Archiv für Juli 2007

Faulheit …

Dienstag, 31. Juli 2007

… ist es nicht, die mich schon wieder einige Krimifolgen verpassen läßt. Eher berufliche und gesellschaftliche Pflichten. Daß ich trotzdem gern ein vollständiges Archiv hätte, mag man albern finden und mir Mut zur Lücke wünschen, zumal bei einem so unwichtigen Thema — und hätte recht damit.

Ich würde mich dennoch freuen, wenn sich Leute fänden, die sich einzelne Folgen von Tatort und Polizeiruf 110 ansehen wollen und hier eine kurze Zusammenfassung schreiben möchten. Es gibt keine inhaltlichen oder formalen Vorgaben — Gedichte, Bilder oder Aufnahmen von Nasenflötenorchestern sind auch gern gesehen, solange sie sich auf den Film beziehen.

Es handelt sich um folgende Termine:

  • 19. August, Polizeiruf 110 (Halle): Tod eines Fahnders
  • 26. August, Tatort (Bremen): Strahlende Zukunft — schon weg
  • 16. September, Tatort (Kiel): Borowski und der Mann am Fenster
  • 23. September, Tatort (München): A gmahde Wiesn

Mitmachen: blog@stralau.in-berlin.de

Sieh an.

Montag, 30. Juli 2007
Blu, Kreuzberg Cuvrystraße
Kreuzberg, Cuvrystraße. Klicken macht groß. Foto: Felix

Arbeit von Blu aus Bologna, Teil von Planet Prozeß (noch bis 19. August im Senatsreservespeicher Cuvrystr. 3–4, Mi-So 14-22 Uhr). Im Skizzenbuch von Blu u.a. wunderschöne Animationen.

Immer wieder sonntags? Heute nich.

Sonntag, 29. Juli 2007
  • Danke der Nachfragen, die Erklärung für fehlende Krimis ist einfach: Das Erste macht Sommerpause. Am 19. August gehts weiter: mit der Polizeiruf-Folge „Tod eines Fahnders“ aus Halle.
  • Die wohl berühmteste Tatort-Folge, „Reifezeugnis“, erhält eine Fortsetzung: Neben Nastassja Kinski sind auch Christian Quadflieg und Judy Winter wieder dabei. Regisseur Wolfgang Petersen will allerdings nicht und Kommissar Finke ist schon eine Weile tot.

Links von Freitag, 27. Juli 2007

Sonnabend, 28. Juli 2007

Gesammelte Links von Freitag, 27. Juli 2007:

Fahrt nach Sacrow

Freitag, 27. Juli 2007

So, Freunde: Rohkunstbau mal wieder. In diesem Jahr der zweite Teil der im vorigen Jahr begonnen Trikolore: „Weiß — Gleichheit“. Auch wenn man bei manchen Arbeiten nicht so richtig weiß, wie sie zu diesem Thema passen sollen, ist doch viel Spannendes dabei: Ayşe Erkmen mit einem organischen weißen Vorhang vor dem Parkblick, der sich bei näherem Hinsehen als aus vorgefertigten Plasteteilen herausstellt, Thomas Rentmeister gibt einem Wäschestapel mit Zuckerstücken und Tic-Tac die Anmutung einer strukturierten Wand und Julian Rosefeldt zeigt eine Videoinstallation, die beeindruckend auf die Umgebung und deren Geschichte bezugnimmt.

Die Begleittexte allerdings sind manchmal banal und zu interpretierend: ob einer Arbeit etwas „verstörend Steriles anhaftet“, würde ich lieber selbst herausfinden.

Die Hauptausstellung ist in diesem Jahr im Schloß Sacrow (Veranstaltungen finden auch in Groß-Leuthen und Warschau statt). Sacrow ist ein kleines Dorf, zur Kommune Potsdam gehörend und an der Grenze zu West-Berlin liegend. Und so fährt man, von Spandau kommend, ein ganzes Stück auf dem ehemaligen Kolonnenweg entlang. Das Schloß, 1773 erbaut, wurde zu DDR-Zeiten von Grenzsoldaten und später vom Zoll genutzt, im von Lenné errichteten Schloßgarten wurden Hunde trainiert. Inzwischen ist der Garten wiederhergerichtet, der Mauerweg verläuft durch den Park, allerdings verbietet die Parkordnung hier das Radfahren.

