Archiv für April 2006

Fischleim

Sonntag, 30. April 2006

Wenn ich mit meinem taubenblauen Sportjackett –

Durch die Straßen eile
Dann vor’m Gummiladen verweile
Zeigen die Schaufensterscheiben
Wie sich die Blicke der Mädels an meinen Muskeln reiben

da gaffen sie wieder
Die Dicken, die Dünnen,
Die Großen, die Kleinen
Doch ich hab’ kein Int’resse an Frauenbeinen
Mich int’ressiert kein Frauenbein
Bin unterwegs in Sachen Fischleim

Gott, laß sie doch vor Sehnsucht weinen
Tränen rühren mich bei keinem
Mit gelben Pantelons und Sportjackett
Finden mich die Mädels freilich nett
Mich int’ressiert kein Frauenbein
Bin unterwegs in Sachen Fischleim

Und wenn ich mich doch mal bequeme
Und eine mit auf Bude nehme
Dann steck’ ich sie zu den anderen in den Schrank

So geht bei mir die Sache lang
Mich int’ressiert kein Frauenbein
Bin unterwegs in Sachen Fischleim

[Jan Kummer/AG Geige]

Anhören.
Kaufen.

Elterngeld: Arm zahlt für Reich

Sonnabend, 29. April 2006

Leider wird die Debatte um das Elterngeld größtenteils unter dem Gesichtspunkt des Kulturkampfes gesehen. Die einen sehen die Hausfrauenehe bedroht, wir anderen alte Feindbilder bestätigt.

Die Leidtragenden sind jedoch die ohne Lobby: Sozialhilfeempfänger, darunter viele Alleinerziehende. Denn das ganze soll ja kostenneutral funktionieren. Und so soll im Rahmen der Einführung des Elterngeldes das Erziehungsgeld gestrichen werden. Die SPD streitet nur noch darum, ob das Elterngeld im ersten Jahr mit der Sozialhilfe verrechnet werden soll. Währenddessen wird das Erziehungsgeld im zweiten Jahre ganz gestrichen.

Das Elterngeld, das für Bezieher mittlerer und hoher Einkommen einen beträchtlichen Einkommenszuwachs bedeutet, führt bei Sozialhilfeempfängern im zweiten Jahre zu einem Verlust von insgesamt 3600 €.

[Taz]

Parkhaus: Zwischenstand

Sonnabend, 29. April 2006
Einschreiben Rückschein

Die Unterschriften sind im Bezirksamt eingetroffen.

Herzensnot, eigensüchtig.

Sonnabend, 29. April 2006

Ganz ganz groß: Harry Rowohlt liest „Der Wind in den Weiden“.

Gebt mir ein Leitbild

Sonnabend, 29. April 2006

Nachdem ich mich auf der anderen Seite des Flusses ziemlich aus dem Fenster gelehnt habe, ein paar Dinge, die anscheinend nicht selbstverständlich sind, die ich aber von einer etwas emotionsfreieren Diskussion erwarten würde:

[Hier gehts weiter: »]

Nachdenken macht Kopfschmerzen

Donnerstag, 27. April 2006

Im Juli 2002 wurde der jugendliche Marinus im brandenburgischen Potzlow von Bekannten brutal gefoltert und schließlich ermordet. So brutal, daß die Presse damals auf Details verzichtete, aber das, was bekannt wurde, war schon schlimm genug.

Sein Problem? Er gehörte nicht dazu. Vielleicht weil er einen Sprachfehler hatte. Vielleicht auch aus anderen Gründen. Die Täter hatten Langeweile.

Nach vier Monaten erfuhr sein bester Freund Matthias, wie sich einer der Täter damit brüstete. Er grub und grub und fand schließlich die Leiche.

Seine Mitschüler behandelten ihn danach als Verräter.

Der Bürgermeister spricht davon, daß es Prunk und Protz in der DDR nicht gegeben hätte und die Jugendlichen heute schrecklichem Druck ausgesetzt seien.

