Archiv für Oktober 2005

Montag, 31. Oktober 2005

Denn jetzt steig’ ich in meinen Busen nieder,
Gleich einem Schacht, und grabe, kalt wie Erz,
Mir ein vernichtendes Gefühl hervor.
Dies Erz, dies läutr’ ich in der Glut des Jammers
Hart mir zu Stahl; tränk’ es mit Gift sodann,
Heißätzendem, der Reue, durch und durch;
Trag’ es der Hoffnung ew’gem Amboß zu,
Und schärf’ und spitz es mir zu einem Dolch;
Und diesem Dolch jetzt reich’ ich meine Brust:
So! So! So! So! Und wieder! — Nun ist’s gut.

[H. v. Kleist: Penthesilea]

Hamburg

Montag, 31. Oktober 2005

Aufs Bild klicken macht groß:

Hamburger Hafen
Schiffe
Speicherstadt
Speicherstadt
Chile-Haus
Chile-Haus
Winterhude
Winterhude
Speicherstadt
Speicherstadt

Worte an die Jugend

Freitag, 28. Oktober 2005

Die Geschlechtsreife allein berechtigt noch nicht zur Inbetriebnahme der Geschlechtsorgane.

[Aus dem Gutachten der Bundesprüfstelle zur Indizierung einer Bravo-Ausgabe von 1972, via FAZ]

Suchregeln

Freitag, 28. Oktober 2005

Wolfgang Schulz, Direktor des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung in Hamburg, fordert die Regulierung des Suchmaschinenmarktes. Hierbei geht es ihm vor allem um die „Diskriminierung bestimmter Seiten“. Er schlägt die Einrichtung neutraler Schlichtungsstellen vor, falls sich die Auseinandersetzungen um die Top-Positionen verschärfen sollten.

Wie soll das gehen? Das würde ja bedeuten, daß nach dem Beschluß einer solchen Schlichtungsstelle die Position einer Seite von Hand festgelegt würde und wäre ein massiver Eingriff in die Arbeit der Suchmaschinen. Das, was heute automatisch geschieht, müßte durch die Arbeit einer Redaktion begleitet werden, die zudem immer auf aktuelle Entwicklungen reagieren müßte. Ich vermute außerdem, daß eine solche Festlegung viel willkürlicher wäre als das, was heute passiert.

[Zum Hintergrund: Auf eine Suchanfrage werden zunächst alle Dokumente gesucht, in denen die gesuchten Begriffe enthalten sind. Diese werden dann nach Relevanz sortiert. Diese Sortierung geschieht automatisch nach bestimmten Kriterien. Da die Sortierung nach der eigentlichen Suche stattfindet, wäre die Festlegung einer solchen Reihenfolge natürlich nur bezogen auf eine bestimmte Anfrage möglich.]

Des weiteren wirft Schulz die Frage auf, inwieweit eine Regulierung der Marktmacht Googles möglich wäre, da diese hierzulande eine Reichweite von 85% hätte. Wie stellt er sich das vor, rechtlich und technisch? Zusätzlich zur schweren Durchführbarkeit kann ich hier auch keinen Mißbrauch eines Monopols erkennen. Ja, die Zukunft von Google ist spannend und sollte mißtrauisch beobachtet werden, keiner weiß, worauf das hinausläuft. Aber jetzt mit Regulation zu reagieren klingt ein bißchen nach einem Staat, der neidisch ist, daß sich da etwas ohne ihn entwickelt.

Auch das Ausfiltern indizierter Links (was Suchmaschinen in Deutschland heute schon tun) halte ich für eine kritische Entwicklung. Hier wird versucht, nationales Zensurrecht über den Umweg Suchmaschine in einer Welt durchzusetzen, die keine Grenzen kennt.

Schulz fordert Transparenz für bezahlte Links. Ja, finde ich auch, ist aber inzwischen auch schon überall der Fall. Interessanter fände ich Transparenz darüber, was vom Surfverhalten der Nutzer gesammelt wird und wie diese Daten ausgewertet werden.

