Archiv für die Kategorie „Uncategorized“

Ein Junge weint nicht

Sonnabend, 2. September 2023

Was nach Jahren zählt, sind oft nicht die Lieben, die wir tatsächlich geliebt haben, sondern die verpaßten Gelegenheiten, das Was wäre wenn. Das Gefühl, das unerfüllt sich den Himmel ausmalt.

Kinderferienlager Schneckenmühle 1983, der Sommer zwischen vierter und fünfter Klasse. Sie hieß Petra. Sie hatte kurze blonde Haare, ein Grübchen am Kinn und klare grüne Augen. Wir standen jeden Tag am Abend beieinander und sahen uns schweigend in die Augen und da war dieses Ziehen im Herzen, das mich später so oft begleiten würde. Es war der Moment, kein Versprechen auf mehr. Jeden Abend standen wir einfach da und wußten: dieser Moment gehört ganz uns.

Bis mich die anderen Jungen beiseite nahmen und mir sehr sehr deutlich machten, daß das, was ich da mache, sehr uncool sei. Und ich mein Gefühl tötete und ihr sagte, daß sie nicht mehr kommen solle. Sie schaute sehr traurig und ging.

Ein Junge weint nicht.

Bigos

Sonntag, 4. September 2022

Ausschnitt aus einem alten Tagebucheintrag:

März 2014. Der polnische Kollege hat für sich und seine Familie eine Wohnung in Pankow gekauft, 40 Kilo Bigos gekocht und guten polnischen Wodka in großen Mengen herangeschleppt.

[…]

Auch die Krim ist Thema. Der Kiewer Kollege erzählt von russischen Soldaten, die durch die Ostukraine fahren und russische Flaggen hissen und meint, die Krim-Bevölkerung habe hirnrissig abgestimmt, denn vorher gab es Autonomie innerhalb der Ukraine und viel Geld für die Stationierung der Schwarzmeerflotte. Als Teil Rußlands würden sie verarmen wie andere russische Randregionen auch. Wenn auch nicht die Nato, so müßten sich doch mehrere Nato-Staaten bewegen, wenn Rußland offiziell in die Ostukraine einmarschieren sollte.

Der finnische Kollege erzählt, wie in Finnland diskutiert wird, ob man als russischer Nachbar jetzt lieber doch der Nato beitreten sollte, oder ob das Putin eher noch mehr reizen würde.

Der Kroate ist für mehr europäische Integration, der Serbe mißtraut amerikanischem Geld und Propaganda. Die Irin, der Engländer, der Indonesier, der Pakistaner und insbesondere der Kanadier finden die kontinentaleuropäische Situation interessant.

Viele halten Europa für unentschlossen, keiner ist der Meinung, man müsse mehr auf russische Sorgen eingehen.

Im Hintergrund bricht das einst stolze Weltreich zusammen.

Morgen gehe ich nach dreißig Jahren wieder zum Gerhard-Schöne-Konzert. Vielleicht wird’s nie wieder so schön.

Bitte die neue Monatsmarke aufkleben

Dienstag, 1. März 2022

1989 hatte ich eine Monatskarte für die Berliner S-Bahn für den Bereich Wilhelmshagen–Ostring. Dazu gehörte implizit auch der Teil der Stadtbahn zwischen Ostkreuz und Friedrichstraße. Und es war ein Symbol aufgedruckt:

Das fand ich cool: zum einen war der Begriff Ringbahn außerhalb von Reichsbahnerkreisen in den Achtzigern nicht mehr in Gebrauch. Und: theoretisch hätte ich mit dieser Monatskarte auf der West-Berliner Nord-Süd-Bahn fahren können!

Als es dann tatsächlich möglich war, brauchte ich die Monatskarte nicht: in den ersten Monaten konnten Ostler kostenlos in West-Berlin fahren.

Tag der Befreiung

Sonnabend, 9. Mai 2020

Ausgerechnet am Jahrestag des Kriegsendes habe ich (zufällig) meinen Kindern das Spiel „Länderklauen“ beigebracht.

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Heute, am 9. Mai, zieht ein Kleinflugzeug ein rotes Banner mit Hammer und Sichel über den Berliner Himmel.