An dieser Stätte errichteten 1897 Prof. Adolf Slaby und Graf von Arco die erste deutsche Antennenanlage für drahtlosen Verkehr
Jesus da funk. Heilandskirche Sacrow, Campanile. Klicken macht groß.

Ein wundervolles Kleinod ist die Heilandskirche am Seeufer des Schloßparkes, 1844 von Persius im Wasser in italienischem Stil mit Campanile errichtet. Von letzterem wurden 1897 die ersten Funkversuche in Deutschland unternommen. Die Kirche stand im Niemandsland (d.h., sie stand zwischen Mauer und Wasser), dennoch fanden bis Weihnachten 1961 hier Gottesdienste statt. Danach wurde die Inneneinrichtung von Grenzsoldaten zerstört. Da sie von West-Berlin aus sichtbar war, fiel der schlechte Zustand auf und West-Berliner um den damaligen Bürgermeister R. v. Weizsäcker und den Tagesspiegel sammelten Geld für die Restaurierung. Dieses konnte unter komplizierten Umständen auch zweckgebunden an die DDR-Kirche gespendet werden und die Kirche wurde 1984 restauriert. Bei der Sacrower Gemeinde jedoch, die die Kirche nicht nutzen konnte, stieß diese Sammlung nicht unbedingt auf Verständnis.

Seit 1990 gehört die gesamte Anlage als Teil der Potsdamer Havellandschaft zum UNESCO-Weltkulturerbe, was jedoch nicht dazu führt, daß Geld für die Restaurierung des Schlosses vorhanden wäre. Für Rohkunstbau jedoch, das ja immer in charmant-verfallenen Schlössern stattfindet, ist das gerade richtig. Wer auf dem Rückweg noch Zeit hat und über Potsdam fahren will, kann der Maison du Chocolat einen Besuch abstatten.

Service

Nicht so sinnvoll: daß diese Angaben tlw. nur im Begleitheft, das auf der Ausstellung erhältlich ist, stehen, nicht auf der Webseite.

Die Ausstellung im Schloß Sacrow läuft noch bis 26. August und ist geöffnet Sonnabend und Sonntag 10–20 Uhr. Veranstaltungen in Groß-Leuthen 19. August bis 1. September.

Anfahrt:mit dem Auto über Potsdam oder Spandau oder mit dem Bus 697 oder mit dem Wassertaxi ab Potsdamer Hafen oder Glienicker Brücke

Zu den Festivalveranstaltungen in Sacrow und Groß-Leuthen fahren Shuttle-Busse vom Schloßplatz in Berlin. Reservierung erforderlich

Maison du Chocolat: Benkertstraße 20 im Holländischen Viertel in Potsdam

Links von Donnerstag, 26. Juli 2007

Freitag, 27. Juli 2007

Gesammelte Links von Donnerstag, 26. Juli 2007:

Mir fällt nichts mehr ein.

Donnerstag, 26. Juli 2007

Im Fernsehen: Trickfilme für Erwachsene

Montag, 23. Juli 2007

Nicht was Ihr denkt. Eine schöne Reihe diese Woche bei 3sat:

  • Dienstag, 24. Juli, 22.25 Uhr Waking Life (Richard Linklater, USA 2001)
  • Mittwoch, 25. Juli, 22.25 Uhr Ghost in the Shell (Mamoru Oshii, Japan 1995)
  • Donnerstag, 26. Juli, 22.25 Uhr Das große Rennen von Belleville (Sylvain Chomet, Frankreich/Belgien 2003)
  • Sonnabend, 28. Juli, 16.10 Uhr Chicken run — Hennen rennen (Nick Park und Peter Lord, USA 2000)
  • Sonnabend, 28. Juli, 1.20 Uhr Animationsfilmnacht mit Kurzfilmen:
    • Die Strafe Gottes — Eine schlimme Geschichte (Louis Zoller, Deutschland 2004)
    • King of Fools (Olaf Enke, Deutschland 2004)
    • Apropos (Ilona Fritzsche, Lena Meyer, Deutschland 2005)
    • Another kind of Love (Jan Švankmajer, Großbritannien/BRD 1988)
    • Meine Muttersprache (Susan Danta, Australien 2002)
    • Eines Nachts … (Vladimir Lescovs, Lettland 2004)
    • Das Leben des Pan Tian Shou (Joe Chang, China 2003)
    • Der Tod des Stalinismus in Böhmen (Jan Švankmajer, Großbritannien/Tschechoslowakei 1990)
    • Spiel mit Steinen (Jan Švankmajer, Österreich 1965)
  • Sonntag, 29. Juli, 23.25 Uhr Die geheimen Abenteuer von Däumling (Dave Borthwick, Großbritannien 1993)
  • Sonntag, 29. Juli, 0.35 Uhr Kurzfilme von Jan Švankmajer:
    • Das kleine Fressen, 1992
    • Fleischliche Liebe, 1988
    • Tücken des Gesprächs, 1982
    • Flora, 1989

