Archiv für die Kategorie „Blätterrascheln“

Sonst fliegt der Laden auseinander

Donnerstag, 22. Dezember 2011

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Klar, ich kann der NPD vorwerfen, dass sie Kinderfeste in Mecklenburg veranstaltet und die Kinder an sich gewöhnt, nur: Wenn ich selbst keine veranstalte, dann wird sie dieses Terrain besetzen. Wenn in einer Berliner Grundschule wie in Müggelheim damit geworben wird, dass “die Sozialstruktur sehr homogen” ist und nur “wenige Kinder einen ausländischen Pass” haben, kommt man dem Problem näher.

[Interview mit Thomas Heise]

Gute Deutsche

Montag, 31. Oktober 2011

Mein Opa nannte es „Erziehung durch Beschämung“, wenn er uns statt Strafe Süßigkeiten gab.

Marcus Jauer schreibt über den klassischen Umtauschbetrug kurz vor der Währungsunion, in der Druckausgabe vom Wochenende hieß der Text noch einfach „Danke!“

Puh FAZ, …

Dienstag, 4. Oktober 2011

… es ist ja schön, daß es auf Deinen Seiten nicht mehr wie 1995 aussieht. Daß ich als Abonnent keinen Zugriff auf die Texte der aktuellen Druckausgabe mehr habe, ist schade, aber das könnt Ihr vielleicht verschmerzen. Und auf dem N8 läßt sich die winzige Schrift von FAZ-mobil nicht vergrößern. Doch wer testet schon noch auf Symbian-Geräten.

Aber daß alle Links zu Artikeln von vor dem 3. Oktober jetzt kaputt sind, ist schon echt mutig.

Cool URIs don’t change.

Die Schule braucht eine Revolution

Mittwoch, 17. November 2010

Engagierte Lehrer stehen nicht selten vor dem Burn-Out. Erfahrungen eines sogenannten Teach-First-Fellows nach einem Jahr an einer Schule im sozialen Brennpunkt: Antonie Veronika Curtius in der Taz

Ich such die DDR …

Freitag, 22. Oktober 2010

Die deutsche Einheit ist gelungen, wenn die gedruckte FAZ an Aljoschas Geburtstag erinnert.

Tarnname Ulme

Sonntag, 29. August 2010

Jan Faktor in der FAZ vom Freitag über seine Reise in das vergessene Konzentrationslager Christianstadt, der größten Munitionsfabrik der Nazis, in der seine Großmutter, Mutter und Tante als Sklavinnen gehalten wurden.

Auf der dunklen Seite der digitalen Welt

Sonnabend, 28. August 2010

Die Rohstoffe, die in Handys und Computern stecken, werden nicht selten durch Sklavenarbeit im Osten Kongos gewonnen. Dort sterben monatlich tausende Menschen. Politik und Wirtschaft kapitulieren vor dem Skandal.

Ein Text von Oliver Jungen in der FAZ von vorigem Sonnabend über den Kongo-Krieg und die Rohstoffe, die in unseren Gadgets stecken, inzwischen auch online zu lesen.

Kleiner Mann bittet um große Gaben

Donnerstag, 6. Mai 2010

Die FAZ haut rein: Nachdem neulich in einem Kommentar gegen das Finanzkapital gewettert wurde, betitelt heute Günter Bannas seinen Text zur Debatte über die Merkels Entwurf zu Hilfen für Griechenland mit „Milliarden stehen hinter ihr“.

Mittwoch, 18. November 2009

Die Bewohner beklagten anschließend, daß durch Beamte Türen, Brillen, Nasen und Kamine beschädigt worden seien.

Netzwerker und ihre Moral

Freitag, 5. Juni 2009

Der Eklat um die Ausstellung “60 Jahre 60 Werke” ist ja nur der aktuelle Höhepunkt der Geschichte der selbstgefälligen West-Rezeption der DDR-Kunst vor und nach der Wende. In der heutigen Ausgabe seiner wöchentlicher Kunst-Kolumne in der FAZ auf S. 33 (leider nur gedruckt) stellt Eduard Beaucamp die Netzwerke der westdeutschen Kunstvermarkter dar.

