Writing on the wall

Montag, 15. November 2010

Wir sind mal wieder in die Büros in der Schönhauser Allee umgezogen. Nach vorne konnte raus hatte man Blick auf die Schönhauser Allee 5. Hinten gibt es auch Erinnerungen an früher:

Wohnraum statt Schönbohm

Im Angesicht des Versprechers

Sonntag, 14. November 2010

In der ARD-Mediathek gibt es gerade die ersten sieben Folgen der Serie „Im Angesicht des Verbrechens“. Gut gemacht: spannend, schockierend und eine Geschichte wird auch erzählt (den Rest wahrscheinlich Ende nächster Woche nach der Ausstrahlung der letzten drei Folgen). Allerdings geht mir das gekünstelte Berlinern von einigen der Darsteller gehörig auf den Sack. Max Riemelt klingt noch sehr überzeugend, aber zum Beispiel bei Ronald Zehrfeld kräuseln sich einem die Haare. Das liegt aber auch zum Teil am Drehbuch: „Und dann beschloß ick …“ sagt niemand. Wenn schon, dann heißt es „Und dann ha’ick beschlossen jehabt …“

Grenzen

Freitag, 12. November 2010

Oh, ist das schön: europäische Grenzen der letzten 1000 Jahre in einem 5-min.-Film:

Salonfähig

Donnerstag, 11. November 2010

ich frage mich gerade, wann der neue zyklus der salonfähig gewordenen kinder-dooffinderei begonnen hat.

[…]

===>Miss Manierlich über das bequeme Kinder- und Mütterdoofinden

Schöner gehen am Wasser

Mittwoch, 10. November 2010

Der Streit um das Stalhermsche Ufergrundstück ist beendet: Der Bundesgerichtshof hat die Klage gegen die Enteignung des Uferstreifens für einen durchgehenden Uferweg abgewiesen.

Damit kann der durchgehende Uferweg gebaut werden. Über das momentane Provisorium mit Stufen kommt man allerdings auch schon durch, nur mit Kinderwagen/Rollstuhl wirds schwierig.

Das große Haus mit den Augen der Tochter sehen

Donnerstag, 4. November 2010

Es gibt zwei Wege ins Büro. Der eine ist der automatische: ohne zu denken die Schließkarte an die Tür halten, beim Warten auf den Fahrstuhl die auf dem Telefon eintrudelnden Dienst-E-Mails lesen, im Fahrstuhl daran denken, was als nächstes zu tun ist, oben angekommen den entgegenkommenden Kollegen ein zerstreutes “hallo” sagen, an den Schreibtisch setzen und versuchen herauszufinden, wo man am Abend vorher stehengeblieben war.

Der andere funktioniert gut mit Musik auf den Ohren und geht so: ich stelle mir vor, die 16 Monate alte Tochter zu sein, die neugierig die Welt erkundet. Durch Glasscheiben sieht man seltsame Menschen an Tischen sitzen und diskutieren, hinter anderen sitzen sie vereinzelt an Tischen und starren auf Bildschirme. Manche haben Kopfhörer auf, viele mehr als einen Bildschirm. Kaffeetassen, häßliche Maskotchen, Bilder. Niemand beachtet mich. Was wohl passiert, wenn ich einfach mal laut rufe? Tafeln mit komplizierten Grafiken aus vielen Rechtecken, Kreisen und Linien dazwischen. An anderen Tafeln kleben vielevieleviele bunte Zettel, manchmal unordentliche Klebezettel, anderswo wunderschön sortierte Karteikarten. Auf großen Bildschirmen bunte Bilder und überall überall Treppen, Türen und Hindernisse, die man umgehen muß. Da, diese Tür führt auf die Terasse, auf der ein wunderbarer warmer Wind ins Gesicht weht. Wenn ich auf der Terasse weitergehe, sehe ich die Kollegen von außen und kann Grimassen schneiden. Sie lachen tatsächlich. Die Feuertreppe hinunter und durch die Eingangstür wieder herein und den ersten Stock einmal ganz durch. Durch die Fenster der anderen Seite sieht man große Bagger ein tiefes Loch graben und hier im ersten hängen überall große Papierfahnen mit lustigen Zeichnungen. In der großen Aula am Rand sitzen und die Leute sehen, die vorbeilaufen: ordentliche Hemden und Kostüme und sehr lässige Kleidung wechseln sich ab. Menschen mit Rollkoffern, an denen Flugzeugschlaufen hängen, andere mit Fahrradtaschen. Viele schauen in ihr Telefon, manche gehen schnell, straff und zielgerichtet, andere langsam und zerstreut und denken daran, was als nächstes zu tun ist …