Wolfgang Schulz scheint zwar wenig Ahnung zu haben (das unterstelle ich jetzt mal, es könnte natürlich auch ein starker Gestaltungswille dahinterstecken), ist jedoch nicht ohne Einfluß. Sein Institut erstellt Gutachten für Landesmedienanstalten, die Bundestregierung und die Europäische Kommission.

[Für eine bessere Überschrift war keine Zeit mehr, muß auch mal ohne gehen.]

Tatort: Atemnot (NDR)

Donnerstag, 27. Oktober 2005

Martin hat Charlotte wieder für sich. Der liebenswert lebensuntüchtige Krimiautor Martin Felser (Ingo Naujoks) lebt mit der Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) in einer Wohngemeinschaft. Er kümmert sich um die Wohnung, sie ermittelt. So weit, so bieder. Den Reiz des Hannöverschen Tatorts macht unter anderem Martins übertrieben näselnde Unbeholfenheit aus.

Schwer gemacht wurden die letzten Folgen dem Zuschauer durch eine abstruse und unglaubwürdige Liebesgeschichte zwischen Charlotte und Tobias (Hannes Jaenicke). So können wir jetzt aufatmen, daß der schleimige Lover jetzt rausgeschrieben wurde (gefallen im Kampf für Charlotte).

Die Geschichte als klassisches “Wer war’s”: ein Lebensmittelkonzern hatte vergiftete Tomatensauce zu spät vom Markt genommen, was diverse Behinderungen zur Folge hatte. Der Deutschlandchef kommt bei einem Autounfall, der als Anschlag gedeutet wird, ums Leben. Die Ermittlungen konzentrieren sich zunächst auf den Vater eines Mädchens, die als Folge der Vergiftung nun im Rollstuhl sitzt. Später stellt sich heraus, daß die Kommissarin ihrem Liebhaber nicht richtig trauen kann, daß dieser in einer Anwaltskanzlei für den Lebensmittelkonzern arbeitete und undurchsichtige Frauengeschichten hatte. Am Ende war’s dann natürlich jemand ganz anderes, zwischendurch wird jedoch endlich mal wieder ordentliche Detailarbeit gemacht (Wanzen, zerrissene Zettel im Papierkorb, Falschaussagen etc.).

Die etwas launige Vorabkritik von Dietmar Dath kann ich nicht so ganz nachvollziehen, von Volkspädagogik keine Spur.

Auch die vielen Nebenfiguren werden gut in Szene gesetzt und solide gespielt: Der Kommissarin Mutter (Kathrin Ackermann), eine Freundin aus alten Tagen und jetzt auch Ermittlerin (Catrin Striebeck), die Freundin des Opfers (Silvina Buchbauer).

Aber: Ich habs schon mal gesagt: “Beamtin” ist ein furchtbar häßliches Wort.

Und hier nochmal der Hinweis darauf, daß ich für kommenden Sonntag immer noch jemanden suche, der die Kritik übernimmt.

(Erstsendung 23. Oktober 2005)

Narzißmus und Privatheit

Mittwoch, 26. Oktober 2005

Mh. Momentan wird mir das ganze hier ein wenig unheimlich. Einklich halte ich ziemlich viel von informationeller Selbstbestimmung und Privatsphäre. Und dennoch stelle ich mich in die Öffentlichkeit. Wie paßt das zusammen?

Es sind wohl zwei Seiten, die jeder in sich hat: den Wunsch nach Privatsphäre und die Sehnsucht nach den 15 Minuten Ruhm. Außerdem noch das Gefühl, etwas zu sagen zu haben. Klar, da ist noch eine Mauer: hier taucht nirgendwo mein Name auf. Aber die Mauer ist dünn. Mit jedem Artikel werden mehr Hinweise gegeben und es gibt genug Leute, die mich kennen, ohne daß ich weiß, wie weit ich ihnen vertrauen kann.

