Archiv für September 2005

Liebe FAZ,

Freitag, 30. September 2005

so geht das nicht. Sehr engagiert hast Du über die Schleichwerbeaffäre in der ARD berichtet, manchmal fast täglich, keine neue Information ausgelassen. Das war sehr wichtig, denn schließlich hat die ARD-Tochter Bavaria zunächst den recherchierenden Journalisten mundtot gemacht und alles abgestritten.

Doch wo finde ich den Bericht darüber, daß auch der Arbeitgeberlobbyverband Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft beteiligt ist? Hier und hier, aber nicht bei Dir.

Hallo, aufwachen!

Runtime error

Donnerstag, 29. September 2005

Bunt, grell, undogmatisch und vor allem: Max-Goldt-Woche.

[via p]

Liebe Spreeblick-Leser,

Mittwoch, 28. September 2005

erstmal herzlich willkommen. Es ist momentan ein wenig voller hier, aber wir schaffen das schon. Schaut Euch um, machts Euch gemütlich und kommentiert auch mal. Die Tapete (vulgo: individuelles Disain) fehlt leider noch, ich war bisher zu faul dafür. Für die auswärtigen: Stralau ist eine Halbinsel in Berlin, gelegen zwischen dem Rummelsburger See und der Spree.

Da die meisten Blogrolls alphabetisch sortiert sind und man als fauler Von-oben-Klicker dadurch immer das gleiche Angebot bekommt, habe ich diese hier jetzt mal umgekehrt, um ein wenig Stimmung reinzubringen. Sie war auch schon mal zufällig sortiert, aber da habe ich dann selbst nicht mehr durchgesehen.

Schade

Dienstag, 27. September 2005

Das hier sah zu gut aus. Was ist das nur für eine Welt — mit Cicero, ohne Abstand.

Asoziale Elemente

Dienstag, 27. September 2005

Nanu. Gestern fehlte „Freibank. Kultur minderer Güte“, das monatliche Taz-Highlight von Gabriele Goettle. Für Leute wie mich, die die Taz nur zu besonderen Anlässen kaufen, dafür der Hinweis auf ein bemerkenswertes Interview in der Ausgabe von gestern:

Anfang der achtziger Jahre schnitt ich mir einen Punk-Haarschnitt, färbte mir die Haare grün, rot oder schwarz und trank mit anderen Jugendlichen Bier auf dem Alexanderplatz. Zur selben Zeit trat ich aus der FDJ aus. Und ich bekam Kontakt zu einer evangelischen Jungen Gemeinde in Friedrichshain.

[…]

Stundenlang stand ich vollkommen ahnungslos auf einem schmalen Flur. Niemand sprach mit mir. Als ich schließlich fragte, wo ich hier sei, schlug mir ein Wärter seinen Schlüsselbund ins Gesicht. Danach wurde ich für drei Tage in die mit Sichtblenden verdunkelte Arrestzelle gesteckt. Solch ein Schock weckt bei jedem die Bereitschaft zur “Umerziehung”. Ein Jugendlicher rollte in der Zelle seinen Pullover zu einem Strick zusammen und erhängte sich. Tage später erst kamen seine Einweisungsunterlagen, in denen sein behandelnder Arzt attestiert hatte: Der Junge hat Platzangst.

[…]

Viele schämen sich bis heute. Der Ruf der Werkhöfler ist noch immer schlecht. Auch, weil es über ihre Geschichte nur wenige Medienberichte gibt. Selbst die kleine Erinnerungsstätte auf dem ehemaligen Anstaltsgelände in Torgau ist von Schließung bedroht. Meinen Lebenslauf können Interessierte dort einsehen, als Beispiel. Ehemaligen Häftlingen sage ich immer wieder: Schämt euch nicht! Ihr könnt nichts dafür, daß ihr dorthin verfrachtet wurdet!

