Archiv für November 2009

Links von Montag, 30. November 2009

Montag, 30. November 2009

Gesammelte Links von Montag, 30. November 2009:

  • elskerosenfeld » Thesen: Wider die feierliche Verklärung von 1989

    Wir erkennen in dem teilweise aufwändig inszenierten Gedenken an den 9. Oktober und 9.
    November eine Domestizierung des Geistes von 1989.

    In den öffentlichen Würdigungen von „Friedlicher Revolution“, „Wende“, „Umbruch“ oder schlicht: „1989“ wird der Vereinigungsprozess, die „Wende in der Wende“ ausgeblendet.

    Es gibt noch immer zu wenig Austausch über Schuld und Verantwortung zwischen Menschen mit ihren so verschiedenen Ostbiografien. Und es gibt noch immer zu wenig Austausch zwischen Menschen aus Ost und West. Eine lebendige Demokratie aber scheut die Versöhnung nicht. Sie ist auf ein Klima angewiesen, in dem Auffassungen nicht bereits feststehen und zur Anpassung freigegeben werden, sondern in dem auf der Basis von Wertschätzung und Respekt für das, was ist Neues gedeihen kann. Angesichts der beunruhigenden Ablehnung von Demokratie durch die Mehrheit der ostdeutschen Bevölkerung ist ein Dialog, der die Erfahrung von Teilhabe ermöglicht, dringend geboten.

    ..

Links von Dienstag, 24. November 2009

Dienstag, 24. November 2009

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  • FAZ – Rammstein-Konzert in München: „Fürchtet euch nicht!“

    Peter Richter über die unterschiedliche Wahrnehmung von Rammstein in Deutschland und im Ausland: „Was Rammstein speziell im deutschen Hörer weckt, ist eine überwältigende Fürsorgeanmaßung wider seinen Nächsten: Man selbst durchschaut das Ganze ja noch, aber schon mit Blick auf den unmittelbaren Stehplatznachbarn überwiegt die Sorge, der könnte nach dem Konzert in Polen einmarschieren.“

Links von Freitag, 20. November 2009

Sonnabend, 21. November 2009

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Freitag, 20. November 2009

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  • FAZ: Bologna-Reform: Willkommen an Bord der „Good Practice“!

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    So, als dächten nicht Minister und Bundespolitiker aller Parteien und Landespolitiker aller Parteien und die meisten Rektoren, auf jeden Fall aber die Hochschulrektorenkonferenz und der Wissenschaftsrat und das „Centrum für Hochschulentwicklung“ und die Bologna-Beauftragten vor Ort und die Akkreditierungsagenturen alle genau dasselbe. Als hätten sie nicht alle dieselben Reformgesänge angestimmt. Als redeten sie nicht alle vom unumkehrbaren Schicksal, wenn sie „Bologna“ meinen. Als hätten sie nicht alle kaum Anschauung von dem, was an Universitäten dort, wo diese ihr „Kerngeschäft“, die Lehre nämlich, betreiben, vor sich geht. Als interessierte sich irgendjemand aus dem Reformestablishment dafür, was aus den Studenten werden soll. Und weil die das jetzt ahnen, genau darum protestieren die Studenten.

Links von Mittwoch, 18. November 2009

Donnerstag, 19. November 2009

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Mittwoch, 18. November 2009

Die Bewohner beklagten anschließend, daß durch Beamte Türen, Brillen, Nasen und Kamine beschädigt worden seien.

Links von Mittwoch, 18. November 2009

Mittwoch, 18. November 2009

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  • Taz: Der Heißluft-Generator

    Das Gasometer-Gelände in Schöneberg kommt vor die Hunde. Bauherr ist Peter Müller, der auch die ominöse Stiftung Denkmalschutz gegründet hat. Der Gasometer selbst wird durch Leuchtreklame verschandelt.

Man kann sich die Geschichte länglich denken. Sie ist aber ein Haufen.

Sonnabend, 14. November 2009

Noch bis morgen (Sonntag) abend kann man in der Arte-Mediathek Thomas Heises diesjährigen Berlinale-Beitrag „Material“ ansehen, seine bemerkenswerte Materialsammlung aus der Wendezeit und danach.