… und auf ewig …

Montag, 1. Juni 2009

Seit 1993 sehr prima, aber im Moment besonders interessant: Die Tagesschau vor 20 Jahren.

Sonnabend, 17. Januar 2009

Mpf. Die FAZ ist zum Jahresanfang nicht nur dünner geworden, sie scheinen auch an den Lektoren zu sparen — es sind jetzt so viele Fehler drin, daß einem die Freude etwas vergeht. Stattdessen beschäftigen sie jetzt Don Alphonso, heißt es. Der korrigiert seine Artikel auch nicht.

Unterstreichkompetenz

Montag, 12. Januar 2009

Jürgen Kaube hat einen guten Text über Bildung und Kritikfähigkeit in unseren Zeiten geschrieben, in dem er sich dafür einsetzt, Schule und Universitäten nicht Aufgaben aufzubürden, für die sie nicht geschaffen sind: Sicherung des Wirtschaftswachstums und Beseitigung sozialer Ungleichheit.

Kleine Presseschau

Freitag, 5. Dezember 2008

Was heute so in der Zeitung steht:

  • Nils Minkmar in einer wunderbaren Glosse über die traurige Autoindustrie:
  • Und, dazu müßt Ihr aber die gedruckte FAZ auf Seite 35 aufschlagen, Edouard Beaucamp in seiner freitäglichen lehrreichen Kunstgeschichtskolumne über den Kalten Krieg, der immer noch die deutsche Rezeption der geteilten Kunst beherrscht, während Amerika da in seinen Ausstellungen zur deutsch-deutschen Kunst schon weiter ist.

Nach dem Bankrott

Donnerstag, 13. November 2008

Thomas Assheuer hat (vor der US-Wahl) mit Jürgen Habermas über das Verhältnis von Wirtschaft und Politik oder von Kapitalismus und Demokratie gesprochen.

Und wann hat Deutschland eine türkische Kanzlerin?

Mittwoch, 12. November 2008

Steven Erlanger in der New York Times über die Partizipation ethnischer Minderheiten in Amerika und Europa:

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Measured by political representation of minorities, both the United States and Europe seem lagging, though Mr. Obama’s victory seemed to underscore how much farther behind Europe is.

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A German Obama is beyond [Ferdi Sarikurt’s] imagination, he said. “The German government would not allow this to happen because it would think that a person with an immigrant background would favor the foreigners. Maybe this will change when I am 50 years old, if at all.”

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[via]

Die wollen abschalten von der ganzen Kacke und sich amüsieren

Sonntag, 9. November 2008

Morgen in der Taz: Günter Schmidtke, seit 40 Jahren Garderobier in Clärchens Ballhaus im Interview.

Wochenendlektüre

Sonnabend, 8. November 2008

In der Zeitung von heute „Menschenfleisch gesucht“ — Mark Siemons über chinesische Internetnutzer, die Polizei bzw. Mob spielen, „Die Katastrophe vor der Katastrophe“ — Raphael Gross über die Augenzeugenberichte von der Reichspogromnacht, die in der Wiener Library in London lagern, „Der Romeo des Alphabets“ — Hannes Hintermeier zum Neunzigsten von Hermann Zapf, sowie, leider nur in der gedruckten Ausgabe der FAZ, Seite Z3, „Spiel mir das Lied von Morricone“ — Wolfgang Sandner zum Achzigsten des großen Filmkomponisten.

Nachrichten aus der ideologischen Antike

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Also das ist sehr interessant: Der lettisch-sowjetische Regisseur Sergej Eisenstein traf sich 1929 mit dem blinden James Joyce in Paris und erzählte ihm von seinen Plänen, zum einen den „Ulysses“, zum anderen Marxens „Kapital“ zu verfilmen. Der Plan entstand, als er 29 Stunden Filmmaterial zu „Oktober“ auf zwei Stunden herunterkürzen mußte und dabei vorübergehend hysterisch erblindete.

Alexander Kluge hat jetzt Filmmaterial zum Kapital gesammelt, Stefan Grissemann hat ein sehr lesenswertes Interview mit ihm geführt.

