Archiv für Juli 2006

Aufstehen!

Sonnabend, 29. Juli 2006

Wach wirst Du ganz unterschiedlich: durch einen unangenehmen Anruf, den Wecker, schweißgebadet, in den Armen Deiner Liebsten, verkatert, besoffen, durch Handwerker.

Strukturformel des Koffein
Koffein

Eine der angenehmeren Arten wachzuwerden ist morgens im Café bei einer guten Zeitung. Hin und wieder soll es jedoch nicht angenehm sein, sondern schnell gehen. Zum beschleunigten Erwachen eignen sich insbes. kohlensäurehaltige Koffeingetränke.

Die haben jedoch alle einen Nachteil: Zucker. Während Zucker zwar den Wumm erhöht, macht er auch dick, schlechte Zähne und triefende Augen. Trotz dieser massiven Gründe für ein Koffeingetränk ohne Zucker, gibt es leider keine zu kaufen. Klar, Coke lanciert ein Getränk namens zero, aber Süßstoff ist Augenwischerei.

Deswegen heute hier in der Stralauer Drogenküche Hobbythek: Erfrischende Power-Drinks zum Selbermachen:

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Haarige Sachen

Freitag, 28. Juli 2006

Mein Leben in Überschriften:

Am Ende meines Körpers
(von den Füßen aus gesehen)
wachsen Haare.

Der Weg dorthin ist lang
und mein Geschlechtsteil versperrt meistens jede Sicht
Man braucht viel Proviant,
denn diese Reise dauert zirka sieben Jahre.
Bisher kam keiner je zurück,
denn ungefährlich ist die Gegend nicht.

An regnerischen Tagen
sind die Haare von hier unten kaum zu sehen.
Man ahnt zwar, daß sie da sind,
aber wissen kann man’s nie so ganz genau.

Erforscht wurde mein Körper
richtig gründlich bisher nur an meinen Zehen,
doch Haare, Arme, Nase Ohrn und Arsch,
die kennt bisher noch keine Sau.

Am Ende meines Körpers,
(von den Füßen aus gesehen)
wachsen Haare.

Sie sind ein bißchen unheimlich
und seltsam
Und nachts machen sie oft Krach.

Es gibt da ein Geheimnis, das ich eigentlich für mich allein bewahre:
Ich schneid sie manchmal ab,
jedoch sie wachsen von alleine wieder nach.

[Text: Farin Urlaub]

[Ich weiß, nur so mittel lustig.]

Jedoch sie wachsen von alleine wieder nach

Freitag, 28. Juli 2006

Mal machen: 112 anrufen. Eine tiefe, füllige Männerstimme mit Spannung und Bedeutung in der Warteschleife:

“Notruf der Berliner Feuerwehr. Bitte legen Sie nicht auf.”

Lieber nicht machen: aus nichtigem Anlaß anrufen.

“Bitte nennen Sie den Unfallort”
“Am U-Bahnhof Turmstraße brennt ein Papierkorb.”
“Wattn, so’n kleena?”
“Ja, an der Bushaltestelle”
“Und da is wohl keen Laden in der Nähe, wo man mal nach ’nem Eimer Wasser fragen kann?”

Wie recht er hat.

Nach Mazedonien

Donnerstag, 27. Juli 2006

So ist das mit den Wissenschaftlern. Täglich sind sie damit beschäftigt, dicke Bücher vollzuschreiben und ihren Studenten liebevolle Ermahnungen auf den Lebensweg zu geben.

Daher kommt es wohl auch, daß, wenn sie Blogs haben, in diesen meist eher wenig drinsteht. Einer aber, der auf Reisen geht und von dort spannende Schilderungen schickt, ist wieder losgezogen: Diesmal mit der Eisenbahn nach Mazedonien.

Übt Schlüsse!

Montag, 24. Juli 2006
Schluß mit den schlechten Schlüssen! Übt Schlüsse!
Ostkreuz, südl. Ringbahnabgang

Alte Witze, frisch aufgebacken

Montag, 24. Juli 2006
Rumkugel Aktion: 3 Stück 1,50 (außer Haus)

Kleines Rätsel

Montag, 24. Juli 2006

In welcher Stadt wurde dieses Bild aufgenommen?

Platte
Platte

[Höfliches Profiling]

Ich schneid sie manchmal ab

Sonnabend, 22. Juli 2006

Dabei wissen wir doch:
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser.