Das hat übrinx nichts damit zu tun, daß ich nicht zu dem stehe, was ich hier schreibe. E-Mails an die untenstehende Adresse werden gelesen und wer es wissen muß, wird auch erfahren, wer ich bin. Dennoch möchte ich weiterhin selbst darüber bestimmen können, wer wieviel über mich weiß. Ich hoffe, das funktioniert auch.

Stadtgespräche

Dienstag, 25. Oktober 2005

Blick über die Spree vom Karl-Marx-Denkmal in Alt-Stralau zum Treptower Park

Tobias, zum Studieren in die Stadt gekommen, doch ziemlich schnell von viel aufregenderen Dingen in Beschlag genommen, saß am Flußufer und beeindruckte ein paar Mädchen. Das machte er gerne. Zwar knabberte er noch am Ende seiner letzten Beziehung, doch war er schon fast nicht mehr wütend auf die blöde Schlampe, die ihn ein verantwortungsloses Weichei geschimpft hatte, das endlich sein Leben selbst in die Hand nehmen solle.

Der Rentner Horst K. ging wie jeden Morgen am Flußufer spazieren. Seit Konnis Tod war er auf seinen Spaziergängen allein. Er sah sie, bevor sie ihn sehen konnten. Sie saßen mitten auf dem Gehweg, ein Hund sprang um sie herum. Horst K., durchaus umgänglich, war nicht derjenige, der Konflikten auswich.

“Nehm die Töle da wech!”
“Nimm.”
“Hä?”
“Das heißt ‘Nimm’.”
“Ick ramm da glei’ dein Hippie-Rohr1 inne Fresse!”
“Ach leck mich doch, Alter.”

Und trotz seiner 72 Jahre machte Horst K. seine Ankündigung wahr. Zufrieden lächelnd ging er weiter, die Schmerzensschreie ignorierend.

The day that music died.

1Hippie-Rohr: Australisches Blasinstrument mit zehn Buchstaben, © s.

Urban operation

Montag, 24. Oktober 2005

Wo die U-Bahn oberirdisch fährt, stülpt eine Stadt sich um und hält ihren Unterbauch ans Licht. Das sogenannte “Gleisdreieck” in Berlin ist solch ein Ort urbaner Umkehr, an dem ein ganzes Geflecht alter Verkehrs- und Versorgungsschläuche plötzlich an die Oberfläche quillt.

[Tobias Döring in einer lesenswerten Rezension von Gerhard Falkners “Gegensprechstadt — ground zero”, FAZ]

Autor gesucht

Sonntag, 23. Oktober 2005

Die meisten Texte landen hier unsortiert — ich bin nicht besonders gut im Aufräumen. Eine Kategorie gibt es: unter Immer wieder Sonntags erscheinen regelmäßig Kritiken der sonntäglichen ARD-Krimis (Tatort, Polizeiruf 110 und Schimanski. K3 mag ich nicht). Auch wenn das nicht immer spannend und manchmal etwas lästige Routine ist, ist mir die Regelmäßigkeit doch wichtig, auf daß daraus ein kleines Archiv entstehe.

Am 30. Oktober bin ich verhindert (Theater kucken in Hamburch). Es wird einen Tatort aus Leipzig geben. Vielleicht hat ja jemand Lust, die Tatortkritik zu schreiben. Ich würde mich freuen. Falls nicht, fällts eben aus.

Herbst

Sonntag, 23. Oktober 2005

Die Möwen sind zurück und balgen sich gemeinsam mit Schwänen, Enten und Bleßhühnern um die von Spaziergängern geworfenen Brotkrumen. Bevor ich ans Wasser zog, wußte ich das nicht: daß die Möwen nur den Winter über in der Stadt verbringen. Vermutlich ziehen sie im Sommer ans Meer. Quasi Kurzstrecken-Zugvögel. Oder Kurzzug-Vögel.

Zum Sonntag

Sonntag, 23. Oktober 2005

Liebe mir,
sonst schlar’ick dir.

Bloglesung

Donnerstag, 20. Oktober 2005

Jetzt hier bei mir. Geht ganz einfach: Feedreader auf und irnkwelche Blogs vorlesen. Dabei feststellen, daß die meisten nicht zum Vorlesen geeignet sind. Einige dafür aber sehr, z.B. Neuro und 500 Beine. (Habe ich schon erwähnt, daß […]?)