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Interessant ist der Begriff „Tag der Befreiung“ – ich habe ein Problem damit, weil für mich die DDR-Propagandalüge mitschwingt, daß die (Ost-)Deutschen von einer Nazi-Führungsriege befreit wurden, die Mehrheit aber gar nicht beteiligt gewesen war. Im Westen hingegen verbindet sich der Begriff mit der Weizsäcker-Rede (man glaubt kaum, daß die schon 35 Jahre her ist), in der der „Tag der Befreiung“ gegen die Rede von Niederlage oder Zusammenbruch gesetzt wird.

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In der DDR war der 8. Mai bis 1967 arbeitsfrei. Als die Fünf-Tage-Woche eingeführt wurde, wurden im Ausgleich der 8. Mai sowie Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Reformationstag und Buß- und Bettag abgeschafft. Es gab aber dennoch jedes Jahr Großdemonstrationen. 1985 war dann noch einmal arbeitsfrei.

Berliner Telefonnummern

Sonnabend, 16. Juni 2018


Heutzutage sind die meisten Telefonnummern im Berliner Netz sieben- oder achtstellig. Ausgehend davon, daß in der wunderbaren Kindergeschichte „Kai aus der Kiste“ von 1924/1926 sechsstellige Nummern vorkommen, rätselte ich neulich mit Jochen Dreier, wann die siebenstelligen Nummern eingeführt wurden.

In der Stadtbibliothek in der Breiten Straße gibt es alte Telefonbücher und sehr hilfreiche Mitarbeiterinnen. Dort findet sich:

  • Für Ost-Berlin: erste siebenstellige Nummern ab 1960, 1975 nur noch vereinzelt sechsstellig, ab 1977 finde ich keine sechsstelligen Nummern mehr.
  • Für West-Berlin: erste siebenstellige Nummern ab 1964, ab 1976 nur noch vereinzelt sechsstellig.

In der Stadtbibliothek hat man mich auf digitalisierte Telefonbücher hingewiesen. Im West-Berliner Telefonbuch von 1990 findet sich noch (mindestens) ein Privatanschluß mit einer sechsstelligen Nummer.

Ich muß nochmal hinfahren, um herauszufinden, wann denn dann wirklich in West-Berlin Schluß mit den sechsstelligen Nummern und auch, wann die ersten achtstelligen Nummern eingeführt wurden.

Nebensache: die Änderung des Präfix 659 auf 649 im Berliner Südosten war 1979.

Interessant wäre auch, wie die Wiedervereinigung im Berliner Telefonnetz stattgefunden hat.

Nachtrag

Ich habe mich falsch erinnert: Bei Kai aus der Kiste ist die Telefonnummer eigentlich vierstellig („Bitte Amt Nordenn viärrundsibbenzick viärr zwo!“) – bei den digitalisierten Telefonbüchern finden sich 1936 noch vierstellige Nummern und 1945 dann sechssetellige.

Wie ich mal beim Orgelkonzert war und Helmut Kohl dazukam

Mittwoch, 16. Mai 2018

Ich denke, es muß kurz nach seiner Abwahl, also irgendwann Ende der Neunziger gewesen sein, daß ich zum Orgelkonzert in der Samariterkirche war.

Damals war jeden Mittwoch erst Orgelkonzert, dann Friedensgebet. Als wir ankamen, waren Kameras im Altarraum aufgebaut und in der ersten Reihe saßen Leute, die sonst nicht da waren, u.a. Vera Lengsfeld.

Ich kriege die Reihenfolge nicht mehr ganz hin, aber ich glaube, Kohl + Gefolge kamen zum letzten Orgelstück, was etwas störend war. Dann hielt Lengsfeld eine kurze Ansprache (Samariterkirche, Bluesmesse, Eppelmann, Revolution 89). Mir ist erinnerlich, daß ich ihren Auftritt als unangenehm anbiedernd gegenüber Kohl empfand. Ich weiß nicht mehr, ob Kohl selbst auch etwas gesagt hat.

Da ich eigentlich sowieso nur zum Orgelkonzert wollte, bin ich dann auch gegangen.

