Archiv für Januar 2007

Bahnsteig E

Mittwoch, 31. Januar 2007
Ostkreuz, Bahnsteig E
Bahnsteig E, ins Bild klicken macht groß (1.3 MB)
Ostkreuz, Bahnsteig E
Bahnsteig E, ins Bild klicken macht groß (1.6 MB)

Anschluß

Dienstag, 30. Januar 2007

Ich kann Jammern über die schlechte Lage im Osten meist nicht hören. Bei den Debattenthemen, die die Öffentlichkeit in Atem halten, merkt man aber, daß 1990 keine Vereinigung sondern Anschluß war.

Die RAF zum Beispiel ist (bis auf die Stasi-Nebengeschichten) ein rein westdeutsches Thema. Sicher scheint es da (ebenso wie bei Dutschke/Springer) Diskussionsbedarf zu geben. Da ist es recht und billig, die Debatte auch zu führen. Ich würde mir nur manchmal mehr Aufmerksamkeit für ähnlich wichtige Themen wie das Stasi-Unterlagengesetz, den flächendeckenden Abriß der Baugeschichte oder den erstarkenden russischen Imperialismus gegenüber den ostmitteleuropäischen Staaten wünschen.

Tatort: Roter Tod (SWR)

Montag, 29. Januar 2007

Zunächst eine Anfrage: kann mir jemand eine vernünftige Zimmerantenne empfehlen? Seit hinter unserem Hause Neubauten gebaut wurden, ist der Empfang unter aller Sau. ZDF und 3sat gehen gar nicht mehr, das Erste normalerweise schon, beim Tatort aber, der wohl mit höherer Datenrate ausgestrahlt wird, wird’s schwierig.

Deswegen habe ich von der gestrigen Folge wenig mitbekommen: Eine Ärztin wird mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne gefunden. Schnell wird klar, daß es kein Suizid war. Außerdem gibt es noch Enzo, der vermutlich im Krankenhaus durch Blutkonserven mit Aids infiziert wurde. Das Ganze wird dann eher zu einem Bilderbogen menschlicher Eitel- und Schlechtigkeiten denn zu einem Krimi, was aber angesichts sehr solider Schauspielerleistungen und eines vernünftigen Drehbuchs nichts macht.

Zwei Dinge haben mich dann doch etwas irritiert: der Tagesschausprecher, der in der Abmoderation Sabine Christiansen ankündigt mit dem naheliegenden Versprecher „RAF-Touristen“. Und die Eingangsszene, in der die Kamera beim Putzen Lena Odenthals Ausschnitt fixiert und sie ruft „Kopper, die Milch brennt an.“ Weia.

[Erstsendung: 28. Januar 2007]

In der Nationalgalerie …

Freitag, 26. Januar 2007

…, die sich jetzt „Die alte“ nennt und in der ich das letzte Mal als Kind in den Achtzigern war, gibt es von Adolph Menzel nicht nur das Balkonzimmer, sondern auch Berliner Stadtansichten, z.B. aus seinem Schlafzimmer in der Ritterstraße auf Kreuzberg oder aber auf den schönen Garten des Palastes von Prinz Albert (wo war der?), in dem Menschen liegen und pennen. Aber auch moderne Fabriken. Wenn ihm langweilig war, malte Menzel Körperteile: Hand und Fuß. Und zwar immer rechts. War er Linkshänder oder lehnte er die leichte Übung ab?

Unten gibt es gerade eine Fotoausstellung mit dem Titel „Fragmente der Melancholie“. Zu sehen sind frühe Fotografien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Meist Landschaften mit Tempeln und anderen Sehenswürdigkeiten. Wirklich tolle Fotos. Melancholisch ist da aber nichts – der Eingangstext behauptet Melancholie, weil selten Menschen auf den Bildern sind (manchmal muß man richtig suchen, dann posiert jemand ganz klein am Baum) – da scheint wohl eher der verkaufsträchtige Titel eine Rolle gespielt zu haben.

Melancholisch hingegen schon: Der „Mönch am Meer“ und andere Friedrichs. Wunderschön: wie die reinweißen feinen klassizistischen Statuen zwischen die Gemälde gestellt sind. Und Schinkel, z.B. das Spreeufer bei Stralau.

So war das am 20. Januar 2007.

Heute dann das neue Bodemuseum.