Reform — es kommt drauf an, was man daraus macht

Mittwoch, 19. Oktober 2005

Insbesondere die neue Groß- und Kleinschreibung, die hauptsächlich auf den österreichischen Industriellen und Amateurlinguisten Eugen Wüster zurückgeht und eigentlich von allen Reformern abgelehnt wird, hat kein Problem gelöst, aber viele neue geschaffen, darunter einige grammatisch falsche und zahlreiche rückwärtsgewandte Schreibweisen. Sie ist nach wie vor höchst umstritten und muß vom Rat für deutsche Rechtschreibung gründlich überarbeitet werden. Dasselbe gilt aber auch von der Laut-Buchstaben-Zuordnung, die ebenfalls schon im Kreise der Reformer selbst heftig umstritten war. Es ist nicht zu verantworten, den Lehrern solche Unterrichtsinhalte und Korrekturvorschriften zuzumuten.

[Theodor Ickler, Vertreter des PEN-Zentrums Deutschland im Rat für deutsche Rechtschreibung in einer guten Zusammenfassung der nunmehr in den Schulen verbindlichen Regeln, via Schrift und Rede]

Fraktale IV: Tod

Dienstag, 18. Oktober 2005

Ort der Handlung: Palast der Republik. Inhaltlich seltsam gemischt.

Großartig: Tobias Regensburger, Herlinde Koelbl, John Bock, Wiebke Maria Wachmann. Brutal: Roman Signer.

Vieles aber auch nur sehr bedeutungsschwanger und oberflächlich.

Geöffnet noch bis 19. November 10-20 Uhr. Danach wird abgerissen.

Wohnst du noch oder stirbst du schon — Schöner wohnen in Alt-Stralau mit der Wasserstadt GmbH

Montag, 17. Oktober 2005

Es wird wieder gebaut.

Das Land Berlin hatte nach der Wende hochfliegende Pläne, an den Ufern von Spree und Havel viele Wohnungen zu bauen. Zu diesem Zweck wurde die Wasserstadt GmbH gegründet, die ziemlich viel Geld in den Sand setzte und auf Grund des zusammenbrechenden Wohnungsmarktes umso weniger einnahm. Wie so häufig, verführen privatwirtschaftliche Konstruktionen in öffentlicher Hand zu Geldverschwendung.

Die Folge ist, daß Stralau und die Rummelsburger Bucht mit einer ziemlich protzigen, langweiligen und unpraktischen Architektur zugepflastert wurden. Die Vermietung ging sehr schleppend voran, viele Projekte (Ausbau des Palmölspeichers zu Lofts, Floating Homes) sind bis heute nicht verwirklicht. Und die Infrastruktur läßt zu wünschen übrig: einen Supermarkt gibt es bis heute nicht in Stralau und gastronomische Einrichtungen, naja, schweigen wir darüber.

Auf der anderen Seite muß man anerkennen, daß das viele öffentliche Geld zu, nun ja, vielleicht etwas überdimensionierten, aber ziemlich schicken Parks, Schuleinrichtung und Sportplätzen geführt hat.

Auf Grund des hohen Defizits (mindestens 680 Mio. € in den fünf Berliner Entwicklungsgebieten) steigt das Land noch in diesem Jahr aus. Die Wassserstadt GmbH wird aufgelöst. Das ist auch besser so, denn die weiterhin gigantischen Pläne hören sich etwas furchterregend an, sowohl für die öffentlichen Kassen als auch für die Uferlandschaft, die heute in vielen Teilen noch eine romantische Wildheit ausstrahlt, eine Wildheit, die aber in Planerhirne nicht so richtig hineinzupassen scheint. Zum Glück gibt es noch keine Investoren. Und nach der Auflösung der Wasserstadt GmbH Ende 2006 wird der Markt hoffentlich dafür sorgen, daß hier erstmal Ruhe ist.