Top Job – Diamantenraub in Rio

Freitag, 16. Dezember 2016

Seit ich diesen Film von 1966 vor 30 Jahren im Fernsehen sah, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Jetzt gibt es eine Neuauflage der DVD von 2010.

Die Erinnerung hat mich nicht getäuscht, der Film ist ein Meisterwerk.

Liebling Kreuzberg

Sonntag, 4. Dezember 2016

Jemand hat alle Folgen von Liebling Kreuzberg bei Youtube hochgeladen und seit Krugs Tod schaue ich sie mir wieder an. Krug, der Ausnahmeschauspieler, der die kleinen und die großen Gesten perfekt beherrscht und Jurek Beckers Dialoge, die sitzen und für eine Vorabendserie überraschend gut und voller Witz sind. Dazu das West-Berlin der Achtziger Jahre (das Abendschau- und Schultheiss-Westberlin, war ja nicht alles Mark Reeder und Neubauten).

Eine West-Vorabendserie gestaltet von den Ostlern Becker und Krug mit der Mauer in jeder zweiten Folge im Bild und einer deutlichen Bewunderung für das regelhafte der Rechtsprechung und Anwaltstätigkeit im Westen.

Was muß es DDR-Politiker geärgert haben, daß Krug (mit „Auf Achse”) nach direkt nach seiner Ausreise wieder in die DDR-Wohnzimmer sendete.

Hier steht jetzt wieder was in kleiner Schrift

Sonntag, 4. Dezember 2016

Seit einiger Zeit ist der entspannteste und aufmerksamste Moment der Woche das sonntägliche Hemdenbügeln, eine Tätigkeit, die sich sehr gut dazu eignet, dabei konzentriert Radio zu hören. Bei „Essay und Diskurs” leitet Mathias Greffrath gerade eine sechsteilige Ringvorlesung über Marxens Kapital (Huch: Die Rechtschreibprüfung kennt den traditionellen Genitiv „Marxens”).

Das ist ja mal schön, wenn man als alter Ostler Jahrzehnte nach der Revolution den Marx vom Kopf auf die Füße gestellt bekommt. In der Schule hatte das immer etwas von wahnhafter Geheimwissenschaft, in der die Bruchstücke, die wir vorgesetzt bekamen, zum einen Teil aus Tautologien bestanden, zum anderen Teil so aus dem Zusammenhang gerissen waren, daß sie unverständlich wurden.

Die Deutschlandfunk-Stücke sind sehr verdichtet und erwarten ungeteilte Aufmerksamkeit – angenehm altmodisch.

Nachdem die ersten beiden Folgen – Greffraths Einführung, Wolfgang Streeck über das Verhältnis von Kapitalismus und Gewalt – dicht am Text bleiben, beleuchtet Michael Quante im Interview über Entfremdung im Kapitalismus auch die Wege und Irrwege der östlichen und westlichen Marxdeutung im 20. Jahrhundert und Paul Mason beschäftigt sich in „Der Niedergang des Kapitalismus” mit den heutigen Umwälzungen durch Informationstechnologie im Licht der Marxschen Theorie.

Letzteres teilweise sehr spekulativ, aber interessant über das Heute hinausdenkend. Zu Masons Thema gab es bei den Scaladays eine unterhaltsame Keynote „Postcapitalism” von Jamie Dobson, die aber inhaltlich nicht so weit geht und leider beim bedingungslosen Grundeinkommen endet, dafür aber mehr nachvollziehbare Beispiele für sinkende Produktionskosten bringt und detaillierter auf die Softwareindustrie eingeht. Die Gesichter mancher Software-Hipster im Publikum, mit ökonomischen und gesellschaftlichen Themen konfrontiert, waren unbezahlbar. (Wer jetzt an Karl Marx und Hipster denkt: der Witz hat so’n Bart!)

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In den letzten Wochen andere Arbeitsstellen angesehen. Konnte mich noch nicht so recht entscheiden, habe aber das deutliche Gefühl, daß es nach einer ganzen Weile Zeit ist, weiterzuziehen. Schön.

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So neblig wie in diesem November war das Wetter lange nicht. Auch schön.