Depressionen und die Diskussion um Sterbehilfe

Sonnabend, 14. November 2009

Anläßlich Robert Enkes Tod weist Oliver Tolmein auf den Zusammenhang zwischen Altersdepressionen und Sterbehilfe hin.

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Robert Enkes Schicksal ist allerdings nicht charakteristisch: Er war ein junger, leistungsstarker, beruflich und im Leben bei allen Schicksalsschlägen als erfolgreich angesehener Mensch. Es gibt zwar auch viele junge Menschen mit Depressionen. Die meisten Menschen mit Depressionen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen und es viel zu oft auch erfolgreich tun, sind aber alt. Sie sehen für sich keine Perspektive mehr, weil sie das Altersheim fürchten, weil sie keine Alternativen kennen, weil sie sich nicht Wert geschätzt fühlen. Viele dieser Menschen reden nicht über ihre Depressionen -ihre Depressionen werden auch nur in sehr geringem Umfang erkannt, weil ihr Todeswunsch der Außenwelt nachvollziehbar erscheint: „So würde ich auch nicht leben wollen.”

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Was ist (Random Rants)

Sonnabend, 14. November 2009

Das Springer-Wurstblatt „Welt kompakt“ stellt auf großen Plakaten in Berlin seine Grammatikschwächen aus („mit Berlin Seiten“).

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Der scheinheiligste Text zum Tode von Robert Enke findet sich bei Spreeblick (ich hätte gern dort kommentiert, das geht aber nicht mehr). Da wird die alte Leier vom Tabubruch Suizid angestimmt und über andere Medien hergezogen, aber die eigentliche Ursache – nämlich Depressionen – paßt nicht ins Bild vom selbstbestimmten Suizid, das Frédéric Valin aufbaut. Und so wird sie ignoriert. Die Kommentare, die anmerken, daß dieses Bild in den allermeisten Fällen nicht stimmt, sondern die meisten Suizide auf Depressionen zurückgehen, werden ignoriert oder abgebügelt.

Das ist eine sehr problematische Fehlsicht, die nicht nur Spreeblick betrifft, sondern auch viele Befürworter von sogenannter Sterbehilfe. Andererseits paßt diese Fehlsicht leider auch in diese Gesellschaft, in der Krankheiten wie Depressionen, die zu völliger Antriebslosigkeit führen können, dem Bild vom leistungsbereiten und allzeit selbstbestimmten Menschen widersprechen.

Fred schreibt, nachdem die Kommentare geschlossen wurden:

Ich habe keinen einzigen Beweis für die Depressionen Enkes gelesen. Er hat sich umgebracht, also muss er krank gewesen sein, das ist der Zirkelschluss. Und die oben beschriebene Pathologisierung des Selbstmordes.

Dabei übersieht er, daß Enkes Arzt sagt, daß er seit Jahren deswegen in psychiatrischer Behandlung war (wenn das kein Beleg ist, was dann?) Freds Irrtum ist die Annahme einer Pathologisierung des Suizids. Es gibt nämlich in der Realität so gut wie keine klassischen Bilanzsuizide.

Was Fred hier fortführt, ist die bedauerliche Tabuisierung einer Krankheit.

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Neusprech: In der Ausstellung „Fremde? Bilder von den Anderen in Deutschland und Frankreich seit 1871“ im DHM wurde – nach kritischer Nachfrage durch den Kulturstaatsminister Bernd Neumann – eine Tafel mit dem ursprünglichen Text

„Während innerhalb Europas die Grenzen verschwinden, schottet sich die EU zunehmend nach außen ab. Die Festung Europa soll Flüchtlingen verschlossen bleiben“

ersetzt durch

„Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge fördert staatlicherseits die Integration von Zuwanderern in Deutschland“.

Das ist ein bißchen wie früher: bis zu Honeckers Lapsus durfte offiziell auch nicht von einer Mauer gesprochen werden.

