Bigos
Sonntag, 4. September 2022Ausschnitt aus einem alten Tagebucheintrag:
März 2014. Der polnische Kollege hat für sich und seine Familie eine Wohnung in Pankow gekauft, 40 Kilo Bigos gekocht und guten polnischen Wodka in großen Mengen herangeschleppt.
[…]
Auch die Krim ist Thema. Der Kiewer Kollege erzählt von russischen Soldaten, die durch die Ostukraine fahren und russische Flaggen hissen und meint, die Krim-Bevölkerung habe hirnrissig abgestimmt, denn vorher gab es Autonomie innerhalb der Ukraine und viel Geld für die Stationierung der Schwarzmeerflotte. Als Teil Rußlands würden sie verarmen wie andere russische Randregionen auch. Wenn auch nicht die Nato, so müßten sich doch mehrere Nato-Staaten bewegen, wenn Rußland offiziell in die Ostukraine einmarschieren sollte.
Der finnische Kollege erzählt, wie in Finnland diskutiert wird, ob man als russischer Nachbar jetzt lieber doch der Nato beitreten sollte, oder ob das Putin eher noch mehr reizen würde.
Der Kroate ist für mehr europäische Integration, der Serbe mißtraut amerikanischem Geld und Propaganda. Die Irin, der Engländer, der Indonesier, der Pakistaner und insbesondere der Kanadier finden die kontinentaleuropäische Situation interessant.
Viele halten Europa für unentschlossen, keiner ist der Meinung, man müsse mehr auf russische Sorgen eingehen.
Im Hintergrund bricht das einst stolze Weltreich zusammen.
Morgen gehe ich nach dreißig Jahren wieder zum Gerhard-Schöne-Konzert. Vielleicht wird’s nie wieder so schön.
Liebes Team,
ein sehr interessanter Tagebuch ausschnitt, der durch den Krieg sehr aktuell ist. Unglaublich, dass die Angst vor Russland bereits so lange besteht und von verschiedenen Ländern empfunden wird. Ich hoffe, der Krieg in der Ukraine hält nicht mehr lange an. Die arme Zivilbevölkerung.
Vielen Dank für diesen Beitrag.
Beste Grüße
Graffitiartist