Halt! Rauschgift ist Selbstmord

Freitag, 22. Mai 2015

Ich muß mal mein Briefmarkenalbum im Keller suchen. Es gab darin eine Seite Deutsches Reich, neben älteren Marken vor allem Hindenburg und ein paar Hitlers. Meine Eltern hatten mir verboten, die Hitler-Marken anderen zu zeigen, befürchtend, daß es irgendwie Ärger geben könnte. Ich weiß nicht, ob es wirklich Ärger gegeben hätte, aber so waren die Zeiten.

Aber ich habe mich gegruselt vor Hitler in meiner Briefmarkensammlung. Ich habe ihn meiner kleinen Schwester gezeigt, die hat sich noch mehr gegruselt.

Mehr noch als vor Hitler hatten wir jedoch Angst vor einer österreichischen Anti-Drogen-Marke von 1973. Es gab die regelmäßige Wette, wer sich traut, die Seite mit dieser Marke anzuschauen. Später habe ich oft überlegt, ob das Motiv wirklich so schlimm ist oder ob wir Kinder es uns schlimmer ausgemalt haben.

Jetzt habe ich es wiederentdeckt und, nun ja, es ist tatsächlich etwas heftig:

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Kreuzberg, Erster Mai 2015

Freitag, 1. Mai 2015

„Saisonbeginn 30.4., 7 Uhr” hat jemand stolz mit Kreide auf die Tafel vor dem Prinzenbad geschrieben.

“Trinkt keinen Alkohol, ißt vegan und glutenfrei. Zum Glück hat er einen Freund, sonst würde ich mir Sorgen machen.” Der Wirt im Prinzenbad-Imbiß spricht kreuzbergisch, also Hochdeutsch, aus dem das sich abgewöhnte Berlinisch noch ein wenig an den Wortendungen herausklingt. Im Unterschied zu Mittisch, das bemüht berlinert und möglichst viele Ost-Ausdrücke einflicht.

Das Freibad-Publikum vor allem Rentner und langhaarige Mitt-Fünfziger.

Im Unterschied zu den Ost-Berliner Bädern grüßt man sich hier gegenseitig sehr freundlich. Alle wirken sehr einladend. Auch das Personal ist urst nett. Ich werde von zehn Leuten darauf hingewiesen, daß das kalte Becken nur 15º hat. Von denen, die dort aussteigen mit stolzem Unterton. Ich versuche es dennoch, nur um schnell ins wärmere Becken zu wechseln.

Für die Schlüssel der Wertsachenschließfächer muß man 10€ Pfand hinterlegen. Eine Frau meint, das sei ein wenig hinterwäldlerisch, woanders könne man diese ja mit der Eintrittskarte öffnen und schließen. Ich kenne kein Berliner Bad, in dem das geht und frage überrascht, wo das denn so sei. Sie sagt „Kopenhagen, Stockholm”. Ach so. Das hier ist doch aber Berlin.

Auf dem Rückweg die übliche Polizeiansammlung am Kottbusser Tor. Kreuzberg wirkt aber viel friedlicher als noch vor wenigen Jahren am Ersten Mai. Viel gefährlicher als Polizei- oder Demonstrantengewalt sind sowieso die hirnrissigen Fahrradwege am Kottbusser Tor.

Wir sind die Lausitz!

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Peter Rocha, Autor der märchenhaften Lausitz-Trilogie, ist gestorben.

Und Schweden will die Zerstörung der Lausitz beenden.

Seufz

Montag, 14. Juli 2014

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Ach ja

Montag, 14. Juli 2014

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Am Nachbartisch

Sonnabend, 6. April 2013

Er scheint großes Interesse an ihr zu haben, sie wirkt indifferent. Beim Gehen: „Bist du eigentlich auch bei Facebook?” Die demütigend lange Pause vor ihrem Nein.

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Donnerstag, 21. Juni 2012

Friedrichstraße, Stadtbahnsteig. Ich löffle ein Eis und warte auf die S-Bahn. Eine wohl magersüchtige Frau steckt sich eine Zigarette an. Ich schaue und frage mich, warum sie so achtlos mit ihrem Körper umgeht. Sie mustert mich abschätzig. So sehen wir uns unfreundlich an, bis mir auffällt, was sie sieht: einen dicken eisessenden Mann. Und sie fragt sich, warum er so achtlos mit seinem Körper umgeht. Normalenterror. Ich muß lächeln.