Alexander Kluge: Nachrichten aus der ideologischen Antike ist in drei DVDs mit einem Essay bei Suhrkamp-Insel erschienen.

Links von Donnerstag, 25. September 2008

Donnerstag, 25. September 2008

Gesammelte Links von Donnerstag, 25. September 2008:

Der große Raubzug

Mittwoch, 10. September 2008

Zum Glück dürfen die Autoren bei der FAZ schreiben, was sie wollen. Glaube ich zumindest. Das führt dann aber leider auch zu solchen Phänomenen wie dem Medienredakteur Michael Hanfeld. Bei Hanfeld weiß man meist schon vorher, worum es in seinen Artikeln geht: Daß der Islam gefährlich ist. Daß die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender den Untergang der Zeitungen und des Abendlandes bedeuten. Daß die ARD dabei noch ein kleines bißchen schlimmer als das ZDF ist. Am schlimmsten aber ist die GEZ.

Heute nun schreibt er über ein wunderbares Projekt: Google will Zeitungsarchive digital zugänglich machen. Aber anstatt sich zu freuen, daß wichtige Zeugnisse unserer Geschichte in das neue Zeitalter gerettet werden, schreit Hanfeld Zeter und Mordio. Sein Text ist dabei noch weniger von Ahnung getrübt als die Weltuntergangsrufe, die kürzlich im Web anläßlich von Google Chrome aufbrandeten:

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Die Urheber all der Zeitungsartikel, von denen das Nachrichtenportal „Google News“ lebt, werden künftig nicht nur aktuell enteignet, alles, was sie und ihre beruflichen Vorväter jemals zu Papier gebracht haben, verschwindet unter dem Dach des „Google News Archive“. Google errichtet ein virtuelles Zeitungsmuseum, zu dem die Zeitungsleute selbst nur als Besucher Zutritt haben.

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Wer immer, wann immer nachlesen will, welche Zeitung was auch immer geschrieben hat, über Google soll er es bekommen. Dafür wird er mit Werbung beschossen, an deren Umsatz Google die Zeitungsverlage, die im Bauch des Wals verschwinden, mit einem gewissen Prozentsatz beteiligt. Wie hoch dieser ist, das behält der Konzern für sich.

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Während … [den Zeitungsforscher Martin Welke] stets erstaunte, daß die Zeitungen so wenig auf ihre Geschichte blickten – auf Zeitungsgeschichte als Zeitgeschichte, hat Google verstanden, wie man sich diese aneignet, ausbeutet und ausdeutet. Für all diejenigen, die ihr versammeltes Wissen – aktuell, im Archiv, auf Papier und online – selbst bewahren, weitergeben und darauf ihre wirtschaftliche Existenz aufbauen wollen, ist das der nächste Schlag der Raubkopierer, die mit der Digitalisierung der Bibliotheken dieser Welt schon weit fortgeschritten sind.

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Was Michael Hanfeld verschweigt: Google übernimmt zwar die Digitalisierung für Zeitungen, die das nicht selbst machen wollen, andererseits werden auch kostenpflichtige Archive indiziert, so daß auch die Zeitungsverlage davon profitieren dürften. Zum Glück dürfen Autoren bei der FAZ schreiben, was sie wollen. Zum Glück läßt sich der Verlag davon wenig beeindrucken und bietet beispielsweise jetzt schon als einzige deutsche Zeitung ein Abo für Amazons Kindle an. Hoffentlich hat auch das umfangreiche und gute FAZ-Archiv weniger Feindbilder als Michael Hanfeld.

Fortsetzungsromane

Mittwoch, 27. August 2008

Ich habe keine Ahnung, ob heutzutage überhaupt noch irgendwer Fortsetzungsromane liest. Ich werde das jetzt mal probieren: Die FAZ, die sich diese Marotte noch leistet, druckt den neuen Roman von Christian Kracht ab, in dem es um ein Konjunktiv-Europa geht. Was wäre geschehen, wenn Lenin 1917 in der Schweiz geblieben wäre, diese jetzt kommunistisch wäre und die Welt sich in einem nicht endenden Krieg befände.

