Die Stadt im Wasser
Sonntag, 1. Juli 2007Der Don-Alphonso-Effekt: In Italien sind die lästigen Allergien (die mich in Polen fast umgebracht hätten) weg. Das kann im Falle Venedigs natürlich auch am Wasser liegen. Im übrigen ist die Stadt überwältigend. Erwartet hatte ich ein teures von Touristen verstopftes Disneyland. Teuer ist die Stadt tatsächlich, aber es hat doch einen ganz eigenen Reiz durch die Gassen zu gehen und immer wieder das Wasser zu sehen und zu riechen. Das Licht ist ganz eigenartig, hell und nur ein wenig diffus, sehr freundlich alles in allem.
Gut auch, daß es Partner in Venedig gab, die dort wohnen und mir einiges zeigen konnten, was ich sonst nicht gesehen hätte. Schön war, daß ich viel Zeit hatte, Zeit, in der man sich in Venedig ganz wunderbar treiben lassen kann. Erstaunlich und gut ist die Stille in der Stadt: durch den fehlenden Autoverkehr hört man Kinderlachen in den Höfen, den Gesang der Vögel und das Kreischen der Möwen.
Leben mit dem Wasser: Jugendliche, die abends den Motor ihres Bootes verzieren, um dann Damen zu beeindrucken.
- Biennale: Der koreanische Künstler Yungkoo Lee modelliert die Skelette von Tom … Klicken macht groß.
Biennale: in den Giardini läßt es sich gut wandeln: in einem Pavillon verweilt man zwischen 10 und 60 Minuten, dann ist man wieder im Freien zwischen den Bäumen, kann einen Kaffee trinken bevor es weitergeht. So kommt keine Müdigkeit auf. Allerdings wirkt die Präsentation der Kunst nach Ländern etwas überholt. Manches (vor allem auch in der großen Ausstellung im Arsenale — Spitzenmotto: „Think with the senses — feel with the mind“) macht ratlos: ästhetische Spielereien ohne Botschaft oder aber Politkitsch. Wenn schon Ländervergleich: Isa Genzken im Deutschen Pavillon haut nicht um — allerdings ist der monumentale Nazibau auch schwierig zu bespielen. Genzken versucht das zu brechen, indem sie den Pavillon mit einem Baugerüst und Planen einkleidet. Nebenan Rußland mit langweiligem Gewaltkitsch und teuer aussehenden Installationen.
Die Schweiz zeigt das Werk, das mir am besten gefallen hat: eine große Multimediainstallation von Yves Netzhammer, sehr präzise und den gesamten Pavillon nutzend. Überhaupt sind die Werke, die eigens für den Raum geschaffen wurden, in dem sie stattfinden, am überzeugendsten: Monika Sosnowska, die das Skelett eines Hauses in den polnischen Pavillon hineinpreßt und Maaria Wirkkala aus Finnland mit „Landing Prohibited“.
In der Stadt in Venedigs Palästen die Länder, die keinen eigenen Pavillon haben — das hat schon was: man trifft an unerwarteten Ecken auf Kunst und kann sich zudem die schönen Gebäude auch von innen ansehen. Viel findet am Eröffnungswochenende statt: Vanessa Beecroft veranstaltet eine Performance auf dem Fischmarkt — es ist allerdings ziemlich schlimm: eine sehr undurchdachte und kitschige Sache zum Sterben im Sudan: schwarz angemalte fast nackte Frauen legen sich nach und nach auf einen weißen Untergrund und werden von der (ziemlich nervösen) Künstlerin mit einer roten Flüssigkeit aus Eimern übergossen. Nuja.
Auch schön: mit dem Boot zum Flughafen fahren.
Toller Bericht, supertolle Fotos. Danke! und wg. Boot zum Flughafen, da fällt mir ein: Nett find ich auch den Boots-Service vom Cipriani – am Anleger am Markusplatz zum uralten Bakelit-Telefon greifen, dann wird man auch für einen Drink auf die Giudecca abgeholt.
….fahr nochmal hin, mit dem Zug und richte es ein ca. um 5 Uhr, vor dem Touristenansturm dort zu sein. Zu dieser Zeit glaubt man noch das Venedig der Medici zu sehen – die Fassaden sind noch nicht hochgeklappt und zeigen halt noch Fassade und nicht Glas mit dem unendlichen Variationen an Masken… Nun ja, diese Erfahrung ist auch schon zehn Jahre und mehr her.