Dok-Leipzig 2010: De gode kapitalistene

Mittwoch, 3. November 2010

De gode kapitalistene (The Good Capitalists) (Line Hatland, Norwegen 2009, 55:00 min.) — Money matters — Geldangelegenheiten

Der norwegische Pensionsfonds, der das Geld aus der Ölförderung für die Zeit nach dem Öl anlegt, ist mit 400 Mrd. $ der zweitgrößte Staatsfonds der Welt. Der Moralphilosoph Henrik Syse leitet den Ethikbeirat des Fonds, der Empfehlungen abgibt, aus welchen Investitionen der Fonds sich zurückziehen sollte. Üblicherweise hält sich die Finanzministerin an diese Empfehlungen. So wurden in der Vergangenheit Unternehmen wie Wal-Mart, EADS oder Boeing ausgeschlossen, was nicht nur bedeutet, daß der Fonds sein Geld zurückzieht. Die Entscheidung wird veröffentlicht und andere Großanleger vollziehen sie nach. Vor der Entscheidung wird lange untersucht, dann haben die Unternehmen die Gelegenheit zur Stellungnahme.

Im Film geht es um die Untersuchung von Kinderarbeit auf den Feldern von Monsanto und Bayer in Indien. Wir erleben, wie die Firmen beteuern, vieles zu verbessern und wie Syse und seine Leute gleichzeitig auf die Felder fahren und vorher Wetten abschließen, wie lange es dauert, bis alle umliegenden Felder gewarnt sind. Wir sehen die Beteuerungen der Manager und dagegengeschnitten die Befunde der Ethikrat-Untersuchungen, die trotzdem immer wieder Kinder auf den Feldern finden. Dazwischen immer wieder Henrik Syse, der den Kindern in der Sonntagsschule das Gleichnis vom Hausbau erzählt (Matth 7, 24). Das alles ist spannend gemacht und trotz des Ernstes des Themas durchzieht den Film ein fröhlicher Optimismus. Und es ist ja auch hübsch anzusehen, wie der Philosoph am Tisch mit den Unternehmenslenkern betont, wie gern der Fonds sein Geld doch weiterhin im Unternehmen belassen würde, wenn es da nicht gewisse Probleme gäbe.

Am Ende entsteht ein moralisches Dilemma: nach vielen Verhandlungen und Untersuchungen sind die Probleme immer noch vorhanden und der Ethikrat gibt eine Empfehlung zum Rückzug. In den Gesprächen mit Monsanto und Bayer wird aber klar, daß das Problem auf der Ebene einzelner Unternehmen nicht zu lösen ist, sondern Wege gefunden werden müssen, die alle Baumwoll-Unternehmen in Indien betreffen. Ein Rückzug würde zwar den Regeln des Fonds entsprechen, nicht in Unternehmen zu investieren, die Kinderarbeit zulassen. Aber das wäre eine einmalige Aktion, nach der der Fonds keinen Einfluß auf Verbesserungen mehr hätte. So wird gemeinsam mit der Finanzministerin entschieden, das Investment sogar noch zu erhöhen und die neun Unternehmen, an denen der Fonds Anteile hält, werden auf Druck des Fonds zusammengebracht, das Problem gemeinsam zu lösen.

Vom Wasser haben wir’s gelernt

Dienstag, 2. November 2010

Die Taz hat die Wasserverträge geleakt. Eigentlich aber ist es schon verwunderlich, daß das Parlament überhaupt Geheimverträge abschließen darf.

