Archiv für Mai 2006

War was?

Mittwoch, 31. Mai 2006

Wer mir zwischen siebzehntem und achtundzwanzigsten Mai eine Mail geschickt hat, welche als unzustellbar zurückkam, möge sie bitte nochmal senden. Danke.

Blöd das.

Urlaub war Scheiße

Dienstag, 30. Mai 2006

Und jetzt liege ich mit Heuschnupfen im Bett.

Na hör mal. Die Überschrift steht doch da nur als Hinkucker. Und mit Allergien muß man sich nicht ins Bett legen, faule Sau.

OK. Dann eben so:

Route

Vogtland, Pilsen, Frauenberg (Hluboká), Zagreb, Plitvicer Seen, Velebitgebirge, Dalmatien: Zadar, Šibenik, Trogir, Split, Dubrovnik, Süddalmatinische Inseln. Ancona, Assisi, Perugia, Lago di Trasimeno, Chiusi, Montepulciano, Pienza, Lago di Bolsena, Orvieto, Cittá d. Pieve, Cortona, Arezzo, Ravenna, Walchensee, Karlsbad, Annaberg-Buchholz.

Wegen Routenoptimierung leider weggelassen: Laibach, Mostar, Sarajevo. Beim nächsten Mal.

He — Du hast mir einen Reisebericht versprochen.

Nein. Das war jemand anderes. Kommt vielleicht noch. Überwältigend: Der Blick aufs Meer beim Wandern im Velebit. Die blaue Farbe der Plitvicer Teiche.
Der kühle, gleißende Stein der dalmatinischen Städte in der Mittagshitze. Die Fresken in Assisi und Orvieto. Und Italien überhaupt.

Enttäuschend: Pienza und Montepulciano. Touristenkäffer für süddeutsche Mittelschicht.

Immer wieder großartig: Perugia. Oberstadt, Unterstadt, alles muß versteckt sein. Süße Schweinereien im Café Sandri.

Kirchen und Steine, Cafés und Weine, Busen und Beine.

Die Polizei: in Italien gewohnt schmissig. Die Sonnenbrillen in diesem Jahr eher wieder windoptimiert. In Kroatien geldgierig konsequent in der Verbrechensbekämpfung im Straßenverkehr. In Österreich korrekt („Herr Stralau, in Österreich herrscht Lichtpflicht“).

Was verpaßt?

Vom Montenegro-Referendum komischerweise nur aus der Zeitung erfahren. Geheimdienstbericht sehr geheim. Ich weiß jetzt, einem BND-Zuträger schonmal die Hand geschüttelt zu haben. Call me Schlapphut. Und der Problembär. Sehr amüsant.

Ein paar Leute fahren in Autos, die ihnen nicht gehören. Vielleicht überleben wir’s ja dieses mal noch.

Uhm. Und schwarze Ibooks! Naja. Wers mag.

Hinweise?

Ach so, ja klar. In Kroatien keine Verkehrsfehler machen. Die Standardstrafe für alles ist 300 Kuna (40 €).

Den Reiseführer „Kroatien entdecken“ aus dem Trescher-Verlag nicht kaufen. Da steht nichts sinnvolles drin. Das Wichtigste in Kroatien scheint zu sein, daß dort Winnetou gedreht wurde.

Den Dumont-Verlag dafür schelten, daß er die Kunstführer-Reihe eingestellt hat und antiquarisch erhältliche Bände unbedingt erwerben.

Vor Abfahrt die Papiere überprüfen, um nicht nach 200 km nochmal umkehren zu müssen.

Bilder?

Müssen noch entwickelt werden.

Sind wir schon wieder so weit?

Dienstag, 30. Mai 2006
Nächtliche Fahnenschwenker in Cortona
Cortona, Piazza Signorelli im Mai 2006

Tatort: Bienzle und der Tod in der Markthalle (SWR)

Montag, 29. Mai 2006

Frühmorgens findet ein Wachmann beim Rundgang in der Stuttgarter Markthalle einen der Händler erstochen in seinem Stand liegen; neben ihm kniend sein 19-jähriger, geistig behinderter Sohn Geza mit der Tatwaffe in der Hand.

