Archiv für Januar 2006

Gestört werden …

Dienstag, 31. Januar 2006

… wollen die Menschen, heimlich, ganz tief im Gehirn drin, wo der Wille in einem überfluteten Keller schwimmt.

Und dann noch Jürgen Teipel.

[via]

Ostkreuz: Die Planung

Dienstag, 31. Januar 2006
Ostkreuz
Ostkreuz dilletantisch: Turmspitze leider beschnitten

Einem fauchenden Riesen wie dem Ostkreuz wird man nicht in einem Blogeintrag gerecht: Es wird hier demnächst mehr geben. Wegen einiger Nachfragen: ja, es geht los.

Deswegen kurz die wichtigsten Baumaßnahmen in diesem Jahr (Gesamtbauzeit bis 2015):

  • Noch in dieser Woche werden die Bäume auf dem südlichen Vorplatz gefällt
  • Im Frühjahr dann weitere bauvorbereitende Maßnahmen: Abriß der Baracken auf der Nordseite und der Kleingartenanlagen
  • Bau einer Behelfs-Fußgängerbrücke neben der jetzigen (diese wird ab- und später wieder aufgebaut, da sie unter Denkmalschutz steht)
  • Im zweiten Halbjahr 2006: Beginn des Baus der neuen Kynaststraßenbrücke östlich der jetzigen (Bauzeit bis Mitte 2007)
  • Im zweiten Halbjahr 2006: Beginn des Baus des Ring-Regionalbahnsteiges (Bauzeit bis Ende 2007)
  • Im zweiten Halbjahr 2006: Beginn des Neubaus der Eisenbahnbrücken über die Karlshorster Straße. (Bauzeit bis Ende 2012)

Erste Verkehrseinschränkungen auf der S-Bahn: Von Mitte 2006 bis Ende 2007 eingleisiger Verkehr in Richtung Erkner.

[Stadtplan]

Polizeiruf 110: Die Mutter von Monte Carlo (HR)

Montag, 30. Januar 2006

Gran-di-os. So wollen wir das. Kein tantiger (ich muß es noch mal sagen) MDR-Klatsch. Brutal schneller Anfang, der sich dann zu einem absurden Stück entwickelt, in dem man, eben noch über den unbekümmerten Einsatz von Weitwinkelperspektiven erstaunt (ja, man läßt aus Spaß die Schauspieler dreimal vor und zurückgehen, nur um zu zeigen, wie klein und wieder groß sie dabei werden), gefangengenommen wird in den Welten der handelnden Personen. Dazwischen immer wieder ordentliche Schocker — die Leichen werden ohne nervig-dräuende Musik eingeführt (die Musik ist an sich angenehm zurückhaltend) und an Details wird nicht gespart.

Es wird ein Sittenbild der Stadtbewohner gemalt, das man so vielleicht im Biedermeier oder in einem italienischen Dorf verorten würde. Mittendrin: der Bulle, der in der letzten ersten Folge, aus Berlin kommend, den Tod seines Vaters aufklären mußte. Inzwischen ist er (Jan-Gregor Kremp („23“), dem die Rolle auf den Leib geschrieben ist) mit seinem ganzen Schmerz und dem übertrieben hingerotzten Auftreten in der Kleinstadt angekommen, trifft seinen alten Kinderfreund Paul wieder, dem er zunächst fast zu kumpelhaft beisteht, um am Ende zu zeigen, was Freundschaft ist. Dabei spielt der Kriminalfall um die Ermordung einer Rentnerin nur eine untergeordnete Rolle, der Kommissar ist auch nicht besonders bemüht und natürlich kommt auch der Mörder aus den bekannten Kreisen der Stadt.

Die Besetzung ist äußerst gelungen, vor allem Gustav Peter Wöhler als ängstlicher Loser spielt äußerst präzise. Auch die Ausstattung ist stimmig.

Einzig die Eröffnung des Puffs im alten Vaterhause ist zu manieristisch geraten und hätte genauso auch weggelassen werden können, während der Auftritt des Frankfurter Tatortkommissars Dellwo (Jörg Schüttauf) zwar als HR-Cross-Promotion durchgeht, aber durchaus stimmig war.

Wieso fährt die Polizei in Bad Homburg Smart?