Links von Sonntag, 22. Juli 2007

Montag, 23. Juli 2007

Gesammelte Links von Sonntag, 22. Juli 2007:

Links von Sonnabend, 21.Juli 2007

Sonntag, 22. Juli 2007

Gesammelte Links von Sonnabend, 21.Juli 2007:

Synästhesie

Freitag, 20. Juli 2007

Als zwei Kollegen die Besprechung vor den anderen verließen, im Kopf das Geräusch gehört, das Ichat macht, wenn andere den Chat verlassen.

Unter dem Pflaster …

Freitag, 20. Juli 2007

… der Stralauer Allee, da liegt noch Kopfsteinpflaster und alte Straßenbahnschienen.

Kritik des Herzens

Dienstag, 17. Juli 2007

Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.

[Wilhelm Busch]

Parkplatzdialog

Dienstag, 17. Juli 2007

Ich so beim Einparken mit der Stoßstange des Carsharing-Autos den Parkplatzzaun berührt. Sichtbare Kratzer. Die Carsharing-Zentrale so:

„Da müssen Sie die Polizei rufen, der Zaunbesitzer könnte ja auch geschädigt sein.“

Ich so eine Stunde gewartet, dann kommt Berliner Polizei mit Karacho auf den Parkplatz gebrettert. Ein Mann und eine Frau, beide Anfang Fünfzig, verlassen den Wagen.

Er so, zeigt auf den Parkplatzeingang: „Wissense watta steht?“
Ich so: „?“
Er so: „Da vorne auf den Schild.“
Ich so: „??“
Er so: „Da steht Privatparkplatz. Meine Zuständigkeit endet da vorne. Nu erklärnse mir mal, wieso Sie uns gerufen haben!“
Ich so: „Naja … die Carsharingzentrale hat gesagt …“
Er so: „So. (Pause). Und wenn die saren, Sie soll’n aus’m Fenster spring’n, dann machense dit ooch?“
Ich so: „Mh. Soll ich die jetzt also anrufen und sagen, daß Sie sich weigern eine Anzeige aufzunehmen?“
Er so (erregt): „(Pause). Sarensemal, hamse mir nich zujehört?“

Seine Kollegin zeigt kichernd auf die Kratzer: „Wie hamse’n dit hinjekricht?“
Beide ins Auto und mit Karacho ab.

Zeitunglesen

Dienstag, 17. Juli 2007

Ich bin tatsächlich ein zwanghafter Zeitungsleser. Ich lese den „Guardian“, die „Herald Tribune“ und ich durchforste das Internet. Da meine produktivste Arbeitszeit der Vormittag ist, sind die Zeitungen aber natürlich auch der Feind des Schreibens; das ist immer ein Kampf.

[Ian McEwan, FAZ von Sonnabend, 14. Juli, S. Z6]

Kulturkrampf

Montag, 16. Juli 2007

Diese Verbissenheit. Ich weiß nicht, wer mehr nervt: solche, die Glauben und Wissenschaft nicht unterscheiden können und den Biologieunterricht zum Schauplatz moderner Gottesbeweise machen wollen.

Oder aber jene, die Wissenschaft und Glauben nicht auseinanderhalten wollen und in ängstlich-fanatischem Atheismus die Gesellschaft wahlweise in der Hand terroristischer Muselmanen oder missionierender Christen befürchten.