Dok-Leipzig 2010: Wirtschaftswunder

Sonntag, 31. Oktober 2010

Wirtschaftswunder (Andreas Teuchert, Deutschland 2007, 16:00 min.) — Money matters — Geldangelegenheiten

In der Kommune Niederkaufungen leben 70 Menschen gemeinsam, teilen ihre Güter, arbeiten nach ihren Wünschen und Bedürfnissen und entscheiden im Konsens. Eigentlich eine interessante Sache, über die ich gern mehr erfahren hätte, der Film aber ist ein echter Reinfall: Mitglieder der Kommune sagen Texte auf, die wie Laientheater klingen und die Filmeffekte versuchen, so suggestiv wie möglich daherzukommen. Ärgerlich.

Dok-Leipzig 2010: Bankbussen

Sonnabend, 30. Oktober 2010

Bankbussen

Bankbussen (The Bankbus) (Solveig Melkeraaen, Norwegen 2010, 27:00 min.) — Money matters — Geldangelegenheiten

Der Bankbus fährt auf die Dörfer in den Norwegischen Bergen und der Fahrer ist auch der Bankbeamte. Meist sind es die alten Leute, die aus Sentimentalität noch den Bankbus benutzen, oder weil sie hohe Beträge nicht dem Internetbanking anvertrauen wollen. Ein ruhiger schöner Film, der den Bus und seinen Fahrer auf den letzten Touren vor der Einstellung durch den Schneematsch begleitet.

Dok-Leipzig 2010: Gratis Punsch

Sonnabend, 30. Oktober 2010

Gratis Punsch (Katharina Cibulka, Eva Jiricka, Tschechische Republik 2006, 6:00 min.) — Money matters — Geldangelegenheiten

Die Protagonisten schenken auf dem Wiener Christkindlmarkt gratis Punsch aus und ziehen sich damit den Zorn der Marktmenschen zu. So hübsch die Idee ist, ist dies dann doch eine der Provokationen, die vor allem darin bestehen, andere Menschen vorzuführen. Selbst als ein Verkäufer fragt, warum er jetzt gefilmt wird, bekommt er als Antwort nur ein etwas überhebliches Lächeln. Dabei hätte man so gut ins Gespräch kommen können.

Offending the clientele

Sonnabend, 30. Oktober 2010

Offending the Clientele.

Freies Neukölln ist genervt von der Gentrifizierung.

[via]

Dok-Leipzig 2010: Taqwacore — The Birth of Punk Islam

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Taqwacore -- The Birth of Punk Islam

Taqwacore: The Birth of Punk Islam (Omar Majeed, Kanada 2009, 80:00 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

I am an islamist! I am the anti-christ! oder die Minderheit der Minderheit der Minderheit.

2003 schreibt Michael Muhammad Knight den Roman „The Taqwacores“ über eine fiktive Bewegung muslimischer Punks. Und wie das dann so ist mit Popphänomenen im Internet-Zeitalter, irgendwann gibt es Leute, die der Meinung sind, daß es das wirklich geben muß und die finden sich auch. Der Film begleitet mehrere amerikanische Bands und Knight, zunächst in den USA und dann auf der Tour der Kominas durch Pakistan.

Und das macht dann auch wirklich Spaß, zu sehen, wie die Bandmitglieder sowohl der weißen US-Mittelschicht als auch engstirnigen Traditionalisten auf muslimischer Seite den Mittelfinger zeigen — zum Beispiel wenn Secret Trial Five, eine kanadische Band, mit einer lesbischen Pakistanerin als Frontfrau, auf einer großen amerikanischen Moslem-Versammlung auftreten. Aber auch, wie die Kominas, gerade in Pakistan angekommen auf die in bester Arroganz gestellte Frage, womit man denn hier am besten provozieren kann, die Antwort erhalten, daß sie das doch nur herausfinden, wenn sie zuerst einmal versuchen, die Gesellschaft zu verstehen.

Der Film bleibt aber zum Glück nicht nur beim Popphänomen stehen, sondern begleitet Knight in Pakistan bei der Konfrontation mit seiner eigenen Vergangenheit als strenggläubiger Muslim und zeigt die Musiker dort in ungewohnt-unangenehmer Umgebung, wo sich für Punk eigentlich nur ein Teil der reichen westlich orientierten Oberschicht interessiert.