[Erstsendung: 29. Januar 2006]

Die Resozialisierung im Himmel

Sonntag, 29. Januar 2006
Alt Stralau, Fischzug
Alt Stralau, Fischzug (was man mit gutem Auge sonst noch erkennen kann, steht da leider so)

Tatort: Schwarzes Herz (NDR)

Sonntag, 29. Januar 2006

Obwohl Maria Furtwängler vorher so hochgelobt wurde, daß es einem schon fast aus den Ohren wieder herauskommt, kann man sich diesen Tatort ansehen.

Nach dem Tod ihres Liebhabers ist sie eine andere geworden. Nervös versucht sie, den Fall unter Kontrolle zu bekommen. Sie nimmt Tabletten, und kann ihre Fassade nur durch autoritäre Allüren gegenüber dem Dorfpolizisten (Thilo Nest) wahren.

Zur Geschichte: Eine Frau wird tot aufgefunden. Der Ehemann (Peter Kurth) steht unter Verdacht, obwohl er ein Alibi hat. Und während er noch in Untersuchungshaft sitzt, geschieht der nächste Mord. Alles deutet auf den Tierarzt (Ronald Reagen Dieter Okras) hin, ist jedoch nur raffiniert konstruiert. So wird über 80 Minuten ein feingesponnenes Netz gewebt. Das Timing stimmt, die Ermittler sind der Zeit immer ein Stück hinterher. Leider wird diese Spannung nicht bis zum Ende durchgehalten. Am Ende wird der Kommissarin nicht die Zeit gegeben, den Fall logisch zu klären. Stattdessen werden die Täter beim Graben eines Loches erwischt. Schade.

Vieles jedoch stimmt in diesem Tatort: es wird sich Zeit gelassen, den Zuschauer in die dröge Dorfatmosphäre mitzunehmen. Die Darsteller sind ausnahmslos überzeugend, auch wenn Werner Wölbern das Schmierige nach meinem Geschmack manchmal etwas übertreibt. Die Kamera … ist auch prima.

Nur die tantigen Szenen zwischen Charlottes Mitbewohner Martin (Ingo Naujoks) und ihrer Mutter (Kathrin Ackermann). Das war ja fast wie beim MDR.

Schludrige Sprache: Ständig „Bist du ok?“ — „Ich bin ok“. Also bitte.

[Erstsendung: 22. Januar 2006]

Am Hafen

Sonnabend, 28. Januar 2006
Berliner Osthafen, von der Corinthstraße aus gesehen
Berliner Osthafen, von der Corinthstraße aus gesehen

Beim Fotografieren des Krans von der Corinth-/Ecke Bödikestr. aus kommt mir ein alter Mann entgegen: „Sie fotografiern ja jejen die Sonne!“ und „Setzen’ sich dô wat uffm Kopp!“

Und dann stehen wir da eine halbe Stunde und er, geboren 1924, erzählt mir seine Geschichte vom Lungenschuß über die Schläge in der Gefangenschaft bis zur Nachkriegsarbeit als Leiter des Fotolabors beim Gericht.

Und im Nachhinein ärgere ich mich, daß ich ihm widersprochen habe, als er die Wiedereinführung der Todesstrafe forderte. Man sollte die Leute ausreden lassen.

Du bist …

Freitag, 27. Januar 2006

Vorsatz: keinen Artikel mit “Du bist …” anfangen lassen.

Nur mal kurz, weil ich es dann doch ganz interessant fand, als kleine Lektüreempfehlung:

Nach dem Klogriff von Jean Remy von Matt ist bei der amerikanischen Blog-Suchmaschine Technorati seit einer Woche “Du bist Deutschland” die häufigste Suche. “Klowände” ist momentan auf Platz drei und “Klowand” auf acht. Kein Wunder, da Technorati ja auch in der JRvM-Mail erwähnt wird.

Inzwischen gibt es bei Technorati einen Artikel, der den nicht-deutschen Lesern erklärt, was es mit DBD auf sich hat.

Und Jens Scholz macht sich Gedanken darüber, warum die Sache von den klassischen Medien nicht aufgegriffen wird.

