Wir Berliner neigen ja nicht unbedingt zu falscher Freundlichkeit, wo klare Worte geboten wären. Nun denn, anläßlich des heute stattfindenden ersten Spiels in Berlin:
Ihr seid herzlich willkommen. Die Stadt sah nicht immer so gut aus, wie jetzt. Wir haben unsere Prügelbullen erzogen, so daß eventuelle Störer nur noch ganz lieb angefaßt werden. Wir lassen uns von diesem und jenem überwachen, wir haben uns sogar mit dem sozial herausgeforderten Hartmut und seiner Bahn arrangiert, damit Ihr auf einem schönen neuen Bahnhof ankommen könnt.
Das heißt aber nicht, daß Ihr Euch wie zu hause benehmen sollt. Auch nicht, wenn Ihr mit Münchner oder anderem Kennzeichen unterwegs seid. Ich muß tgl. 2x20km Arbeitsweg auf dem Fahrrad zurücklegen. Da das kein Hobby ist und ich dafür auch nicht bezahlt werde, bin ich interessiert daran, in vernünftiger Zeit anzukommen. Und bisher funktionierte das auch ganz gut. Berlin hat normalerweise einen zügigen aber gelassenen Großstadtverkehr, in dem ein gewisses Maß an Regelhaftigkeit zu erkennen ist.
Zu diesen Regeln gehört, daß alle Fahrzeuge gleichberechtigt am Verkehr teilnehmen, egal wie stark sie motorisiert sind. Das bedeutet unter anderem, daß man, wenn man den Schulterblick vergessen hat und sich nur noch mit einer Vollbremsung vor dem herannahenden Radfahrer retten kann (ich bremse da eher nicht — die Beschleunigung kostet schließlich Muskelkraft), daß man dann also nicht auch noch unverschämt hupt.
Genauso selbstverständlich ist es, daß eine mehrspurige Straße auch von Radfahrern benutzt wird, auch wenn da auf dem Gehweg ein verblaßter Strich ist (Ausnahmen: Zeichen 237, 240, 241, aber auch nicht immer).
Aus Sicherheitsgründen fährt man mit dem Fahrrad auch nicht direkt am Fahrbahnrand. Da der Überholende auch einen Sicherheitsabstand einhalten muß, ist ein Spurwechsel in fast allen Fällen unumgänglich. Hier heißt es, sich in sein Schicksal zu fügen und nicht gleich auf der Hupe zu stehen.
Ein Einordnen eines Radfahrers in eine Linksabbiegerspur ist hier in der Stadt auch ein alltäglicher Vorgang — es ist jedoch durchaus erlaubt, mit dem Auto vorsichtig rechts vorbeizufahren (dran denken: auch das geht ohne zu hupen).
Und für die Fahrer irgendwelcher Promo-Monstertrucks mag es zwar ein außergewöhnliches Ereignis sein, mal in der Stadt zu sein — für die anderen Verkehrsteilnehmer ist es das nicht. Wir halten uns also auch schön an die Regeln. Das gilt insbesondere auch für Reisebusse
So können alle glücklich werden und vielleicht ist der Berliner dann auch mal nett. Anderenfalls Lenkrad abschrauben.
An die, die noch kommen werden: es ist nicht sinnvoll, mit dem Auto zu fahren. Ab den S-Bahn-Endpunkten hat man Zugriff auf eines der engmaschigsten öffentlichen Verkehrsnetze der Welt. Mit durchgehendem Nachtverkehr im Zehn-Minutentakt auf fast allen Linien.