[Stefan Lauter über seine Zeit im Jugendwerkhof]

Tatort: Requiem (RB)

Dienstag, 27. September 2005

Scha|ra|de u. Charade [ʃa…] die; -, -n <aus gleichbed. fr. charade, eigtl. „(seichte) Unterhaltung“, dies aus dem Provenzal., urspr. wohl lautmalend>: Rätsel, Ratespiel, bei dem ein zu erratendes Wort in Silben od. willkürlich in Teile zerlegt, pantomimisch dargestellt wird.

[Duden. Das große Fremdwörterbuch, Mannheim 2000]

Rätselhaft, warum die Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) dem fiesen Massenmörder, der sie in seine Gewalt gebracht hat, mehrfach vorwirft, er würde Scharaden mit ihr veranstalten. Von Pantomime keine Spur und Wörter muß sie auch nicht erraten. Auch unklar bleibt, warum Jürgen Kaube in der FAZ einen zwar brillant geschriebenen aber doch etwas unbarmherzigen Verriß hinlegt. Ja, die Handlung ist an einigen Stellen etwas unwahrscheinlich, aber es bleibt doch ein gut gemachter Thriller, der den Zuschauer bis zum Schluß außer Atem läßt. Gute Unterhaltung, für den Bremer Tatort gar nicht so schlecht, muß man leider sagen, denn in letzter Zeit waren sie gar zu betulich.

Zur Handlung: Während der Ermittlungen zum Tode des Chefs des Space-Parks wird Inga Lürsens Auto in die Luft gesprengt. Nach der tränenreichen Beerdigung fragt man sich allerdings nur kurz, wie der Film denn nun weitergehen soll, denn die Kommissarin wacht kurz danach in einer 2001-Filmkulisse auf: der Spurensicherer hat sie im Space-Park gefangengenommen, sie soll Zeugin seiner Genialität werden. Nachdem auch noch ihre Tochter entführt wurde, müssen die beiden mit MacGyverscher Genialität einen Ausgang aus dem Labyrinth finden.

Wie im vorigen Bremer Tatort scheint es dem Drehbuchautor Thorsten Näter Spaß zu machen, gewohnte Sichtweisen und Kommunikationsrichtungen zu verwirren. War es beim letzten Mal die Webcam, mit der die eingeschlossenen Opfer den im Garten lauernden Täter beobachten, ist es jetzt die Überwachungskamera, mit der die gefangene Kommissarin ihren Peiniger unter Kontrolle hält. Als die für ihn nicht sichtbare Über-Stimme dreht sie die Fragerichtung um — sie verhört ihn und konfrontiert ihn mit seiner Vergangenheit, während es ihr das ans Mikro geklebte Funkgerät erlaubt, den Platz zu verlassen und sich unbemerkt zu ihm zu begeben.

In einem Punkt hat Jürgen Kaube allerdings recht: die Motivation des Mörders wird nicht plausibel gemacht. Man hat den Eindruck, hier macht es sich das Drehbuch etwas einfach.

(Erstsendung 25. September 2005)

Och Menno,

Dienstag, 27. September 2005

ausgerechnet jetzt geht der Fernseher kaputt. Kann jemand die im vorigen Beitrag angekündigte Sendung (läuft jetzt im ZDF) für mich aufnehmen?

[Update: Nich nötig. Fernseher geht wieder und der Film ist eher Schrott ziemlich gut.]

Opa, erzähl nochmal von früher

Montag, 26. September 2005

Heute 0.00 Uhr im ZDF: Kleines Fernsehspiel „Mittendrin“, über Hausbesetzer von 1989/90 und was aus ihnen geworden ist. Mit (u.a.) Flake Lorenz (Feeling B/Rammstein) und André „Freygang is ’ne Rentnerband“ Greiner-Pol.

Gerüchte

Freitag, 23. September 2005

Premium-Content, eben reingekommen: Große Koalition unter Stoiber. Mal sehen, ob’s stimmt. Wenn ja, bin ich der erste, der’s gebracht hat (Freitag, 23. September, 16:34). Quelle darf ich nicht nennen.