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Die ’Ndrangheta (über die es letztes Jahr das bestürzende Buch und die sehr gelungene Verfilmung „Gomorrha“ (Roberto Saviano) gab) hat über 30 Schiffe mit Sondermüll in Meer versenkt. Die Schiffe wurden mit Dynamit wie Torpedos auf den Meeresboden geschossen. Die Suche nach den Wracks und die rechtliche Aufarbeitung ist eine Farce und die Menschen haben kein Vertrauen in die öffentliche Ordnung mehr.

Links von Montag, 9. November 2009

Montag, 9. November 2009

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  • Was ist der bessere Knast?

    Ein Interview mit Thomas Heise zu seinem Film „Material“, der in diesem Jahr auf der Berlinale lief:

    […]

    Mein Eindruck war, und das ist als Erinnerung ganz stark: Wenn es nicht am nächsten Tag diese merkwürdige Meldung gegeben hätte von Schabowski, dann hätte es die nicht mehr gegeben. Die Basis der Partei hätte die Führung verabschiedet. Deswegen mußte die Mauer aufgehen. Das war die einzige Möglichkeit, noch eine Weile an der Macht zu bleiben. Die haben gedacht: Sie gewinnen damit Zeit. Indem sie Dampf aus dem Kessel lassen.

    […]

Links von Sonntag, 8. November 2009

Sonntag, 8. November 2009

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  • Filmreihe: Kino der Geheimdienste

    Vom 24.11. bis 17.12. läuft im Zeughauskino, Berlin, die Filmreihe “Kino der Geheimdienste”.

    Gezeigt werden vor allem Filme aus dem Archiv der BStU, d.h. Stasi-Lehrfilme, Oberservationsmaterial, Propaganda, interne Feierstunden, u.a. Alles von lächerlich über absurd bis grausig. Außerdem werden an zwei Abenden geheimdienstliche Filme aus Ungarn und der (Tschecho-)Slowakei zu sehen sein. Viele der Filme waren nie zuvor auf einer Kinoleinwand zu sehen, manche werden überhaupt zum ersten Mal öffentlich vorgeführt.

Mark

Freitag, 6. November 2009

Die Märkische Trilogie von Volker Koepp („Märkische Ziegel“, 1988, „Märkische Heide, Märkischer Sand“; „Märkische Gesellschaft mbH“ 1989-1991) wird am Sonntag, 19 Uhr im Maxim-Gorki-Theater gezeigt. Ich kenne die Filme nicht, aber ich kenne Koepp und sage: hingehen!

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Ostkreuz Bahnsteig E

Klicken macht groß: Blick von der alten Treppe auf Bahnsteig E.

Es war von Anfang an klar, daß die Denkmalschutzbeteuerungen am Ostkreuz nur Fassade für Mediokres werden würden. Bei Spalanzani lese ich nun, daß wohl jemand die Maske fallen lassen hat und vom „modernen Einkaufsbahnhof“ spricht. Leider kann man bei Twitter nicht richtig nachfragen, wer das wohl war.

Links von Donnerstag, 5. November 2009

Donnerstag, 5. November 2009

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Dok-Leipzig 2009 (xxxiii): Das wars

Donnerstag, 5. November 2009

das wars

Das Festival ist aus dem Untergrund aufgetaucht und in der Stadt jetzt sehr deutlich sichtbar. Die verstärkte Öffentlichkeitsarbeit hat wohl auch zum Anstieg der Besucherzahlen beigetragen — es ist jetzt richtig voll in den Kinos, aber es gibt auch mehr Filme.

Doof: teils deutlich verspätete Anfangszeiten, „weil noch Leute an der Kasse stehen“. Bei einem so engen Programm geht das nicht, da verpaßt man immer wieder die Anschlußfilme. Auch doof: diverse Pannen beim Vorführen.

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Mit Kind mußte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren: Animationsprogramm leider fast völlig verpaßt.

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Claas Danielsens Eröffnungsrede, für die er sich am zweiten Tag ein bißchen bei den Sponsoren entschuldigen mußte, war Thema auf den Gängen.

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Schön, daß der atmosphärische Ballsaal des Lindenfels dabei ist und auch die Schaubühne (neuerdings Centraltheater) ist für eine Preisverleihung ein würdigerer Ort als das Cinestar.