Ich geh solange mal die Engel in der Nähmaschine nachzählen.

Wir tanzen, wir tanzen

Sonnabend, 14. Juli 2007

Flüstern und Schreien ist eine Dokumentation von 1987 über verschiedene DDR-Bands. Dieter Schumann hat 1994 eine Fortsetzung gedreht, die leider nur ein einziges Mal im Fernsehen lief und nicht mehr erhältlich ist. Der Film ist ein wunderbares Abbild der Stimmung der frühen Neunziger in Berlin. Viel mehr will ich zum Inhalt nicht sagen, denn die Fernsehaufnahme ist inzwischen im Internet aufgetaucht. Zu sehen sind Feeling B bei ihrem letzten Konzert (Steinbrücken im Schlamm), Aljoscha, der die Leute zuquatscht, Paul, der noch etwas erreichen will, Santa Clan, das Wydoks, die Anfänge von Rammstein und natürlich Sandow (in Berlin, in Petersburg und in den Bunkern der Normandie) — Chris Hinze und Kai-Uwe Kohlschmidt.

Das kriegen wir auch noch hin, wir haben ja schon einen Staat kleingekriegt.

Das sagte die Bibliothekarin in der Senefelderstraße, als sie mich mal wieder zu einer der Demos gegen die Schließung des dortigen Postamtes einlud. (Besonders nett: als die Omis aus der Herbstlaube in der Dunckerstraße mit Stühlen und einem Cellisten das Postamt besetzten und Volkslieder sangen — ick sach nur 10 Strophen gelber Wagen — und die damals noch nicht zimperliche Berliner Polizei sich weigerte, den Räumungsbeschluß auszuführen).

Es ergibt keinen Unterschied, ob man von Schaben oder Milben regiert wird.

Egal ob Hausbesetzer oder Nostalgiker, Künstler, Spinner oder Spießer — der Systemvergleich, den Kohlschmidt (nein, nicht der im Auto, das ist Aljoscha. Der mit der Sonnenbrille auf der Stirn) in Teil 6 zwar völlig zugekokst, aber durchaus logisch erklärt, war Anfang der Neunziger noch in allen Köpfen präsent — auch wenn er bei jedem ganz unterschiedlich ausfiel. Inzwischen ist diese Geschichte nur noch Teil der privaten Biographie — das wir ist uns längst verlorengegangen.

Ich habe das Gefühl, der Film könnte auch wieder aus dem Internet verschwinden. Hier gibt es eine relativ simple Möglichkeit, Youtube-Filme herunterzuladen.

Links von Freitag, 13.Juli 2007

Sonnabend, 14. Juli 2007

Gesammelte Links von Freitag, 13.Juli 2007:

Zünden Sie …

Donnerstag, 12. Juli 2007

… den Steuer-Turbo mit der Premium-Datenübernahme.

Heute im Fernsehen

Mittwoch, 11. Juli 2007
  • Die ebenso sehenswerte wie verstörende Dokumentation „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ über Matthias, den Freund des brutal ermordeten Marinus und über das Dorf Potzlow in Brandenburg.

    Zur falschen Zeit am falschen Ort, 21.03 Uhr, Eins Extra

  • Eine Gruppe von Philosophiestudenten, Kinder von SED-Funktionären, die 1977 das Marx-Zitat im Foyer der Humboldt-Universität wörtlich nehmen und die Welt verändern wollen. Die Gruppe wird zerschlagen, als sie Kontakt zu linken Studenten an der FU Berlin aufnehmen wollen. Inga Wolfram, die damalige Frau von einem der Studenten, Klaus Wolfram (heute Basisdruck), hat jetzt einen Film darüber gedreht und auch den Verräter, den heutigen Chefredakteur der Jungen, Welt Arnold Schölzel, befragen können.

    Sechs Freunde und ein Spion, 23.30 Uhr, Erstes Programm

Seid wachsam, deutet die Zeichen!

Dienstag, 10. Juli 2007

Kennst Du die Wüste der toten Ideen?
Kennst Du die Kadaver, einstmals Deine Götzen?