Der Außenminister wird patriotisch

Freitag, 23. September 2005

Die politische Hauptstadt wurde hinweggefegt. Die politische Journalisten-Hauptstadt. Die Hauptstadt der Meinungsforschung und Politikwissenschaft. Alle diese selbst ernannten Experten lagen falsch. Für sie gab es einen Satz rote Ohren. Wumm! Diese konservativen Jungchefs in den Chefredaktionen von Spiegel, Zeit und sonst woher, die Journalismus mit Politik verwechseln, müßten sich nach ihrem eigenen konservativen Ehrenkodex eigentlich in das Schwert stürzen – politisch, natürlich. Und, hat es einer getan? Nichts da, kein einziges Wort der Selbstkritik. Stattdessen entschuldigt sich Springer-Chef Matthias Döpfner im Wall Street Journal für dieses angeblich komische Wahlverhalten der Deutschen. Das ist empörend! Da können Sie mal sehen, wie dieses Land sich verändert hat. Da muß unsereiner doch geradezu die schwarz-rot-goldene Patriotismusfahne hochhalten.

[J. Fischer in der Taz]

Frauen ins Fernsehen!

Freitag, 23. September 2005

Gestern auf Arte Tracks mit verschiedenen Bloggern. Irnkwie hatte ich Tracks als besser in Erinnerung, frischer, informativer. Mal abgesehen vom Blog-Beitrag ging es u.a. um die Pet Shop Boys sowie — uh wie aufregend — einen total hippen Club in Berlin, in dem Jazz gespielt wird! Total abseitig! Kein Mainstream-Pop! Aber auch kein Bebop oder Free Jazz, das wäre ja zu anstrengend, sondern schon clubtauglich. In dem Club standen dann so Betten, auf denen einige Komparsen aufregendes Berlin spielen mußten und die Clubchefin träumte davon, die Marke auf ganz Deutschland auszudehnen. Naja, kiekn wa mal.

Der Bloggerbeitrag war an sich ok, ich frage mich aber, wo die Frauen bleiben. Nicht in den Blogs, da sind sie ja, in den Medienberichten fehlen sie jedoch komplett, man sieht immer die üblichen männlichen Verdächtigen. Ich will lanu, Anke Gröner, Frau Modeste, p, das Nuf, Andrea Diener und das Girl im Fernsehen, um nur einige zu nennen. Aber bitte nicht in einer Sendung über Frauenblogs. Doof das.

Ein Loch wird kommen

Freitag, 23. September 2005

Gestern früh1 falle ich beim Verlassen des Hauses fast in ein Loch. Mein Blick wandert vom Loch ein schwarzes Kabel entlang — es wird doch nicht, das kann doch nicht wahr sein — zu einem Kleinbus mit drei frühstückenden Arbeitern. Folgender Dialog entspinnt sich:

Arbeiter: „Jutn Morng heißtit“
Ich: „Morng, ick weeß, hab nur kurz das Kabel bewundert. Worum jehts?“
Arbeiter: „Watt denknse denn?“
Ich: „Nee, dit kannick nich glohm.“
Er: „Doch, irnkwann im nächsten Jahrtausend kriengse DSL.“

Heißa! Mal davon abgesehen, daß es völlig sinnlos ist, erst die Kupferkabel rauszureißen, dann Glasfaserkabel zu verlegen, die theoretisch wesentlich höhere Geschwindigkeiten als DSL zuließen, diese nur mit ISDN zu betreiben, um schließlich höhere Geschwindigkeiten dadurch zu erreichen, daß wieder Kupfer verlegt wird. Wir hams ja. Also davon mal abgesehen kann man mir hoffentlich demnächst 12MB-Dateien ohne Vorwarnung schicken.

Heißa! Stralau wird schnell!

Fußnoten:
1In meiner Kindheit sagte niemand „gestern morgen“, es hieß immer nur „gestern früh“, auch wenn um 11 gemeint war. Es sagte auch niemand 11 Uhr, immer nur um 11. Das kleine s sagts genau andersrum. Da ich quasi mehrsprachig aufgewachsen bin, weiß ich nicht, ob diese Zeitformen eher sächsisch, berlinerisch oder ganz allgemein ostdeutsch sind.

