Rembrandt in der Gemäldegalerie
Montag, 4. September 2006- Mädchen im Bilderrahmen
Die Persönlichkeiten auf den Porträts gehen sehr nahe. So nahe, daß die Vorfahren aus den Bildern zu sprechen scheinen. Als hätten sie all die lange Zeit gewartet, bis Du vorbeikommst. Man fühlt sich mit seinem kleinen Leben gewogen und fragt sich, ob man das nötige Gewicht aufbringt.
Diese Nähe über die Zeitenferne hinweg entsteht durch verschiedene Mittel: die Personen blicken dem Betrachter geradewegs ins Auge. Sie verfolgen ihn sogar mit Blicken, bewegt er sich weiter (funktioniert das wegen der einfach schwarzen Pupillen?). Das Detail ist wichtig: die sorgsam ausgeführten Hautflecken, Barthaare und Fältchen sorgen für eine unerklärliche Rührung, die dadurch entsteht, daß man den Dargestellten als einzigartig wahrnimmt. Schließlich ist den Menschen eine feierliche Konzentration inne, die auf den Betrachter übergeht und ihn zu einer wohltuenden Ruhe zwingt.
Beispielhaft das „Mädchen im Bilderrahmen“ (das hier leider nur sehr unzureichend wiedergegeben ist, in der Ausstellung dagegen strahlend schön). Die auf den Scheinrahmen (der in der Ausstellung zur Verstärkung noch von einem echten umgeben ist) aufgemalten Hände verstärken noch den 3D-Effekt, der durch den wandernden Blick entsteht. Und während sie sinnend aus dem Rahmen herausschaut, entfachen ihr ruhiger Blick und die weite Landschaft hinter ihr gleichzeitig eine süße Sehnsucht nach ihrer unerreichbaren Welt.
Auch unbedingt lesen: Niklas Maak über die Ausstellung.