Vielleicht hat sich Kracht ja von dem uralten Radio-Jerewan-Witz inspirieren lassen:

Anfrage an Radio Jerewan: „Könnte die Schweiz sozialistisch werden?“
Antwort: „Im Prinzip ja. Aber schade um die schöne Schweiz.“

Ergänzung: Während die erste Folge noch in deutsch-deutscher Orthographie erschien, fehlt nun, ganz schweizerisch, das ß. Ob sich da wohl der Autor beschwert hat?

Die unbesiegliche Inschrift

Donnerstag, 21. August 2008

Sie hatten gehandelt wie die Kinder, als die sie aufgewachsen waren. Sie hatten gedacht, ihnen könne nichts passieren. Nun war ihnen doch etwas passiert.

Vor 40 Jahren wurde der andere Sozialismus in der Tschechoslowakei von der Sowjetunion, der DDR, Polen, Bulgarien und Ungarn niedergeschlagen.

Thomas Brasch, Hans Uszkoreit, Sanda Weigel, Erika Berthold, Frank und Florian Havemann und Rosita Hunzinger, Kinder prominenter Eltern, sind wie viele DDR-Bürger wütend und traurig. Sie schreiben Parolen und verteilen Flugblätter und kommen in Einzelhaft. Danach ist nichts mehr wie vorher, sie verändern sich, jeder in eine andere Richtung.

Die Geschichte der Gruppe wird in einem äußerst lesenswerten Artikel von Marcus Jauer in der FAZ von heute beschrieben. Dieser ist leider online nicht frei erhältlich. Man kann ihn aber für 2×2 € kaufen: Teil 1, Teil 2.

Oder man liest die gedruckte Ausgabe von heute, S. 44 und 45, dann hat man auch gleich noch ein paar Fotos dabei. Es lohnt sich in jedem Falle.

Und Gott zürnt

Sonntag, 27. April 2008

„Und als ich mich wandte und von dem Berge herabging, der im Feuer brannte, und die zwei Tafeln des Bundes in meinen beiden Händen hatte, da sah ich, und siehe, da hattet ihr euch an dem HERRN, eurem Gott, versündigt und euch ein gegossenes Kalb gemacht und wart schnell von dem Wege abgewichen, den euch der HERR geboten hatte.“ (5. Mose 9, 16)

Jean Ziegler, der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung wird im Tagesspiegel sehr deutlich (der ganze Artikel lohnt sich sehr):

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Der Zynismus der EU-Kommissare in Brüssel ist bodenlos. Sie fabrizieren den Hunger in Afrika und organisieren auf den Meeren die Jagd nach den Hungerflüchtlingen. Sie haben eine halb geheime militärische Organisation auf die Beine gestellt, die oben erwähnte Frontex. Diese Institution ist für die „Verteidigung der Außengrenzen Europas“ zuständig. Sie verfügt über schnelle und bewaffnete hochseetaugliche Abfangschiffe, über Kampfhubschrauber, eine Flotte von Überwachungsflugzeugen, die mit hochempfindlichen Nachtsichtkameras ausgestattet sind, über Radaranlagen, Satelliten sowie über hochentwickelte Mittel zur elektronischen Fernüberwachung.

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Der World Food Report der FAO [] versichert, daß die weltweite Landwirtschaft im derzeitigen Entwicklungsstand ihrer Produktivkräfte normalerweise [] 12 Milliarden Menschen ernähren könnte. Wir sind heute 6,6 Milliarden Menschen auf dieser Erde. Konklusion: Es gibt kein unabänderliches Schicksal. Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet. Die wirtschaftliche, soziale und politische Weltordnung, die vom Raubtierkapitalismus errichtet wurde, ist nicht nur mörderisch. Sie ist auch absurd. Sie tötet, aber sie tötet ohne Notwendigkeit. Sie muß radikal bekämpft werden.