Dok-Leipzig 2010: There Once Was an Island: Te Henua e Nnoho

Mittwoch, 27. Oktober 2010

There Once Was an Island: Te Henua e Nnoho

There Once Was an Island: Te Henua e Nnoho (Briar March, Neuseeland 2010, 80:00 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Auf einer kleinen pazifischen Insel Nukutoa, die zu Papua-Neuguinea gehört, leben etwa 400 Einwohner traditionell ohne Strom, Diesel und Technik. Alte polynesische Riten sind noch weitgehend erhalten, auch wenn ein Teil der Inselbewohner sich inzwischen zum christlichen Glauben bekennt. Jedes Jahr allerdings holt sich das durch den Klimawandel ansteigende Meer ein Stück der Insel und auf Dauer wird sie wohl nicht zu halten sein.

Der Film zeigt die Einwohner Nukutoas, die damit umgehen müssen. Es gibt vage Umsiedlungspläne der auf einer anderen Insel sitzenden Provinzregierung, viele wollen jedoch bleiben. Eine Frau, die schon vor längerer Zeit weggeheiratet hat, versucht, die Bewohner zum Umzug zu motivieren, ein Vater zweier Kinder ist unsicher und wägt das Für und Wider sorgsam und einige wollen keinesfalls gehen. Aufregend, wie in sehr ruhigen Versammlungen einander bei doch sehr unterschiedlichen Meinungen genau zugehört wird. DIe Bewohner laden zwei australische Wissenschaftler ein, die sich die Insel anschauen, viel mit den Bewohnern sprechen und ihnen erklären, wie durch Deiche im Meer und Erhöhung der Häuser die Insel zu retten wäre.

Aber weder dafür noch für die Umsiedlung gibt es Geld von der Regierung und während der Film gedreht wird, zerstört eine Flutwelle einen großen Teil der Insel.

„There once was an island“ lebt von den ruhigen Bildern, die mit den ruhigen Gesprächen der Inselbewohner korrespondieren und die es dem Zuschauer erlauben, sich auf die Gedanken und Befürchtungen der Menschen einzulassen. Er zeigt den Ernst der Lage ohne Panik zu verbreiten. Einzig die Musik kleistert hin und wieder zu stark.

Dok-Leipzig 2010: Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?

Montag, 25. Oktober 2010

Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?

Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? (Gerhard Friedl, Deutschland, Österreich 2004, 73:00 min.) — Money matters — Geldangelegenheiten

Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen? beschreibt Geschichte, Beziehungen und Verstrickungen des deutschen Finanzadels von der Inflationszeit bis heute. Die Fakten werden dabei übertrieben nüchtern und neutral vorgelesen und dazu Aufnahmen von Flughäfen, Straßen, Industrieanlagen und Gebäuden gezeigt. Das ist natürlich alles gebrochen: die Aufnahmen passen gerade so nicht ganz zum Text und der Text selbst macht keinen Unterschied zwischen Ungeheuerlichkeiten wie dem Flick-Spendenskandal und Banalitäten wie der, daß alle drei Gattinnen der Eigner einer Firma Hörgeräte trugen. Das ganze ist also recht witzig und man muß gut aufpassen, ich habe allerdings irgendwann ob der vielen Details den Überblick verloren.

Dok-Leipzig 2010: Eine Million Kredit ist normal, sagt mein Großvater

Montag, 25. Oktober 2010

Eine Million Kredit ist normal, sagt mein Großvater

Eine Million Kredit ist normal, sagt mein Großvater (Gabriele Mathes, Österreich 2006, 22:00 min.) — Money Matters — Geldangelegenheiten

Das Sonderprogramm Money Matters — Geldangelegenheiten beschäftigt sich genau damit: mit Geldangelegenheiten. In dem Film beschreibt Gabriele Mathes die Geschichte des Bankrotts der Möbelfirma ihres Vaters in den Siebziger Jahren. Diese ruhige aber sehr verstörende Erzählung wird hinterlegt mit Familien-Foto- und Filmaufnahmen aus jener Zeit. Eine schöne und sehr überzeugende Idee, eine tragische Geschichte zu erzählen.

