Dok-Leipzig 2008 (xxviii): Der Kinder wegen — Flucht ins Vaterland

Sonnabend, 1. November 2008

In Leipzig gibt es jedes Jahr sorgfältige Retrospektiven, die vom Bundesarchiv Filmarchiv veranstaltet werden. In diesem Jahr ist eine Reihe Fremde Heimat, die Filme zeigt, die sich mit Migration nach, von und innerhalb Deutschlands befaßt.

Dok Leipzig 2008 -- Der Kinder wegen -- Flucht ins Vaterland

Der Kinder wegen — Flucht ins Vaterland (Winfried Junge, DDR 1963, 15 min.) — Fremde Heimat

DDR-Propagandafilme gab es ja einige, aber dieser hier ist ein besonders absurdes Beispiel: Zwei Jahre nach dem Mauerbau wird ein Film gedreht, der Übersiedler aus Westdeutschland zeigt, die begeistert ein neues Leben in der DDR beginnen.

Winfried Junge ist dieser Film, der ihm als junger Mensch aufgenötigt wurde, und durch den er überhaupt erst Regisseur werden durfte, recht peinlich. Ich finde auch, daß ziemlicher Mut dazugehört, sich nach der Vorführung vor das Publikum zu stellen.

Winfried Junge hat zusammen mit seiner Frau Barbara die Langzeitdokumentation „Die Kinder von Golzow“ gedreht, die von 1961 bis 2007 Bewohner des Dorfes Golzow begleitete. Eine eigene Reihe würdigt sie auf dem diesjährigen Festival, dadurch war für Junge auch die Aufführung dieses Filmes erträglich.

„Der Kinder wegen“ wurde produziert in einer Gruppe, die im Auftrag des Außenministeriums Propagandafilme herstellte, die in den DDR-Botschaften in aller Welt zeigen sollten, wie schön es in der DDR ist. Diese Filme waren häufig besonders weltfremd. „Der Kinder wegen“ wurde dann auch von den Botschaften abgelehnt und verschwand in der Kiste.

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