Raubkopierer sind Verbrecher (Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant)

Mittwoch, 25. Januar 2006

Es sieht so aus, als wären die größten Kritiker der Molche selber solche. Aufschlußreich ist das Denunziationsformular der GVU:

Über folgende Bereiche werden Informationen benötigt:

1. Flohmärkte

* Wo findet dieser statt?
* Findet dieser in regelmäßigen Abständen oder nur manchmal statt?
* Wie ist das Gesamtangebot: Vorwiegend Gegenstände aus dem Unterhaltungsbereich oder alles mögliche?
* Wie ist das Angebot? Ausschließlich Filmraubkopien? Auch Games? Gibt es evt. Angebotslisten?
* Ist das Angebot eher professionell?
* Kann das Angebot einer bestimmten Person zugeordnet werden? Kurze Beschreibung dieser Person?
* Kann dem Verkäufer z.B. ein Auto zugeordnet werden?
* Andere Personen am Stand?
* Wenn möglich notieren der Standnummer, Autokennzeichen, evtl. ein Namensschild.
* Testkauf: Testkauf und alle erlangten Informationen an die GVU senden.

2. Internet-Auktionen (z.B. eBay, Ricardo)

Mail an die GVU mit den folgenden Angaben zum Angebot

* Was wird angeboten?
* Unter welcher Artikelnummer?
* Unter welchem Alias-Namen?

3. Andere Bereiche

* Namen und Adresse der verdächtigen Person/en
* Was geschieht? Wie geschieht es?
* Mehr Anhaltspunkte für wichtige Informationen siehe unter Bereich „Flohmarkt“

Bitte mailen Sie Ihre Hinweise unter Angabe Ihrer Adresse an:

xxx@xxx.de oder nutzen Sie unser Formular.

Interessant für Kaufentscheidungen ist natürlich, wer da so alles seinen Kunden nicht traut und deswegen zur Denunziation aufruft:

Film
Bavaria Media GmbH
BMG Video Germany Universum Film GmbH
Buena Vista International Inc.
Concorde Home Entertainment GmbH
E-M-S New Media AG
Eurovideo Bildprogramm GmbH
GÜFA mbH
Highlight Film und Home Entertainment
Kinowelt Home Entertainment
Media Cooperation One GmbH
Metro Goldwyn Mayer Inc.
MMG – Media Marketing GmbH
New Line Cinema
Ost Video Handels GmbH
Paramount Pictures Corporation
Sony Pictures Entertainment Inc.
Sunfilm Entertainment Handels- und Vertriebs GmbH
Universal City Studios Inc.
Twentieth Century Fox Film Corporation
VCL Communication GmbH
Videoline
Warner Bros.

Entertainment Software
Microsoft GmbH
Sony Computer Entertainment Deutschland GmbH

Als Mitglieder des Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU)
Atari Deutschland GmbH
Eidos GmbH
Electronic Arts GmbH
Koch Media Deutschland GmbH
Konami of Europe GmbH
Nintendo of Europe GmbH
Take 2 Interactive GmbH
THQ Entertainment GmbH
Ubisoft GmbH

Kopierwerke
Eurotape Media Service GmbH
Sonopress GmbH
SVK Video Kopierwerk GmbH
Cinram GmbH

Andere
Partners 4 Management GmbH

Tabus brechen

Dienstag, 24. Januar 2006

Hossein Derakhshan, Kanadier persischen Ursprungs und „Vater“ der sehr aktiven iranischen Bloggerszene fährt als Graswurzeljournalist nach Israel, um den Feindbildern auf beiden Seiten das Leben entgegenzusetzen.

Für ihn bedeutet das unter anderem, daß er seine Heimat nicht mehr besuchen kann, da Reisen nach Israel vom Iran als illegal angesehen werden.

As a citizen journalist, I’m going to show my 20,000 daily Iranian readers what Israel really looks like and how people live there. The Islamic Republic has long portrayed Israel as an evil state, with a consensual political agenda of killing every single man and woman who prays to Allah, including Iranians.

I’m going to challenge that image.

[…]

As a peace activist, I’m going to show the Israelis that the vast majority of Iranians do not identify with Ahmadinejad’s rhetoric, despite what it looks like from the outside.

I’m going to tell them how any kind of violent action against Iran would only harm the young people who are gradually reforming the system and how the radicals would benefit from such situation.

During my visit, I’m going to blog in both English and Persian, take a lot of pictures and record numerous video and audio reports and make a few podcasts.

[Editor:Myself]

Hossein Derakhshan ist auf Spenden angewiesen, um die Reise durchführen zu können.