Dok-Leipzig 2010: Nach der Revolution

Sonntag, 24. Oktober 2010

Dieser sehr sehenswerte Film läuft heute abend 22.00 bei 3sat.

Nach der Revolution (Dörte Franke, Marc Bauder, Deutschland 2010, 91:00 min.) — Internationales Programm Dokumentarfilm

Drei Akteure vom Zentralen Runden Tisch in der DDR 1989/90 — Ulrike Poppe (Demokratie Jetzt), Reinhard Schult (Neues Forum) und Markus Meckel (SDP/SPD) werden in den Jahren 2009/2010 begleitet. Parallel dazu sieht man Archivmaterial aus den Sitzungen des Runden Tisches.

Es gibt viele Filme über 1989/90, aber nur sehr wenige gute. Dieser ist einer der besten. Das liegt vor allem daran, daß die Autoren mit keiner vorbereiteten These daherkommen, sondern den Akteuren Zeit lassen, bestimmte Fragen von damals noch einmal aufzuwerfen, Erklärungen zu suchen und dabei damit leben kann, wenn diese Erklärungen unvollständig, offen und nicht widerspruchsfrei sind. Dadurch erhält man einen sehr tiefen Einblick in Motivationen, Wünsche aber auch Unsicherheiten der Protagonisten damals wie heute. Die Bürgerrechtler werden einmal nicht als Illustrationen für historische Thesen benutzt, sondern sind wirklich Hauptfiguren, die sehr ernstgenommen werden.

Großartig wird der Film aber auch durch das Material vom Runden Tisch, durch dessen gute Auswahl und Schnitt der Film zum einen eine große Spannung bekommt, zum anderen die Unsicherheit, die vorsichtigen Schritte aber auch die Bestimmtheit im Auftreten und das Pathos der damaligen Zeit noch einmal sehr deutlich zeigt, wenn die Bürgerrechtler auf der einen Seite und SED/PDS mit den Blockparteien auf der anderen Seite des gar nicht so runden Tisches sich gegenübersitzen und Fragen von der Subvention für Kinderbekleidung über die Aufarbeitung der Polizeiübergriffe am 7./8. Oktober ’89 bis zur neuen DDR-Verfassung verhandeln. Die neue Verfassung, die dann von der Volkskammer und dem späteren Bundestag erst verschleppt und dann begraben wurde ist dann auch der Punkt, über dessen Interpretation sich die drei Protagonisten bis heute nicht einig sind.

Zusätzlichen Drive bekommt „Nach der Revolution“ dadurch, daß während der Dreharbeiten entscheidende Lebenswendungen passieren: Markus Meckel verliert sein Bundestagsmandat in der Uckermark und Ulrike Poppe wird die erste Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen in Brandenburg.

Dok-Leipzig 2010: Szafa Zbigniewa

Sonntag, 24. Oktober 2010

Szafa Zbigniewa

Szafa Zbigniewa (Zbigniev’s Cupboard) (Magdalena Osinska, Polen 2010, 15:18 Min.)

Ein Trickfilm mit Holzpuppen, der im Polen der Siebziger Jahre spielt: Zbigniew lebt mit seinem alten Vater zusammen, der gern mit ihm auf dem selbstgebauten Schachbrett spielen würde. Zbigniew hat jedoch keine Zeit, weil er auf dem Schwarzmarkt Dinge horten gehen muß. Der Vater stirbt und Zbigniew muß einen Sarg für ihn besorgen. Anrührend und sehr atmosphärisch.

Dok-Leipzig 2010: Speechless

Sonntag, 24. Oktober 2010

Speechless

Speechless (Daniel Greaves, Vereinigtes Königreich 2009, 7:40 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Sehr gelacht: die Familie spricht nicht mehr miteinander, sondern kommuniziert beim gemeinsamen Essen über Mobiltelefone und Laptops. Der schnelle und sehr amüsante Film (in dem die Oma am Ende durch Tricks das Reden wieder durchsetzt) wirkt ein bißchen wie Simpsons in Schwarz-Weiß.

