Archiv für Mai 2015

Halt! Rauschgift ist Selbstmord

Freitag, 22. Mai 2015

Ich muß mal mein Briefmarkenalbum im Keller suchen. Es gab darin eine Seite Deutsches Reich, neben älteren Marken vor allem Hindenburg und ein paar Hitlers. Meine Eltern hatten mir verboten, die Hitler-Marken anderen zu zeigen, befürchtend, daß es irgendwie Ärger geben könnte. Ich weiß nicht, ob es wirklich Ärger gegeben hätte, aber so waren die Zeiten.

Aber ich habe mich gegruselt vor Hitler in meiner Briefmarkensammlung. Ich habe ihn meiner kleinen Schwester gezeigt, die hat sich noch mehr gegruselt.

Mehr noch als vor Hitler hatten wir jedoch Angst vor einer österreichischen Anti-Drogen-Marke von 1973. Es gab die regelmäßige Wette, wer sich traut, die Seite mit dieser Marke anzuschauen. Später habe ich oft überlegt, ob das Motiv wirklich so schlimm ist oder ob wir Kinder es uns schlimmer ausgemalt haben.

Jetzt habe ich es wiederentdeckt und, nun ja, es ist tatsächlich etwas heftig:

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Kreuzberg, Erster Mai 2015

Freitag, 1. Mai 2015

„Saisonbeginn 30.4., 7 Uhr” hat jemand stolz mit Kreide auf die Tafel vor dem Prinzenbad geschrieben.

“Trinkt keinen Alkohol, ißt vegan und glutenfrei. Zum Glück hat er einen Freund, sonst würde ich mir Sorgen machen.” Der Wirt im Prinzenbad-Imbiß spricht kreuzbergisch, also Hochdeutsch, aus dem das sich abgewöhnte Berlinisch noch ein wenig an den Wortendungen herausklingt. Im Unterschied zu Mittisch, das bemüht berlinert und möglichst viele Ost-Ausdrücke einflicht.

Das Freibad-Publikum vor allem Rentner und langhaarige Mitt-Fünfziger.

Im Unterschied zu den Ost-Berliner Bädern grüßt man sich hier gegenseitig sehr freundlich. Alle wirken sehr einladend. Auch das Personal ist urst nett. Ich werde von zehn Leuten darauf hingewiesen, daß das kalte Becken nur 15º hat. Von denen, die dort aussteigen mit stolzem Unterton. Ich versuche es dennoch, nur um schnell ins wärmere Becken zu wechseln.

Für die Schlüssel der Wertsachenschließfächer muß man 10€ Pfand hinterlegen. Eine Frau meint, das sei ein wenig hinterwäldlerisch, woanders könne man diese ja mit der Eintrittskarte öffnen und schließen. Ich kenne kein Berliner Bad, in dem das geht und frage überrascht, wo das denn so sei. Sie sagt „Kopenhagen, Stockholm”. Ach so. Das hier ist doch aber Berlin.

Auf dem Rückweg die übliche Polizeiansammlung am Kottbusser Tor. Kreuzberg wirkt aber viel friedlicher als noch vor wenigen Jahren am Ersten Mai. Viel gefährlicher als Polizei- oder Demonstrantengewalt sind sowieso die hirnrissigen Fahrradwege am Kottbusser Tor.