knochen, den man dir täglich hinwirft. Dein Leben ist intensivst wie eindeutig geprägt von dem Verlangen, siegen- und rechthaben zu wollen. Dabei hast du noch gar nicht begriffen, daß in diesem Leben niemand einen Sieg davontragen kann. Der einzige Sieger ist der Gott der Zeit, der deine Hütte in eine Ruine verwandeln und auf deinen Namen Sand und Asche streuen wird. Der Fürst der Welt wird am Ende ein weinender Greis sein. Christus hat die vollständige Überwindung eines Denkens, welches in den Kategorien von Sieg und Niederlage sich bewegt, angekündigt und vorgelebt. Die Nacht ist empfindlich kühl. Mein Weg führt durch ein Europa des Geistes. Ich setze mich ans Schachbrett mit dem festen Willen, unbedingt eine Niederlage davonzutragen. In der Niederlage webt jene Schönheit der Schlange, die im Ried sich verbirgt. Man muß verlieren wollen; unbedingt verlieren wollen.

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Ulrich Fentzloff schreibt das Tagebuch eines Landpfarrers

Hartmuth und die Hitmaschine …

Sonnabend, 18. Juni 2011

… sind wieder da.

Norwegian Wood:

Beatbox Battle:

Spaziergänge in die Vergangenheit

Freitag, 27. Mai 2011
  • Flohbude auf der alten Messe.

    []

    War alles anders, früher. Auch besser. Aber nicht nur. Wir wohnten in direkter Nachbarschaft zum Messegelände, in einer jämmerlich kleinen Wohnung, vier Personen, zweieinhalb Zimmer, Klo eine Treppe tiefer. Zudem war die Mutter meines Vaters in den Westen gegangen, als Zeugin Jehovas. Also bekamen wir auf Grund unserer fehlenden politischen Zuverlässigkeit niemals Messegäste, diese sehnsüchtig erwarteten goldenen Kälber aus dem Westen. Noch nicht mal welche aus Ost-Berlin []

  • Ronnie in Mühldorf am Inn

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    In Hörweite der Baustelle werfe ich die Jacke in die Uferböschung, setze mich, und warte auf Züge. Mehrere kurze Personenzüge rauschen vorbei, dann, später, endlich, ein langer Güterzug. Ich verstehe jetzt die besondere Akustik dieser Brücke: Die Stahltrogkonstruktion. Der Donner ist betäubend, rund, vollständig, füllt den Wald und den Fluß, verschlingt für Augenblicke jede andere Gegenwart, und wie ein Auftauchen aus Taubheit kehrt sie dann zurück aus dem Geräusch. Der Donner der Innbrücke bei Mühldorf ist jede Reise wert, selbst die Baustelle und die Flugzeuge sind unwesentliche Störungen. Und man muß auf Güterzüge warten, nur die Güterzüge sind lange und schwer genug für den Effekt, und man muß geduldig sein, häufig fahren sie nicht.

    []

Tatort: Der illegale Tod (RB)

Sonntag, 15. Mai 2011

Bis in die Details der Animationen hinein vom Kunstprojekt European Border Watch inspiriert. Schade, daß es weder im Abspann noch auf den Webseiten einen Hinweis dazu gibt.

Alles im Griff?

Sonnabend, 26. März 2011

„RAS Nucléaire, Rien à signaler“, ein Film, in dem Wanderarbeiter zu Wort kommen, die die europäischen Kernkraftwerke zu lächerlichen Löhnen instandhalten, lief auf der Dok Leipzig 2009.

Zur Zeit kann man ihn unter dem deutschen Titel „Alles im Griff?“ in der Arte-Mediathek sehen.

Wir bleiben alle

Mittwoch, 16. März 2011
Wir bleiben alle
© Jotquadrat CC-BY-SA

Wie man vielleicht bemerkt hat, ist hier gerade sehr viel los — sehr Erfreuliches und sehr Unerfreuliches, das aber alles nicht der Erwähnung wert wäre. So kommt es, daß hier nicht viel zu lesen ist.

Eines hat sich nun aber erledigt: wir haben endlich eine Wohnung gefunden, sogar in Stralau, so daß wir — was wir gar nicht mehr erwartet hatten — bleiben können.

Danke für eure Hilfe!

Die Zeit steht still

Montag, 21. Februar 2011

Nach zehn Jahren höre ich Radio eins: es hat sich gar nichts geändert, selbst die Musik hätte man damals schon mitsingen können.

Danke, ich brauche keine Steuersenkung, …

Sonnabend, 15. Januar 2011

… stattdessen wünsche ich mir, daß die S-Bahn wieder fährt.

Nachtrag zur S-Bahn

Freitag, 14. Januar 2011

Im Potsdamer Abkommen wurde unter anderem festgelegt, daß die später DDR-eigene Deutsche Reichsbahn die West-Berliner Eisenbahnlinien betreibt, einschließlich der West-Berliner S-Bahn-Linien. Nach dem Mauerbau wurde dann in West-Berlin der S-Bahn-Boykott ausgerufen (“Der S-Bahn-Fahrer zahlt den Stacheldraht”). Zunächst wurden Buslinien entlang der S-Bahn eingerichtet und später sogar parallele U-Bahn-Linien gebaut. Die S-Bahn verlor viele Fahrgäste und verfiel immer mehr.

Renate von Mangoldt hat die verwunschenen Bahnhöfe in den Siebziger Jahren fotografiert, die Fotos sind noch bis zum 25. Januar in der Kunststiftung Poll (Gipsstraße 3) zu sehen, sie sind in einem Buch mit einem Text von Uwe Johnson erschienen und beim Tagesspiegel gibt es einige schöne Fotos zu sehen.

