Tatort: Waffenschwestern (HR)

Sonntag, 21. Dezember 2008

Nun ist es ja so, daß die ARD-Sender Quoten an den Sonntagabend-Krimis haben, je nach Größe dürfen sie unterschiedlich viele Sonntage im Jahr bespielen. Für den Hessischen Rundfunk gibt es drei Sendungen im Jahr und bisher fiel davon eine auf den vorzüglichen Polizeiruf aus Bad Homburg mit Jan-Gregor Kremp und Inga Busch. Da dieser jedoch anfang dieses Jahres seine letzte Folge hatte, gibt es jetzt eine mehr für den Frankfurter Tatort. Die dortigen Darsteller Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf lassen sich aus Termingründen nicht für drei Drehs im Jahr zusammenbringen und so gibt es nun eine Folge im Jahr, in der nur einer der beiden ermittelt — Waffenschwestern ist die erste solche Folge, Dellwo ist im Urlaub und so ermittelt Charlotte Sänger allein.

Dieser Teil der Geschichte — die Alleinermittlerin zwischen arrogantem Staatsanwalt (noch besser als sonst: Thomas Balou Martin), dem vermittelnden Chef (Peter Lerchbaumer) und der Alleinermittlerin — funktioniert ganz wunderbar: sicher inszeniert setzt eine sehr lebendige Kamera die vorzüglichen Schauspieler ins Bild. Andrea Sawatzki wirkt noch unwirklicher und blasser, ja grüner als sonst und es tut ihr gut, einen Film zu haben, der sich ganz um sie dreht. Auch die Ausstattung (eine Hitparade der bekanntesten Grün- und Brauntöne des öffentlichen Dienstes, die wunderbar mit Sawatzkis Haar- und Gesichtsfarbe korrespondieren) tut ihr übriges. Toll auch die sorgsam-witzigen Details: Wie beim ersten Mord zunächst nur der übriggebliebene Kaffeetassenhenkel in der Hand des Opfers zu sehen ist, bevor langsam die Leiche gezeigt wird.

Aber ach: die eigentliche Handlung (Buch: Michael Proehl) wirkt wie eine überstudierte Männerphantasie: schießende Rächerinnen im RAF-Stil, die Duelle des 19. Jahrhunderts nachstellen und dabei pathetisch Puschkin rezitieren. Unglaubwürdig und langweilig erzählt.

[Erstsendung: 14. Dezember 2008]

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