Alte Weblogs, neue Weblogs (i)

Donnerstag, 25. Januar 2007

Habe die Linkliste ein bißchen aufgeräumt.

Ein paar Links waren seit langem nur noch aus Trotz dabei, weil ich mich mit ihrem Verschwinden nicht abfinden wollte: Zoomo, Schneeklang und immer noch äußerst schmerzlich vermißt: p.

Bei anderen frage ich mich (übrigens, häßlicher Anglizismus, neuerdings mehrfach gelesen: „Ich wundere mich, ob …“), also ich frage mich, ob da irgendwann noch was kommt: Parka Lewis, Olim Devona, Kulturtechnik.

Neu hinzugekommen ist unter anderem USA erklärt: Scot W. Stevenson erklärt freundlich und sehr gut geschrieben das Leben in den Vereinigten Staaten. P-rima!

Demnächst mehr.

Ach ja, traurig ist es schon, wenn die Menschen aufhören zu schreiben. Passiert aber eben. Unschön ist es aber, wenn sie dann gleich alles löschen, so daß auch Links nicht mehr funktionieren.

Der Weg …

Dienstag, 23. Januar 2007
Weg vom Ostkreuz zum Rummelsburger See
Der Weg ist weg.

… vom Ostkreuz zum Paul-und-Paula-Ufer ist inzwischen gesperrt. Die auf dem Bild zu sehenden Bäume wurden im letzten Winter gefällt – hier gibt es ein erschreckendes Vorher–Nachher zu sehen.

Früher war der Weg gut für lustige Briefwechsel mit der Verwaltung. In Zukunft wird es hier eine zusätzliche Straße geben, die niemand braucht: die Untere Kynaststraße.

Des weiteren gibt es hier eine neue Kategorie: Ostkreuz.

Dreht Euch nicht um …

Dienstag, 23. Januar 2007

Die Polizei warnt, und Leser bitten mich, auf folgendes hinzuweisen: auch in Alt-Stralau (wie im gesamten östlichen Teil Friedrichshains) ist der verwirrte Mensch gesehen worden, der Frauen mit zerbrochenen Flaschen angreift.

Es gibt auch ein Phantombild.

Tatort: Schwelbrand (RB)

Sonntag, 21. Januar 2007

Pathetische Soap um böse Neonazis und friedliche Gegenrocker.

Jeannette Biedermann und die Brandstifter.

[Erstsendung: 21. Januar 2006]

Als alles anders wurde

Sonntag, 21. Januar 2007

Im „Blow Up“ läuft gerade „Berlin Prenzlauer Berg, Begegnungen zwischen 1. Mai und 1. Juli 1990“ von Petra Tschörtner und Jochen Wisotzki. Noch bis Mittwoch, 24.1., tgl. 17.30 Uhr.

Unbedingt ansehen.

Zurück zu nehmen

Sonntag, 21. Januar 2007

Ab wieviel Schreibfehlern wird ein Wahlzettel eigentlich ungültig?

Das Bezirksamt wird aufgefordert, die Umbenennung … zurück zu nehmen.

Aber man schreibt ja jetzt alles getrennt, is klar.

Kochstraße: Geschichtsvergessenheit

Sonnabend, 20. Januar 2007

Springer wie taz reicht es nicht, ihre Häuser nach ihren Heroen zu benennen. Es muß die ganze Straße sein, zumindest ein Straßenstück. Das Reststück, das von der alten Kochstraße bleibt, ist nur noch der rote Teppich, auf dem ein paar hundert Meter weiter die Kreuzung Axel-Springer-/Rudi-Dutschke-Straße ihre zeithistorische Pointe als stummes Straßentheater aufführt. Berlin schließt sich immer enger in seine jüngste Vergangenheit ein.

[Süddeutsche Zeitung]

Was für die Kochstraße spricht, steht hier.

Und ganz vergessen hatte ich, daß ich schon vor eineinhalb Jahren mal was dazu geschrieben habe.

Im Irrenhaus: Kochstraße bleibt!

Donnerstag, 18. Januar 2007
Kochstraße
Kochstraße mit Taz-Fahne.
Photo: Miklas

Es ist verrückt: am Sonntag kann ich über die Umbenennung einer Straße abstimmen, die in Kreuzberg, fast schon in Mitte liegt. Die direkten Anwohner in Mitte hingegen werden nicht gefragt.