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Und der Raubtierkapitalismus ist nicht einfach da. Wir sind die Nutznießer. Und wir tanzen weiter selbstverliebt um das Goldene Kalb, interessieren uns für nutzlose Gadgets, trinken Milchkaffee und fliegen um die Welt, anstatt hinzusehen.

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Wo ist Hoffnung? In der Weigerung des Menschen, eine Welt zu akzeptieren, in der das Elend, die Verzweiflung, die Ausbeutung und der Hunger einer Vielzahl den relativen Wohlstand einer gewöhnlich weißen Minderheit gewährleistet. Der moralische Imperativ lebt in jedem von uns. Es geht darum, ihn zu wecken, den Widerstand zu mobilisieren und den Kampf zu organisieren. Ich bin der andere, der andere ist ich. Die Unmenschlichkeit, die einem anderen angetan wird, zerstört die Menschlichkeit in mir. Karl Marx: „Der Revolutionär muß imstande sein, das Gras wachsen zu hören.“

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Aus den Zeitungen

Sonnabend, 12. April 2008

Das dollste Stück zuerst: Georg Blume, China-Korrespondent der Taz hat den chinesischen Unternehmensberater Wang Wenning auf seinem Weg durch Afrika begleitet. Sollte man unbedingt lesen.

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Sie zahlen den Marktpreis, keinen Solidaritätspreis. Sie machen es richtig. Der Westen hat den Schwarzen Kontinent mit seiner Entwicklungshilfe das falsche Wirtschaften gelehrt. Fürs richtige Wirtschaften in den Zeiten der Globalisierung braucht Afrika heute die Chinesen.

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Außerdem packt die Taz neuerdings zu den kompletten Artikeln auch die Fotos online. Schön das.

[Den Gegensatz zu diesem doch sehr euphorischen Artikel möge dieser Text von Human Rights Watch über chinesische Waffenlieferungen und Zwangsarbeit im Sudan darstellen. Schwierige Welt, das.]

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Ich habe hier schon öfter auf die Aktivitäten der BISS gegen die Autobahn durch Treptow hingewiesen (es lohnt sich übrigens immer noch, zu spenden). Inzwischen gibt es auch mehr Echo, der BUND will politisch und juristisch gegen die Autobahn vorgehen und Frau Junge-Reyer verstrickt sich in Widersprüche: sie glaubt, aus demographischen Gründen würde der Autoverkehr langfristig zurückgehen, will aber aus politischen Gründen an der Autobahn festhalten (sprich: die teuerste Straße Deutschlands wird vom Bund bezahlt und nicht von ihr). (Anna Lehmann, Taz).

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Clara

Jean-Baptiste Oudry: Das Nashorn Clara in Paris 1749

In der FAZ (S. 35) ein wunderschöner Text von Frank Pergande über das Nashorn Clara. Die zahme Clara wurde 1741 von dem holländischen Seemann Douwe Mout van der Meer aus Indien nach Europa gebracht und dort an den Königshöfen gezeigt. Dabei mußte Mout seine Route genau planen, weil das Nashorn im Unterhalt sehr teuer war und nur Könige bereit waren, genügend Geld für das Ansehen zu bezahlen.

In Paris ist es dann von Jean-Baptiste Oudry für den Ersten Chirurgen des französischen Königs, der auch Direktor des botanischen Gartens war, in einer Größe von 2,5m×4m (!) gemalt worden. Der starb allerdings frühzeitig, so daß Oudry das Gemälde zusammen mit einer ganzen Menagerie von Gemälden exotischer Tiere an den Hof von Mecklenburg-Schwerin verkaufte.

Albrecht Dürer: Rhinocerus

Albrecht Dürer: Rhinocerus (1515)

Interessanterweise gab es schon 230 Jahre vorher ein berühmtes Nashorn in Europa, das 1515 von Dürer geschnitten wurde. Dürer hat das Nashorn aber nicht selbst gesehen, sondern sich beschreiben lassen.