Das Haus, das keiner wollte

Montag, 10. Januar 2011

Mitten in Berlin, am sogenannten Spreedreieck, steht ein Gebäude von überwältigender Hässlichkeit. Keiner wollte es so. Trotzdem wurde es gebaut. Wie konnte das geschehen?

Regie und Regiment im Zeughauskino

Freitag, 7. Januar 2011

Die sehr sehenswerte Filmreihe “Regie und Regiment” enthält Dokumentar- und Propagandafilme zum Thema Militär und Krieg aus den vielen deutschen Staaten des 20. Jahrhunderts. Sie lief als Retrospektive auf dem Dokfilmfest in Leipzig 2010 und wird jetzt noch einmal im Zeughauskino gezeigt. Es gibt jeweils eine Einführung und zu den Stummfilmen auch Klavierbegleitung.

Der Passierschein A 38

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Das Amt argumentiert unlogisch!

Vielleicht hätte ich Logik nicht erwarten sollen, die Sache ist jedenfalls so: Für einen Wohnberechtigungsschein, den man braucht, um in staatlich geförderte Wohnungen einzuziehen, muß man nachweisen, daß das Familieneinkommen unter einer bestimmten Grenze liegt. Das Problem dabei: bei Freiberuflern, die nicht mehr arbeiten, wendet das Amt das Einkommen des letzten Steuerbescheids an, der sich auf Einkommen von vor 1 1/2 Jahren bezieht. Falls man jetzt (zum Beispiel wegen Kindererziehung) nichts mehr verdient, möge man das bitte nachweisen.

Die Frage ist nur, wie.

Liebe Stralauer,

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Ihr könnt helfen!

Es wird langsam richtig eng hier und wenn wir nicht in diesen Tagen eine 3-4-Zimmer-Wohnung finden, müssen wir leider wegziehen. Anderswo ist es auch schon, aber es täte mir schon sehr leid. Hinweise bitte an blog@stralau.in-berlin.de.

Dafür würde unsere schöne und bezahlbare Zwei-Zimmer-Wohnung frei.

Twitter-Deutsch …

Freitag, 17. Dezember 2010

… ist komisch:

  • Entfolgen
  • Die letzten Konten, denen diese Liste gefolgt hat
  • Alle gefolgten Konten
  • Eine öffentliche Liste Kuriert von …

Links von Sonntag, 12. Dezember 2010

Sonntag, 12. Dezember 2010

Gesammelte Links von Sonntag, 12. Dezember 2010:

Berlinhistorisches:

Der Schatz im Acker im Museum

Dienstag, 7. Dezember 2010

Das hätte dann doch niemand erwartet, was die ungeliebte Kanzler-U-Bahn alles zutage fördern würde. War schon das gotische Rathaus eine Sensation, ist der Fund der elf Skulpturen der entarteten Kunst in den Trümmern eines zerbombten Hauses ein Märchen.

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Jetzt stehen sie für eine Weile im Griechischen Saal des Neuen Museums, zierlich, anmutig und gezeichnet von den Spuren des brennenden Berlin, anrührend gegenüber den fetten überlebensgroßen ukrainischen Statuen aus dem 11. Jhdt. und den glatten, dagegen fast neu wirkenden antiken Reliefs. Einer Steinfigur ragt aus dem Hals statt des Kopfes nun nur noch der Eisenträger, der diesen hielt und der Tänzerin von Marg Moll hat durch das beispielhafte Putzen ihrer einen Körperseite bei ansonsten verwittert belassenen Körper noch mehr Bewegung eingehaucht worden. Am Rande werden Ausschnitte aus dem Film „Venus vor Gericht“ von 1941 gezeigt, in dem zwei der Skulpturen als Requisiten verwendet wurden.

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Nicht nur hier läßt das Neue Museum, dessen Ruine ich in der Kindheit viel bestaunt habe, die Zeiten durcheinander- und ineinander greifen — immer geht es sowohl um die Menschheitsgeschichte als auch um die wechselhafte Geschichte des Museums und der Sammlung. Den großartigen Räumen sieht man die Zerstörung noch gut an, die Reste der Originalbemalung aus dem neunzehnten Jahrhundert wirken viel älter als die mehrere tausend Jahre alten Ausstellungsstücke, und beim Schliemanns Troja kann man zum einen die verschiedenen Zeitebenen der ausgegrabenen Stadt sehen, man erfährt, daß ein Großteil des Priamos-Schatzes als Beutekunst in Rußland gezeigt wird und wie Schliemann damals vom Osmanischen Reich zu einer Strafe verurteilt wurde, als er den Schatz außer Landes brachte.

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Draußen haben sie Julian Assange verhaftet.

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S-Bahn-Fahren ist der Haß in diesen Tagen. Aber die Leute lachen.

Ein Herz schlägt.

Dienstag, 30. November 2010

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Die Schule braucht eine Revolution

Mittwoch, 17. November 2010

Engagierte Lehrer stehen nicht selten vor dem Burn-Out. Erfahrungen eines sogenannten Teach-First-Fellows nach einem Jahr an einer Schule im sozialen Brennpunkt: Antonie Veronika Curtius in der Taz

Writing on the wall

Montag, 15. November 2010

Wir sind mal wieder in die Büros in der Schönhauser Allee umgezogen. Nach vorne konnte raus hatte man Blick auf die Schönhauser Allee 5. Hinten gibt es auch Erinnerungen an früher:

Wohnraum statt Schönbohm