Es ist verrückt: die Argumente der Initiatoren sind einigermaßen widerlich und populistisch. Noch dazu ist es die völlig unbedeutende Kreuzberger CDU. Dennoch werde ich wohl hingehen und für den Erhalt der Kochstraße stimmen.

Und die Taz als Initiatorin der Umbenennung? Ist natürlich erheblich sympathischer. Und ich kann ihre Argumente wirklich nachvollziehen: man sollte tatsächlich eine wichtige Straße in Berlin nach Dutschke benennen1.

Allerdings scheint es der Taz vor allem um eine schicke Adresse zu gehen. Warum sonst setzt man sich über das Gebot hinweg, Straßen bis zum Gleichstand nur noch nach Frauen zu benennen?

Beide Seiten unterschlagen den wichtigsten historischen Bezug, den die Kochstraße hat: nach der Absetzung des Polizeipräsidenten und USPD-Mitglieds Emil Eichhorn besetzen Arbeiter am 5. Januar 1919 Zeitungsredaktionen in der Kochstraße. Damit beginnt der Spartakusaufstand: der Anfang vom Ende der Novemberrevolution. Am 8. Januar beginnt die blutige Niederschlagung durch Gustav („einer muß den Bluthund spielen“) Noske. Am 15 Januar werden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet. Infolgedessen kommt es im ganzen Reich zu Aufständen und Kämpfen mit Tausenden von Toten. Als Zentrum der Besetzung des historischen Zeitungsviertels steht die Kochstraße heute in allen Geschichtsbüchern. Es wäre schön, wenn sie auch in der Stadt auffindbar bliebe.

Schade, daß die Taz zwar historisch argumentiert, aber die Geschichte für sie erst 1968 beginnt. Und die CDU? Bringt den Straßenstifter Johann Jakob Koch, verzichtet aber auf 1919.

Beiden Seiten geht es vor allem darum, alte Kulturkämpfe auszufechten. Wir Berliner sollten uns davon nicht beeinflussen lassen: in 5 Jahren nimmt niemand mehr die Positionen in diesem Streit wahr. Den Straßennamen schon.

Gleichzeitig zeigt sich an dieser Abstimmung, wie absurd der Zustand der direkten Beteiligung des Volkes ist: zu so einem vergleichsweise symbolischen und populistischen Teilproblem gibt es eine Volksabstimmung. Und nächstens dann wahrscheinlich Tempelhof. Was dagegen fehlt, ist echte Beteiligung, zum Beispiel an Planungsverfahren zur Stadtentwicklung. Hier hätten Bürger tatsächlich Kompetenz und Interesse.

Dazu paßt, daß die Abstimmung in einem Lokal namens “Irrenhaus” stattfindet.

1Dann aber ästhetischer: Dutschkestraße statt Rudi-Dutschke-Straße. Dieser Trend zu Bindestrich-Benamsung ist doch nicht schön.

An das Internet

Donnerstag, 18. Januar 2007

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Alice,

mit Sorge lese ich bei Telepolis, daß Hansenet/Alice die IP-Verbindungsdaten bei Flatrates für fünf Tage speichert.

Nach einem Urteil des BGH sind Internetanbieter verpflichtet, IP-Adressen zu löschen, sobald die Verbindung getrennt wird. Ich bitte Sie, mir zu erläutern, warum Sie dennoch weiterhin Verbindungsdaten aufbewahren und fordere Sie auf, dies in Zukunft zu unterlassen.

Mit freundlichen Grüßen
Stralau

Schlechte Gedanken

Donnerstag, 18. Januar 2007

Hinter dem Fenster liegt der Garten. Und dahinter lag bis vor kurzem die wundervoll zugewachsene Brache. Seit einiger Zeit werden dort häßliche Reihenhäuser gebaut. Zwischen dem Garten und den Häusern steht ein hoher Kran.

Und ich dachte eben so, dummdidumm, daß es bestimmt ganz lustig wäre, wenn er im Sturm heute nacht auf die unfertigen Häuser stürzte.

Weia.

Polizeiruf 110: Dunkler Sommer (NDR)

Mittwoch, 17. Januar 2007

“Egon! Egon!”