Links

Freitag, 16. Dezember 2011
  • Erschütternd: Ulrike Poppe über ihre Zeit als Erzieherin im Stralauer Jugendwerkhof-Durchgangsheim
  • Die teure Sparsamkeit

    Im internationalen Vergleich waren deutsche Städte immer sicher und frei von Slums. Das war die unmittelbare Folge einer großzügigen Wohnungsbauförderung, die wir uns Jahrzehnte lang geleistet haben. Wenn wir jetzt meinen, am Wohnungsbau sparen zu müssen, ist die Entstehung von Ghettos in unseren Städten vorprogrammiert. Und wenn die Finanzminister dafür die Folgekosten zu bezahlen haben, werden sie ihre Vorgänger verfluchen, also diejenigen, die heute an der Wohnungsbaupolitik sparen.

  • Nein, lieber ADFC, …

    Sonntag, 2. Oktober 2011

    … der Mensch ist nicht die Schwachstelle. Und wenn immer wieder Fahrradfahrer durch rechtsabbiegende Autos ums Leben kommen, dann sollte langsam klarwerden, daß Sonderregeln nichts bringen und Fahrradfahrer weder auf Radwegen noch auf Sonderstreifen, sondern schlicht auf der Straße am sichersten sind.

    Aber dann wird auch die ständige Forderung des Verbandes nach mehr Geld für den Fahrradverkehr sinnlos.

    Keine Verlängerung

    Mittwoch, 28. September 2011

    Erinnerung der Grünen an ihr Wahlversprechen: Demonstration vor der Landesdelegiertenkonferenz, die die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen beschließen soll gegen die Verlängerung der Stadtautobahn.

    Treffen diesen Freitag 16.15 Uhr vor dem Konzertsaal der Hochschule Universität der Künste, Bundesallee 1-2.

    Flake — Mein Leben

    Montag, 12. September 2011

    Inhaltlich nichts neues, aber ein paar neue Bilder und ganz hübsch erzählt.

    Teil eins:

    Teil zwei:

    Teil drei:

    Durchsage

    Montag, 8. August 2011

    Nonsense ist kein deutsches Wort. Deutsche Übersetzungen des englischen nonsense (nach dict.leo.org):

    • Nonsens
    • Flause
    • Humbug
    • Kokolores
    • Mumpitz
    • Quatsch
    • Schmus
    • Stuß
    • Unsinn
    • Widersinn

    Sie wurden belehrt.

    Ein kleiner Bruder

    Donnerstag, 28. Juli 2011

    Gestern hat unsere Tochter einen kleinen Bruder bekommen.

    ~

    Auf dem Krankenhausflur ein Paar, er ein Schrank von einem Mann, tätowiert, T-Shirt mit dem in Neonazikreisen beliebten Spruch der WK-2-Fallschirmjäger „Klagt nicht, kämpft“. Auf der Geburtsstation urst komisch.

    ~

    Eine Geburt ist ein so schwieriger und erstaunlich fragiler Prozeß, daß man sich fragt, warum es die Menschheit überhaupt noch gibt.

    ~

    Das Krankenhaus Friedrichshain wird von alten Leuten die Knochenburg genannt. Auch Paula hat dort die Geburt ihres dritten Kindes nicht überlebt. Aber Paula ist Legende und außerdem ist dort jetzt alles neu und so ist unsere erste Tochter in Friedrichshain zur Welt gekommen — keine gute Idee (zumindest die Kinderintensivstation).

    Nun also St. Joseph in Tempelhof — ein Unterschied wie Tag und Nacht. Man hat Zeit, es gibt keine Sinnlosbehandlungen, nur weil die Technik dafür vorhanden ist. Dafür gibt es Ansprache. Der Krankenhausrhythmus tritt zurück und wir werden als Individuen behandelt.