Im Eis

Sonntag, 22. Januar 2006
Der Rummelsburger See, vom Paul-und-Paula-Ufer aus gesehen,  rechts der ehemalige Palmkernölspeicher von Alt-Stralau, links Rummelsburg, im Hintergrunde das Kraftwerk Klingenberg
Der Rummelsburger See, vom Paul-und-Paula-Ufer aus gesehen, rechts der ehemalige Palmkernölspeicher von Alt-Stralau, links Rummelsburg, im Hintergrunde das Kraftwerk Klingenberg

Im Radio …

Sonntag, 22. Januar 2006

… wird in den Verkehrshinweisen auch die Aufhebung von Hindernissen angesagt. Die Sperrung des Weges von Ostkreuz zum Seeufer besteht schon länger nicht mehr. Ich weise nur darauf hin, weil mein Besuch immer noch Umwege machte.

Allerdings ist es im Moment wegen Vereisung nicht ratsam, den Weg mit dem Fahrrad zu benutzen.

Tatort: Blutdiamanten (WDR)

Sonntag, 22. Januar 2006

Och naja, aus Köln ist man eigentlich besseres gewöhnt.

Bei der Jubiläumsfeier eines Juweliers (gespielt von Andreas Windhuis) protestieren Aktivisten der Gruppe Underworld gegen schmutzige Geschäfte mit Blutdiamanten. Im allgemeinen Durcheinander wird einer von ihnen erschossen. Und so richten sich die Ermittlungen zunächst gegen den Wachschutz, dann gegen den Juwelier, der tatsächlich in schmutzige Geschäfte verwickelt ist, es aber natürlich nicht war, und am Ende wars der ehrgeizigste der Aktivisten (gespielt von Florian Panzner).

Dieser Film (Buch: Sönke Lars Neuwöhner und Sven Poser, Regie: Martin Eigler) leidet unter dem Tatort-Syndrom: daß vor zuviel Pädagogik die Spannung auf der Strecke bleibt. Hinzu kommt, daß die Dialoge oft wie auswendiggelernt wirken. Es könnte schlimmer sein, aber die Latte liegt für Köln auch höher als beispielsweise für Leipzig.

[Erstsendung: 14. Januar 2006]

Durchschnupfsicher …

Mittwoch, 18. Januar 2006

… steht da tatsächlich auf der Tempopackung. Dann doch lieber Leihmumienanalsex.

Kleine Rückschau

Mittwoch, 18. Januar 2006

Ich weiß, daß das hier nicht kuhl ist. Schon von der Themenwahl her ist dieser Laden nicht dazu geeignet, Trends zu setzen oder Identifikationsangebote zu schaffen (Tatortkritiken! Das ist doch was für Fünfzigjährige!).

Nach anfänglichem Suchen bin ich aber ganz froh darüber. Dadurch habe ich nicht das Gefühl, mich produzieren zu müssen und diese Freiheit führt letztlich dazu, daß ich hin und wieder ganz gern schreibe (mein kuhles Zweitblog, das ich mit einem begnadeten Jungdichter gemeinsam betreibe, wird hier nicht erwähnt, ha!).

Das bedeutet nicht, daß das, was hier steht, ein getreues Abbild der realen Person des Autors wäre — ich bin eitel, lasse manches weg, unterstreiche anderes und schaffe so eine Illusion. Aber in all dem fühle ich mich freier, als ich anfangs vermutet hätte. Und auch freier, als ich anfangs war. Immer weniger denke ich beim Schreiben an die Rezipienten.

(Das mag sich für Euch1 vielleicht ablehnend anhören. Aber auch wenn ich Publikumsbeschimpfungen generell unfein finde, muß ich doch sagen, daß ich das hier hauptsächlich für mich mache. Also gut. Nicht nur. Aber hauptsächlich.)

Diese Ignoranz den Lesern gegenüber ist auch nötig. Denn anfangs hatte ich mit mehr Feedback gerechnet. Trotz der klugen Kommentare, über die ich mich wirklich sehr freue (habe nur einmal berechtigt zensiert — das andere Mal war ich voreilig), fühle ich mich manchmal wie auf einer Bühne (okee — eine sehr kleine Bühne), wo man wegen der starken Scheinwerfer und der lauten Monitorboxen kaum etwas vom Publikum mitbekommt. Das bedeutet, die Ignoranz bezieht sich nicht auf den tatsächlichen Eindruck beim Leser, von dem ich ja kaum etwas mitbekomme, sondern auf das, was ich antizipiere.

Ich habe keine Ahnung, wie ich schriebe, würden hier mehr Leute kommentieren. Ich weiß auch nicht, wie ich stark mich negatives Feedback verunsichern würde. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, daß in vielen Kommentarkellern Kuschelatmosphäre herrscht.