Oudrys Nashorn, das im Kriege beschädigt wurde, ist jetzt vom Getty Museum Los Angeles restauriert worden. Im Gegenzug wurde die gesamte Menagerie in Amerika ausgestellt und sorgte dort für großes Staunen. Jetzt kommt alles zurück und die Schweriner Gemäldegalerie, die die Bilder ausstellt, veranstaltet ein Fest, im Schloß gibt es das Begleitprogramm „Biester Monster Ungeheuer“, in Güstrow „Einhorn, Elefant und Löwe“ mit Gemälden vor allem von de Vos und in Ludwigslust „Schaulust und Studium bei Riedinger“.

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Außerdem ist das Bildnis (Bild auf der Titelseite, Bericht S. 33, Freddy Langer) eines Pflanzenblattes aufgetaucht, das die älteste Photographie der Welt sein könnte und wahrscheinlich schon vom Ende des 18. Jahrhunderts stammt. Bisher hielt man die Aufnahmen, die Nicéphore Nièpce 1825 gemacht hat, für die ältesten erhaltenen Photographien. Allerdings hat Thomas Wedgewood (1771–1805) schon mit Silberchlorid Bilder auf Papier gebannt. Ihm fehlte nur ein Verfahren zum Fixieren, weswegen die Bilder nur bei Kerzenschein angeschaut werden durften.

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Des weiteren: Teure Lebensmittel mehren den Hunger, die ungute Stammzellentscheidung des Bundestages (Georg Paul Hefty), die Fahrradhändler leiden unter der Konkurrenz der Discounter (FAZ S. 18, Oliver Hollenstein), dabei kommen die hochwertigen Teile im Fachhandel inzwischen aus Taiwan, während der billige Ramsch in Deutschland produziert wird.

Auf Seite 41 der Hinweis von Tobias Rüther auf den morgigen Polizeiruf mit Edgar Selge. Wird wohl großartig und grausam.

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Und: Thomas Thiel hat Don Alphonso besucht, sich die Ingolstädter Mauer angesehen und Tee getrunken. Außerdem war er bei Robert Basic und Tillmann Allmer. Aber ach. Der Text ist in „Bilder und Zeiten“, der Sonnabend-Beilage für die junge Generation erschienen und entsprechend gefällig und nichtssagend.

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Update: Konrad Litschko schreibt in der Taz über die Gedenkstätte Berlin-Marienfelde, wo sich einst das Aufnahmelager für DDR-Flüchtlinge befand. Das ist wirklich eine sehr gut gemachte Ausstellung – ich war da auch schon mal.

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Update 2: Ach ja, und die FAZ scheint neuerdings darauf hinzuweisen, wenn sie mit dem Inhalt eines Artikels wirtschaftlich oder anderweitig verbunden ist. Find ich gut. Ich warte allerdings noch darauf, daß die unsäglichen Strizz-Cartoons als INSM-U-Boot enttarnt werden.

Wunderschön: Eine Welt in Bildern. Nervig: FAZ.net

Sonnabend, 16. Februar 2008

Das ist was: Dietmar Gottschall hinterließ mehr als 10000 Schwarz-Weiß-Negative, undatiert und unbezeichnet, aufgenommen in Westdeutschland, Berlin und anderswo zwischen 1965 und 1980. Diese werden seit einem Jahr von seinem Sohn Juri archiviert und im Internet ausgestellt.

Mehr über das Leben und die Hintergründe von Dietmar und Juri Gottschall steht in diesem Artikel in der FAZ. Allerdings übertreibt es FAZ.net einmal mehr mit dem Leser-Lock-In: während in der gedruckten Zeitung (S. 9) die URL von Gottschalls Website aufgeführt wird, fehlt diese online völlig. Mann, Mann, Mann.

Erziehungscamps? Jugendwerkhöfe?

Sonnabend, 5. Januar 2008

Christian Geyer über eine seltsame aber leider typische Debatte.

Ich frage mich ja, ob es nicht magenschonender und billiger wäre, die Aufsichten auf Bahnhöfen einfach wieder zu besetzen.

Blöde Schlampen, alle

Freitag, 23. November 2007

Schon passend, daß ausgerechnet der Spiegel einen Oberlehrer wie Sick beschäftigt. In einem Text, der u.a. klarstellt, daß Tschernobyl gar nicht so schlimm war, wie wir immer dachten, heißt es:

Starker Tobak – den die Prüfungen jedoch in keiner Weise belegen. Gleich mehrere Projektgruppen bei München befassen sich mit dem, was die Amerikaner bloody count nennen: Sie zählen Tote.

