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[Teil 2]
Heute gehts los: Die gesamte Wanderung dauert ungefähr fünf Stunden, darin eingeschlossen ist die Besichtigung der Monumentenhalle und ungefähr zweimal Einkehren. Wandern in der Stadt hat ja auch den großen Vorteil, daß man quasi jederzeit in ein Lokal fallen kann.
Wir beginnen am S-Bahnhof Potsdamer Platz und gehen die Stresemannstraße in Richtung Süden. Auf der Straße ist der Mauerverlauf gut erkennbar. Links Preußischer Landtag und Gropius-Bau, rechts war mal A-Z, das Elektronik-Dorado für Ossis. An der Ecke Schöneberger Straße besuchen wir das Café Stresemann, ein schönes Beispiel westberliner Café-Kultur, wo im Unterschied zu Friedrichshain, Mitte, Prenzlauer Berg eine angenehme Unaufgeregtheit herrscht. Man wird hier nicht von Studenten bedient, sondern von richtigen Kellnern.
Der Anhalter Bahnhof, 1841 eingeweiht und 1880 durch einen prachtvollen Neubau von Franz Schwechten und Heinrich Seidel ersetzt, gehörte zu der ganzen Reihe an Kopfbahnhöfen, von denen aus vor dem Kriege der Berliner Eisenbahnverkehr abgewickelt wurde: Lehrter Bahnhof, Potsdamer Bahnhof, Stettiner Bahnhof (später Nordbahnhof), Schlesischer Bahnhof (heute Ostbahnhof) und Görlitzer Bahnhof. Von beiden Seiten gab es nach dem Krieg kein Interesse mehr an diesem eigentlich recht leistungsfähigen System: Die West-Berliner Seite setzte aufs Auto, die DDR hatte kein Interesse an einem freien Verkehr in ganz Berlin und wollte den Fernverkehr stattdessen im Osten bündeln.
So wurde 1952 der Fernverkehr am Anhalter Bahnhof eingestellt. Seitdem halten nur noch S-Bahn-Züge auf den unterirdischen Bahnsteigen. Der S-Bahn-Tunnel, 1936 eröffnet, wurde in den letzten Tagen des Krieges durch Sprengung geflutet. Aber das ist eine andere Geschichte. Den oberirdischen Bahnhof hat man 1960 abgerissen, nach Bürgerprotesten blieb immerhin der Portikus stehen.
Dahinter, wo bis in die Neunziger Jahre Gleise und Bahnsteige unter wuchernder Vegetation lagen, steht jetzt der Neubau des Tempodroms. Es erübrigt sich fast, zu erwähnen, daß auch dieses Bauvorhaben skandalträchtig war.
Hinter dem Tempodrom treffen wir das erste Mal auf alte Gleisanlagen und Bahnsteige, von struppigem Bewuchs bedeckt. Zwischen den riesigen überwucherten Bahnanlagen spielen Kinder. Von hier fuhren einst Züge nach Halle, Leipzig, Frankfurt, München, ja bis Wien, Neapel und Athen.
Wir überqueren die Fußgängerbrücke über die Straße und den Landwehrkanal, die da jetzt an Stelle einer der vielen Eisenbahnbrücken steht und erreichen das Gelände des Technikmuseums. Links am Hauptgebäude vorbei kreuzen wir das Gleis der Anschlußbahn und gelangen zum zukünftigen Gleisdreieckpark. Der Wachschutz läßt uns auf freundliche Bitte hin passieren.
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