Der Gründe dafür sind viele: Im Unterschied zum Usenet, wo man eher mal hart angegangen wird, gibt es hier so etwas wie Besitz. Das ist “mein” Blog. Dadurch macht man sich angreifbarer und diese Verletzlichkeit führt schnell zu Rücksichtnahme beim Leser. Außerdem ist der Blogbesitzer im Vorteil: ich behaupte, daß ich einen Kommentator leichter an die Wand spielen kann, als er mich. Das heißt zwar nicht, daß ich es auch wirklich tun würde, aber beim Kommentieren führt das zu einer gewissen Vorsicht. Und drittens will man nicht mit denen verwechselt werden, die nur aus Profilsucht kontrovers kommentieren.

Manchmal also ist man zu feige und schreibt eine kleine Rückschau, anstatt einem Blogger die Meinung zu sagen.

[Jetzt aber genug der Reflexion. Das ist hier schließlich kein Tagebuch. Ansonsten auch gut: Abt. Blogokreise des Lebens. ]

1Im richtigen Leben finde ich Siezen sehr schön. Das Blogger-Sie geht mir inzwischen gelegentlich auf die Nerven, auch wenn ich es wohl immer noch manchmal verwenden werde.

ps. i’ll find my frog

Heute: Ostkreuz-Planung wird vorgestellt

Dienstag, 17. Januar 2006

Heute um 18.00 Uhr informiert die Bahn im Stralauer Nachbarschaftszentrum (Bahrfeldtstr. 9–10) über die Planungen zum Umbau des Bahnhofs Ostkreuz.

Das ist sicher sehr interessant, sowohl aus Sicht der Stadtplanung für Stralau und Umgebung als auch für die Berliner Verkehrsplanung und nicht zuletzt den Denkmalschutz.

Vermutlich werde ich es aber nicht schaffen hinzugehen. Wenn jemand anderes Interesse hat, würde ich mich über einen kurzen Bericht und vielleicht sogar Fotos sehr freuen.

Update: Ich war dann doch dort. Mehr Infos demnächst.

Polizeiruf 110: Kleine Frau (RBB)

Sonntag, 15. Januar 2006

Solide und bescheiden. Dieser Film widmet sich ganz seinem Sujet — scheiternde Mütter in der Provinz, die doch mal vom großen Leben geträumt hatten und nun in der Alltagshölle angekommen sind. Ihre Kinder, früh erwachsen und doch unreif. Und die Kommissarin, die aus einer anderen Welt kommt.

Während in Köln oder München die Ermittler finanziell nicht mit den Verbrechern mithalten können, sind im tristen grauen Brandenburg die Staatsangestellten diejenigen, die aus der Masse herausragen. Johanna Herz1 wird neidisch betrachtet, als Einzige, die es zu etwas gebracht hat. Das klingt jetzt alles sehr klischeehaft-ostdeutsch-betroffen, ist es aber nicht. Der Film setzt nur ein anderes Umfeld voraus und sucht auch nicht großartig, es zu erklären. Es ist eben hier so.

Dazu gehören auch die Frauen, die trotzdem sie so gelitten haben, immer noch die Gier nach Glück spüren, auch wenn die Träume der Möbelladenangestellten darin bestehen, sich mit Partyservice selbständig zu machen.

Und dennoch: diese Frauen, so sehr sie trotz aller Widrigkeiten es mehr oder weniger gut schaffen, den Stürmen standzuhalten, am Ende waren sie doch ziemlich feige — ein Verbrechen aus Feigheit.

Leider stellt sich das bis dahin wunderbare Buch (Stefan Rogall, Regie: Andreas Kleinert) am Ende einseitig auf die Seite der Verlierer: mit Rücksicht auf die Kinder läßt Herz die mordenden Mütter laufen. Das wirkt umso unglaubwürdiger, als es Imogen Kogge bis dahin ganz wunderbar schafft, die Rolle der harten Ermittlerin auf der Suche nach der Wahrheit mit der der mitleidenden Frau zu vereinen. Und leider ist Johanna Herz damit auch für die künftigen Folgen gewissermaßen verbrannt. Denn im Unterschied zum Frankfurter Kommissar Brinkmann, der in seiner letzten Folge vor ein paar Jahren die Verdächtigen mit einem Augenzwinkern laufen ließ, weil eine Verhaftung moralisch nicht zu rechtfertigen gewesen wäre, war diese Handlung dieses Mal ziemlich unbegründet. Diese Schwäche hätte zu Beginn des Filmes Möglichkeiten zur Bearbeitung geboten, so war sie ziemlich überflüssig.