[B. Brecht, aus: An die Nachgeborenen]

Es gibt da ein Geheimnis, das ich eigentlich für mich allein bewahre:

Freitag, 21. Juli 2006

Anfragen (v)

  1. eisenstangen billig kaufen
  2. katze sterben anzeichen
  3. ein schöner texte für eine tote
  4. wasser in den beinen wie weck bekommen
  5. wie führt man einen gesprächsfaden (zum beispiel über eine neue tageszeitung)
  6. “mc winkel” geburtsdatum
  7. perverse palindrome
  8. arthur muss stehen mit schöner schrift !!
  9. ramm -maschine für rohr
  10. betreten des betriebsgeländes verboten gelb
  11. kurzsichtige mädchen
  12. schönste polizistin wdr
  13. karikaturen von radfahrern
  14. deine wunderschönen titten
  15. wie finde ich wasser
  16. zu viele parkzettel
  17. trockener mund schauspiel
  18. entspannungsübungen mit texten
  19. 10 min problembär
  20. wo kann man sich sterben legen
  21. wer hilft mir beim sterben
  22. gift schöner tod

[Teil eins, zwei, drei, vier.]

Und nachts machen sie oft Krach

Mittwoch, 19. Juli 2006

Sehr lesenswerter Artikel (kostenpflichtig) von Michael Hagemeister auf S. 7 der heutigen FAZ.

Und seltsam

Mittwoch, 19. Juli 2006

Ich habe das Video nicht gesehen (Bandbreite, you know). Aber das Aufschreien nach der Kritik am Kanzlerinnenvideo erinnert ein bißchen an die getroffenen Blogleser.

Von Neid habe ich in den Kritiken, die ich las nichts gespürt. Und natürlich kann man Dinge kritisieren, zu denen man selbst nicht in der Lage ist. Anderenfalls könnten wir uns Plattenrezensionen schenken. Ob die Kritik berechtigt war, entzieht sich meiner Kenntnis (s.o.), sie war aber in den meisten Fällen sehr konkret und verhältnismäßig sachlich.

Daß es überhaupt Kritik gibt: Ja, was wurde denn erwartet?

Und wenn der Hauptvorwurf stimmen sollte (wie gesagt, ich kann es nicht beurteilen), daß Lyssa sich vor den PR-Karren der Kanzlerin spannen läßt, dann geht das sehr wohl alle was an. Nicht als Gleiche unter Gleichen, sondern als aufmerksame Konsumenten, die sich kritische Medien wünschen.

Störend auch: (vielleicht unfreiwillige) Einigelung durch Andeutungen, die man nur dann versteht, wenn man die betreffenden Blogs liest. Deswegen hier ein paar Links:

Guildo und seine Gäste

Dienstag, 18. Juli 2006

Klingt absurd: Guildo Horn macht eine Talkshow mit geistig behinderten Gästen.

Es kommen natürlich sofort Fragen auf: werden die Gäste nicht vorgeführt, warum lädt er nicht auch Nichtbehinderte ein, kann Horn das? Man kann sich aber vorstellen, daß es dennoch gut wird: Horn ist weder so geschwätzig wie Sabine Christiansen noch so dümmlich-arrogant wie Stefan Raab. Und es wird nicht um Behinderung gehen, sondern um Themen des Tagesgeschehens.

Guildo und seine Gäste, ab heute, 23.05 Uhr, insgesamt vier mal im SWR Fernsehen.

[Was ist eigentlich aus zoomo geworden?]

Ich glaub, ich werd katholisch

Sonntag, 16. Juli 2006

Songs of faith and devotion: Depêche Mode in Leipzig.

Sie sind ein bißchen unheimlich

Freitag, 14. Juli 2006

Daß auch ein Künstler keine allgemeingültige Interpretation seines Werkes liefern kann, dürfte hinlänglich bekannt sein. Die BVG, auf deren U-Bahnhöfen an verschiedenen Stellen Kunst stattfindet, und die jetzt zumindest die neu entstehenden Werke auch im Web zeigt, macht sich da keine Illusionen:

[…]

Der erste Künstler ist Tatzu Nishi. Er hat eine übergroße Uhr entworfen und diese über dem Eingang des U-Bahnhofs Wutzkyallee aufgestellt. Name dieses Projekts: Die Uhr.