Dok-Leipzig 2010: Cul de bouteille

Sonntag, 24. Oktober 2010

Specky four eyes

Cul de bouteille (Specky Four Eyes) (Jean-Claude Rozec, Mathieu Courtois, Frankreich 2010, 9:15 min.)

Ein Junge wird vom Arzt als fast blind diagnostiziert und muß von nun an eine große Brille tragen. Aber nicht nur, daß er ausgelacht wird, er sieht nicht mehr, was er vorher sah: Leben in all den Schemen, die ihn umgaben. Die Welt ist tot und langweilig. Er ist sehr unglücklich darüber und wirft die Brille weg. Schön erzählte Kindheitsgeschichte mit treffsicheren schwarz-weiß-Zeichnungen.

Dok-Leipzig 2010: Josette und ihr Papa

Sonntag, 24. Oktober 2010

Josette und ihr Papa

Josette und ihr Papa (Izabela Plucinska, Deutschland 2010, 8:17 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Ist man Vater einer kleinen Tochter, fällt es schwer, diesen Film nicht zu lieben: eine hinreißende Knetanimation über ein Mädchen, das seinen Vater sucht, der sich versteckt hat. Nach einem Kinderbuch von Eugène Ionescu.

Dok-Leipzig 2010: I was a child of Holocaust survivors

Sonntag, 24. Oktober 2010

I was a child of Holocaust survivors

I Was a Child of Holocaust Survivors (Ann Marie Fleming, Kanada 2010, 15 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Die Eltern der in Kanada aufgewachsenen Autorin haben Auschwitz überlebt. Und das bestimmt ihr Leben: die Eltern leben in ihrem eigenen Zirkel von Überlebenden, wo vor allem Jiddisch gesprochen wird, die Geschichte spielt eine größere Rolle als die Gegenwart und jede Nacht muß sie ihre Eltern retten. Der schwar-weiß gezeichnete Film, der einige Anleihen z.B. bei Chagall nimmt erzählt amüsant aber auch traurig von der Schwierigkeit, die Geschichte der Eltern loszulassen.

Dok-Leipzig 2010: Der Kleine und das Biest

Sonnabend, 23. Oktober 2010

Der Kleine und das Biest

Der Kleine und das Biest (Johannes Weiland, Uwe Heidschötter, Deutschland 2009, 7.00 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Es ist schwierig, wenn sich die Mutter in ein Biest verwandelt hat: sie wirkt ziemlich anteilslos. Es hat aber auch seine guten Seiten: sie verbietet weniger und läßt sich beim Fußball besiegen. Ein hübscher Film über einen Jungen, dessen Eltern sich getrennt haben, und der nicht nur die Probleme, sondern auch die Vorteile sieht. Flüssig, witzig, ernsthaft und wunderschön gezeichnet.

Sehen kann man den Film hier.

Dok-Leipzig 2010: Sinna mann

Sonnabend, 23. Oktober 2010

Sinna mann

Sinna mann (Angry Man) (Anita Killi, Norwegen 2009, 20.00 min.) — Internationaler Wettbewerb Animationsfilm

Ich glaube, das gab es in den anderen Jahren noch nicht, daß die Animationswettbewerbsfilme nach Themen gruppiert sind. Gefällt mir gut. Dieser und die folgenden Filme lief im Programm „Kein Kinderspiel“, das sich mit der Beziehung zwischen Eltern und Kindern auseinandersetzt.

„Sinna mann“ ist ein Zeichentrickfilm (teilweise mit ausgeschnittenen Papierfiguren) nach einem Buch von Gro Dahle, der von dem kleinen Boj handelt, in dessen Vater ein wütender Mann lebt. Dieser kommt heraus, wenn der Vater die Wohnung verwüstet, die Mutter schlägt und der kleine Boj in sein Zimmer flüchtet.