Bienzle muß sich mit dem Geflecht der Marktleute auseinandersetzen und kommt dahinter, daß das Opfer nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch gestohlene Juwelen „umgesetzt“ hat.

Gleichzeitig kümmert sich Bienzle um den Jungen, der nun Waise ist – die Mutter hat ihn schon lange zuvor verlassen – und nimmt ihn zu sich nach Hause. Da gerät Geza heftig mit Hannelore aneinander, die von dem Besuch keinesfalls erbaut ist.

Angenehm durchsichtig und verständlich, was sicherlich nicht zuletzt am Erzähltempo lag. Auch die Sorgfalt in der Dosierung von Humor und Privatem neben ernsthafter Arbeit hatte angenehmen ZDF-Charme, was sicher auch am Autor Felix Huby lag. Der Memory-Champion Geza Janicek (Arndt Schwering–Sohnrey) muß zum Glück nicht als Rainman herhalten. Schön und illustrativ gecastet: der böse italienische Schmuckhehler (Rolf Zacher) und der vorbestrafte Fleischereigeselle (Arved Birnbaum).

Musik: etwas plakativ (Psycho-Geigen bei Bedrohlichkeit, lustig grummelnde Keyboard-Fagotte im Lustigkeitsstrang)

Überraschender Schluß, in unserer Tatort-Runde hatte keiner auf den Sohn getippt.
Lustiges Detail: Mir bekannte Spaßvögel haben Bienzles im Film erwähnte Telefonnummer in echt ausprobiert, irgendeine Frau war dran. Vermutlich Streiche unter Dreharbeitern.

Autor: Ekzem
[Erstsendung: 28. Mai 2006]

Tatort: Stille Tage (RB)

Sonntag, 28. Mai 2006

Letzte Woche war irgendwie keiner da. Deshalb gerade noch rechtzeitig: die Tatortkritik. Vielen Dank an Schabia.

Manfred Schirmer (Joachim Król) seine Frau ist weg. Doch die Polizei möchte ihm nicht helfen. Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) finden irgendwann trotzdem die Leiche und einen Verdächtigen, auf dessen Hof das Handy und der Schmuck der Toten gefunden wird. Der wird von Frau Lürsen ziemlich plump verhört, bis sie zum Glück weg muß, weil ihr Vater Alzheimer hat. Stedefreund verhört den vermeintlichen Täter zwar etwas geschickter, doch dieser gesteht und widerruft das Geständnis wieder. Derweil kommt die Kommissarin, weil sie so traurig wegen ihres Vaters ist, mit dem ebenfalls traurigen Täter zusammen. Sie trösten sich, doch nachts kriegt sie dann Hunger und entdeckt zufällig im Kühlschrank einen verbogenen Gitterrost und damit das wahre Gesicht ihres neuen Freundes. Die Nachbarin von Schirmer (das einsame Landkind) ist schon lange in den Witwer verliebt und wird auch immer mal verdächtigt. Sie hatte ihre Chance auf den Möbelhändler schon gewittert, ist aber jetzt eifersüchtig auf die Kommissarin und droht ihm deshalb, ihn zu verpetzen. Dann gibt es noch einen Fitneßtrainer, mit dem die Tote eine Affäre hatte und wegen dem die Ehe der Schirmers in die Brüche ging. Wahrscheinlich haben ich und die Mitkucker das Ende nicht verstanden. Denn klar war eigentlich schon nach 10 Minuten, daß es der Ehemann war. Doch ist sie nun zufällig die Kellertreppe runtergefallen und wurde danach vom Täter ins Tiefkühlfach gestapelt? Und was sollte das dann mit den Schafen, an denen angeblich der Mord eingeübt worden sein soll?
Ehrlich gesagt war mir das bei „Stille Tage“ dann auch egal, denn der ganze Film war nicht schön. Zwischen der grausamen Einsamkeit, die hinter dem oberflächlich idyllischen Landleben lauert und den beteiligten Charakteren, die zwar einsam, unbeliebt oder häßlich, aber trotzdem in krampfhafter Darstellung psychologisch tiefgründig rüberkommen sollen, wird wertvolle Tatortzeit mit vielzuviel Privatquatsch verschwendet. Außerdem gehört es sich nicht, daß Tatortkommissare mit handelnden Personen zusammen kommen. Und wenigstens das Motiv hätte ein bißchen besser erläutert werden können. Aber vielleicht bin ich ja einfach zu doof.