[…]

Die zweite Künstlerin hat auf dem U-Bahnhof Warschauerstraße [sic] ein Gemälde ausgestellt. Nach dem sie erst einen nackten Mann zeigen wollte, hat sie sich kurzfristig für ein anderes an Chagall erinnerndes Gemälde entschieden.
Ob Chagall absichtlich gewählt ist, entzieht sich unserer Kenntnis, dürfte aber durch das Zitat des Mannes mit der Geige möglich sein.

[…]

Kann mir mal jemand was erklären?

Donnerstag, 13. Juli 2006

Vorab: Mit meinen Wirtschaftskenntnissen ist es nicht weit her. Das liegt vor allem daran, daß wir in der Schule Sozialistische Ökonomie behandelt haben, deren Inhalt heute nur noch bedingt anwendbar ist. Wenn ich mich aber im nichtsozialistischen Bekanntenkreis umschaue, herrscht auch dort Ratlosigkeit. Es ließe sich jetzt trefflich meckern, daß doch grundlegende Wirtschaftskenntnisse unbedingt in der Schule gelehrt werden müßten, doch interessiert mich heute etwas anderes. Das Thema ist zwar nicht besonders sexy, aber es kommen ja auch wieder andere Tage.

Seit einiger Zeit werden die deutschen Rentenversicherungszahler dazu aufgefordert, sich nicht nur um die gesetzliche Versicherung, sondern zusätzlich auch noch um private Altersvorsorge zu kümmern. Während die Beiträge zur gesetzlichen Rente dazu verwendet werden, die Rente der heutigen Pensionäre zu bezahlen, soll die private Vorsorge dem Ansparen auf das eigene Alter dienen. Die Auszahlung wird also nach hinten verlagert. Der Grund dafür ist, daß es in einer angenommenen Zukunft nicht mehr genug Menschen gibt, die die Rente bezahlen.

Die Sache wird nicht gerade klarer dadurch, daß die Beteiligten ihre Motivation verschleiern. Vertreter der Versicherungen und Finanzinstitute rennen durch die Betriebe und versuchen, den Angestellten Altersversorgungsverträge verschiedenen Zuschnitts — von der Lebensversicherung bis zum Fondssparplan — zu verkaufen. Daß diese Unternehmen ein vitales Eigeninteresse daran haben, die Bevölkerung zum Sparen zu überreden und es geschafft haben, ihre Lobbyisten an entscheidenden Stellen zu plazieren, konnte man verschiedentlich lesen.

Diese Vernebelung verwirrt einigermaßen und vielleicht liegt es auch daran, daß ich auf eine grundsätzliche Frage bisher keine Antwort gefunden habe:

Wenn ich allein anfinge für mein Alter zu sparen, während alle anderen weiter ihr Geld verpraßten, würde ich als alter Sack ein prima Leben führen, durch Europa reisen und verschiedene mildtätige Stiftungen gründen. Meine Nachbarn verfärbten sich allmählich grün vor Neid.

Davon abgesehen, daß es fraglich ist, ob ich als alter Sack das Geld noch so unbeschwert ausgeben könnte, wie ich es jetzt tue, sieht das doch ganz anders aus, wenn alle so handeln. Geld allein macht nicht glücklich, es hilft erst dann, wenn man es gegen Wahren eintauschen kann.

Wenn nun in dieser Zukunft so wenig Produzenten da sind, daß die gesetzlichen Renten nicht mehr bezahlt werden können, dann hilft doch auch das angesparte Geld nicht mehr viel: wo keine Wahren sind, ist das Geld nichts mehr wert. Gleichzeitig hat das viele Geld, das dann auf den Markt kommt eine verschärfende Wirkung — Inflation findet statt.

Das wiederum heißt: wenn es wirklich so kommen sollte, wie vorhergesagt, dann wird das privat angesparte Geld zunächst dazu führen, daß — plopp — weniger ausgegeben wir und daß es später bei weitem nicht den Wert haben wird, der den Sparern jetzt suggeriert wird.

Ich sage nochmal, daß ich von alldem wenig Ahnung habe. Ich würde es aber gern begreifen — vielleicht kann mir ja jemand, der bis hierher gelesen hat und etwas mehr Verstand hat, helfen.

Blogs in China: Subversiv?

Donnerstag, 13. Juli 2006

Die Relevanz deutscher Blogs relativiert sich schnell gegenüber geschätzen 37 Millionen Blogs und 16 Millionen Bloggern in China. Eric Schmidt von Google sagt, daß China den Internetmarkt “noch viele viele Jahre anführen” wird.