Die Familienkonstellation ist klassisch, inklusive einer Mutter, die dem Vater alles verzeiht, als er auf den Knien vor ihr liegt und die sich verprügeln läßt, damit Boj nichts abbekommt. „Sinna mann“ ist aus der Sicht von Boj gefilmt. Das erlaubt die Identifikation des erwachsenen Zuschauers (die jedoch nicht die Zielgruppe des Filmes sind) mit ihm. Andererseits weiß man ja, daß Boj nichts dafür kann, auch wenn er seinen Vater liebt und hofft, den nächsten Wutanfall zu verhindern, indem er noch braver und aufmerksamer ist. Das — und die große Angst von Boj — macht den Film besonders gruselig.

Doch der Film nimmt eine Wendung: Boj soll es aufschreiben. Aber es ist doch ein Geheimnis? Die Vögel im Baum singen: „Sag es weiter“. Boj schreibt also einen Brief an den König: „Papa schlägt. Bin ich schuld?“ Und König Harald kommt, nimmt den Vater mit auf sein Schloß, wo es viele Räume gibt, in denen der Vater lernen kann, den wütenden Mann zu besiegen. Boj besucht ihn dort, hat immer noch Angst, aber der Vater verändert sich.

Auch wenn das vielleicht etwas sehr skandinavisch-optimistisch ist gefällt mir diese Wendung, vor allem, wenn vor mir eine Zeitung liegt mit all dem angstmachenden Quatsch über die schlimmen Gefahren aus dem Internet.

Ich such die DDR …

Freitag, 22. Oktober 2010

Die deutsche Einheit ist gelungen, wenn die gedruckte FAZ an Aljoschas Geburtstag erinnert.

Dok-Leipzig 2010: Soldatenpflicht

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Soldatenpflicht (DDR 1976, 30 min.) — Regie und Regiment

Soldatenpflicht kommt ganz anders daher als der bundesdeutsche Rekrutierungsfilm und paßt von seinem heroischen Duktus her eher zu den beiden Reichsdeutschen Filmen, führt im Unterschied zu diesen beiden aber auch Waffen vor. Und zwar so ziemlich alles, was die Artillerie zu bieten hat. Da wird nicht gekleckert und ergänzt wird diese Protzshow durch Ausschnitte aus drei sowjetischen Kriegsfilmen über die Schlacht um die Seelower Höhen und Interviews mit sowjetischen Veteranen. Zwischendurch sondern Schüler scheinbar spontan und nachdenklich die üblichen sozialistischen Phrasen ab und das Hohelied von völkerverbindender Brüderlichkeit und Solidarität im Klassenkampf wird gesungen.

Dok-Leipzig 2010: Warum/wofür fragen sich Bonner Berufsschüler

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Warum/wofür fragen sich Bonner Berufsschüler (BRD 1966, 19 min.) — Regie und Regiment

Dieser Film fällt im ersten Block von Regie und Regiment ziemlich aus dem Rahmen. 1966 ist in Westdeutschland nicht die Zeit für knallige Werbefilmchen. Und so ist Warum/wofür fragen sich Bonner Berufsschüler ein einziges Fragezeichen: Junge Leute mit Rollkragenpullovern, schwarzen Brillen und fast übertriebenem Bonner Akzent führen skeptische Diskussionen. Dann entscheidet sich der Protagonist, mal auf einem Schiff mitzufahren, aber obwohl es ihm dort gefällt, bleibt Skepsis.

Die Aussage, zu der sich der Film hinreißen kann, ist die Aufforderung, doch mal über die Marine nachzudenken und vielleicht mal vorbeizuschauen.

Dok-Leipzig 2010: Jungens wollen zur See

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Jungens wollen zur See

Jungens wollen zur See (Wilhelm Stöppler, Deutschland 1940, 18 min.) — Regie und Regiment

Jungens wollen zur See eröffnet — wie man es von einem NS-Marine-Werbefilm vielleicht erwartet — mit schmetternden Fanfaren. Er enthält aber auch einige Merkwürdigkeiten. Die Fanfaren zum Beginn gehören zu einem spanischen Ausbildungsregiment, dessen Mitglieder noch halbe Kinder sind. Diese Kinder haben schmucke Uniformen an und marschieren singend, sind aber auch in der Lage, ein ganzes Segelschiff zu steuern. Die Aufnahmen sind schnell geschnitten und auf größtmögliche Beeindruckung des Zuschauers konzipiert (Aufnahmen marschierender Gruppen von unten, Gegenlicht).