Fragen und Antworten

Mittwoch, 21. September 2005

Watching the average American politician be interviewed is like watching a human being fail the Turing test.

Andrew Hammel über das gute Benehmen deutscher Politiker.

Was hats gebracht?

Dienstag, 20. September 2005

Letzten Endes habe ich mich dann doch von der starken Polarisierung beeinflussen lassen und bin wählen gegangen. Aber war es das wirklich wert? Schröder und Köhler haben in dramatischer Weise den Untergang Deutschlands beschworen und Neuwahlen erzwungen mit dem Ziel, Deutschland wieder regierbar zu machen. Doch was ist passiert? Die Lage ist schwieriger als zuvor.

Ich finde, das war einen gefühlten Verfassungsbruch nicht wert.

Köhler hat in seiner Begründung auf die Notwendigkeit von Reformen hingewiesen. Ich halte das für ziemliches Geschwafel. Spätestens seit Herzogs Ruck-Rede sind plötzlich alle für Reformen. Reformen sind super. Wer nicht reformiert ist ein Ewiggestriger.

Doch was haben wir bekommen? Die Rechtschreibreform und Hartz IV. Das Gerede von Reformen ist, solange diese nicht mit Inhalt gefüllt werden, nur Verschleierung.

Klar finde ich, daß zum Beispiel die Finanzierung von Gesundheitswesen und Rente dringend reformiert werden müssen. Ich verstehe sogar den Sinn einer Mehrwertsteuererhöhung, wenn man sie sozial abfedert, z.B. durch Erhöhung der Sozialhilfesätze. Aber ich glaube nicht, daß eine Flat Tax irnkwas bringt. Und dieses „Vorfahrt für Arbeit“ erst. Wer den Leuten Vollbeschäftigung zu den heutigen Bedingungen (40 Stunden Wochenarbeitszeit, durchschnittlich 2700 € Bruttolohn) verspricht, hat einen an der Waffel.

Die Abkehr vom Mythos der Vollbeschäftigung und die Verringerung des Drucks, der auf Arbeitslose ausgeübt wird, würde vermutlich einige Energien freisetzen, die momentan in der Bürokratie der Arbeitslosenverwaltung gebunden sind.

Ungeachtet dieser notwendigen Schritte (Und was ist erst mit Fragen des Resourcenverbrauchs? Nur weils keiner mehr hören will, wirds ja nicht gleich falsch) will ich mir aber dieses Land weder durch neokonservative noch durch neomarxistische Schwarzmaler kaputtreden lassen. Mein Gefühl ist, daß das Klima durch diesen Wahlkampf leider für längere Zeit vergiftet ist.

Das bedeutet, daß das von Schröder mit den Neuwahlen verfolgte Ziel, Deutschland voranzubringen, welches schon von Anfang an auf ziemlich vielen Füßen hinkte, gescheitert ist. War das nötig? Und wenn jetzt jemand sagt, daß „die Guten“ 2006 noch schlechter abgeschnitten hätten: Na und? Das ist Demokratie, langweilig wird sie nie.

Mit diesem Dorau-Zitat schließen wir und wenden uns erfreulicheren Dingen zu: Mittagessen. Mamma Leone ist aus Italien zurück und freut sich über Besuch.

Ein Wind kommt auf

Montag, 19. September 2005

Kalte Luft und der Geruch von Kohleöfen in der Nase. Auch wenn keine Kohle mehr verheizt wird, diese Verbindung ist für immer gespeichert. Ostkreuz, das dunkle, leuchtende Ungetüm liegt fauchend in der Nacht und sieht genauso aus wie vor 30 Jahren. Ein Fixpunkt in einer Stadt, die nicht mehr stillsteht. Über den Häusern auf der anderen Seite des Sees der gelbe Mond.

Komm in mein Boot.