Es gibt in China augenblicklich 115 Millionen Internetnutzer. […] Allein 1,5 Millionen spielen das Internetspiel “World of Warcraft”. Im letzten Jahr wurden in China fünfzig Milliarden E-Mails von rund 72 Millionen Häufignutzern hin und her geschickt. Der Chat-Room des chinesischen Internet-Anbieters Baidu erhält täglich fünf Millionen Nachrichten. Und die chinesischen Sicherheitskräfte haben eine elektronische Datenbank, in der sie die persönlichen Daten von 1,25 Milliarden Chinesen verwalten. Sie unterhalten auch eine Cyber-Polizei zur Überwachung des Internets mit 30000 Vollzeitmitarbeitern. [FAZ]

In der FAZ beginnt heute eine Serie über das Internet in China, der erste Teil über Blogs. Und abseits dessen, was in Europa oder Amerika an der chinesischen Entwicklung interessant scheint, nämlich Zensur, geht es vor allem um die Interessen der chinesischen Internetnutzer. Nachdem eine Journalistin mit einem Sex-Blog startete, ist es für viele eine wichtige Motivation, z.B. durch Skandale möglichst schnell bekannt zu werden.

Und auch Angela Merkel ist nicht die erste Staatschefin, die sich regelmäßig im Internet äußert:

Sechzehn Millionen Blogger sind nicht subversiv. So viele Menschen können gar nicht irgendwen oder irgendwas unterminieren. Insofern konnte es nicht verwundern, daß der Nationale Volkskongreß, also das chinesische Parlament, auf seiner diesjährigen Frühjahrstagung im April öffentlich darüber diskutierte, ob es nicht sinnvoll sei, wenn nicht nur Staatspräsident Hu Jintao, sondern auch alle Abgeordneten als Blogger aktiv würden. Bloggen ist in China schon lange keine journalistische Wühlarbeit mehr von unten – falls es das jemals war. Vielmehr ist es zu einer politischen Institutionalisierung von oben umgedreht worden.

Geldberg

Mittwoch, 12. Juli 2006

Die Bundeskulturstiftung “fördert bundesweit und international Kunst und Kultur im Rahmen der Zuständigkeit des Bundes”.

Inwieweit die geförderten Projekte wirklich unter den Kunstbegriff fallen (der ja schwer zu umreißen ist), muß jeder selbst wissen. Nicht schön ist es aber, wenn Geförderte, wie der Betreiber des Badeschiffes, hinterher rumjammern, sie hätten nichts bekommen.

Sympathischer ist der Vorschlag der Surfpoeten, die mit den max. 150 000 € aus dem neuausgeschriebenen Fonds für Projekte zum Thema Arbeit in Zukunft einen Geldberg errichten wollen.

[via]

Wachsen Haare

Mittwoch, 12. Juli 2006

Im Büro ist es so heiß, daß bereits mehrere Bits umgekippt sind.

Liebe Hersteller von Antivirensoftware,

Dienstag, 11. Juli 2006

Ihr habt es nicht leicht. Viele Menschen wollen kein Geld für Eure Programme ausgeben. Da müßt Ihr Euch schon das eine oder andere Mal was ausdenken.

Nutzlose Virenscannermeldung
Nutzlose Virenscannermeldung

Daß Ihr aber Eure Kunden bloßstellt durch einen Anhang, der mir, dem Empfänger sagt, daß Euer Programm kein* Virus gefunden hat, ist schon reichlich dämlich. Man kann doch wohl davon ausgehen, daß eine Mail mit Virus gar nicht erst das von Euch geschützte Haus verläßt, oder?

*Das Virus, jawoll! [Aufstampf.]

Von den Füßen aus gesehen

Dienstag, 11. Juli 2006

Fort sind sie alle, pfort, pfort!

Melancholia kann zurückkehren und wieder über der neuen Stadt schweben.

[Aber: Wer spielt’n heute?]

Lifestyle-Politik: Schuld bin ick und du

Sonnabend, 8. Juli 2006
₰
Pfennigsymbol

Boxhagen, Gaststätte Humanus. Seit ungefähr 10 Jahren halbe Preise auf alles. Ein junger Mann, Typ Urbaner Penner, läßt sein Essen (Tagliatelle mit grünem Pfeffer, Preis 2,75 €) mehrfach zurückgehen. Der Kellner mit arabischem Akzent erträgt es freundlich gelassen. Am Ende gibt es mit gönnerhaftem Blick 25  Trinkgeld.