Den legendären Filmen der Olsenbande ähnlich wird am Anfang jemand aus dem Gefängnis abgeholt. Am Hause seiner Familie aber, vor dem er im Unwetter steht, wird er nicht eingelassen. Auf hartnäckiges Insistieren öffnet schließlich sein Schwiegervater die Tür. Es fällt ein Schuß.

Dieser Film ist wirklich außergewöhnlich inszeniert (Regie: Hendrik Handloegten, “Was nützt die Liebe in Gedanken”, “Paul is dead”): man spürt die Hitze des Sommers, in der die Kinder ihren getöteten Vater auf einem Karren in den Wald ziehen und ihn dort begraben. Der Film läßt sich Zeit, um diese Geschichte plausibel zu erzählen – die unspektakuläre Geschichte des Familientyrannen, der aus dem Gefängnis zurückkehrt. Die langen Kamerafahrten (Peter Przybylski), die Farben und der Schnitt sind für einen Polizeiruf außergewöhnlich. Und auch musikalisch ist dieser Film exzellent: die Musik (Dieter Schleip) übertönt nicht die Handlung, schafft aber eine aufregende zweite Wahrnehmungsebene. Die Auswahl der Orte könnte nicht besser sein: Die düstere Familie lebt in einem alten Bahnhof und scheint schon immer da zu sein. Die Handlung spielt sich nicht, wie in Halle oder Leipzig, in (für Ostdeutschland) völlig unglaubwürdigen Luxusvillen ab, sondern im Hier und Jetzt: alles etwas schäbig und mit frischen Reklameschildern versehen.

Gut auch, wie sich viel Zeit für die Personen und ihre Beziehungen genommen wird. Und dennoch bleibt Nebenhandlung (Hinrichs und sein Vater, die beiden Kommissare untereinander) ganz klar Nebenhandlung. Hervorzuheben sind weiters die Kinderszenen (Casting: H. Handloegten und Jacqueline Rietz, “Paul is dead”) sowie die hervorragende Besetzung bis in alle Nebenrollen hinein: Sarah Horváth, Ingeborg Westphal, Axel Werner, Julius Terhederbrügge, Anna Lena Werner, Thorsten Merten, Hermann Beyer.

Und der Haken? Das Ende ist zu einfach: Nachdem die Tochter, die ihren Vater umgebracht hat, rechtzeitig vor dem Suizid gefunden und gerettet wurde, reden ihr die Kommissare ein Notwehr-Szenario ein. Damit auch noch der letzte Zuschauer begreift, wie hier Gut und Böse verteilt sind.

Aber ansonsten: Schwerin rulz!

[Erstsendung: 14. Januar 2007]

Bau auf

Montag, 15. Januar 2007

Wir reißen unsere Geschichte ab.

Manchmal etwas pathetisch im Ton, in der Sache leider richtig: Hanno Rautenberg in der Zeit über den umfangreichen Abriß von Baudenkmälern in Deutschland. Im Osten finanziert aus Aufbau-Ost-Geldern.

Das Stadtforum Leipzig hat eine umfangreiche Broschüre zum geplanten und durchgeführten Kahlschlag in der Stadt herausgegeben: Aktuelle Fragen und Probleme der Leipziger Stadtentwicklung (PDF, 2,1MB).

OX: Der Blick zurück

Freitag, 12. Januar 2007

Ein schönes Bild der verschwundenen Bäume auf Bahnsteig A gibts im Ostkreuzguide, einer tollen Photosammlung zum Bahnhof.

Und auch bei mir liegen noch viele Fotos aus dem letzten Winter herum, von denen ich nach und nach welche zeigen werde.

Ostkreuz, Bahnsgeig D, Blick nach E
Ostkreuz Bahnsteig D, Blick nach E

Berlin, die Sinfonie der Großstadt

Freitag, 12. Januar 2007

Seltsamerweise habe ich diesen Film erst jetzt gelesen. Ein Bericht aus einer aufregenden Zeit – man würde gern 1927 leben. Großartig. Und:

Ostkreuz, Bahnsgeig F
Ostkreuz Bahnsteig F sah damals auch nicht viel anders aus als heute

Biermann und die PDS

Freitag, 12. Januar 2007

Als ich drei Jahre alt war, wurde meine Mutter darauf hingewiesen, daß ich im Kindergarten Biermann-Lieder gesungen hätte: am Abend vorher konnte ich wohl nicht schlafen und habe mit meinen Eltern das Konzert in Köln gesehen. Das ganze ging glimpflich aus: ich war in keinem staatlichen Kindergarten.