Happy House

die guruhs sind tot die guruhs sind tot
wir glauben an nichts wir glauben an nichts mehr
die zeit rennt schneller als manche es hoffen
wir freuen uns diebisch sind nur noch besoffen
wir tanzen wir tanzen

[Sandow, Der 13. Ton]

Was wirklich wichtig ist

Montag, 19. September 2005

Gott auch im Sofortkauf in der Ebay-Filiale

[Google Ad im Wahlblog]

Manchmal …

Montag, 19. September 2005

… machen mir die Google-Referrer angst:

Gang Bang mit Schwangeren

Polizeiruf: Vollgas (MDR)

Sonnabend, 17. September 2005

Später Nachtrag:

Einklich wäre dieser Film nicht weiter erwähnenswert, wenn die MDR-Polizeirufe nicht in letzter Zeit arg betulich gewesen wären. Und so legt Felix Huby (Autor u.a. der Bienzle-Tatorte aus Stuttgart) ein solides Drehbuch hin, das der Behäbigkeit ausweicht und dennoch die Zurückhaltung des Hallenser Teams pflegt.

Zum Inhalt: junge Frau kommt durch „gefälschte“ Autoersatzteile ums Leben. Ein Trio von Honoratioren hatte im großen Stil geschoben, während des Zöllners Insiderwissen nur abgeschöpft wurde (Stasi, ick hör dir trapsen). Auch Edith, die Lebensgefährtin von Herbert Schmücke (Jaecki Schwarz) überlebt ihre Unfallverletzungen nicht. Doch auch dieser Nebenstrang führt nicht dazu, daß, wie leider inzwischen in deutschen Krimis oft üblich, das Privatleben der Kommissare in epischer Breite abgehandelt wird.

Seit der Product-Placement-Affäre führt kann man leider keinen Film im Ersten mehr unbefangen kucken. Und tatsächlich ist die Überbetonung des angeblichen Problems „gefälschter“ Ersatzteile schon auffällig und man fragt sich, welcher Verband hier wieder seine Finger im Spiel hatte.

Schauspielerisch großartig die Eltern des Mordopfers: Anke Sevenich mit großen braunen traurigen Augen, in die man sich versenken möchte, Michael Brandner überzeugend als phlegmatischer trinkender Verlierer, der dann doch die Initiative für seine Tochter ergreift, im entscheidenden Moment aber seine Wut bändigen kann.

Als Freunde des abgehangenen Kalauers goutieren wir die Erwähnung von Pensch, dem Reim auf Mensch und Mittelteil von Lampenschirm.

(Erstsendung 11. September 2005)

I don’t know these fucking Rahmen­bedingungen

Sonnabend, 17. September 2005

Eine spannende Frage ist, wann Frau Merkel eigentlich merkt, daß der Neoliberalismus, der sich im Moment freudig bei ihr unterhakt, ein Programm der Verstaatlichung und Gleichmacherei ist.

Friedrich Küppersbusch (Journalisten führen Streitgespräche in der Zeitung, trotzdem sehr lesenswert) in Diskussion mit Christoph Keese

Arschlochalarm!

Sonnabend, 17. September 2005

Die Friedrichstraße ist die Schleimscheißermeile von Mitte, die Magistrale der „Messagemacher“, dieser Kamarilla der Lobbyisten, Werber, Marketingprofis, Public-Relations-Strategen, Kommunikationschefs und Eventmanager. Am oberen Ende, auf der Chausseestraße, wo einst Wolf Biermann die Weltrevolution herbeizuklampfen suchte, wuseln sie in der alten Lokfabrik. Die Zeiten ändern sich schnell. Biermann wurde „Chef-Kulturkorrespondent“ der Welt. Und in der Chausseestraße baut bald der BND. Ach, Berlin, wer hat dein Herz erobert?

Tom Schimmeck über Agendasetting und das Mitte-Geklüngel. Lesen!

[Update: Zitat durch besseres ersetzt]

Vorteile der Privatisierung

Sonnabend, 17. September 2005

Berlin will seine Ampeln privatisieren. Die Berliner Morgenpost (Springer) dazu:

Vorteil für die Senatsverwaltung: Das Abgeordnetenhaus muß künftig nicht mehr gefragt werden, wenn die Höhe der Investitionen in Lichtsignalanlagen festgeschrieben wird. Das bedeutet, daß die Abgeordneten künftig keinen Einfluß auf den Ampelbau haben werden.