~

Der Berliner Händler alter Schule stand im Ruf der Ruppigkeit. Ich vermute hier ein Mißverständnis, da der Berliner selbst das nicht so empfand. Hinter einer neutralen Fassade verbarg sich häufig ein skeptischer, wacher Mensch, der sein Gegenüber nicht umarmte, beiden aber gleichzeitig die Möglichkeit gab, Distanz zu wahren.

In den Jahren nach der Wende rückte diese Stadt wieder mehr in das Licht der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Und so kamen sie von überall her und suchten Freundlichkeit in der ihnen fremden, etwas sonderbaren Stadt.

Doch weder fanden sie die vertrauensvolle Liebenswürdigkeit der Kleinstadtgeschäfte, noch die professionell-herablassende Haltung von Hamburger oder Pariser Bekleidungsfachverkäufern. Stattdessen — ja, eine gewisse Wurschtigkeit, aber vor allem Offenheit und Distanz.

In den letzten Jahren muß es eine starke Verschlechterung der ökonomischen Lage im Berliner Handel gegeben haben. Auch ohne Statistiken zu lesen kann man die Anzeichen sehen: Geschäftsaufgaben, Besitzerwechsel, Backshops statt Bäcker, Verkäufer, die häufig am Rande der Erschöpfung stehen.

Damit einhergehend ein Wandel der Umgangsformen: Furchtbare Floskeln aus dem Seminar „Erfolgreich Verkaufen durch gute Kundenbindung“. Verständlich zwar, daß man jeden Weg, der einen Ausweg aus der Krise verspricht, auch versucht zu gehen.

Dennoch ist es oft so deprimierend: wenn man von Händlern oder Kellnern beim dritten Besuch unterwürfig gefragt wird, ob es einem gutginge und man selbst sich auf die Zunge beißen muß, um nicht zurückzufragen, obs denn überhaupt noch ginge.

Und das gefrorene Lächeln und auswendiggelernte Satzfetzen, denen man anhört, daß der Chef sie regelmäßig kontrollieren läßt.

Manchmal, selten, kommt das alte distanzierte Selbstbewußtsein wieder hervor: wenn man dann im Berliner Ton antwortet, auf den ersten Blick etwas muffelig, aber durchaus nicht unfreundlich gemeint.

Häufig jedoch hat man es mit Menschen zu tun, die Schwierigkeiten mit dem Rechnen haben oder die Brotsorten nur anhand der Schilder an ihnen auseinanderhalten können. Das ist keine Kritik an diesen Verkäufern, läßt mich aber vermuten, daß wohl inzwischen sehr schlecht bezahlt wird.

~

Nun sollen also — Reform! Reform! — die Ladenschlußzeiten fallen. Während die Anhänger der neuen Religion des Einkaufens frohlocken, geht der Chef des hessischen Einzelhandelsverbandes, Frank Albrecht, von 2000 verlorenen Arbeitsplätzen allein in Hessen aus. Auch die Verlagerung der Arbeitszeit auf weit nach 20 Uhr wird das Familienleben von Verkäuferinnen nicht gerade bereichern.

Die dadurch ausgelöste weitere Konzentration auf Ketten und Discounter läßt auch für Berliner Händler und ihre Kunden nichts gutes befürchten.

Barbara Dribbusch schreibt:

Die geplante Freigabe des Ladenschlusses ist Lifestyle-Politik: leicht zu machen, weil man dafür keine Staatsgelder ausgeben muss. Aber die Kosten dafür tragen andere.

Man kann es auch billigen Populismus nennen.

[Und mal ehrlich: Einkaufen als Freizeitbeschäftigung?]
[Kurzwarenladen, Fischhalle anyone?]

Am Ende meines Körpers

Donnerstag, 6. Juli 2006

Die Angst, als Referrerdepp dazustehen.

[Und ich dachte, das ginge nur mir so.]

Die kennt bisher noch keine Sau

Donnerstag, 6. Juli 2006

Stuttgart ist nicht schöner als Berlin: Berlin ist viel schöner als Stuttgart.

“Simplify your soul”

Donnerstag, 6. Juli 2006

Kaube über Kerner.

Doch Haare, Arme, Nase, Ohrn und Arsch

Donnerstag, 6. Juli 2006

Keine Angst vor der Lächerlichkeit!