Autorin: Schabia

[Erstausendung: 21. Mai 2006]

Tatort: Tödliches Vertrauen (ORF)

Montag, 15. Mai 2006

Der Mord an Raimund Jacobi (Hary Prinz) läßt zunächst viele Motive zu: Wirtschaftskriminalität, gedemütigte Geliebte, geschwängerte Tochter des Geschäftsführers, Vertuschung persönlicher Bereicherung.

Die Handreichungen, die Hauptkommissar Eisner (Harald Krassnitzer) zuteil werden, um dieses komplexen Gefüges Herr zu werden, haben Parallelen zu den Micky-Geschichten aus dem Lustigen Taschenbuch: zufällige Hinweise im Radio, die Geliebte lässt wichtige Details in der Wohnung des Kommissars liegen, den Fall klärende Familienfotos stehen gerahmt auf dem Klavier von Frau Kubek (Petra Morzé). Eisners Tochter Claudia (Sarah Tkotsch) hat als „Goofy“ die Aufgabe, zu nerven und den Fall in eine andere Richtung zu lenken.

Angenehm ist, daß weite Strecken des Films ohne Musikuntermalung auskommen, die an den passenden Stellen auch immer gediegen klassisch gerät, zum Beispiel das Kontrabaßpizzicato, wenn im dunkeln nach dem Computer-Einbrecher gesucht wird.

Speiseszenen könnten akustisch etwas weniger genau wiedergegeben werden.

Mitzuschauer kritisierten eine zu kumpelhafte Drogendarstellung.

Autor: ekzem

[Erstsendung: 14. Mai 2006]

Le frisur

Mittwoch, 10. Mai 2006

Bin schon weg, nur noch ein kurzer Link zu einem Text über die Rebellion im Auge des Betrachters.

Machtô Watt á Volt

Mittwoch, 10. Mai 2006

— bin dann ersma weg. Klassisch reisen ohne Flugzeug, Händie oder Internet.

Wenn wir Don Alphonso mit Technik hantieren sehen, werden die schöne Begleitung und ich die Sonnenbrillen ins Gesicht schieben und das machen, was man in Italien eben so macht: so tun, als verstünde man kein Deutsch und als besäße man keinen Computer.

Hier geht es dennoch weiter: es gibt 3 Tatorte während meiner Abwesenheit.

Für den 21. April seid Ihr, die Leser, gefragt: zum Tatort „Stille Tage“ (RB) wird um 20.00 ein Eintrag erscheinen, der im wesentlichen leer ist und den Ihr während und nach der Sendung in den Kommentaren füllen könnt. Haut rein.

Am 14. („Tödliches Vertrauen“, ORF) und am 28. April („Bienzle und der Tod in der Markthalle“, SWR) wird der geschätzte Ekzem, einigen vielleicht aus den Kommentaren bekannt, hier schreiben. Danke!

Kurz danach lesen wir uns wieder.

Tatort: Außer Gefecht (BR)

Dienstag, 9. Mai 2006

Der “Todesengel” wird gesucht: der Altenpfleger Peschen (Jörg Schüttauf) hat mehrere Menschen getötet. Um ihn zu stellen begeben sich die beiden Kommissare als Undercover-Kellner in das Restaurant im Münchner Olympiaturm. Doch die Festnahme verläuft nicht ganz glatt: der Verdächtige spritzt Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) im steckengebliebenen Fahrstuhl eine schmerzerzeugende Substanz, Serotonin („Eine Überdosis Glück“), wie sich später herausstellt. Nachdem er ihn also in der Gewalt hat, kann er Leitmayer seine Motive nahebringen und ihn gleichzeitig mit dessen unglücklicher Beziehung zum Vater konfrontieren.

Die hohen Einschaltquoten führen leider viele Tatort-Buchschreiber dazu, sich “großer”, relevanter Themen anzunehmen. Leider sind sie diesen nicht immer gewachsen (obwohl es auch herausragende Folgen gibt) und der Film verkommt entweder zur Schmonzette oder die Kriminalistik bleibt auf der Strecke. Mindestens aber wird man, wie in dieser Folge, dem Thema nicht gerecht. Ja, es gibt Gewalt und Einsamkeit in Altenheimen. Ja, manche sehen Sterbehilfe als billigen Ausweg. Aber weder bringt es diese Folge fertig, dem Zuschauer Schicksale nahezubringen, noch schafft sie es, der Debatte um Tötung auf Verlangen vs. Sterbebegleitung einen neuen Aspekt hinzuzufügen.

Stattdessen bleibt leider die Handlung auf der Strecke. Und nur weniges ist so schlimm wie ein langweiliger Krimi. Zwar ist die Fahrstuhlszene dramatisch inszeniert, richtige Spannung will aber nicht aufkommen.

Sehr schön hingegen der Einfall, den Film in Echtzeit spielen zu lassen und die häufigen Blicke auf die Uhr mit den Uhren der Zuschauer zu synchronisieren. Glück gehabt, daß es vorher keinen Brennpunkt gab.

Seltsam, daß der Fahrstuhl mit Weitwinkeleinstellung gefilmt wurde, so daß er riesig wirkte und die beklemmende Wirkung ausblieb.

Immer wieder großartig: Michael Fitz als der Menzinger Carlo.

[Erstsendung: 7. Mai 2006]

Wieso …

Montag, 8. Mai 2006

… läßt sich eine Fliege auf dem Monitor nicht durch hektisches Wackeln mit dem Mauszeiger unter ihr verjagen?

[Ah: wirres Ein- und Ausschalten der Hintergrundbeleuchtung bringt’s dann doch.]

Was macht eigentlich Muschi?

Sonnabend, 6. Mai 2006

Der Vorsitzende der Frauenrechtspartei CSU bezieht Stellung:

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau müsse von Muslimen in Deutschland akzeptiert werden, hat der bayerische Ministerpräsident Stoiber gefordert. Wer das nicht anerkenne, habe sich das falsche Land ausgesucht.

[Netzeitung]

Putzig.

Encryption Gangstas

Freitag, 5. Mai 2006

Kryptik war gestern? Ach was, Krypto-Rap rulez: Alice and Bob von MC Plus+ (mp3).

DES is wrong if you listen to NIS
Double DES ain’t no better man, that got Dis’ed
Twofish for AES, that was Schneier’s wish
Like a shot from the key
Rijndael made the swish
But Blowfish is still the fastest in the land
And Bruce used his name to make a few grand.
Use ECB and I’ll crack your ciphertext.
Try CFB mode to keep everyone perplexed.

Yo ma’, und die Antwort ist auch schon da:

Your mom circulates like a public key,
Servicing more requests than HTTP.
She keeps all her ports open like Windows ME,
Oh, there’s so much drama in the PhD.

[Monzy: So much drama in a PhD]

[via]

Auflösung vom 28. April

Freitag, 5. Mai 2006

1. … Sd4+ 2. Ke3 Sef5 matt

Untergründig

Donnerstag, 4. Mai 2006
Ausschnitt aus dem kyrillischen Plan der Berliner U-Bahn von 1949
Ausschnitt aus dem Plan mit den Bahnhöfen Warschauer Brücke (heute Warschauer Straße), Stralauer Tor (am nördlichen Ende der Oberbaumbrücke, 1945 zerstört) und Schlesisches Tor.

Die Website www.berliner-untergrundbahn.de hält viel Material zur Geschichte der Berliner Hoch- und Untergrundbahnen bereit. Unter anderem auch historische Streckenpläne. Besonders nett ist die kyrillische Ausgabe aus dem Jahre 1949.

Zu sehen ist das damalige Berliner U-Bahn-Netz mit den Stationsnamen in kyrillischer Schrift, gedacht für die sowjetischen Truppen, Behörden und ihre Angehörigen.

[bln.verkehr]

„Kaltes klares Wasser“

Donnerstag, 4. Mai 2006

… in der Version von den Chicks on Speed führt zu dem Gefühl, frisch geduscht zu haben. Leider überträgt sich diese Illusion nicht auf andere.

Noch jemand ohne Fahrschein?

Dienstag, 2. Mai 2006

Mh. Mit dem Mac-Internet-Explorer 5.0 kann man nicht kommentieren. Man kann nicht mal Kommentare lesen. Mist das. Es funktioniert zwar mit Version 5.23, den gibt’s aber nicht für Mac OS Classic.

Also: wer noch mit dem Mac OS 8 oder 9 unterwegs ist, kann wahlweise auf den Browser Icab umsteigen oder mich per E-Mail nerven: blog@stralau.in-berlin.de. Wenn es Bedarf gibt, kümmere ich mich drum.

Polizeiruf 110: Matrosenbraut (NDR)

Dienstag, 2. Mai 2006

Ich habe nichts gegen Norddeutsche. Einige meiner besten Freunde sind Norddeutsche. Aber ganz verstehen werde ich sie in ihrer Wortkargheit nie.

Man könnte denken, daß Norddeutsche einander noch weniger verstehen. Wahrscheinlich wollen sie das auch gar nicht, sondern hauptsächlich in Ruhe gelassen werden.

Nachdem Tobias Törner (Henry Hübchen) den Poilzeiruf verlassen hat, ist Jens Hinrich (Uwe Steimle) erstmal mit dem zurückgelassenen Goldfisch allein. Diese Folge erzählt, wie er sich mit seinem neuen Kollegen Markus Tellheim (Felix Eitner) arrangieren muß, obwohl doch beide nicht wollen.

“Haben Sie besondere Fähigkeiten?”
“Nein.”
“Ich auch nicht.”

Dieser Dialog trifft die Ratlosigkeit, mit der beide aufeinandertreffen präzise. Und so stimmig ist alles in dieser Episode. Mecklenburg wirkt nicht gerade freundlich, die Bewohner dieses Landstriches auch nicht, eher unfreiwillig skurril. Das Buch (Beate Langmaack) und die Kamera (Alexander Fischerkoesen) lassen den Zuschauer teilnehmen an einer fremden Welt.

Und wie man es von Norddeutschland erwartet, wird der Witz äußerst trocken serviert. Hinrichs in seiner verschrobenen Unbeholfenheit wird von Folge zu Folge größer.

Leider ist es die letzte Folge, für die Beate Langmaack schreibt. Hoffen wir, daß der beste ostdeutsche ARD-Krimi einen guten Nachfolger findet.

Ach ja, die eigentliche Krimi-Handlung: auch ok, wenn auch nicht besonders wichtig.

[Erstsendung: 30. April 2006]

Nachdenken macht Kopfschmerzen (ii)

Dienstag, 2. Mai 2006

Endlich dazu gekommen, den Film Zur falschen Zeit am falschen Ort über das Leben von Matthias zu sehen.

Heftig. Vor allem wenn man bemerkt, daß Matthias, der als verhaltensauffällig weg- und aufgegebene noch am leidensfähigsten, intelligentesten und gewissenhaftesten von den handelnden Personen wirkt.

Und die Frage, was man mit solchen Eltern machen soll. Was aus solchen Dörfern werden soll, deren Erwachsene völlig verroht sind.