Wenigstens sagts mal jemand offen.

[bln.verkehr]

Schrifthilfe

Sonnabend, 17. September 2005

Linotype Fontexplorer X

Sehr schick: Ein umfangreiches Schriftverwaltungssystem im Itunes-Stil, inklusive Smart Playlists und Store: Linotype Fontexplorer X. Schön auch: Dokumente nach Schriften durchsuchen.

Medienbeobachtung

Freitag, 16. September 2005
Google Blog Search(© Google)

Googles Blogsearch hat ja nun die Runde gemacht. Besonders hypsch ist die Möglichkeit, Suchergebnisse als RSS-Feed zu abonnieren. Da stellt sich dann die Frage, was die Beobachter von Ausschnitt Medienbeobachtung, die wir auf unserem letzten Ausflug beobachtet haben, noch beobachten wollen, wenn Google imPrinzip alle relevanten Quellen im Griff hat.

Seele verkauft

Mittwoch, 14. September 2005

und nu?

Stadtbahnbilder

Dienstag, 13. September 2005

Längst vergessene Geräusche und Gerüche der Kindheit. Eine absolut geteilte Stadt und dennoch fahren Züge der einen Seite unter der anderen hindurch, während die der anderen in der einen Hälfte ein Verkehrssystem vorspielen, das die Einwohner längst vergessen haben.

Zickaaaahm!

Wechselt Spon die Farbe?

Montag, 12. September 2005

Nach einer wochenlangen Kampagne gegen Rot-Grün bejubeln plötzlich vier der fünf Topmeldungen von Spiegel-Online das schlechte Aussehen von Schwarz-Gelb. Aus den Anreißern:


		TOPMELDUNGEN

Umfrage: SPD klettert auf 35 Prozent
Union: Kirchhof verhilft Merz zum Wiederaufstieg
Unions-Umweltpolitik: Lodengrüne Leichtmatrosen
Außenpolitik: Gerhardts Lehrstunde bei Joschka
Heute, 16.30 Uhr
  • Die Sozialdemokraten holen weiter auf. Bei der jüngsten Forsa-Umfrage lag die SPD bei 35 Prozent, die Union bei 42 Prozent. Emnid ermittelte für die CDU/CSU sogar nur noch 40,5 Prozent.
  • Der Streit um Kirchhof setzt der Kanzlerkandidatin zu. Nur eine Woche vor der Wahl bringt der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff seinen Freund Friedrich Merz wieder ins Gespräch. Beide verbindet eine langjährige Freundschaft.
  • In der Union wächst die Unzufriedenheit mit dem Öko-Kurs der Partei. Bei einem Wahlsieg steht sogar das Umweltministerium zur Disposition.
  • Unter Aufsicht von Sabine Christiansen trafen gestern die beiden Außenminister-Kandidaten aufeinander. Gegen den Profi Joschka Fischer gewann FDP-Herausforderer Wolfgang Gerhardt kaum einen Stich.

Kann natürlich auch alles Zufall sein.

Der Mann mit der Kamera

Montag, 12. September 2005
Der Mann mit der Kamera. Still.
Schleichwerbung 1929?

Im letzten Beitrag hatte ich nach der Elektronik-Begleitung zu dem ukrainischen Film „Der Mann mit der Kamera“ gefragt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Der Pionier der Elektronischen Musik Pierre Henry hat den Film begleitet und das englische Duo „In the Nursery“.

Habenwollen.

LeiderkeineDVDnichgefundenleider.

Hausdrachen

Sonntag, 11. September 2005

Rätselbild

Bitte erstmal das Bild ankucken, kurz überlegen, woher es stammen könnte, dann weiterlesen, die Auflösung folgt unten.

Zum letzten Eintrag gibt es noch ein paar Bemerkungen:

Moderne Musik zu Stummfilmen: Der sehr sehenswerte ukrainische Film человек с киноаппаратом (Der Mann mit der Kamera, 1929) wurde vor ca. 5 Jahren im Fernsehen (Arte) mit einer hinreißenden Techno-Begleitung gezeigt. Weiß jemand, von wem diese war, bzw. wo man die Aufnahme bekommt?