Fußballdeutschland und die Informationskorruption

Mittwoch, 5. Juli 2006

Ich gebe zu, daß ein großer Teil meiner Sympathie für die deutsche Mannschaft von 2006 von dem Kulturwandel herrührt. Die Nationalmannschaft ist ein ganzes Stück abgerückt von den alten Seilschaften zwischen Beckenbauervöllerribbeck und Bild.

Der Mann, der Klinsmann wegschreiben wollte, heißt Alfred Draxler und arbeitet bei Bild. Klinsmann hatte sich von Beginn an gegen die „Informationskorruption“ ausgesprochen. Auf der anderen Seite gab es von Seiten des Fußball-Establishments und von Bild massive Zweifel an seiner Arbeit. Geschürt werden sollte die kochende Volksseele, als Klinsmann nicht bereit war, seinen Wohnsitz nach Deutschland zu verlegen.

Am Ende hat Draxler die Leser falsch eingeschätzt. Sein Werdegang und Treiben sowie das Verhältnis zu Jürgen Klinsmann wird in einem sehr interessanten, gar nicht mal so negativen Text von Georg Löwisch in der Taz ausgerollt.

Anfragen (iv)

Mittwoch, 5. Juli 2006
  1. illegal nach autokennzeichen suchen
  2. wörter die mit and aufhören
  3. denkmal junger mann am wasser
  4. wiso sterben wir??
  5. schnellstmöglichst oder schnellstmöglich
  6. psycho film ein mann sitzt auf einer schwangeren frau
  7. bauchschmerzen von wasser
  8. italien in schöner schrift geschrieben
  9. wie sage ich ein lied im radio an
  10. geräusche beim wichsen
  11. warum gibt es auf stralau kein dsl?
  12. hat ulrike folkerts 2006 eine lebensgefährtin
  13. seltsame tier bilder
  14. www .trendfrisuren 2006 für den jungen mann
  15. öffnen sich muschis unterm wasser?
  16. glückliche muschi
  17. die toten hosen das wort zum sonntag anhören
  18. eine stellung wo man nicht spritzt

[Teil eins, zwei, drei]

Bahn müßte schließen!

Dienstag, 4. Juli 2006

Während der Verkehrsminister versucht, im Schatten der WM und unter Umgehung des Parlaments Volksvermögen in Form des Bahnschienennetzes zu verschleudern, arbeitet die BVG schon seit Jahren daran, Geld durch Streckenstillegungen zu sparen.

Akut betroffen ist die wohl schönste Straßenbahnlinie Deutschlands, die Uferbahn von Grünau nach Alt-Schmöckwitz. Hier wird wohl bewußt mit falschen Fahrgastzahlen operiert, um die Linie 68 schlechtzurechnen. Stillegungen sind jedoch auch auf anderen Linien im Gespräch: M1, M2, 12, 21, 27, 60, 61, 62.

Ingolf Berger und Ralph G. Kretschmer informieren und protestieren auf der Seite protramberlin.de (leider völlig verflasht).

[via bln.verkehr]

Warum Brasilien wirklich verloren hat

Montag, 3. Juli 2006

[Hier gehts weiter: »]

Tatort: Tod aus Afrika (ORF)

Montag, 3. Juli 2006

Uje. Die komplette Story (Buch: Felix Mitterer) zielt auf die Szene ab, in der ein sudanesischer Flüchtling vom Leid der Afrikaner erzählt. Bis dahin schleppt sich dieser Film müde durch Tirol, die Afrikaner werden als Opfer und Voodoo-Tänzer dargestellt, die in Österreich vom finsteren Deutschen (ok, der ist eine nette Referenz an Mitterers Piefke-Saga) zu Prostitution und Schwarzarbeit genötigt werden. Triefender Berg-Ethno-Kitsch, inklusive Geißen-Peter, der jedoch hier seine Vergangenheit als Kindersoldat in düsteren Kinderzeichnungen verarbeitet.

Tschetschenen hingegen sind gute Auftragsmörder. Und so ungewöhnlich witzig, wie des Kommissars Tochter vor einer Weile eingeführt wurde, so kuschelig-langweilig spielt sie hier das dritte Fragezeichen.

Seltsam, daß so etwas von Mitterer kommt, der mit Dem Teufel vom Berg einen der besten Tatorte des letzten Jahres hingelegt hat.

[Erstsendung: 2. Juli 2006]