Zwei Dinge:

  1. Sandow sind nach acht Jahren wieder da — beim Konzert im Brandenburger Haus der Offiziere. Sympathische Nervosität und kleiner Club. Zurück zur Songstruktur — merkwürdige Liebeslieder, die zunächst etwas irritieren. Vom Mehrdeutigen, der Sklavensprache, die Sandow in den Neunzigern perfektionierten, sind seltsam ungenaue Metaphern übriggeblieben. Aber das muß noch nichts heißen — alte Fans haben ja oft den Hang, Künstler festlegen zu wollen. Die alten Sachen rocken jedoch immer noch.

    Damals: Nach dem DDR-Album „Stationen einer Sucht“ mit vor allem Geradeaus-Rocksongs kam Unerhörtes. Dem ersten Einschlag, dem „13. Ton“ folgten: „Fatalia“, „Anschlag“, „Stachelhaut“, jedes ein völlig neues Geräusch, jedes verstörender, eigener, abgeschlossener als das vorherige.

    Die Angst, Zerrissenheit und Unversöhnlichkeit, die Seele, die sie in den Neunzigern unbeirrt von aller Ironie der anderen und ohne Scheu vor Pathos auslebten, ist ihnen auf der Bühne immer noch zu anzusehen. Aber was bedeuten diese neuen Lieder?

    Die Geschichte der ersten Sandow bestand aus Mißverständnissen: „Born in the G.D.R.“, das noch heute in jeder zweiten ARD-Doku über die Wende gespielt wird, wurde zum Song der Nostalgiker. Die Musikkritik konnte Sandow mangels Kategorien nur mit den Einstürzenden Neubauten vergleichen. Sandow selbst wollten sich einerseits den Vermarktungszwängen verweigern, waren andererseits in ihrem Pathos auf Publikum angewiesen und mit ihrer relativen Bedeutungslosigkeit wohl auch nie recht einverstanden.

    Gleichzeitig werden sie heute wohl immer noch mit Born in the G.D.R. assoziiert, denn so viel Publikum gab es später nicht mehr. Beim Bizarrefestival 1991, als sie mit zwanzigminütigem Intro das Publikum zum Kochen und die Veranstalter gegen sich auf-brachten. Bei vierstündigen Live-Gesamtkunstwerken mit präzisem Programm, Filmen und gewaltiger Choreographie.

    Das HdO in Brandenburg hat die sympatischsten Barmänner, die ich je erlebt habe und im Keller eine süße Darkwave-Disko, die verdammt an den Duncker und die Insel Anfang der Neunziger erinnert: Sie spielen sogar noch Phillip Boa.

    Trotz der Irritationen bin ich gespannt, wie es weitergeht — ob es einen Zugang zu den neuen Sachen geben wird, wenn „Kiong — Gefährten der Liebe“ endlich verkauft werden wird. Sehr interessant klingt die Ankündigung für das Konzert am 26. August im Nikolaisaal in Potsdam, gemeinsam mit dem Filmorchester Babelsberg, mit dem sie früher mehrere Platten aufgenommen haben. Vorher wird Flüstern und Schreien Teil 2 von 1994 gezeigt — ein rarer Film mit hauptsächlich Feeling B und Sandow, der angeblich nur noch auf einem Originaltape von Dieter Schumann existiert.

  2. Eine andere äußerst liebgewonnene Institution der Wendezeit macht dicht: Die Scheinschlag-Redaktion geht in den Untergrund. Verdammt. Muß das so sein, wenn man alt wird?

    [Bov Bjerg]

Links von Montag, 9.Juli 2007

Dienstag, 10. Juli 2007

Gesammelte Links von Montag, 9.Juli 2007:

Tatort: Sterben für die Erben (SWR)

Montag, 9. Juli 2007

Der Hotelbesitzer und Tyrann Karl Grimm (Traugott Buhre) fällt die Treppe herab und ist tot. Seine Kinder kommen ganz nach ihm: sie treffen im Hotel ein und streiten sich um das Erbe. Obwohl diese Szenen manchmal ein klein wenig klamottenhaft übertrieben wirken, ist diese Folge doch ein gutes Kammerspiel geworden: in der verlorenen ganz wunderbar übertrieben Siebziger-Jahre-Ausstattung des heruntergekommenen Hotels treffen sich die schrägen Mitglieder der Familie und beginnen, sich zu zerfleischen.