Der Vater von Matthias sagt: „Solange ich Marinus kenne, ist er ein Mitläufer gewesen. Er hat sich alles bieten lassen. Der hätte ins Heim, in die Sonderschule gehört, aber nicht in die Gesellschaft.“

Die jungen Männer, die sich ungerührt bei ihren Gewaltspielen filmen lassen sagen: „Nachdenken macht Kopfschmerzen.“

Das Leben von Matthias beleuchtet die Dokumentation Zur falschen Zeit am falschen Ort, heute 23.19 Uhr im SWR-Fernsehen.

Bahn: Lobbyisten taugen nix

Donnerstag, 27. April 2006

Schwierige Zeiten prophezeit ein Strategiepapier der Deutschen Bahn für das eigene Logistikgeschäft: Das werde Marktanteile verlieren — es sei denn die Lkw-Maut würde vervierfacht, heißt es darin. Eine politische Forderung sei das aber nicht, betont das Unternehmen.

[Quelle]

Warum nicht?

Und im Radio: nix

Donnerstag, 27. April 2006

Also das ist schon seltsam: nachdem ich mir neulich einen DVB-T-Empfänger zum Anschluß an den Rechner gekauft hatte, stellte ich fest, daß man damit auch Radio hören und aufnehmen kann. Leider weder Deutschlandradio noch -funk. Dabei feuern die ja sonst medial auf allen Kanälen.

Auf Anfrage bekam ich folgende Antwort vom Sendernetzbetrieb:

Lieber Hörer ,
vielen Dank für Ihre Zuschrift.
Eindeutige Antwort: Nein.
DVB-T ist für TV entwickelt worden.
Eine allgemeine Hörrundfunkausstrahlung ist nicht vorgesehen.
Hier sind andere Verfahren wie DAB führend.

Die Ausstrahlung einiger Programme in Berlin ist nicht auf ganz Deutschland übertragbar und als “Versuch” anzusehen.
Bitte beachten Sie Möglichkeit des DAB Empfangs.
Informationen unter:

http://www.digitalradio.de

Da ich eine Möglichkeit suche, Radio zeitversetzt zu hören, hilft mir nur ein Gerät, das sich irgendwie an den Rechner anschließen läßt. Das einzige solche, das sich in der recht alten Liste bei www.digitalradio.de findet, ist beim Hersteller Terratec aber nicht mehr zu sehen. Online-Händler führen auch nur tragbare und Autoradios.

Da wird also mit viel staatlichem Geld ein digitales Sendesystem aufgebaut und nach ein paar Jahren gibt es keine vernünftigen Empfangsgeräte, die auch Aufnahmen ermöglichen. Ein Schelm, wer die Contentmafia dahinter vermutet.

Geräusche, die man ungern hört

Mittwoch, 26. April 2006

[Überhaupt: Google Sound, das wär’s.]

Kundeninformationen

Dienstag, 25. April 2006

Kurze Reviews, eingedampft:

Car-Sharing der Deutschen Bahn
Super. Alles wohlorganisiert: Man meldet sich an, kann sofort ein Auto buchen, muß aber bevor man losfahren will nochmal am Bahnschalter seinen Führerschein zeigen. Das geht aber auch nachts um eins noch, zum Beispiel am Ostbahnhof. Dann bekommt man eine Karte, mit der man das Auto öffnet und los geht’s. Gut durchdachtes Web-Interface, Umbuchungen und Stornierungen kein Problem und eine freundliche Hotline, die auch bei dummen Fragen geduldig bleibt, gibt es auch. Wenn man vom Auto ins Haus gewackelt ist, kann man online schon die Rechnung abrufen.
Und die Datenschutzbeauftragte hat mir geschrieben, daß dabei nur Start- und Endzeitpunkt sowie die Anzahl der gefahrenen Kilometer übertragen werden, keinesfalls Standortinformationen.
Für Stralauer: Auf dem Parkplatz in der Kynaststraße stehen ein Passat und ein Smart 44.
Miglia TV-Mini
Fernsehen in einem Fenster auf dem Rechnerbildschirm ist prima. Aufnehmen auch. Und daß der Fernseher jetzt wegkann um so mehr. Probleme: die UI von EyeTV (wovon ich aber nur die Version 1.8.5 probiert habe, für Tiger gibt es eine neuere) ist nicht besonders Mac-like. Und daß ich das Programm von tvtv im Browser ankucken und auswählen muß, will mir nicht in den Kopf: das könnte man doch prima im Editor-Fenster haben.
Auf meinem Ibook zieht das Fernsehen ziemlich viel Last. Ich nehme an, daß der größte Teil des Decodierens nicht im USB-Stick, sondern in der CPU abläuft. Außerdem macht der Stream (von dem standardmäßig immer 2 GB gepuffert werden) alle Dateioperationen etwas zögerlich. Letzteres ist aber vermutlich ein Problem der langsamen Festplatte und kann auch abgestellt werden.
Das WISO-Steuersparbuch
ziemlicher Dreck. Wirre UI, die Hilfen für Selbständige sind nicht besonders hilfreich und das Installieren unter einem Nicht-Administrator-Account sollte man unterlassen.
E-Plus
Immer schlimmer. Von der früher hervorragenden Hotline wird man inzwischen beschimpft. Man hat außerdem immer das Gefühl, die Mitarbeiter stehen unter starkem Druck.
Das Sony-Ericsson Z1010
war ein Fehlkauf. Nokia-verwöhnt ist die Benutzerführung ein Krampf: Tasten sind hirnrissig unterschiedlich belegt, so daß blinde Bedienung ausfällt. Außerdem sehr kurze Akkulaufzeit und das Ladegerät wird nur aller paar Wochen mal erkannt („Reparatur“ brachte auch nichts), so daß es meistens aus ist.