Aber kurz vor Schluß wird noch einmal versucht, wenigstens einen Teil zu Geld zu machen: Bis heute gab es eine Ausstellung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, in der verschiedene Grundstücke in Spandau und Alt-Stralau angeboten wurden (die Ausstellung zieht jetzt nach Spandau weiter). Die künftigen Eigentümer können zwischen verschiedenen Entwürfen wählen, das sind dann jeweils mehrstöckige Reihenhäuser zum Preis von 280 000 € bis 350 000 €. (Kann mir jemand sagen, ob das teuer oder billig ist? Ich habe keine Ahnung).

Die Grundstücke kann man auf dieser Karte sehen: Zwischen Kracht- und Bootsbauerstraße ist eine unbezeichnete Straße eingezeichnet (die gibt es momentan auch gar nicht). Bebaut wird die Ecke westlich dieser Straße und nördlich der Bahrfeldtstraße, das Grundstück, das sich östlich des Eckgrundstücks Bahrfeldtstr./Alt Stralau befindet sowie Friedrich-Junge-Str./Alt Stralau, Nordwestecke.

Die Grundstücke sind mit ca. 160 m2 vergleichsweise mickrig. Und der auf einigen Fotos in der Ausstellung zu sehende Wasserblick ist auf den zu bebauenden Grundstücken auch nicht vorhanden.

Am ärgerlichsten jedoch ist, daß fast alles, was in Stralau nach der Wende gebaut wurde so eine biedere Protzhaltung ausstrahlt. Alles ziemlich phantasielos. Und auch die jetzt vorgestellten Entwürfe unterscheiden sich kaum von dem, was schon steht. Da ist einfach zuviel sorglos ausgegebenes Geld im Spiel.

[Disclaimer: Der Autor lebt in einem Stralauer Altbau, dessen Garten an eines der Baugrundstücke grenzt und ist auch sonst heute ein wenig arrogant und misanthropisch.]

[Und, meine Damen und Herren Kulturschaffende: Es gibt großartige leerstehende Industriegebäude: z.B. das alte Glaswerk oder die Brauerei. Kann das nicht mal jemand besetzen und Kunst oder Musik drin machen? Schön ist z.B., was Unkul in der alten Teppichweberei veranstaltet.]

Tatort: Leiden wie ein Tier (RBB). Heute mit Serviceteil

Montag, 17. Oktober 2005

Für einen Berliner Tatort nicht übel. Was allerdings auch nicht schwer ist. Der Leiter eines Instituts, in dem Tierversuche durchgeführt wurden, ist tot und bestialisch zugerichtet. Verdächtig: seine Braut, seine Ex-Geliebte, seine tierschützende Tochter. Kniffliges Hin und Her, Verdächtige scheiden aus, andere machen sich verdächtig. Tragische Figur: der Versuchstierpfleger, der eigentlich Tierpfleger werden wollte und nun die Versuchstiere bis zu ihrem Tod begleitet.

Am Schluß sind Agatha-Christie-like alle versammelt und natürlich war die Täterin die, von der man es am wenigsten vermutete.

Das Tierschutzthema wird von verschiedenen Seiten betrachtet, manchmal etwas altbacken zwar, aber kaum übertrieben, allerdings mal wieder reduziert auf das schön einfache Szenario von Versuchstieren. Der ähnlich grausame, aber zahlenmäßig ungleich größere Umgang mit Schlachttieren wird leider nicht thematisiert.

Das bekommen Sie dafür jetzt hier. Keine Angst, keine blutigen Details, dafür der Hinweis auf eine Berliner Institution: die Fleischerei Gerlach in der Greifswalder Straße 205. Neuland-Fleisch (d.h., artgerechte Haltung, aber billiger als Bio-Fleisch), sehr große Auswahl, ausgezeichnete Qualität. Und ein prima Imbiß. Gerlach gibt es dort seit 1981.

Und ganz Unerschrockene können sich auch die Webseite ansehen.

Schöner Sterben mit gutem Gewissen.