Heute nervt Biermann meist: singen kann er nicht besonders gut und mit seinem Pathos trifft er häufig nicht den richtigen Ton. Das ist jedoch für die Entscheidung, ob er Berliner Ehrenbürger ziemlich irrelevant. Wenn jetzt die PDS-Nachfolgepartei Biermann die Ehrenbürgerwürde verweigert, weil er „umstritten“ sei, zum Beispiel wegen seiner Haltung zum Irak-Krieg, dann kann man das finden, wie man will.

Ich finde es verlogen.

Friedensfahrt in Friedrichshain

Donnerstag, 11. Januar 2007

Fährt man mit dem Fahrrad über die Modersohnbrücke Richtung Süden, steht auf der abschüssigen Strecke hinter der Brücke eine Tafel, auf der die aktuelle Geschwindigkeit angezeigt wird.

Das gemeine ist: Während solche Tafeln normalerweise erst ab einer gewissen Geschwindigkeit, sagen wir 30, überhaupt etwas anzeigen, geht diese sofort los. Da sie aber direkt hinter der sich nach oben wölbenden Brücke steht, wird man als ahnungsloser Radfahrer schon mal mit schmachvollen „18“ begrüßt.

Das geht natürlich so nicht. Wir Radfahrer mit Ortskenntnis nehmen daher schon lange vor dem Brückenberg Anlauf, um nicht unter 30 am Schilde vorbeizufahren.

Tatort: Bienzle und die große Liebe (SWR)

Donnerstag, 11. Januar 2007

Nja. Stuttgart war auch schon besser. Mühsames Herumermitteln in alle Richtungen. Streng nach Schema. Zu erwähnen vielleicht noch der Auftritt des SWR-Chefs Peter Voß, der Bienzle in den Arm fällt. Aber sonst. Deswegen hier lieber der ideale Tatort, erklärt von Harald Schmidt am Beispiel von „Der Lippenstiftmörder“:

„Der ideale Tatort“ bei Youtube

[Erstsendung: 7. Januar 2006]

OX: Es geht zu Ende

Mittwoch, 10. Januar 2007

Oh Du mein Ostkreuz!

Ostkreuz, Bahnsgeig A
Ostkreuz Bahnsteig A

Als Kind auf dem kältesten Bahnsteig Berlins (Ringbahnsteig F) frieren. Nach der Wende blieb das Pflaster löchrig und die alte Stahlbrücke der Südkurve rostete weiter vor sich hin. Im Sommer vom Bahnsteig E Richtung Osten, bei offener Tür der alten Stadtbahnzüge das Gesicht in den Fahrtwind halten. Auf Bahnsteig D morgens auf dem Heimweg Kirschen kaufen.

Am geheimnisvollsten, am ältesten, am verwittertsten jedoch Bahnsteig A. An dem die Züge jeweils nur in einer Richtung hielten. Also vom Nordring Südring Richtung Stadt und aus der Stadt Richtung Südring Nordring. Die Altvorderen berichten noch von den schon lange verschwundenen Bahnsteigen B und C.

Ostkreuz, Bahnsteig A
Ostkreuz Bahnsteig A

Mit Bahnsteig A ging es einst los: hier hielten 1882 die ersten Züge der Station, die damals Stralau-Rummelsburg hieß. Seit über zehn Jahren nur noch die Richtung Süden, die Nordkurve ist schon abgerissen. Bahnsteig A war eine Insel im Gewimmel des großen Bahnhofes: etwas abseits gelegen, inzwischen nur noch selten befahren und mit großen wunderschönen Bäumen bewachsen. Diese sind nun in den letzten Tagen gefallen. Und so verliert Ostkreuz nach und nach sein Gesicht, bis bald nichts mehr da ist.

Dumm gelaufen

Sonntag, 7. Januar 2007

Bevor meine Freundin und ich zusammen gekommen sind, haben wir festgelegt: kein Sex vor der Ehe.