Fernsehtips

Montag, 24. April 2006

Zoomo scheint mal wieder Winterschlaf zu machen, deswegen hier zwei Hinweise für heute abend:

“Darwins Alptraum”, eine erschütternde Dokumentation über das andere Ende des Systems: im Viktoriasee wurden in den sechziger Jahren Nilbarsche ausgesetzt, die heute den See leer- und sich gegenseitig fressen. Der inzwischen so genannte Viktoriabarsch wird in Europa teuer verkauft. Für die am Rande des Sees lebenden Menschen bleiben die Fischreste und ein unbarmherziger Überlebenskampf, finanziert teilweise von EU-Geldern. 20.40 Uhr.

“Bahnhof Zoo — das Tor zum Westen”, eine Dokumentation über die Geschichte des Bahnhofes, 22.15 Uhr im RBB-Fernsehen.

Didi und Stulle bei der langen Buchnacht

Montag, 24. April 2006
Didi und Stulle

Normalerweise ist das nicht nötig. Es soll aber tatsächlich noch ein oder zwei Leute geben, die Spreeblick nicht lesen. Deswegen hier nochmal der Hinweis:

Fil live gezeichnet bei der langen Buchnacht.

Tatort: Revanche (SWR)

Montag, 24. April 2006

Schön schnell geschnitten. Sympathische Figuren. Prima Schauspieler. Klassischer Krimi ohne Sozialgetue. Großartige Bilder, angenehm zurückhaltende Musik. Und das Menscheln außerhalb der eigentlichen Handlung beschränkt sich auf den großartig-unsympathischen Studenten-Streber, der mal bei der Polizei reinkuckt. Selbst die Tochter in tragischen Verhältnissen, die sich mit altkluger Eigenmächtigkeit über ihre verstrickten Eltern hinwegsetzt und damit entscheidend zur Aufklärung beiträgt, verkommt nicht zum Kleine-Mädchen-Klischee.

In Ludwigshafen werden gern sprechende Autokennzeichen verwendet: Kopper hat LU-ZF 4, Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, von ihren Fans zärtlich UFo genannt) LU-FO und der tragische Täter dieses Films benutzte LU-SR.

Das Problem mit der Schleichwerbung allerdings ist, daß man oft nicht so genau weiß, woran man ist. Nach “Komm, süßer Tod” glaubt man nicht an Zufall, wenn die Notrufnummer des DRK mehrmals groß eingeblendet wird.

[Erstsendung: 23. April 2006]

Neue Bohnen

Sonntag, 23. April 2006

Im Café am Nachbartisch zwei hinreißende Damen, die sich urig-unverständliche schweizer Kchehllaute zuwerfen. Mir gegenüber eine Schöne, die versucht, ihrem gekränkten Partner Verständnis zu schenken. Dazwischen ich, durch mein Buch geschützt, hin und wieder unvermittelt laut loslachend.

Reicher Sterben im Wasser?