Außerdem: Gelassene, gute Dramatik, bewußtes Einbeziehen von Architektur in die Handlung und Horst Krause als Horst Krause verliebt, sowie als schüchterner verdeckter Ermittler mit Svenja, der Gelegenheitsprostituierten in der Fotoausstellung.

[Erstsendung: 8. Januar 2006]

[Tatort: Sonnenfinsternis (MDR) vom 1. Januar 2006 fehlt leider]

1Daß die Ostdeutschen Kommissare aber auch immer so furchtbar biedere sprechende Nahmen haben: Kain, Ehrlicher, Ritter, Stark.

Grenzstreitigkeiten

Freitag, 13. Januar 2006

[Lang aber amüsant. Bezug: hier.]

From: Stralau
To: Ordnungsamt Friedrichshain
Subject: Wegsperrung unzureichend beschildert
Date: 15. Dezember 2005

Sehr geehrte Frau A,

der Weg von der Hauptstraße am Sportplatz entlang bis zum Abzweig Paul-und-Paula-Ufer (markiert hier) ist der kürzeste Weg für Stralauer, um vom Bahnhof Ostkreuz nach Hause zu kommen.

Wie ich gestern feststellen mußte, befindet sich jedoch momentan inmitten des Weges ein Hindernis in Form eines Loches und eines Sandhaufens, eingezäunt.

Mein Anliegen: Die Beschilderung ist etwas seltsam: “Betriebsgelände. Betreten Verboten” paßt nicht so recht zu einem öffentlichen Weg. Vor allem aber fehlt der wirklich wichtige Hinweis am Bahnhof Ostkreuz. Der Umweg nach Stralau über die Kynaststraße ist so schon mühsam genug (zusätzliche Treppen), da möchte man nicht noch vergeblich gehen.

Außerdem wird der Umweg für Ortsfremde, denen der Original-Weg beschrieben wurde, kaum zu finden sein.

Ich bitte Sie, durch vernünftige Beschilderung Abhilfe zu schaffen.

Mit freundlichen Grüßen
Stralau

From: Ordnungsamt Friedrichshain
To: Stralau
Subject: Wegsperrung – Ihre Mail vom 15.12.2005
Date: 20. Dezember 2005

Sehr geehrter Stralau,

der von Ihnen beschriebene Bereich – Hauptstraße, Sportplatz und Paul – und – Paula – Ufer gehört nicht mehr in den Verwaltungsbereich des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin, sondern schon zum Bezirk Lichtenberg.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

B

From: Stralau
To: Bezirksamt Lichtenberg, Abt. Stadtentwicklung
Subject: Wegsperrung unzureichend beschildert
Date: 20. Dezember 2005

Sehr geehrter Herr C,

[Text wie oben ans BA Fhain]

Ich bitte Sie, durch vernünftige Beschilderung Abhilfe zu schaffen sowie mir mitzuteilen, wie lange die Baustelle bestehen bleibt.

Mit freundlichen Grüßen
Stralau

From: Bezirksamt Lichtenberg, Abt. Stadtentwicklung
To: Stralau
Subject: AW: Wegsperrung unzureichend beschildert
Date: 13. Januar 2006

Sehr geehrter Stralau,

nach Prüfung der Angelegenheit, hat unser Vermessungsamt
bestätigt, dass dieser Weg im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
liegt.
Ich leite Ihr Schreiben an das Tiefbauamt per Post weiter, da
eine E-Mail Adresse mir nicht vorliegt.

Mit freundlichen Grüßen
C

From: Stralau
To: Bezirksamt Lichtenberg, Abt. Stadtentwicklung
Subject: Re: AW: Wegsperrung unzureichend beschildert
Date: 13. Januar 2006

Sehr geehrter Herr C,

Sie schreiben:
> nach Prüfung der Angelegenheit, hat unser Vermessungsamt
> bestätigt, dass dieser Weg im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
> liegt.
> Ich leite Ihr Schreiben an das Tiefbauamt per Post weiter, da
> eine E-Mail Adresse mir nicht vorliegt.

Dies ist aus zwei Gründen nicht nötig: Erstens hatte ich ja zunächst an das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg geschrieben, die mich nach Lichtenberg weiterverwiesen und zweitens ist die Sperrung inzwischen aufgehoben.

Sicher wäre es aber sinnvoll, irgendwann einmal die Zuständigkeit für den Weg zu klären. Bitte halten Sie mich auf dem laufenden!