(Erstsendung des Tatorts: 16. Oktober 2005)

Ich glaube nicht, …

Montag, 17. Oktober 2005

… daß Steinbrück tatsächlich die Autobahnen verkaufen wollte. Wahrscheinlich war das eher die Peitsche, die er gezeigt hat, um in anderen Bereichen seine Ruhe beim Kürzen zu haben. Aber der Aufschrei der Lobbyisten in ADAC und CDU belegt, in welche Richtung in diesem Bereich eigentlich umverteilt wird. Auch wenn das schon lange klar ist: Ich will nie wieder den dummen Spruch von der “Melkkuh der Nation” hören.

Und, liebe Bild-Zeitung, von wegen der “üblen Tricks der Hartz-IV-Schmarotzer”: als ehemaliger Empfänger staatlicher Transferleistungen zahle ich dafür gern Steuern.

[abgelegt unter: Unqualifizierter Montag-Morgen-Rant. ’S wird besser, glauben’s mir.]

[Und: Blocksatz ohne Silbentrennung sieht scheiße aus. Soll ich auf Flattersatz umstellen?]

Tatort: Leerstand (HR)

Sonntag, 16. Oktober 2005

Mal wieder etwas spät — aber nicht zu spät: die Tatortkritik. Ist auch nicht viel zu sagen, etwas abstruse und unlogische Handlung, vage inspiriert vom Entführungsfall Metzler/Gäfgen/Daschner. Die Kommissare (gespielt von Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf) werden in das (nun leerstehende) alte Frankfurter Polzeipräsidium gelockt und dort gefangengehalten. Der Vater des vor vier Jahren entführten Mädchens zwingt sie, den damaligen Entführer (gut gespielt und Markus Gäfgen nicht unähnlich: Ludwig Blochberger), der das Versteck des Mädchens bisher nicht verraten hat, erneut zu vernehmen.

Die Vernehmung ist auch die einzige packende Szene: wie Kommissar Dellwo sich wütend und erfolglos an der Arroganz des Entführers abarbeitet, während Kommissarin Sänger ihn (dann doch etwas arg klischeehaft) durch Konfrontation mit seinen Kindheitstraumata weichkocht. Ansonsten viel Klamauk und unmotivierte Szenen aus dem Magen des Polizeichefs.

Auch die angedrohte Folter aus dem Originalfall wird verbildlicht. Allerdings ist diese Szene für die Handlung so unwichtig wie vieles andere, das man besser weggelassen hätte.

(Erstausstrahlung: 9. Oktober 2005)

Pinguine eigentlich ziemlich dumm?

Sonntag, 16. Oktober 2005
Drei Gestalten
© Jérôme Maison/Bonne Pioche

Mp. Ich war ja vorgewarnt. Aber daß Pinguine den ganzen Tag nur kitschigen Müll denken — ich weiß nicht. So doof sehen die einklich gar nicht aus.

Identitäten

Donnerstag, 13. Oktober 2005

oder was Blogs mit Flann O’Brian zu tun haben.

[Don Dahlmann bei mindestenshaltbar.]

Telefonspeicherung?

Donnerstag, 13. Oktober 2005

Es geht um die Frage, was ist die verfassungsmäßige Rechtsgrundlage

sagt Brigitte Zypries und meint damit, daß bei den Vorkehrungen zum Bespitzeln der europäischen Bürger (Vorratsdatenspeicherung von Telefon- und Internetdaten) das Europäische Parlament keine Mitsprache haben soll.

Hatten wir das nicht schon mal?

Besonders schlimm ist, daß Frau Zypries auch für die neuen Regierung als Justizministerin gehandelt wird. [Update: Sie wirds.]

Was allerdings Telefonspeicherung sein soll, das mußt Du mir nochmal erklären, liebe FAZ.

Freie Presse? Breite Fresse!