Sonnabend, 22. April 2006
Kurt ist furt

Finde sieben Unterschiede: Ein Ei der Werbeagentur oder ein Augenzwinkern bei der Deutschen Bank?

An der Straßenecke

Freitag, 21. April 2006

Er: Ick hab nô sechs Jahre ßu lehm.
Sie: Sechs Jahre? Na dit reicht ja denn ooch.

Berliner Kurier: Schäuble an allem Schuld

Freitag, 21. April 2006

Daß Wolfgang Schäuble sich im Potsdamer Mordversuchsfalle ausgesprochen widerwärtig ausdrückt, ist bekannt. Welche Aussagen man von ihm aufgreift, sagt aber auch einiges über die Zitierenden: Scäuble (sic!) beleidigt die Ostdeutschen titelt die B.Z.A der Berliner Kurier im Namen der gekränkten Seelen.

Dabei hat er in diesem Punkt ja recht: anstatt beleidigt zu sein, sollte die Frage nach den Ursachen uns Ostdeutsche wirklich beschäftigen. Und es ist ja nicht so, daß der Haß auf das Andere plötzlich mit der Wende über uns hereingebrochen wäre: üble Übergriffe gab es auch schon in den achtziger Jahren.

Und: Wir werden erst dann ernstgenommen, wenn man uns auch kritisieren kann, ohne beleidigt angekuckt zu werden.

[Jetzt aber Schluß mit dem Wir.]

Des Unterhauses Unterpfand

Freitag, 21. April 2006

Die Welt der Aristokratie wird von den deutschen Blogs mit Ausnahme Don Alphonsos weitgehend ignoriert. Das muß anders werden!

Ehemalige Weltreiche wie zum Beispiel Österreich oder Großbritannien haben meist etwas Verschrobenes an sich. Die spezifisch britische Verschrobenheit äußert sich bekanntermaßen in der Nichtabschaffung alter Regeln und deren strenger Befolgung.

Ein angenehmes Schmunzeln verspürte ich daher bei einem mehrwöchigen Aufenthalt in London-Brixton, wo ich mangels Wassers im Hause regelmäßig das lokale Schwimmbad aufsuchte und alle Besucher sich streng an das große Schild “Swim clockwise” hielten.

Über andere Regeln berichtet heute ein netter Artikel von Bernhard Heimrich (FAZ, S. 7) anläßlich des 80. Geburtstages der Queen. Darin auch die Beschreibung der Tradition einer Geiselnahme.

Stadtumbau Ost

Mittwoch, 19. April 2006

[Sind solch dröge Überschriften besser?]

Am 9. April hat Bundesbauminister Tiefensee angekündigt, 620 Millionen Euro für die Fortsetzung des Programms Stadtumbau Ost bereitzustellen. Tiefensee hat Erfahrung mit diesem Programm — er war bis vor kurzem Oberbürgermeister von Leipzig.

In Leipzig werden seit einigen Jahren mit Steuergeldern großflächige Abrisse von Bauten des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts finanziert. Das ist besonders tragisch, weil diese einmaligen Häuser zu DDR-Zeiten zwar verfielen, nach der Wende jedoch noch fast vollständig erhalten waren. Kraß auch, daß eine der Forderungen von 1989 der Erhalt der Bausubstanz war, die jetzt von einem Bauminister, der Leipziger Freiheit beschwört, mit vernichtet wird, gründlicher als es die DDR gekonnt hätte.

Arnold Bartetzky schreibt heute anläßlich der neulich stattgefundenen Demonstration in einem ausführlichen Artikel in der FAZ (Schluß mit den Märchen, S. 37):

[…] längst pfeifen es die Spatzen von Leipzigs Dächern, daß die [städtische Wohnungsbaugesellschaft] LWB, um sich potentielle Konkurrenten auf dem heißumkämpften Wohnungsmarkt vom Hals zu halten, einen Großteil ihrer unsanierten Häuser ohne Rücksicht auf ihren Denkmalwert lieber planmäßig dem Verfall und schließlich der Abrißbirne überläßt, als sie zu einem marktüblichen Preis an sanierungswillige Investoren zu verkaufen.