Die E-Mail-Adresse des Amtes für Tiefbau in Friedrichshain-Kreuzberg ist im übrigen […]@ba-fk.verwalt-berlin.de.

Mit freundlichen Grüßen
Stralau

From: Bezirksamt Lichtenberg, Abt. Stadtentwicklung
To: Stralau
Subject: AW: AW: Wegsperrung unzureichend beschildert
Date: 13. Januar 2006

Ich danke Ihnen für den Hinweis und werde das Vermessungsamt
beauftragen den Grenzverlauf mit Friedrichshain zu klären.

Mit freundlichen Grüßen
C

Wir wollen auch suchen

Freitag, 13. Januar 2006

Quaero soll Google aufs Altenteil schicken

[…]
Das vom französischen Präsidenten Jacques Chirac initiierte Projekt soll mit Quaero eine Suchmaschinentechnik schaffen, die ihre Wurzeln in Europa statt in den USA hat.
[…]

[Golem.de]

Klingt ziemlich hilflos. Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Initiative erfolgreich sein wird.

Auf der anderen Seite gibt es sehr wohl Bereiche, in denen Politik aktiv werden sollte. Zum Beispiel stimmt es schon etwas sorgenvoll, daß die digitalisierten Bücher irgendwann in Privatbesitz sind. Förderlicher wäre es, die Rohdaten öffentlich vefügbar zu machen (oder zumindest jedem, der darin eine Suche anbieten will), auf daß verschiedene Suchmaschinenbetreiber geschickt gestrickte Suchmaschinen dazu anbieten. Das würde dann aber auch ziemlich teuer werden, da der Staat die Digitalisierung bezahlen müßte.

Ein Schloß, ein Schloß! (Don Alphonso jetzt bei Spon?)

Donnerstag, 12. Januar 2006

Ok, Don Alphonso in der Überschrift ist nur ein Hinkucker, ich hoffe, er nimmt es mir nicht übel, siehe unten.

Aber neuerdings wird härter ausgeteilt: man fragt sich, was schlimmer ist: die Vorwürfe der Schloßgegner oder die hilflosen Herbeischreibversuche der Journaille.

Lieber Herr Weiland, Ihr Pathos in allen Ehren, aber dem Artikel merkt man die dahinterliegende Intention doch sehr deutlich an. Und Ihre Argumentation ist geradezu putzig hilflos: zunächst wird versucht mit Ulbricht (ließ das Schloß abreißen) und Honecker (wollte es vielleicht wieder aufbauen) ein Böser-Sozialist-Guter-Sozialist-Gegensatzpaar aufzubauen. Daß sich die DDR-Führung in ihren letzten Jahren mangels eigenen Glaubens verstärkt preußischem Traditionskitsch zuwandte, ist bekannt. Darin drückte sich jedoch umsomehr die Spießigkeit dieser Truppe aus.

Denn das war das eigentlich beschämende am langjährigen [Schloß-/Palast-]Streit — daß mit ihr noch einmal nachträglich die Beseitigungspolitik unter Ulbricht gerechtfertigt wurde.

Nun ja — wenn von vornherein feststeht, daß alles andere als eine historische Rekonstruktion die Verharmlosung von kommunistischen Verbrechen bedeutet, kann man sich tatsächlich jede städtebauliche Debatte schenken. Dann sollte man aber nicht im nächsten Satz mit städtebaulichen Argumenten kommen:

Fast in Vergessenheit geriet, daß die Straße Unter den Linden ohne das Schloß nicht denkbar ist — angelegt wurde sie einst als Reitertrasse vom Palast in den Tiergarten –, und daß Schinkel seine Bauten am Schloß orientierte.

Das Problem, das Weiland hat, ist, daß er krampfhaft versucht, den Schloßgegnern ständig ideologische Motive einzureden und implizit behauptet, die Befürworter wären davon völlig frei.

Der Punkt ist nur: es geht hier nicht, wie von ihm behauptet, um Ostalgie. Es geht nicht mal um den Palast. Er stellt es als unglaublich neue Erkenntnis hin, daß der Palast häßlich ist. Sein Problem: das wissen auch viele Schloßgegner und das Schloß war nun auch nicht gerade eine architektonische Meisterleistung. Klar hätte man es nicht sprengen sollen. Wenn man nun aber schon in der Situation ist, den Platz neugestalten zu können, wäre ein phantasievoller Neubau (hey, ich sage nur Paris! London!), der zudem auf den gewünschten Zweck zugeschnitten und vermutlich auch billiger gewesen wäre, angebrachter. Und das Drängen auf einen möglichst schnellen Abriß, obwohl noch gar kein Geld für einen Neubau vorhanden ist, zeugt ja auch nicht gerade von Diskussionsbereitschaft. Um es hart zu sagen: für mich spricht aus dem Schloßprojekt tiefbeleidigter westberliner Antikommunismus (und ich bin nun weiß Gott kein Kommunist).