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Ein bißchen schwierig ist nicht erst in diesem Jahr das Hantieren mit dem Katalog und dem Programmheft, vor allem, weil die Filme im Katalog alphabetisch nach Originaltitel geordnet sind, im Programmheft jedoch nur die englischen oder deutschen Titel auftauchen.

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Nächstes Jahr: 18.–24. Oktober 2010. Wir sehen uns.

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Ach, Leipzig.

Dok-Leipzig 2009 (xxxii): Ras, dwa, tri — Jolotschka gori

Donnerstag, 5. November 2009

Ras, dwa, tri

Ras, dwa, tri – Jolotschka, gori! (One, Two, Three – Light the New Year Tree!) (Oleg Uschinow, Rußland 2009 | 7:46 Min.)

Oje. Eine Weihnachtsgeschichte mit einem Bären, dem ein Kleinkind zuläuft, das später Snegurotschka wird und Väterchen Frost. All das aber in so penetranter russisch-nachgemachter Disney-Coke-3D-Ästhetik, daß es fast schon als ironisch durchgehen könnte. Nur geht solche Art Ironie im Kinderprogramm am Publikum vorbei.

Dok-Leipzig 2009 (xxxi): Hokus-Pokus

Donnerstag, 5. November 2009

Hokuspokus

Hokus-Pokus (Anna Samoylovich, Deutschland 2009, 4:12 Min.)

Kleine feine expressionistische Zirkusphantasie mit sehr passender Musik.

Dok-Leipzig 2009 (xxx): Miriami katkine pilt

Donnerstag, 5. November 2009

Miriam’s broken picture

Miriami katkine pilt (Miriam’s Broken Picture) (Priit Tender, Estland 2008, 5:00 Min.) — Anima für Kinder

Die Kinder und das Huhn sind allein zuhaus, streiten sich und dann passiert etwas. Wie geht man damit um? Fein beobachtete Alltagsgeschichten mit Drive, Rhythmus und Knetanimation.

Dok-Leipzig 2009 (xxix): FC Murmeli

Donnerstag, 5. November 2009

FC_Murmeli

FC Murmeli (Jochen Ehmann, Dustin Rees, Schweiz 2008, 3:30 Min.) — Anima für Kinder

Ein Fußballspiel in den Bergen zwischen Murmeltieren. Sehr rasanter, rhythmischer und witziger Zeichentrick, in dem es auch unter der Erde weitergeht, der Schiedsrichter in seinem Loch etwas überfordert ist und entsprechend geholzt wird. Am Ende kommt der Geier.

Beim Kinderpublikum der deutlich beliebteste Film.

Dok-Leipzig 2009 (xxviii): Kad aboli ripo

Donnerstag, 5. November 2009

When_Apples_Roll

Kad aboli ripo (When Apples Roll) (Reinis Kalnaellis, Lettland 2009, 6:46 Min.)

Liebevoll gezeichnete kleine Geschichte um Annäherung und Abschied und Wärme im Winter.

Dok-Leipzig 2009 (xxvii): Rutti Berg

Donnerstag, 5. November 2009

Rutti_Berg

Rutti Berg (Matthias Bruhn, Alexandra Schatz, Deutschland 2008, 4:00 Min.) — Anima für Kinder

„Rutti Berg, die Bäuerin, wär so gerne Königin.“ Ein Gedicht über Träume und was passiert, wenn sie in Erfüllung gehen, mit wunderschönem Schweizer Akzent gelesen, dazu liebevoll schräge Bilder. Feine Sache.

Dok-Leipzig 2009 (xxvi): Katakombo

Dienstag, 3. November 2009

Katakombo

Katakombo (Michael Zamjatnins, Deutschland 2008, 7:37 Min.) — Anima für Kinder

Ein verwunschener Zeichentrickfilm, in dem ein Mädchen seinem Fisch in die Kanalisation folgt, dort einem bösen Menschen begegnet und später mit diesem gemeinsam baden geht. Schöne Ideen mit Licht und Schatten.