Ausschnitt
Ausschnitt

Eisenstein: In der lettischen Hauptstadt Riga gibt es ein sehr großes Viertel mit unglaublich schönem Jugendstil. Einige der Häuser wurden von Sergejs Vater Michail Eisenstein, der Architekt war, entworfen. Ein paar Fotos von diesem Sommer:

Das ganze Bild
Das ganze Haus
Drachen
Süße Hausdrachen
Belgische Botschaft

In diesem Hause befindet sich ausgerechnet die belgische Botschaft:

Belgische Botschaft
Belgische Botschaft

Das Bild von oben ist übrinx ein Detail aus einem Treppenhaus von 1905.

Revolutionslieder

Sonntag, 11. September 2005

Während sich am vergangenen Sonntag die KanzlerInnen duellierten, spielten auf der Museumsinsel die Pet Shop Boys. Ja, genau die Pet Shop Boys, die wir damals fast so scheiße wie Modern Talking fanden. Und wattsollicksaren: Ick war da. Bevor jetzt neben meinem Musikerbruder andere nicht mehr mit mir sprechen, söllte ich noch erwähnen, daß sie erstens nicht allein waren, zweitens kaum zu sehen und vor allem, daß sie kaum gesungen haben.

Filmplakat

Auf der Museumsinsel gab es den Eisenstein-Film „Panzerkreuzer Potёmkin“, musikalisch begleitet von den Pet Shop Boys und den Dresdner Sinfonikern (bekannt unter anderem durch ihren Rammstein-Liederzyklus). Einflußreich wie kaum ein anderer Film, umjubelt und umstritten, reicht die Wirkung von Panzerkreuzer Potemkin bis in die heutige Zeit.

Rumms! Die Explosion der Revolution, die freudige Wut ihrer Protagonisten, die brutale Niederschlagung des Aufstandes auf der Hafentreppe von Odessa sind auch heute noch eindrucksvolle Zeugnisse des sowjetischen Propagandafilms. Sein Autor Sergej Eisenstein wünschte sich aller zehn Jahre eine neue Filmmusik.

Still

„Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus“ hatte Eisenstein von Edmund Meisel verlangt, der 1926 die Musik für die deutsche Erstaufführung schuf. Und tatsächlich ist der Rhythmus der Musik von Neil Tennant (Pet Shop Boys) und Torsten Rasch (Dresdner Sinfoniker) bis ins Detail auf den Schnitt des Films komponiert. Es macht einerseits Spaß, sich diesem Rhythmus hinzugeben, andererseits schaffen sie es sehr überzeugend, auf kleine Details aufmerksam zu machen. Man merkt dabei den Einfluß der Sinfoniker: sie können der Pathosfalle geschickt ausweichen. Die Musik lenkt das Auge vielmehr auf Details wie die Gesichter der Matrosen, das Kreuz des Priesters, das Klavier in der Offizierskajüte oder die Maden auf dem Fleisch.

Insgesamt: ja. Es hat gefallen. Mal davon abgesehen, daß rote Fahnen und gutaussehende Matrosen schon die Pet-Shop-Boys-Videos der achtziger Jahre prägten, ist die Bearbeitung dieses Films durch so gänzlich unironische aber gründliche Menschen wie die Pet Shop Boys durchaus förderlich. Der dünne Gesang von Neil Tennant hat zwar nichts von seiner Gruseligkeit verloren, er darf aber zum Glück nur an wenigen Stellen singen.

Auch schön: die Atmosphäre auf der Museumsinsel und die Tatsache, daß der Film im Mittelpunkt stand.

Doof: Leute im Publikum, die glaubten, sie könnten nach Beginn des Filmes ihre Vordermänner brüllend dazu überreden, sich wieder hinzusetzen. Sie hatten zwar recht, haben aber in der ersten Viertelstunde garantiert nichts mitbekommen.

Lebenshilfe

Sonnabend, 10. September 2005

Redundanz im Alter.