Währenddessen bekommt Kopper (Andreas Hoppe) eine Glanzrolle als verdeckt ermittelnder Koch mit prima Partnerin (Nikola Kastner), auch wenn es einen ähnlichen Einfall vor kurzem im Münchner Tatort gab. Auch Musik (A-Capella-Stücke passend zur Situation, Ulrich Sinn) und Kamera sind herausragend. Die Auflösung war zwar schon nach ungefähr der Hälfte zu erraten — sie ist jedoch so ungewöhnlich und gleichzeitig zu den Charakteren passend, daß auch das nicht störte. Einzig die Figur der nervigen Praktikantin (Claudia Fritzsche) störte in ihrer Überzeichnung.

[Erstsendung: 1. Juli 2007]

Links von Sonntag, 8.Juli 2007

Montag, 9. Juli 2007

Gesammelte Links von Sonntag, 8.Juli 2007:

Grapher

Donnerstag, 5. Juli 2007

Grapher

Nur so: Beim Stöbern im Dienstprogramme-Ordner finden sich kleine Schätze. Als ich zur Schule ging, mußten wir noch alles selbst zeichnen. Heute gibt es mächtige und ausgereifte Werkzeuge wie Mathematica oder Matlab. Die können praktisch alles.Wer sich jedoch nur schnell und einfach Kurven anzeigen lassen will, kommt mit dem OS X 10.4 beigelegten Grapher ganz prima aus.

Links von Mittwoch, 4.Juli 2007

Donnerstag, 5. Juli 2007

Gesammelte Links von Mittwoch, 4.Juli 2007:

2

Dienstag, 3. Juli 2007

Begrüßungscenter.

Dienstag, 3. Juli 2007

Lied durch!

Montag, 2. Juli 2007

Aaaaaaaaaaain Lied!

Schtüüüüüüüüüüüüüüümt an!

Lieeeeed durch!

Wenn alle Brünnlein fliehießen …

Ein seltsames Phänomen der späten DDR war die Militarisierung der Schulen. In der dritten Klasse verwandelten wir bei Probealarmen den Werkraum in einen atombombensicheren Bunker, was meiner kleinen Schwester heftige Alpträume bescherte. Im Sportunterricht wurde Weitwurf mit Handgranatenatrappen geübt. Das erfuhr ich allerdings erst später von einem ehemaligen Klassenkameraden, da die Dinger vom Sportlehrer nur F1 genannt wurden und ich als mit Abstand Schlechtester den Sportunterricht nahm wie er kam. War eben eine F1. Gab ja noch andere Merkwürdigkeiten, mit denen ich nicht viel anfangen konnte, Bockspringen beispielsweise.

Später dann ZV. Und das kam so:

In der neunten und zehnten Klasse gab es Wehrunterricht: NVA-Offiziere kamen in die Schule, um unsere Verteidigungsbereitschaft zu wecken. Die hatten allerdings in der zweiten Hälfte der Achtziger schon einen schweren Stand, weil sie sich nicht offen von der KPdSU distanzieren konnten, die inzwischen deutlich machte, daß Abrüstung nur mit Vertrauen in den Gegner erreicht werden kann.

Dann fuhren die Jungen für zwei Wochen ins Wehrlager, für die Mädchen gab es ZV (Zivilverteidigung) in der Schule. Man konnte allerdings auch als Junge anstatt ins Wehrlager zu fahren, an der ZV teilnehmen. In meiner Klasse waren das außer mir noch zwei. Für uns, die wir (unsportlich und Christenlehre) normalerweise mehr oder weniger Zielscheibe der anderen männlichen Schüler waren, war das eine großartige Zeit: Vierzehn Tage zu dritt mit den Mädchen.

ZV beschäftigte sich hauptsächlich mit Erster Hilfe, aber auch das Anlegen von Gasmasken und Marschieren standen auf dem Programm. Heute frage ich mich, was wohl die Anwohner der Straßen gedacht haben, durch die wir in alten grauen Uniformen eher grölend als singend gezogen sind. Vermutlich war es auch den Lehrern unserer Schule, die größtenteils ziemlich vernünftig waren, richtig peinlich, so unterwegs zu sein.