Dok-Leipzig 2009 (xxv): Glinka

Dienstag, 3. November 2009

Clayboy

Glinka (The Clayboy) (Stepan Kowal, Rußland 2008, 12:42 Min.) — Anima für Kinder

Der Golem meets Der Wolf und die sieben Geißlein: Ein Töpferehepaar wünscht sich so sehr ein Kind und eines Tages verwandelt sich ein Gefäß im Ofen in einen Jungen, der aber immer mehr frißt, bis … Rasante Knetanimation mit Liebe zum Detail.

Dok-Leipzig 2009 (xxiv): Lockerbie revisited

Sonntag, 1. November 2009

Lockerbie

Lockerbie revisited (Gideon Levi, Niederlande 2009, 52 Min.)

Levi geht der These nach, daß bei den Ermittlungen zum Anschlag auf den Pan-Am-Flug 103 der Falsche verurteilt wurde und auch Gaddafi nicht der Hintermann war. Alternativtäter könnte die palästinensische Gruppe „Volksfront zur Befreiung Palästinas General Command — PFLP-GC“ im Auftrag des Iran sein.

Amüsant ist es, anzusehen, wie er die Aussagen der verschiedenen Ermittler (schottische Polizei, FBI, CIA) miteinander konfrontiert und mit naivem Blick und einem Handschlag den Protagonisten abverlangt, ihn nicht anzulügen. Allerdings ist es am Ende doch enttäuschend, wie er einerseits außer bekannten Indizien nicht viel zu bieten hat, sich andererseits im Film stark selbstinszeniert.

Dok-Leipzig 2009 (xxiii): RAS Nucléaire, Rien à signaler

Sonntag, 1. November 2009

NTR

RAS Nucléaire, Rien à signaler (Nuclear NTR, Nothing to Report) (Alain De Halleux, Belgien, Frankreich 2009, 58 Min.)

In den europäischen Atomkraftwerken macht sich die Privatisierung der Energie in den Neunziger Jahren bemerkbar: für sicherheitskritische Instandhaltungsarbeiten werden immer öfter Leiharbeiter beschäftigt. Diese verdienen bei gefährlicher Schwerstarbeit 1200 bis 1500 Euro im Monat und sind als Atomnomaden in ganz Europa unterwegs. Die Konzerne haben sich von der Nullrisiko-Politik verabschiedet und arbeiten jetzt mit kalkulierten Risiken. Der Film fragt sich, ob das verantwortbar ist und ob Konzerne, die ihre Arbeiter so schlecht behandeln, die Bevölkerung besser behandeln würden.

RAS Nucléaire, Rien à signaler lebt von den sehr stimmungsvollen Interviews mit ehemaligen Arbeitern, die einen erschreckenden Einblick in den laschen Umgang mit Risiken geben. Auch die Aufnahmen der Atomkraftwerke von außen und innen sind spektakulär. Einzig der Kommentar spricht manchmal fernsehaft zu viel aus.

Interessant: In Österreich gab es 1978 ein Referendum, bei dem der Verzicht auf Atomkraft beschlossen wurde.

Dok-Leipzig 2009 (xxii): Preise

Sonntag, 1. November 2009

Die Preise wurden in diesem Jahr im Centraltheater verliehen (wer das nicht kennt: das ist das umbenannte Schauspielhaus), ein Ort, der ein bißchen mehr Glamour hat als das Neubau-Cinestar. Allerdings war es keine so gute Idee, den Preisträgern, nachdem sie auf die Bühne gekommen waren, noch einmal ihr Gesicht bei der Verkündung vorzuspielen.

Ich habe nicht alles erlebt, weil irgendwann meine Tochter keine Lust mehr hatte.

Preise bekommen haben:

  • Goldene Taube Dokumentarfilm Langmetrage: Les Arrivants (Frankreich) ein Film über Migranten in Paris.
  • Silberne Taube Dokumentarfilm Langmetrage: La Casa (Kolumbien, Spanien) über eine Müllsammlerfamilie in Kolumbien
  • Goldene Taube Dokumentarfilm Kurzmetrage: Tying Your Own Shoes (Kanada): Jugendliche mit Down-Syndrom malen ihr Leben
  • Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury Dokumentarfilm:
  • Goldene Taube Deutscher Dokumentarfilm: Rich Brother Ein Kameruner Profiboxer in Deutschland
  • Lobende Erwähnung der Deutschen Jury Dokumentarfilm: Das Rudel, ein Film über die Ultras von Union
  • Talent-Taube (Internationaler Nachwuchswettbewerb): Antoine (Kanada) über einen sechsjährigen blinden Jungen, der Geräusche aufnimmt und entschlüsselt
  • Lobende Erwähnung der Internationalen Jury für Nachwuchs-Dokumentarfilm: Side om Side (Dänemark) über das Drama eines langjährigen Nachbarschaftsstreites in Jütland
  • Goldene Taube Animationsfilm: Spārni un airi (Estland, Ausschnitt)
  • Silberne Taube Animationsfilm: Please say something (Irland)
  • Preis für den besten deutschen Animationsfilm: Never drive a car when you’re dead (Trailer)
  • Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury Animationsfilm:
    • L’ondee (Frankreich, Trailer)
    • Der Da Vinci Timecode (Deutschland)
  • Healthy Workplaces Film Award: A blooming business (Niederlande)
  • Doc Alliance Award: Maggie vaknar på balkongen (Schweden) über eine Kenianerin in Malmö, die Goldschmuck liebt und Angst vor Tauben hat
  • DEFA-Förderpreis: Die Frau mit den 5 Elefanten (Deutschland, Schweiz) über die Dostojewski-Übersetzerin Svetlana Geier
  • MDR-Filmpreis: Chemia (Polen)
  • Verdi-Preis: Les Arrivants
  • Preis der ökumenischen Jury: Les Arrivants
  • Preis der Fédération Internationale de la Presse Cinématographique: Cooking History (Österreich, Slowakei, Tschechische Republik): Militärköche kochen Schlachten des 20. Jahrhunderts nach
  • Preis der Jugendjury der Filmschule Leipzig: Die Eroberung der inneren Freiheit (Deutschland) über sokratische Dialoge zwischen Philosophen und Gefangenen der JVA Tegel. Der Preis der Jugendjury ist selbstgebastelt und war in diesem Jahr nicht so peinlich wie 2008, ganz im Gegenteil, ich fand ihn sehr gelungen.
  • Mephisto-Publikumspreis für Animationsfilm: Wallace & Gromit – A Matter and Loaf and Death (Großbritannien, Trailer)
  • Pink Peanut der Publikumsjury (Animationsfilm): Orgesticulanismus (Belgien)

Dok-Leipzig 2009 (xxi): Träume der Lausitz

Sonntag, 1. November 2009

Träume der Lausitz

Träume der Lausitz (Bernhard Sallmann, Deutschland 2009, 90 Min.) — Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm

Die Lausitz hat regelmäßig ihren eigenen Nebenschwerpunkt auf dem Leipziger Festival. Wie Peter Rocha hat auch Bernhard Sallmann seine Lausitz-Trilogie. Aber wenn man die ersten beiden Filme — „Die Freiheit der Bäume“ und „Lausitz 20X90“ — nicht kennt, kann man „Träume der Lausitz“ auch als Nachfolger zu Rochas Trilogie lesen: Rocha endet mit der Zerstörung der Landschaft durch die Braunkohle, Sallmann setzt da fort, wo die Braunkohle gegangen ist: arbeitslose Ingenieure, Restdörfler, Seenlandschaften, der Wolf kehrt zurück und durch die Internationale Bauausstellung entstehen Monumente in der Landschaft. Wie Rochas Filme auch, lebt „Träume der Lausitz“ von wunderbaren Aufnahmen der verwunschenen Lausitz gepaart mit der Musik der Natur und Technik in der Landschaft.

„Träume der Lausitz“ zeigt fünf Protagonisten — von Sallmann hinterher mit Schuberts Forellenquintett verglichen — die das Neue gestalten oder auf es warten oder es erleben. All das in einer gestalteten Landschaft, die zu neuer Form finden muß. Der Wolf steht hier nicht für die Wildnis, sondern für die Aussöhnung zwischen Mensch und Natur.

Die Lausitz träumt wieder, aber die Zukunft ist ungewiß. Die Kohle gräbt sich weiter in die verwunschene Landschaft, aber sie wird langsamer und die Leute kommen zum Nachdenken.