Dienstag, 11. Oktober 2005

Die Badischen Neuesten Nachrichten hatten vor kurzem einer Redakteurin gekündigt, die kritisch gegenüber dem Hauptanzeigenkunden Lidl (Anzeigenvolumen pro Jahr in den BNN: 1,4 Mio €) berichtet hatte und sich in einer Aussprache “uneinsichtig” (sprich: standhaft) gezeigt hatte. Nachdem diese Kündigungsschutzklage eingereicht hatte, gab es nun eine Einigung — die Kündigung wird aufgehoben und sie kommt mit einer Abmahnung davon. Die BNN-Geschäftsleitung behauptet, es hätte keinen Druck von Lidl gegeben.

Dreckige Welt.

[FAZ]

Skandale, Affären und Simone mittendrin

Montag, 10. Oktober 2005

Manchmal ist man versucht, gewissen bayerischen Frohnaturen rechtzugeben und sich zu wünschen, daß das hier alles vor die Hunde geht, um quasi mal reinen Tisch machen zu können. Ein paar Meldungen aus dem Berlin der letzten Tage:

  • Verschiedene ehemalige Politiker haben einen Fonds zur Alterssicherung aufgelegt ohne die Erlaubnis hierfür zu haben. Nun ist das Geld weg und die Anleger klagen gegen die Finanzaufsicht. [Berliner Morgenpost (Springer)]
  • Das dänische Unternehmen Tivoli will nun doch nicht den ehemaligen Vergnügungspark im Plänterwald kaufen. Pikant hieran ist, daß Strieder damals alle anderen ernsthaften Bewerber abblitzen ließ, weil er unbedingt an Tivoli verkaufen wollte. Für Tivoli wurden die Landschaftsschutzauflagen für das Gebiet teilweise aufgehoben. [taz]
    So richtig glücklich wird Berlin mit diesem Gebiet nicht: Der Vergnügungspark aus DDR-Zeiten verrottet im Wald. Ein Spaziergang dorthin lohnt sich: Saurier, Schwäne, Achterbahnen in dichtem Gestrüpp — eine kleine Märchenwelt. Das Ganze befindet sich gegenüber von Stralau am anderen Spreeufer — man sieht von hier aus sehr schön das Riesenrad. Nach der Wende besaß ein windiger Rummelplatzunternehmer das Gebiet und flüchtete vor dem Konkursverwalter mit mehreren Karussels nach Südamerika. Als er zurückkehren wollte, beschlagnahmte die Polizei seine Karussels im Hamburger Hafen, da sich in ihren Rohren Kokain befand.
  • Berlin hat seine Versorgungsunternehmen (Gas, Wasser, Strom) in den neunziger Jahren tlw. unter Wert verkauft. Hätte die Stadt die Unternehmen saniert, anstatt sie zu verkaufen, würde sie heute bei niedrigeren Preisen Gewinn machen. Die Käufer haben ihre Investitionen längst wieder drin. [taz]
  • Leider gibts die FAZ online nicht kostenlos und vor allem nicht mit vorzeigbaren Links, sonst würde ich öfter mal auf gute Artikel linken (daran ist zugegebenermaßen die Berliner Politik kaum schuld).

Level 1

Montag, 10. Oktober 2005

Schon vor längerer Zeit, ich weiß nicht wo, über eine Anwendung gelesen, die ein Fenster auf den Bildschirm zaubert, das immer nach oben zeigt, egal wie man das Powerbook dreht. Nun folgt die erste sinnvolle Anwendung: die Wasserwaage als Dashboard-Widget. Sehr schick.

Hintergrund: In den Festplatten der Powerbooks gibt es Schwerkraft-Sensoren, die benötigt werden, um die Festplatte während eines Sturzes und vor dem Aufprall zu parken. Diese Sensoren liefern aber auch die Orientierung bzgl. der Erdoberfläche, damit sind dann solche Anwendungen möglich.

Da fällt mir dann noch der sturzbetrunkene Zimmermann ein, der stilecht seine Wasserwaage vor sich her trug, um halbwegs gerade gehen zu können.

[Mac Essentials]

Nachtrag: Pharus-Pläne

Montag, 10. Oktober 2005

Zu den Verkehrshinweisen hier noch ein Ausschnitt aus dem Pharus-Plan von 1902.