Und das Gefühl, genau dieses Wegschauen bei Gewalt zu kennen. Von Lehrern in der Schule, die nicht hinsehen oder sich gar auf die Seite der Täter stellen, wenn Schüler systematisch über längere Dauer fertiggemacht werden.

Warum eigentlich die momentane Debatte um angeblich nicht integrationswillige Nachkommen von Einwanderern?

Ich habe das Gefühl, daß auch im knallharten Neukölln die Gewalt noch mehr geächtet, der Respekt vor dem anderen und vor dem Recht noch stärker vorhanden ist, als auf dem Brandenburger Lande. Ich habe den Eindruck, daß man auf der angenehm angeschmuddelten Wrangelstraße wesentlich entspannter flanieren kann als in aufgeräumten Mecklenburgischen Dörfern.

Und was können wir tun? Wie verhindern wir, daß unsere Gesellschaft immer mehr zerfällt, daß wir privilegierten urbanen Penner und Angestellten uns immer mehr abkoppeln von dem, was in anderen Teilen der Gesellschaft geschieht?

Schöne Woche. Und mißtraut dem Pathos.

Eine Prise Mitleid, bitte

Montag, 1. Mai 2006

Boah. Keine illegalen Drogen, kein Alkohol, nix.

Nach Koffein-Abusus mit brutal hämmernden Kopfschmerzen im Bette. 11 Espresso, ick vatrag nüscht mehr.

Das letzte Mal so schlecht gefühlt, als wir, halbe Kinder noch, auf die Idee kamen, geriebene Muskatnuß zu rauchen. Das führte aber immerhin dazu, daß S., damals mit meinem besten Freund liiert, mir die ganze Nacht über den Kopf strich (er hatte sich wenxtn vernünftig besoffen).

Musik im Radio …

Montag, 1. Mai 2006

… ist auch so ein Ding. (Super Textanfang, oder? Egal, is erster Mai — Spaß dabei.) Einerseits sind die meisten Sender nicht mehr hörbar wegen der Gleichschaltung auf ein Format mit Wortbeiträgen von maximal 3 Minuten und Formatmusik zwischendurch. Und auch die vielgelobten Radio Eins und Fritz nehmen sich da tagsüber nicht viel.

Andererseits erlebt Radio dann seine großen Stunden, wenn da jemand ist, der sich wirklich auskennt, dessen Leidenschaft Musik ist und der es damit schafft, Schneisen zu schlagen im Dschungel und Neugier zu wecken auf abseitiges, unbekanntes, anderes.

Und hier war und ist Berlin (zumindest nachts) gar nicht so schlecht dran. Zu nennen ist natürlich als erstes John Peel, der seit ich denken kann in der BBC zu hören war, später eine eigene Sendung auf Radio Eins hatte. Dann in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern Johnny Haeuslers Sticks’n’Stones (wurde das so geschrieben? Keine Ahnung, habs immer nur gehört.) und Parocktikum mit Lutz Schramm, der heute wieder in seinem Podcast Perlen ausgräbt.

Heute ist dieser Ausnahmeredakteur Holger Luckas, der mindestens seit Mitte der Neunziger in Freistil — Exoten, Extreme, Experimente wirklich unglaublich wunderbares ausgräbt. Damals noch auf Radio Brandenburg hat Freistil wie durch ein Wunder sämtliche ORB/RBB-Programmreformen überlebt.

Wunderbar dann Dienstag nacht (23-1 Uhr) das Radio ein- und das Licht auszuschalten und Holger Luckas’ unaufgeregter Stimme zu lauschen, der Geschichten erzählt. Geschichten vom Musikmachen, Geschichten vom Musikhören, Geschichten von der Leidenschaft.

Was mich interessiert: wo holt Ihr Eure musikalischen Anregungen her? Gerne auch Quellen im Internet, die ich zwar nicht hören kann, die sicher aber für andere Leser interessant sind. Auch interessiere ich mich dafür, seit wann denn nun Freistil wirklich auf Sendung ist. Ich habe es das erste Mal im Februar 1996 gehört.