Weiter geht es mit einer italienischen Marineschule, von der vor allem die Unterkunft und das Essen gezeigt werden. Das ist die zweite Merkwürdigkeit neben der ersten, daß vor der eigenen Marine zunächst die der verbündeten Länder gezeigt werden.

Der Hauptteil zeigt die Reichsseesportschule der HJ in Prieros. Hier dann vor allem Wettkämpfe, Drill, Lagerleben. Insgesamt weniger schmissig als die spanische Variante, aber auch mit großer Sorgfalt und auf Wirkung hin gefilmt.

Die Klammer um die drei Einrichtungen wird in der Einleitung genannt: England soll die Vormachtstellung auf See verlieren. Aber auch hier wieder: der Krieg selbst kommt nicht vor, nur die Vorbereitung darauf.

Dok-Leipzig 2010: Hein Petersen — Bilder aus dem Leben eines Schiffsjungen

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Hein Petersen – Bilder aus dem Leben eines Schiffsjungen (Deutschland 1917/1921, 19 min.) — Regie und Regiment

Regie und Regiment – Deutschland und das Militär in dokumentarischen Filmen von 1914 bis 1989, das ist diesjährige Retrospektive, kuratiert vom Bundesarchiv gemeinsam mit dem Militärhistorischen Museum Dresden.

Das Thema ist eine schöne Wahl — aus verschiedenen Gründen: Zum einen wird hier besonders deutlich, daß Dokumentarfilm nicht objektiv ist, sondern immer Meinung transportiert, sich aber wegen der scheinbaren Objektivität besonders für Propaganda eignet. Zum anderen ist das Thema Krieg in diesen Jahren für Deutschland so aktuell wie schon lange nicht. Und drittens eignet sich das 20. Jahrhundert wunderbar für diese Schau, weil hier fünf politische Systeme zum Vergleich stehen, für die alle — mit Ausnahme der Weimarer Republik vielleicht — Militär eine herausgehobene Bedeutung hatte.

Die Retrospektive zeigt Blöcke mit Filmen aus den unterschiedlichen Zeiten zu jeweils einem Thema. Erster Block: Werbefilme deutscher Streitkräfte.

Der Stummfilm Hein Petersen – Bilder aus dem Leben eines Schiffsjungen wurde während des ersten Weltkrieges als Werbefilm für die Marine gedreht, ist dann aber 1921 für die neuen Bedingungen des Versailler Vertrages noch einmal umgeschnitten worden. Die Originalfassung ist nicht mehr bekannt. Hein Petersen, ein Junge vom Dorfe möchte etwas erleben und bewirbt sich bei der Marine. Begeistert erfährt er, daß er angenommen wird, seine Familie beglückwünscht ihn, es gibt begeisterte Abschiedsszenen und er kommt zur Marineschule.

Der Film lebt vor allem durch Massenszenen, in denen sportliche Übungen auf dem Schiff gezeigt werden, in denen möglichst viele Matrosen synchron und rhythmisch auftreten. Auch in einer stummen Vorführung merkt man dem Film an, daß er auf möglichst große Wirkung mit Musikbegleitung hin komponiert wurde.

Das Matrosendasein wird als harte Arbeit, vor allem aber als freudiges Abenteuer geschildert. Der Krieg selbst kommt nicht vor.

Dok-Leipzig 2010: Sahman

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Border

Sahman (Border) (Harutyun Khachatryan, Armenien 2009, 82.00 min.) — Kaukasische Lektionen

Der Film, der eigentlich kein Dokumentarfilm ist, erzählt vom Leben der Viehzüchter in den armenischen Bergen. Obwohl einige spektakuläre Bilder zu sehen sind, fehlt es ihm an Rhythmus und einer Erzählung, so daß es an einigen Stellen ziemlich lang wird.