[…]

Daß diese perfide, von der Stadt als dem einzigen Gesellschafter der LWB unterstützte Strategie nicht nur die beherrschende Stellung des Unternehmens auf dem Immobilienmarkt stabilisiert, sondern auch bares Geld in seine Kassen spült, ist dem milliardenschweren Abrißprogramm namens “Stadtumbau Ost” zu verdanken: Mit einer Pauschalprämie von zur Zeit sechzig Euro pro Quadratmeter Wohnfläche werden die meisten Abrisse in Ostdeutschland von der öffentlichen Hand finanziert. Gerade im Falle der freistehenden Bauten in der Zerbster Straße, die sich ohne besonderen Sicherungsaufwand großflächig einstampfen lassen, dürfte diese Summe die tatsächlichen Kosten deutlich übersteigen. Zudem wird die LWB für ihren Vandalismus vom Bund mit einem Erlaß der auf dem Grundstück lastenden Altschulden belohnt, so daß sie die Brachfläche nach der Selbstbereicherung aus Steuergeldern gewinnbringend veräußern kann.

Die geplante Vernichtung des Eutritzscher Ensembles bezeichnet den Höhepunkt einer neuen Abrißwelle, die Leipzig derzeit überrollt. Schon in den letzten Jahren hat die Stadt, vor allem durch eine verfehlte Baupolitik und Praktiken der LWB, unzählige Baudenkmäler vom Spätklassizismus bis zur Jahrhundertwende verloren. Angesichts des steigenden Widerstands in der Bevölkerung und der zunehmenden Sensibilität der Lokalpresse keimte kurz die Hoffnung auf, daß der Aderlaß eingedämmt werden könnte. Doch nach der Winterpause erlebt die Leipziger Abbruchindustrie, nicht nur dank der LWB, eine neue Blütezeit. So wurde vor einigen Tagen in der schon zuvor durch unsinnige Verbreiterungspläne verwüsteten Friedrich-Ebert-Straße zum allgemeinen Entsetzen das sogenannte Märchenhaus, einer der prachtvollsten großbürgerlichen Jahrhundertwendebauten Leipzigs mit einer in ihrer historistischen Überschwenglichkeit deutschlandweit einzigartigen Fassade, in einen Schutthaufen verwandelt. Ein weniger spektakuläres, aber für das Stadtbild noch wichtigeres Haus aus der frühen Gründerzeit wird gerade am Dittrichring, direkt gegenüber der Thomaskirche, nach einem Teileinsturz niedergelegt.

Während den beiden Bauten wegen ihres ruinösen Zustands und des Bankrotts beziehungsweise der Unfähigkeit ihrer Besitzer schon lange kaum Rettungschancen eingeräumt wurden, ließe sich zumindest die Fassade eines ebenso zentral gelegenen, im LWB-Besitz befindlichen Gründerzeithauses in der Käthe-Kollwitz-Straße ohne weiteres erhalten. Doch die Stadt denkt gar nicht daran, sich den Wünschen des Investors zu widersetzen, der das Gebäude vollständig für einen Erweiterungsbau der benachbarten Medica-Klinik abbrechen will. Ein weiteres schockierendes Beispiel für die Preisgabe eines Kulturdenkmals für kurzsichtige Investoreninteressen bietet der vor einigen Wochen erfolgte Abriß der 1909 errichteten Wagenhalle im ehemaligen Straßenbahnbetriebshof Reudnitz. Die älteste Stahlbetonhalle Leipzigs mußte einem Supermarkt weichen, obwohl sie mit vertretbarem finanziellem Mehraufwand in das Projekt hätte integriert werden können.

[…]

Verrückt geworden …

Dienstag, 18. April 2006

… bin ich nicht, danke der Nachfrage. Ich war es schon immer.

Titten raus, es ist Frühling!

Dienstag, 18. April 2006

[Man sieht, mir gehen die Überschriften aus]

Schlechte Gestaltung
Schlechte Gestaltung

Leipzig: die Stadt der Gastfreundschaft (vielen Dank allen, die mich so freundlich beherbergten), der schönen Cafés und Mädchen sowie der schlechten Typographie. Wirklich. Die Gestaltung sieht immer noch aus wie Anfang der Neunziger. Dabei gibt es hervorragende Gestalter in dieser Stadt. Aber ebenso wie beim Abriß der Bausubstanz, den albernen Straßenbahnansagen und den Keksdosen auf den Neubauten, ist Mediokres sehr gefragt.