[Spon, via desd]

Schöner träumen vom Wasser

Donnerstag, 4. Januar 2007

[…]

Ich träumte auch, Gans u Mordechay kamen in Strahlau zusammen, u Gans war, O Wunder! stumm wie ein Fisch. Zunz stand sarkastisch lächelnd dabey und sagte zu seiner Frau: siehst Du Mäuschen? Ich glaube Lehmann hielt eine lange Rede, im vollen Tone, und gespickt mit „Aufklärung“ „Wechsel der Zeitverhältnisse“ „Fortschritte des Weltgeistes“ eine lange Rede, worüber ich nicht einschlief, sondern im Gegentheil, worüber ich erwachte. Und wachend, wie gesagt, dachte ich an Dich und machte die scharfsinnige Bemerkung: daß Du mehr Scharfsinn habest wie ich

[…]

[Heinrich Heine an Moses Moser, nach dem vorzüglichen Heine-Portal der Uni Trier]

Tatort: Die Blume des Bösen (WDR)

Donnerstag, 4. Januar 2007

Endlich wieder Spannung: Ein unheimlicher Serienkiller scheint es auf Max Ballauf abgesehen zu haben: in kurzer Zeit werden zwei Frauen ermordet, mit denen er einst ein Verhältnis hatte. Und während die Polizei einerseits versucht, den Täter zu finden, der sich auch regelmäßig telefonisch meldet, muß Ballauf in seiner Vergangenheit graben, um den Grund für den Haß des Täters zu finden.

Der dabei entstehende Wettlauf ist nett anzusehen: während der unsichtbar agierende Mörder Ballauf durch Köln hetzt und sich in Selbstüberschätzung am Spiel ergötzt, nimmt man Ballauf seine Angst wirklich ab. Dessen Verunsicherung wird zu Beginn mit einem hübschen Trick ausgelöst. Von diesem Moment an wird man durch ein Rennen in Atem gehalten, das mit sicherem Rhythmus und guten Bildern inszeniert ist. Irgendwann dringt der Unsichtbare auch in sein Leben ein: Ballauf kümmert sich um die Tochter seiner Cousine Beatrice (Nadeshda Brennicke), die mit Krebsverdacht im Krankenhaus liegt. Und da der Täter ihn auf Schritt und Tritt beobachtet, hat er es auch irgendwann auf sie abgesehen.

Am Ende kommt es zum Showdown im Haus von Beatrice, bei der sich aber das Mädchen geschickt wie das siebte Geißlein im Uhrkasten versteckt und auch von der Katze nicht verraten wird. So muß Ballaufs Kollege Schenk als das Opfer herhalten, dem Ballauf das Todesurteil sprechen soll.

Leider überdeckt die Spannung aber nicht die vielen Lücken in Drehbuch und Ausstattung: Beim Szenenwechsel vom Kindergarten in den Zoo und zurück schneit es im Zoo, am Kindergarten ist schönes Wetter. Der Racheplan Kuschmanns (dessen Tochter einst von Ballauf erschossen wurde) scheint von vorn bis hinten ausgeklügelt; von dem Mädchen, das Ballauf betreut, wußte er aber am Anfang noch nichts. Daß Ballauf genau in dem Moment die Identität des Täters (gespielt von Jürgen Schornagel) herausfindet, als dieser in seiner eigenen Wohnung eine Nachricht für ihn hinterläßt, ist nicht planbarer Zufall. Für eine junge alleinerziehende Ethnologin ist das Haus der Cousine zu luxuriös. Und wenn man schon so eine Hütte hat, dann baut man nicht gerade Glastüren in den Eingang, die sich mit einem Faustschlag öffnen lassen. Die Überwindung der Polizisten am Eingang gelingt dem Täter zu leicht: das kann so nicht (wie vom Drehbuch suggeriert) geplant gewesen sein. Und schließlich schafft Kuschmann es nicht, die zierliche Beatrice zu überwinden, beim schweren Freddy Schenk scheint das aber kein Problem gewesen zu sein (die Szene wird uns vorenthalten).

Unglaubwürdig ist auch, daß Polizisten über eine Tötung, auch wenn sie in Notwehr geschieht, so schnell hinwegkommen, daß sie im Nachhinein kein Wort mehr darüber verlieren. Ich hoffe zumindest, daß das im richtigen Leben noch nicht so ist.

Und wenn schon klugscheißern dann bitte richtig: Symbol der Unschuld ist die weiße, nicht die rote Lilie.

[Erstsendung: 1. Januar 2007]