Berliner Zentrum um den Bahnhof Börse aus dem Pharus-Plan von 1902
Pharus-Verlag 1902, Klicken macht groß.

Bhf. Börse heißt jetzt Marx-Engels-Platz Hackescher Markt (die alte Berliner Börse stand in der Burgstr. und wurde im Krieg zerstört). Man kann das alte Schloß sehen sowie div. jüdische Einrichtungen (Rabbinerseminar, Handwerksverein) in der Gipsstraße. Im heutigen Gebäude der Staatsbibliothek die Kunstakademie.

Spiel mir den 13. Ton, Arnold!

Montag, 10. Oktober 2005

KUK:

Im Jahre 2005 habe ich SANDOW mit Chris Hinze, Tilman Fürstenau und Lars Neugebauer wiedergegründet.

Zieht Euch warm an, das wird ein langer, dunkler, großartiger Winter.

Auf nach Osten!

Sonntag, 9. Oktober 2005

(Mit dem Schwert nach Polen, warum René? — Nein, der Sonne entgegen)

Und am Abend …

Sonnabend, 8. Oktober 2005

… fließt der breite Fluß an den Gräbern vorbei wie vor hundert Jahren. Karl Marx erhebt den Zeigefinger und die Fischer lauschen andächtig. Bleßhühner balgen sich (die können ziemlich brutal sein, obzwar klein und schwarz). Später dann sind die Flügelschläge der Schwäne über dem Garten zu hören, die vom Fluß zum See wechseln.

Verkehrshinweise

Sonnabend, 8. Oktober 2005

Wer schnell durch die Stadt will, nehme:

Wer schöner durch die Stadt kommen will, benutze den Online-Stadtplan vom Pharus-Verlag. Der 1902 gegründete Pharus-Verlag war bis zum zweiten Weltkrieg der wichtigste deutsche Stadtplan-Verlag. Seine Karten zeichnen sich durch Schönheit und Liebe zum Detail aus. 1949 wurde der Leiter des Verlages grundlos zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt und der Verlag unter treuhänderische Verwaltung gestellt, 1956 aufgelöst.

Seit 1972 erscheinen in Westberlin wieder Karten des Verlages (zunächst Reprints), inzwischen sitzt er wieder in seinem Stammhaus in der Schwedter Straße. Es werden hauptsächlich historische, von Berlin aber auch aktuelle Pläne in gewohnt schöner Gestaltung verlegt. Auch der Online-Plan ist mit viel Liebe gestaltet.

[bln.verkehr, Pharus-Verlag, selbst]

Von An- und Abführungszeichen

Sonnabend, 8. Oktober 2005

Mac-Nutzer habens einfach: Typographische Anführungszeichen lassen sich leicht mit Option-^ für »„« und Option-2 für »“« eingeben. Für alle anderen nimmt Worpress eine Ersetzung vor, allerdings durch die englischen Varianten »“« und »”«.

Bei Mymykry findet sich der entscheidende Hinweis auf die Datei, in der die Ersetzungen vorgenommen werden, auf daß in Zukunft auch hier aus Schreibmaschinen- deutsche typographische Anführungszeichen werden. Das betrifft dann auch einfache Anführungszeichen, die hilfsweise als Apostrophen eingegeben sowie Gedankenstriche, die durch Bindestriche ausgedrückt wurden.

Test:

"Gestern abend sagte er: 'Wie sollen wir nur nach Hause kommen - gesetzt den Fall, wir schaffen's nicht mehr zu Fuß?'"

wird zu

“Gestern abend sagte er: ‘Wie sollen wir nur nach Hause kommen – gesetzt den Fall, wir schaffen’s nicht mehr zu Fuß?'”

Außerdem findet sich in dieser Datei eine Ersetzungstabelle mit dem hübschen Namen $cockneyreplace, welche Apostroph-Ausnahmen für ’tain’t, ’twere, ’twas, ’tis, ’twill, ’til, ’bout, ’nuff, ’round und ’cause definiert.