Einen wunderschönen Jugendstilsalon in einem Antiquitätengeschäft zum Spottpreis entdeckt. Paßt leider nicht in meine Wohnung.

Auf dem Rückweg starke Fotos: Helga Paris: Diva in Grau. Häuser und Gesichter, aufgenommen 1983-85 in Halle. Der Dunst, der alles grau macht, die Häuser und vor allem die Menschen. Ganz groß.

Helga Paris
Händel von hinten

Das Stadtmuseum Halle allerdings hat die wohlwollende Rezension z.B. in der FAZ nicht verdient: Öffentlichkeitsarbeit miserabel. Öffnungszeiten im Netz widersprüchlich, Adresse nicht zu finden und auf dem gedruckten Flugblatt wird nicht erwähnt, daß am Ostermontag auch geöffnet ist. Man hört, daß auch die große Ausstellung zu 1200 Jahren Halle, die leider erst im September eröffnen soll, schon jetzt unter Organisationschaos leidet.

Dafür hier umsonst: die Paris-Ausstellung ist geöffnet noch bis 30. April, Di-So 10-17 Uhr im Stadtmuseum Christian-Wolff-Haus, Große Märkerstraße 10.

Gute Öffentlichkeitsarbeit hingegen bei den beiden überregionalen öffentlich-rechtlichen Rundfunkprogrammen Deutschlandradio und Deutschlandfunk: nicht nur, daß unter www.dradio.de viel Fundus — Manuskripte, Podcasts, Hintergrundinformationen — erhältlich ist. Auch das monatlich kostenlos zugesandte Programm- und das vierteljährliche Hörspielheft sorgen für große Freude.

Tatort: Kunstfehler (RBB)

Dienstag, 18. April 2006

Die Geschichte ist schnell erzählt: zuerst der Hund, dann die Ehefrau des erfolgreichen Arztes Matthias Lehndorff (Helmut Zierl) werden ermordet. Als Täter in Frage kommt zunächst der pleitegegangene Werbegrafiker (gut gespielt von Christian Düring) mit zwei Motiven (sein Kind ist nicht von ihm, sondern vom Arzt und die Frau des Arztes hat ihn falsch beraten). Am Ende wars dann der Klavierlehrer der Tochter, der nicht über den Verlust seiner eigenen, vom Arzt totoperierten Tochter hinwegkam.

Wie immer in Berlin ist die Story (Buch: Pim Richter) ziemlich dünn, außerdem die Dialoge ziemlich gestelzt (Regie: Hartmut Griesmayr), das Schauspiel diesmal dafür angenehm zurückhaltend, schlechte Gags tauchen kaum auf und auch die Musik (Joe Murabe) findet das richtige Maß.

[Erstsendung: 17. April 2006]

It’s in the water baby

Sonntag, 16. April 2006

Und nachdem er drei Tage nicht aufhören konnte zu tanzen, weil der Schmerz hinter der Stirn nicht nachließ, brach er zusammen.

Ein schmaler Streifen Blutes aus dem linken Mundwinkel.

O Haupt voll Blut und Wunden

Freitag, 14. April 2006

O Haupt voll Blut und Wunden
Voll Schmerz und voller Hohn,
O Haupt, zum Spott gebunden
Mit einer Dornenkron!
O Haupt, sonst schön gezieret
Mit höchster Ehr und Zier,
Jetzt aber höchst schimpfieret,
Gegrüßet seist du mir!

Du edles Angesichte,
Davor sonst schickt und scheut
Das große Weltgewichte,
Wie bist du so bespeit,
Wie bist du so erbleichet
Wer hat dein Augenlicht,
Dem sonst kein Licht nicht gleichet,
So schändlich zugericht?

Die Farbe deiner Wangen,
Der roten Lippen Pracht
Ist hin und ganz vergangen,
Des blassen Todes Macht
Hat alles hingenommen,
Hat alles hingerafft,
Und daher bist du kommen
Von deines Leibes Kraft.

Paul Gerhardt

Abwesenheitsnotiz

Freitag, 14. April 2006

Bin gerade wegen einer Phase schweren Genusses (vulgo: Überstunden abbummeln seit Montag) einigermaßen außerstande, sinnvolle Texte zu schreiben.