Die Stadt im Wasser

Sonntag, 1. Juli 2007
Venedig, Canal grande
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Venedig, Palazzo
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Der Don-Alphonso-Effekt: In Italien sind die lästigen Allergien (die mich in Polen fast umgebracht hätten) weg. Das kann im Falle Venedigs natürlich auch am Wasser liegen. Im übrigen ist die Stadt überwältigend. Erwartet hatte ich ein teures von Touristen verstopftes Disneyland. Teuer ist die Stadt tatsächlich, aber es hat doch einen ganz eigenen Reiz durch die Gassen zu gehen und immer wieder das Wasser zu sehen und zu riechen. Das Licht ist ganz eigenartig, hell und nur ein wenig diffus, sehr freundlich alles in allem.

Venedig
Löwe mit Perspektive. Klicken macht groß.

Gut auch, daß es Partner in Venedig gab, die dort wohnen und mir einiges zeigen konnten, was ich sonst nicht gesehen hätte. Schön war, daß ich viel Zeit hatte, Zeit, in der man sich in Venedig ganz wunderbar treiben lassen kann. Erstaunlich und gut ist die Stille in der Stadt: durch den fehlenden Autoverkehr hört man Kinderlachen in den Höfen, den Gesang der Vögel und das Kreischen der Möwen.

Venedig
In der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari. Klicken macht groß.

Leben mit dem Wasser: Jugendliche, die abends den Motor ihres Bootes verzieren, um dann Damen zu beeindrucken.

Venedig, Biennale, Yungkoo Lee
Biennale: Der koreanische Künstler Yungkoo Lee modelliert die Skelette von Tom … Klicken macht groß.

Biennale: in den Giardini läßt es sich gut wandeln: in einem Pavillon verweilt man zwischen 10 und 60 Minuten, dann ist man wieder im Freien zwischen den Bäumen, kann einen Kaffee trinken bevor es weitergeht. So kommt keine Müdigkeit auf. Allerdings wirkt die Präsentation der Kunst nach Ländern etwas überholt. Manches (vor allem auch in der großen Ausstellung im Arsenale — Spitzenmotto: „Think with the senses — feel with the mind“) macht ratlos: ästhetische Spielereien ohne Botschaft oder aber Politkitsch. Wenn schon Ländervergleich: Isa Genzken im Deutschen Pavillon haut nicht um — allerdings ist der monumentale Nazibau auch schwierig zu bespielen. Genzken versucht das zu brechen, indem sie den Pavillon mit einem Baugerüst und Planen einkleidet. Nebenan Rußland mit langweiligem Gewaltkitsch und teuer aussehenden Installationen.

Venedig, Biennale, Yungkoo Lee
Biennale: … und Jerry. Klicken macht groß.

Die Schweiz zeigt das Werk, das mir am besten gefallen hat: eine große Multimediainstallation von Yves Netzhammer, sehr präzise und den gesamten Pavillon nutzend. Überhaupt sind die Werke, die eigens für den Raum geschaffen wurden, in dem sie stattfinden, am überzeugendsten: Monika Sosnowska, die das Skelett eines Hauses in den polnischen Pavillon hineinpreßt und Maaria Wirkkala aus Finnland mit „Landing Prohibited“.

Venedig, Biennale, Polen
Biennale: Polnischer Pavillon. Klicken macht groß.
Venedig, Biennale
Biennale: Kunst in der Stadt. Klicken macht groß.

In der Stadt in Venedigs Palästen die Länder, die keinen eigenen Pavillon haben — das hat schon was: man trifft an unerwarteten Ecken auf Kunst und kann sich zudem die schönen Gebäude auch von innen ansehen. Viel findet am Eröffnungswochenende statt: Vanessa Beecroft veranstaltet eine Performance auf dem Fischmarkt — es ist allerdings ziemlich schlimm: eine sehr undurchdachte und kitschige Sache zum Sterben im Sudan: schwarz angemalte fast nackte Frauen legen sich nach und nach auf einen weißen Untergrund und werden von der (ziemlich nervösen) Künstlerin mit einer roten Flüssigkeit aus Eimern übergossen. Nuja.

Auch schön: mit dem Boot zum Flughafen fahren.

Venedig, Biennale, Vanessa Beecroft
Biennale: Beecroft-Performance wird gefilmt. Klicken macht groß.