Am Ende wird dann der Haß auf die Stadtbewohner ausgelebt:

Während die Palastfans in Anzeigen Trauerarbeit leisten — jüngst mit Günter Grass an der Spitze –, steht es um das seelische Heil der Schloßanhänger kaum besser. Ihre eigentliche Tragik ist der mangelnde Ehrgeiz der Stadtbewohner.

Ach Gottchen, jetzt fühle ich mich aber getroffen.

Man bekommt fast den Eindruck, der Artikel könnte auch von Don Alphonso sein:

Die Argumente der Schloßgegner, so unterschiedlich sie sind, laufen auf eines hinaus: den Wiederaufbau zu verzögern, bis die nächste Generation daran die Lust verloren hat. Denn in Berlin verlaufen viele Debatten mit sicherer Präzision andersherum: Hier darf es, bitte, schön häßlich sein. Je häßlicher, umso authentischer, lebensnaher.

Fazit: hier hat jemand wirklich Panik vor der öffentlichen Debatte.

Propagandawörter

Dienstag, 10. Januar 2006

Dort können Verbraucher auch gegen eine Gebühr von 30 Euro prüfen lassen, ob sie einen Anspruch haben.

[FAZ von heute, S. 19]

Wer ist eigentlich auf die blöde Idee gekommen, Menschen als Verbraucher zu bezeichnen? Klingt nicht so gut. Ich weiß, was Rollen sind, ich würde mich aber dennoch lieber nicht beim Radiohören als Datensenke bezeichnen. Und Verbraucher wird oft nicht mehr ausschließlich als Rollenbezeichnung verwendet — neulich hörte ich das Wort sogar in politischem Kontext (sowas wie “Die Politiker und die Verbraucher”).

Aufgewachsen mit allgegenwärtiger Propaganda, fallen auch heute Wörter auf, die unnatürlich klingen und dennoch von vielen benutzt werden: entsorgen, preiswert, Samstag (außerhalb Süddeutschlands), Beamtin.

Wer denkt sich sowas aus und wie wird es verbreitet?

2005 …

Montag, 9. Januar 2006

… barg mehr Niederlagen als das an Niederlagen nicht arme 2004. Aber auch mehr Erkenntnis. Für 2006 hoffe ich auf weniger von beidem.

Erkenntnis

Montag, 9. Januar 2006

S: Es kann ja sein, daß er sehr intelligent und sehr nett ist, aber dann verstellt er sich ziemlich

Böhmische Berge

Sonntag, 8. Januar 2006
Steine
Steine
Das Haus am Wald
Das Haus am Wald
Schneebaum
Schneebaum
Zweige
Zweige
PU

Match Point

Sonntag, 8. Januar 2006

Den Kameramann will ich heiraten. Ein Blick für Architekturdetails, Bewegungen, die genau auf die Handlung abgestimmt sind. Ansonsten ein klassischer Woody Allen, aber viel präziser als seine bisherigen Filme: trotz Überlänge sehr knapp und exakt geschnitten, die handelnden Personen sind stärker herausgearbeitet als sonst und auch Musik und Schnitt halten den Zuschauer fest.

[IMDB]

Die Architekten

Sonntag, 8. Januar 2006

Warum habe ich Stefan Heym als Schwätzer in Erinnerung? Vermutlich wegen seiner etwas tranigen Art, in der er in seinen letzten Lebensjahren im Bundestag agierte. Seine Bücher jedoch haben nichts davon.

Die Architekten: ein knappes, gut konstruiertes, fast klassisches Drama um Macht, Korruption, Moral und den Verlust von Utopien im Sozialismus. Geschrieben 1965, erschienen 2000.

Germania 3 — Gespenster am Toten Mann …

Sonnabend, 7. Januar 2006

jetzt gleich im Radio und danach Müller-Abend.

[Und ganz schön schräg, wie der DLF mitten in der langen Müllernacht „zum Tagesausklang die Nationalhymne“ spielt.]