Grüße aus dem Süden.

Melde mich, wenn ich wieder normal bin.

Mahonis Groupies immer jünger

Montag, 10. April 2006

Hach. Beim Freund mit dickem Schwanzr Leitung zum ersten Mal Toni Mahoni gesehen. Is ja nu alljemein berühmt. Troztzdem gut.

Am besten jedoch, daß für die vierjährige Tochter besagten Freundes TM die Lieblingssendung ist. Toni, wir lie’m Dir.

Parkhaus: Zwischenstand

Montag, 10. April 2006

Danke allen, die unterschrieben haben. In eineinhalb Wochen sind 294 Unterschriften, fast ausschließlich aus dem betroffenen Viertel (Alt Stralau, Krachtstraße, Fischzug) zusammengekommen. Das ist eine große Hilfe, weil es zeigt, was uns Anwohnern wichtig ist.

Wie geht es weiter? Wir stehen sowohl mit dem Stadtbezirk als auch mit der Betroffenenvertretung in Kontakt — demnächst wird es einen gemeinsamen Termin geben. Berichte hier, bleiben Sie dran!

Polizeiruf 110: Tod im Ballhaus (MDR)

Montag, 10. April 2006

Was sich der MDR so unter Krimi vorstellt: Abstruses Drehbuch (Peter Kahane), schlechter Schnitt und hölzerne Dialoge (Regie: Hans Werner). Dazwischen tapsiges Menscheln um die neue Küche von Kommissar Schmücke (Jaecki Schwarz).

[Erstsendung: 9. April 2006]

Beim Italiener

Donnerstag, 6. April 2006

am Nachbartisch zwei Jungs. Ich hatte gedacht, die New-Economy-Spacken wären ausgestorben. Stimmt nicht — der Nachwuchs macht jetzt in Immobilien. Sonst genau wie damals: „lockere“ Kleidung, Trendfrisuren, Telefonieren im Restaurant. Diebische Freude über vermeintlich großartige Geschäftsideen.

„Ich kann diese Frau auch nicht mehr riechen.“
„Nicht mehr darüber reden, die regt mich auf.“
„In der Woche, in der wir nach London fliegen, fliegt sie.“
„Ja, aber ganz freundlich. Ich werde mit ihr ein nettes Gespräch führen.“
„Prost.“

~

„Bye, bye Berlusconi“ ist dann doch nur eher so mittel. Die Idee, das Making-Of zum eigentlichen Film zu machen, ist zwar sehr überzeugend umgesetzt, der Hauptdarsteller sieht B. nicht nur äußerst ähnlich, er spielt auch grandios. Aber die Story ist etwas dünn, zu pathetisch und die Stammheim-Reminiszenz, also bitte.

Uninteressant, aber nützlich

Donnerstag, 6. April 2006

Das folgende ist für fast alle uninteressant, könnte aber einigen Leuten, die danach suchen, viel Zeit sparen:

  1. Wenn man Dateisysteme zwischen Windows-, Linux- und Mac-Rechnern teilen will, kann man NFS und SMB/Samba benutzen. NFS ist schnell, aber schwierig zu konfigurieren, SMB konfiguriert sich leicht, ist aber (zumindest in der Mac-Implementierung) langsam. Das Mittel der Wahl ist das Apple Filing Protocol (AFP).

    Es ist schnell, kinderleicht zu konfigurieren, kann mit Mac-Metadaten und Unicode-Dateinamen umgehen und es gibt sowohl eine Implementierung von Microsoft als auch eine für Linux (Netatalk).

  2. Wenn ein Mac-OS-X-Nutzer keine AFP-Verbindung mehr aufbauen kann (Fehler 5002), die anderen aber schon, dann kann das daran liegen, daß irgendwelcher Mist in der Einstellungsdatei liegt.

    Es hilft dann, den Key com.apple.AppleShareClientCore in der Datei ~/Library/Preferences.GlobalPreferences.plist zu löschen (genauer: die Datei per Doppelklick öffnen, com.apple.AppleShareClientCore suchen und <Delete>, danach ab- und wieder anmelden).

So, jetzt ist es auch schon wieder gut mit dem langweiligen Mist.