    Nachrichtenmelodik

    Dienstag, 26. Juli 2011

    Mein kleiner Bruder macht schöne Sachen. Zum Beispiel Features zum Studiengang Nachrichtenmelodik:

    Forum Campus by Scott Hühnerkrisp

    Aufm Finanzamt

    Sonnabend, 23. Juli 2011

    Finanzamt Friedrichshain-Kreuzberg am Mehringdamm

    Hartmuth und die Hitmaschine …

    Sonnabend, 18. Juni 2011

    … sind wieder da.

    Norwegian Wood:

    Beatbox Battle:

    Spaziergänge in die Vergangenheit

    Freitag, 27. Mai 2011
    • Flohbude auf der alten Messe.

      []

      War alles anders, früher. Auch besser. Aber nicht nur. Wir wohnten in direkter Nachbarschaft zum Messegelände, in einer jämmerlich kleinen Wohnung, vier Personen, zweieinhalb Zimmer, Klo eine Treppe tiefer. Zudem war die Mutter meines Vaters in den Westen gegangen, als Zeugin Jehovas. Also bekamen wir auf Grund unserer fehlenden politischen Zuverlässigkeit niemals Messegäste, diese sehnsüchtig erwarteten goldenen Kälber aus dem Westen. Noch nicht mal welche aus Ost-Berlin []

    • Ronnie in Mühldorf am Inn

      []

      In Hörweite der Baustelle werfe ich die Jacke in die Uferböschung, setze mich, und warte auf Züge. Mehrere kurze Personenzüge rauschen vorbei, dann, später, endlich, ein langer Güterzug. Ich verstehe jetzt die besondere Akustik dieser Brücke: Die Stahltrogkonstruktion. Der Donner ist betäubend, rund, vollständig, füllt den Wald und den Fluß, verschlingt für Augenblicke jede andere Gegenwart, und wie ein Auftauchen aus Taubheit kehrt sie dann zurück aus dem Geräusch. Der Donner der Innbrücke bei Mühldorf ist jede Reise wert, selbst die Baustelle und die Flugzeuge sind unwesentliche Störungen. Und man muß auf Güterzüge warten, nur die Güterzüge sind lange und schwer genug für den Effekt, und man muß geduldig sein, häufig fahren sie nicht.

      []

    Wir bleiben alle

    Mittwoch, 16. März 2011
    Wir bleiben alle
    © Jotquadrat CC-BY-SA

    Wie man vielleicht bemerkt hat, ist hier gerade sehr viel los — sehr Erfreuliches und sehr Unerfreuliches, das aber alles nicht der Erwähnung wert wäre. So kommt es, daß hier nicht viel zu lesen ist.

    Eines hat sich nun aber erledigt: wir haben endlich eine Wohnung gefunden, sogar in Stralau, so daß wir — was wir gar nicht mehr erwartet hatten — bleiben können.

    Danke für eure Hilfe!

    Die Zeit steht still

    Montag, 21. Februar 2011

    Nach zehn Jahren höre ich Radio eins: es hat sich gar nichts geändert, selbst die Musik hätte man damals schon mitsingen können.

    Danke, ich brauche keine Steuersenkung, …

    Sonnabend, 15. Januar 2011

    … stattdessen wünsche ich mir, daß die S-Bahn wieder fährt.

    Nachtrag zur S-Bahn

    Freitag, 14. Januar 2011

    Im Potsdamer Abkommen wurde unter anderem festgelegt, daß die später DDR-eigene Deutsche Reichsbahn die West-Berliner Eisenbahnlinien betreibt, einschließlich der West-Berliner S-Bahn-Linien. Nach dem Mauerbau wurde dann in West-Berlin der S-Bahn-Boykott ausgerufen (“Der S-Bahn-Fahrer zahlt den Stacheldraht”). Zunächst wurden Buslinien entlang der S-Bahn eingerichtet und später sogar parallele U-Bahn-Linien gebaut. Die S-Bahn verlor viele Fahrgäste und verfiel immer mehr.

    Renate von Mangoldt hat die verwunschenen Bahnhöfe in den Siebziger Jahren fotografiert, die Fotos sind noch bis zum 25. Januar in der Kunststiftung Poll (Gipsstraße 3) zu sehen, sie sind in einem Buch mit einem Text von Uwe Johnson erschienen und beim Tagesspiegel gibt es einige schöne Fotos zu sehen.