Dabei weiß doch heute jedes Kind, wie man cunt schreibt.

Die Nicht-Kampagne der Taz

Mittwoch, 29. August 2007

Kampagnenjournalismus ist unangenehm, kommt aber immer wieder vor.

Wer von den Rechten redet, soll aber von den Linken nicht schweigen. Die Sache ist hier allerdings versteckter: Artikel, die hätten geschrieben werden müssen, sind nicht erschienen.

Was ist geschehen?

Sven Hüber war von 1985 bis zum Zusammenbruch zur Wende Politoffizier im Grenztruppenregiment 33 (Berlin-Treptow). Inzwischen ist er als Vorsitzender des Hauptpersonalrates der Bundespolizei für die Einstellungen zuständig. (Das ist i.ü. kein Einzelfall, hört man — die Erfahrungen der DDR-Grenzer werden wohl weiterhin gern bei der Abwehr von Flüchtlingen genutzt). Sven Hüber, der sich u.a. für Hubschraubereinsätze gegen Sprayer einsetzt und dessen Leben in der DDR durch eine Homestory des WDR-Schulfernsehens beleuchtet wurde, fühlte sich in einem anderen Werk zu unrecht benannt:

Roman Grafe, der als Autor u.a. für die Süddeutsche Zeitung arbeitet, hat 2006 das Buch „Deutsche Gerechtigkeit“ über die juristische Aufarbeitung der DDR-Regierungskriminalität in den Neunziger Jahren veröffentlicht. In diesem Buch wird Hüber als ehemaliger Politoffizier namentlich genannt. Hüber jedoch wollte, daß so nicht über ihn berichtet wird und erreichte durch eine Klage vor dem Landgericht Berlin das Verbot des Buches. Dabei blieb es jedoch nicht: auch die Berichterstattung über das Urteil wurde mehreren Zeitungen verboten und am Ende sogar eine Solidaritätserklärung von Wolfgang Thierse und anderen Persönlichkeiten. Die ARD-Sendung Kontraste hält sich nicht daran, weil sie Hüber als Person der Zeitgeschichte und die Sache als zu wichtig für die Presse betrachtet und berichtet am 8. März dieses Jahres mit Namensnennung. Kurz darauf, am 19. März 2007 werden die Urteile vom Kammergericht Berlin aufgehoben.

Darüber ist vor einem halben Jahr in diversen Zeitungen von der Berliner Zeitung bis zur SZ prominent berichtet worden. Nur in der Jungen Welt und in der Taz läßt sich in den Archiven kein Wort finden. Zu einem Thema, das immerhin die Arbeit der Presse selbst fundamental betrifft. Gut, die Junge Welt wird von einem ehemaligen Stasi-Mann geleitet, da ist eine gewisse Einseitigkeit zu vermuten. Aber die Taz? Immerhin schreibt Johannes (Jony) Eisenberg hier regelmäßig über die Auswirkungen von Gerichtsurteilen auf die Pressefreiheit.

Der Schlüssel scheint bei Eisenberg selbst zu liegen. Er war Hübers Anwalt in den Prozessen gegen Grafe. Seine Kanzlei vertritt jedoch auch die Taz und die Junge Welt.

Es scheint, als nehme die Taz, deren Autor Eisenberg an anderer Stelle die Pressefreiheit gegenüber dem Persönlichkeitsrecht sehr wichtig ist, Rücksicht an falscher Stelle. Ärgerlich das.

Warum ich jetzt darauf komme? Bei Mein Parteibuch gab es immerhin im März und im April schon Texte zu Hüber/Grafe und Eisenberg. Ich bin durch die aktuelle Ausstellung im Schlesischen Busch überhaupt erst auf das Thema aufmerksam geworden.

Links von Montag, 6. August 2007

Dienstag, 7. August 2007

Gesammelte Links von Montag, 6. August 2007: